Frieden

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Linive

Mitglied
Ich weiß nicht, wer es einmal gesagt hat, aber in diesem Augenblick finde ich es mehr als passend. Der Tod ist ein Versprechen, was jedem von uns bei der Geburt gegeben wird. Ich denke, man sollte noch hinzufügen, dass man dieses Versprechen nicht einfordern muss. Es wird gerade dann eingelöst, wenn man es am wenigsten möchte. Zumindest bei mir.
Ich versuche noch angestrengt meine Augen offen zu halten. Alle meine Liebsten sind da. Meine Mutter, mein Vater, meine beste Freundin. Nur einer fehlt: Michel. Er hat sich selbst zu meinem großen Bruder ernannt. Und ich ihn heimlich zu meiner großen Liebe. Bei ihm kann ich alle Sorgen vergessen. Ich muss immer lächeln, wenn ich ihn sehe. Auch, wenn ich dem Tod hautnah bin.
„Wo ist er?“, krächze ich.
Jula drückt meine Hand. Sie weint, ich sehe eine Träne nach der anderen ihre Wange herunter rinnen.
Krebs ist etwas Schreckliches. Wo er auch ist, er bringt nur Unglück.
„Er ist unterwegs“, flüstert sie.
Mit der größten Anstrengung hebe ich meine Hand und wische ihr die Tränen aus dem Gesicht.
„Du wirst mir fehlen!“, schluchzt sie.
Ich nehme ihre Hand und drücke sie ganz fest.
Auch meine Eltern kommen nun an mein Bett getreten, Jula nimmt etwas Abstand.
Müssen denn immer alle weinen? Das macht es mir nicht gerade leichter zu gehen.
Mein Vater hält meine Hand, während meine Mum mir das Haar aus dem Gesicht streicht.
Wo bleibt Michel? Ich kann nicht gehen, ohne es ihm noch zu sagen!
Ich werde schläfriger, meine Augen fallen immer weiter zu. Aber ich muss wach bleiben.
Eisern klammere ich mich an meinem Leben fest. Nur noch einen kurzen Augenblick!
Endlich geht die Tür auf und Michel stürzt an mein Bett. Ich will einfach nur noch schlafen.
Er nimmt meine Hand. Ich lächele.
„Meine Süße…“, flüstert er.
Sehe ich etwa ein Glitzern in seinen wunderbaren, grünen Augen?
Ich kneife die meinen kurz zusammen und reiße sie dann wieder auf. Ich habe vielleicht noch eine Minute. Oder auch weniger.
„Ich muss dir noch was sagen“, beginne ich. Es kostet mich wahnsinnig viel Kraft.
Er sieht mich an. Ja, er weint wirklich. Um mich.
Meine Augen fallen zu. Ich reiße sie noch mal auf, ich will, dass sein Gesicht sich in meine Netzhaut einbrennt.
„Was ist?“, fragt er mit erstickter Stimme.
Meine Augen fallen wieder zu. Ihm gehört das letzte Gesicht, welches ich gesehen habe und ich bin glücklich. Fast. „Ich liebe dich.“
Als es raus ist, werde ich plötzlich ganz leicht. Mein Auftrag ist erfüllt. Ich kann gehen.
Etwas Warmes, Flüssiges tropft auf meine Wange.
Als ich diese Welt verlasse, meine ich noch eine sanfte Berührung auf meinen Lippen zu spüren.
Frieden.
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Linive,

herzlich willkommen im Forum :)

Zum Text: Ausbaufähig - (für mich) nicht mehr und nicht weniger. Aber ein Text, der viele Möglichkeiten verschenkt - zumindest in der gelesenen Fassung. Es fehlt einfach (für mich) Gefühl. DAS hast du (m.M.n.) viel zu kurz angerissen.
Ich bleibe als Leser im Regen stehen. Warum ist Michael so wichtig? Warum liebt Prot. ihn? Wieso wartet sie auf ihn so kurz vor dem Tod?
Hier muss erheblich mehr Melodramatik rein, angerissen, Fragmentsprache, Andeutungen usw. ...

Mal sehen, wie das die anderen so lesen :)

LG, kageb
 



 
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