Freyja

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Christa

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Freyja
C.Fritsch


Freyja war schön. Ein Bild von einer Frau. Schon als Kind hob sie sich mit ihren langen blonden Haaren von den anderen ab. Je älter sie wurde, desto ausgeprägter erschien ihre Schönheit. Sie war so schön, dass sie von den anderen Frauen misstrauisch beäugt und von den Männern begehrt wurde. Erst als sie heiratete, schwand das Misstrauen der Frauen im Dorf und die Männer trugen ihre Gier nicht mehr offen zur Schau.
Sie lebte mit ihrem Mann Baldur zurückgezogen am Rand des Dorfes. Wann immer es Baldur möglich war, begleitete er seine Frau. Er war stolz auf sie und achtete argwöhnisch auf ihren Umgang, denn er bemerkte die gierigen Blicke der anderen Männer. Freyja störte es nicht. Sie liebte ihren Mann.

“Morgen musst du allein zum Markt gehen. Im Lochtal wurde eine Rotte Sauen gesehen.”, sagte er eines Abends zu ihr.
“Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon zurechtkommen”, erwiderte Freyja.
Früh am nächsten Morgen machte sich Baldur auf den Weg. “Achte auf dich und halte das Haus in Ordnung.”, sagte er zum Abschied.
“Mal seh´n, vielleicht gefällt es mir ja auch die Tage im Wirtshaus zu verbringen.”, neckte sie ihn.
Mit einem beherzten Griff umschlang er ihre schmale Taille und sagte: “Du weißt, was mit unartigen kleinen Katzen geschieht?”
“Ach was, der Hund, der mich fangen will, der muss noch geboren werden.”, sagte sie lachend.
Nachdem Baldur gegangen war, erledigte sie die Hausarbeit und machte sich auf den Weg ins Dorf.
“Guten Morgen Freyja, heute allein unterwegs?”, begrüßte sie Edda.
Freundlich lächelnd erwiderte Freyja: “Baldur ist für die nächsten drei Tage im Lochtal. Er ist auf Saujagd.”
“Dann braucht ihr ja die alte Edda und ihren Fisch nicht mehr!”
“Ach was,” lachte Freyja, “So eine Sau reicht nicht den ganzen Sommer”.
“So, drei Tage bist du also allein? Wenn du Hilfe brauchst?”, mischte sich Odas in das Gespräch der Frauen ein.
“Hilf du nur deiner Frau mit euren sechs Kindern! Freyja kommt ganz gut allein zurecht”, rief ihm Edda zu.
Mit einem leisen Fluch auf den Lippen trollte sich Odas.
“Ein unliebsamer Zeitgenosse. Geht keiner richtigen Arbeit nach und trotzdem ist seine Frau rund und fett. Im Lager der Römer ist er auch öfter gesehen worden. Gib Acht, lass dich nicht mit ihm ein.”
“Keine Sorge Edda, ich werde mich nicht mit ihm abgeben.”
Nachdem Freyja ihre Einkäufe erledigt hatte, machte sie sich auf den Heimweg. Sie sah schon von weitem das Dach ihres Hauses, als sie durch einen kräftigen Schlag niedergestreckt wurde. Gierige Hände rissen an ihrer Kleidung, wanderten über ihren makellosen Körper.

“Auf unsere schöne und sittsame Freyja. Pah, kaum ist Baldur auf Saujagd, wälzt sich sein Weib mit einem anderen im Wald herum. “, grölte Odas im Dunst der Schenke.
“Was sagst du?”, wollte der Wirt wissen.
“Als ich heute Abend im Wald Holz gesammelt habe, sah ich Freyja mit einem Mann. Sie waren so vertieft, dass sie mich nicht bemerkt haben. Hier, ich kann es beweisen!” Triumphierend hielt er ein Tuch über seinen Kopf.
“Zeig her.”, sagte Wulf, der Weber.
“Es sieht aus, wie das Tuch, das ich Baldur vor einiger Zeit verkauft habe.”
“Da seht ihr! Ich habe Recht. Das ist das Tuch der Ehebrecherin.” Lauernd schaute Odas in die Runde.
Ehebrecherin. Sie alle wussten, was das bedeutete. Mit solchen Frauen wurde nicht lange gefackelt. Man schor ihnen die Haare und führte sie durchs ganze Dorf, bis hin zum Rand des Moores. Dort angekommen, riss man ihnen die Kleider vom Leib und trieb sie einem grauenvollen Tod in die Arme.
Das Wort Ehebrecherin machte am nächsten Tag im Dorf die Runde. Odas verstand es geschickt die Menschen gegen Freyja aufzuhetzen. Nur Edda und ihr Mann Rotha mochten dem Geschwätz der Leute keinen Glauben schenken. Sie machten sich auf den Weg zu Freyja, um herauszufinden, was geschehen war.
“Freyja, öffne die Tür! Wir sind es, Edda und Rotha.”
Nach einer Weile wurde die Tür zögerlich einen Spalt geöffnet.
“Willst du uns nicht einlassen?”, wollte Edda wissen.
Freyja gab die Tür frei und wich in eine dunkle Ecke des Raumes zurück.
“Warum versteckst du dich?”
“Edda, es ist etwas schreckliches passiert.”
“Kind, rede endlich! Odas erzählt überall herum, er hätte dich im Wald gesehen, wie du dich mit einem anderen Mann vergnügt hast.”
“Aber das ist nicht wahr! Ich bin auf dem Heimweg gewesen, sah schon das Dach unseres Hauses, als ich einen fruchtbaren Schmerz fühlte und zu Boden fiel. Später, es war schon dunkel, kam ich wieder zu mir.”
“Du hast nicht gesehen, wer dich geschlagen hat?”, wollte Rotha wissen.
“Nein, ich fühlte nur den Schmerz. Sonst weiß ich nichts.”
“Da geht was nicht mitrechten Dingen zu. Rotha, du gehst Baldur entgegen und berichtest ihm, was geschehen ist. Ich werde bei Freyja bleiben.”
Der Tag verging. Spät in der Nacht hörten die Frauen Stimmen vor dem Haus. Es war Baldur und Rotha. Sie öffneten die Tür. Baldur nahm seine Freyja zärtlich in die Arme, küsste sie und sagte: “Sei ohne Sorge, Rotha hat mir berichtet, was geschah.”
“Wenn wir herausfinden wollen, wer ihr so übel mitgespielt hat, müssen wir den Dingen ihren Lauf lassen.”, sagte Rotha.
“Du meinst, ich soll zulassen, dass sie Freyja ins Moor jagen?”, entrüstete sich Baldur.
“Um Freyja brauchst du dir keine Sorgen machen. Mein Weib wird gut versteckt auf sie warten und sie sicher aus dem Moor führen. Nur wenn der Lump meint, dass sein Plan aufgeht, wird er einen Fehler machen und sich verraten. Halte du nur deine Augen offen.”

Kurze Zeit später machte sich ein Fackelzug auf den Weg zu Baldurs Haus. Durch Lärm und Lichterschein aufmerksam geworden, öffnete Baldur die Tür. Er sah sich einer aufgeregt schreienden Menschenmenge gegenüber. Immer wieder fiel das Wort Ehebrecherin.
Wulf der Weber trat aus der Menge hervor und hob Baldur ein Tuch entgegen: “Schau dir das Tuch an. Ist es jenes, das du bei mir gekauft hast?”
Baldur nahm das Tuch entgegen und erkannte es sofort als das Tuch, das er Freyja geschenkt hatte, wieder.
“Woher habt ihr es?”, wollte er wissen.
“Im Wald hat sie es verloren. Im Wald, als sie mit einem anderen niederlag!”, schrie einer aus der Menge.
“Ehebrecherin!”, hallte es.”
“Hol sie und frage, was sie im Wald getan hat!”, forderten die Dorfbewohner Baldur auf.
Er wandte sich an seine Frau: “Sprich, ist es wahr, was man sagt?”
Beide blickten sich tief in die Augen. Sie wussten, sollte ihr Plan gelingen, durften sie sich nichts anmerken lassen.
“Ich habe nicht getan, was mir vorgeworfen wird.”, sagte Freyja.
Mehr sagte sie nicht. Tapfer schwieg sie. Sie sagte auch nichts, als man ihr die Haare schor, sie durchs Dorf trieb. Sie blieb stumm, als man sie mit stinkendem Abfall bewarf und aufs übelste beschimpfte. Kein Wort kam über ihre Lippen, als man ihr, am Rande des Moores angekommen, die Kleider vom Leib riss. Nackt und geschändet stand sie da.
“Ins Moor mit dir, du schändliches Weib!”, schrie der aufgebrachte Mob.
Freyja ging vor den Augen der Dorfbewohner ins Moor. Da sie nun sicher waren die Ehebrecherin bestraft zu haben, blieb für sie nichts mehr zu tun und die Versammlung löste sich auf.
Baldur verfolgte die Szene mit gesenktem Kopf. Doch er war auf der Hut, seine Sinne geschärft. So entging ihm auch nicht das Verhalten von Odas. Während alle anderen noch auf Freyja achteten, schlich er sich davon. Baldur folgte Odas. Die Spuren führten in Richtung Römerlager. Er sah, wie Odas mit einem Römer sprach und einen Beutel unter seinem schmutzigen Umhang hervorzog. Der Römer öffnete ihn und betrachtete das lange blonde Haar.
Zufrieden grinsend sagte er: “Du hast nicht übertrieben, Germane”.
Die Gier brannte hell in Odas als er antwortete: “Ich wüsste da schon noch den einen oder anderen Blondschopf, den ich ins Moor treiben könnte.”
“Bring mir das Goldhaar und dein Säckel wird sich füllen.”
Baldur hatte genug gehört. Eilig machte er sich auf den Weg ins Dorf. Dort angekommen, berichtete er dem Dorfältesten, was er gesehen und gehört hatte. Als Odas später eintraf, erwarteten ihn die Dorfbewohner schon.
“Da ist er, der gemeine Hund, der uns dazu bringt unsere Frauen ins Moor zu jagen, um dann ihre Haare zu verkaufen!”, rief Baldur wutentbrannt.
“Geh mir vom Leib. Besser Acht geben auf dein Weib hättest sollen”, schnauzte Odas zurück.
“Wenn du unschuldig bist, lehre deinen Säckel und wir werden sehen.”
“Ja, lehre ihn”, riefen die anderen.
So in die Enge getrieben, versuchte Odas zu fliehen. Doch die Dorfbewohner waren schneller als er. Sie packten ihn am Kragen und Baldur fand seinen prallgefüllten Säckel.
“Da, seht ihr? Das ist der Beweis!”
“Schlagt ihm die Hände ab und jagt ihn fort!”, forderte die Menge.

Der Dorfälteste ging auf Baldur zu und sagte: “Odas wird seine gerechte Strafe erhalten. Das du Freyja verloren hast, tut mir leid.”
“Freyja ist wohlauf. Sie berichtete mir, dass sie im Wald niedergeschlagen worden ist. Da sie nicht sehen konnte, wer ihr das antat, musste es so aussehen, als ginge sie ins Moor. Nur so konnten wir den Lump ausfindig machen.”

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

die geschichte gefällt mir. nur: lehre deinen beutel - ich glaube nicht, dass der beutel was lernen wird. es muss heißen leere deinen b.
lg
 

Christa

Mitglied
Re: hm,

Ursprünglich veröffentlicht von flammarion
die geschichte gefällt mir. nur: lehre deinen beutel - ich glaube nicht, dass der beutel was lernen wird. es muss heißen leere deinen b.
lg
Hallo Flammarion,
danke dir, für deine Nachricht. Habe leider sooooo lange nicht mehr reingeschaut. Ja, die Rechtschreibung! Schön, dass es dir trotzdem gefallen hat.
Grüße von Christa
 
D

Dominik Klama

Gast
Es ist der schlechteste von den vier Texten, die Christa hinterlassen hat.
Und er wurde ungefähr dreimal so gut bewertet wie die anderen drei.
Wenn das mal keine Aussage über die "Bewertungskultur" innerhalb der Leselupe ist!
 



 
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