Frei sein?

mountainhope

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"Freiheit bedeutet für mich, das zu tun, was man will, wo, wann und so viel einem gerade in den Sinn kommt. Wenn ich zu jeder Zeit, an jeden Flecken der Erde reisen könnte, dann wäre ich frei," sagte Marilyn, als sie und Gerald an einer saftig grünen Wiese vorbei gingen und sich in der Ferne die schneebedeckten Berge begannen von dem fast gleichfarbigen, grauen Hintergrund abzuheben
"Frei sein!" seufzte sie.

Auch Gerald blieb stehen. Er lehnte sich an einen Baum und sah, wie Marylin ihren Blick in die Wolkendecke lenkte.
Er hatte sie nur gefragt, was sie unter ´Freiheit´ verstehen würde.
"Jetzt wird Marylin mir wohl einen Vortrag über die Freiheit, und über ihre positiven und negativen Einflüsse auf den Menschen halten." dachte er.
Aber sie stand nur da und ließ ihren Blick über die Wolken bis zu den Bergen am Horizont gleiten
"Was ist da, was siehst du da?"
Gerald war ihren Blicken gefolgt.
Abwesend, als sei sie gar nicht mehr hier, hob Marylin ihre Hand und fuhr sich langsam durch das lange Haar. Leicht und wie in einer Zeitlupenaufnahme viel es über ihre Schultern.
"Frei sein!" hauchte sie noch einmal, "wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen," sie breitete ihre Arme aus und flog," wie ein Fisch durch die Meere zu schwimmen," sie sprang in den See und schwamm ins Meer, "wie eine Antilope über die weite Savanne zu laufen..." sie stand auf und lief
"Das ist für dich Freiheit?" fragte Gerald nach ein paar Minuten.
Marylin sah ihn entrüstet an. Er hatte ihren wunderbaren Traum mit dieser sehr abwertend klingenden Frage gestört.
"Ja, natürlich. Das ist Freiheit. Pure Freiheit. - Was denkst du denn, was Freiheit ist?"
"Freiheit ist mit einem Jeep durch die staubige Savanne zu brettern, mit dem eigenen Motorboot volles Rohr über dass Wasser zu blasen und mit einem Bungeeseil von einer megahohen Brücke zu springen. Das ist die Freiheit, die man heute braucht, deine ist doch total veraltet."
Gerald grinste Marylin herausfordernd an.
"Das ist aber ein trügerische Freiheit!. Für den Jeep und das Boot brauchst du Benzin und beim Bungeespringen hast du vielleicht für drei bis höchstens fünf Sekunden das Gefühl von Freiheit, dann werden deine Eingeweide in deinen Kopf geschleudert und dein Gehirn wird hin- und hergeworfen. Du bist nicht wirklich frei!"
"Für mich ist Freiheit alles, was mir Spaß macht."
Gerald wurde unsicher.
"Außerdem ist das doch wohl scheißegal, lass uns weitergehen, ich will nach Hause."
In den zwanzig Minuten bis zu ihrem Auto sprachen sie kein Wort miteinander. Marylin dachte über ihre Freiheit und Gerald über seine nach.
Dann stiegen sie in ihr Auto und fuhren zurück in die Stadt und landeten prompt im Feierabendverkehr.
 



 
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