Freiheit durch Suizid

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Ich öffnete die Augen. Ich stand in meinem Zimmer vor dem großen Spiegel. Ich zog mich bis auf die Unterwäsche aus und betrachtete mich im Spiegel. Ich konnte meine Rippenbögen sehen und fuhr mit meinen Fingern darüber, um sie spüren zu können.
Ich drehte mich um und betrachtete meine Schulterblätter. Sie waren schön sichtbar und erinnerten mich an abgebrochene Flügeln, die kaputt gegangen waren bei dem Versuch, meinen Körper in die Luft empor zu heben.
Es war hoffnungslos. Ich würde nie perfekt sein können. Mein Traum würde nie in Erfüllung gehen.
Frei sein. Das war es, was ich wollte.Frei sein wie ein Vogel. Hoch empor fliegen, weg von meinen ganzen Problemen.
Ich zog meine Klamotten wieder an und ging die Treppe hinunter. Ich ging in die dunkel beleuchtende Küche hinein, hinüber zur Ecke, wo die ganzen Messer standen.
Ich wollte frei sein.
Ich nahm ein Messer in die Hand, welches einen schwarzen Griff besaß und edel aussah.
Ich schaute kurz hoch, als ich hörte, wie meine Mutter mit ihrem Auto ankam.
Ich wollte doch nur frei sein.
Ich rammte das Messer in mein Herz hinein, wodurch mir ganz warm um das Herz herum wurde. Ich brach zusammen und alles um mich herum wurde dunkler.
Ich hörte in weiter Ferne, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und jemand schrie.
Ich wollte doch nur frei sein.
 
E

eisblume

Gast
Hallo Schattenmädchen,

wenn ich richtig gezählt habe, fangen 16 deiner 22 Sätze mich „Ich“ an. Tut mir leid, das ist sehr eintönig und ermüdend zu lesen, auch - oder gerade - bei so einem kurzen Text. Falls es als stilistisches Mittel gedacht sein sollte, finde ich das leider nicht gelungen.

Mit der Überschrift nimmst du eigentlich den Inhalt deiner Geschichte schon komplett vorweg.

Dazu kommt letztlich, dass du aus der Sicht einer Toten schreibst (zumindest gehe ich davon aus, dass das Ich den Messerstich nicht überlebt hat). Insofern kann diese Geschichte in der Ich-Form so nicht funktionieren. In diesem Fall würde sich z. B. ein Abschiedsbrief anbieten.

Insgesamt überzeugt mich dein Text jetzt leider nicht, vielleicht magst du ja über eine Überarbeitung nachdenken.

Lieben Gruß
eisblume
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Schattenmädchen,

vielleicht hat Eisblume recht mit ihrer formalen Kritik, ich weiß es nicht.

Ich bin erst einmal erschüttert von diesem Bild eines zu Tode reduzierten jungen Menschens, der in seiner dem 'Alltagsmenschen' unverständlichen Qual nur um sich selbst kreist und den Wert seines Lebens davon abhängig macht, ein unerreichbares Ziel erreichen zu können. Wenn man Mutter oder Vater ist, mag sich einem das Herz zusammenziehen bei dem Gedanken, sein Kind in diesem Zustand der Unerreichbarkeit zu sehen, und ständig mit einer solchen Handlungsweise rechnen zu müssen.

Ich glaube, so eine Geschichte bezieht ihren 'Wert' durch die Veranschaulichung eines unerklärbaren Zustands. Für mich fallen fehlende 'Dramatisierungen' darum nicht so ins Gewicht.

Mal sehen, was andere sagen.

Liebe Grüße
Petra
 
Hallo Eisblume,

Ich bedanke mich für deine Verbesserungsvorschläge.
Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich so oft "Ich" benutze.

Wer sagt, dass sie am Ende sterben wird? Wahrscheinlich wegen meiner Überschrift oder? Müsste geändert werden.
Trotzdem, das Ende ist ja so gesehen offen gelassen worden. Es kann sein, dass sie stirbt.
Es kann aber auch sein, dass noch rechtzeitig Hilfe eintrifft, da die Mutter sie ja kurz nach dem Selbstmordversuch auffindet.
Und da diese Möglichkeit besteht, schreibe ich ja nicht aus der Sicht einer Toten.

Ich werde mal darüber nachdenken.

Lieben Gruß,
Schattenmädchen
 



 
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