Leer. So fühlte sie sich. Leer, traurig, hilflos und verlassen. Nun, warum auch nicht, immerhin war sie gerade erst verlassen worden. Verlassen von dem Mann, von dem sie gedacht hatte, er würde sie lieben. Gut, er hatte sie geliebt, aber nun liebte er die drei Jahre jüngere Blondine, die im Restaurant gegenüber aushilfsweise als Bedienung arbeitet. Mareike hieß sie, lebte seit zwei Jahren in Frankfurt und arbeitete als Kellnerin. Sie liebte Kunst und klassische Musik. Wie er!
Wieso Stephan ihr das alles überhaupt erzählt hatte wusste sie nicht. Das einzige, dass sie wusste, war, dass er sie verlassen hatte. Eine Woche vor ihrer Hochzeit! Sie bezweifelte, dass sie ihm das jemals verzeihen konnte.
Sie wünschte, sie könnte ihn hassen, doch sie fühlte nichts. Nicht Hass, nicht Bitterkeit, nicht Verzweiflung. Nichts! Sie war gerade verlassen worden und fühlte nichts. War das normal? In Filmen weinten und schrieen die Frauen hysterisch, denen das passierte. Aber das musste wahrscheinlich so sein, Dramatik erhöhte die Einschaltquoten! Sie hatte bis jetzt weder geweint, noch geschrieen und WAR schon gar nicht hysterisch geworden – statt dessen saß sie, seit Stephan gegangen war auf dem Boden im Wohnzimmer und grübelte.
Es klingelte. Wie seltsam sich das anhörte. Das aufdringliche Geräusch der Klingel, das wie ein Messer in die Leere schnitt. Es klingelte wieder. Vielleicht sollte sie einfach öffnen, dann würde das Klingeln enden. Doch was erwartete sie dann? Mühsam stand sie auf und ging trotzdem von einem Gefühl der Schwerelosigkeit erfasst zur Tür. Es war ihre Mutter.
„Kind! Wo bleibst du denn? Hast du vergessen, dass um drei Uhr die letzte Anprobe ist? Es ist fast halb vier. Komm, zieh dir schnell was an!“
Ihre Mutter drängte sich in die Wohnung.
„Na los, steh nicht wie festgewachsen da. Zieh dir was an. Und mach doch endlich mal die Tür zu!“ Wie konnte ein Mensch in kürzester Zeit soviel Unruhe verursachen? Sie sah, wie ihre Mutter ins Schlafzimmer ging.
„Jetzt sieh sich das mal einer an. Noch nicht einmal die Betten sind gemacht! Wo ist eigentlich Stephan? Sind die Sachen dort gewaschen?“ Ihre Mutter kam mit einem Arm voll Kleidung in den Flur zurück.
„Hier, zieh das an und dann mach endlich mal ein anderes Gesicht, du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen. Wie siehst du überhaupt aus? Los, geh duschen – ach nein, keine Zeit!“ Ihre Mutter verschwand wieder im Schlafzimmer. Sie fragte sich gerade, ob sie wirklich das Kind dieser hektischen Frau war.
„Hast du dich endlich angezogen? Wir müssen los!!! Dein Vater war ganz schön wütend. Aber du kennst ja deinen Vater, flippt gleich bei der kleinsten Kleinigkeit aus.“ Ihre Mutter kam wieder zurück.
„Sag mal, was ist eigentlich los? Du sagst ja gar nichts. Na ja, du hast noch nie viel geredet, wenn ich da an deine Schwester denke ... !“ Ihre Mutter ging in die Küche.
„Herrjemine, was hast du denn den ganzen Tag gemacht? Nach der Hochzeit wird das alles anders. Da kann man sich so etwas nicht erlauben, sonst ist der Mann gleich weg. Du bist ja immer noch nicht angezogen. Jetzt wird es aber Zeit. Los, beeil dich doch mal ein bisschen!“ Sie hatte wirklich nie bemerkt, wie viel ihre Mutter reden konnte.
„Es wird keine Hochzeit geben, Mama.“
„Ja, natürlich. Zeih dich erst mal an. Wo sagtest du, ist Stephan?“ Es war wahrscheinlich nur ein böser Traum und jeden Moment würde sie in den Armen von Stephan aufwachen.
„Es wird keine Hochzeit geben, verstehst du nicht?“
„Natürlich wird es eine Hochzeit geben. Was redest du denn! Komm, zieh dich an.“
„NEIN, verdammt. Hör mir doch mal zu! ES WIRD KEINE HOCHZEIT GEBEN!!!“
„Und weshalb? Das du aufgeregt bist, ist ganz normal – das geht vorbei. Deshalb muss man doch nicht die ganze Hochzeit absagen. Zieh dich doch jetzt endlich mal an, es ist schon fast vier.“
„MAMA!!! Es wird keine Hochzeit geben! Stephan hat mich verlassen.“
Das Gesicht ihrer Mutter würde sie nie vergessen.
Wieso Stephan ihr das alles überhaupt erzählt hatte wusste sie nicht. Das einzige, dass sie wusste, war, dass er sie verlassen hatte. Eine Woche vor ihrer Hochzeit! Sie bezweifelte, dass sie ihm das jemals verzeihen konnte.
Sie wünschte, sie könnte ihn hassen, doch sie fühlte nichts. Nicht Hass, nicht Bitterkeit, nicht Verzweiflung. Nichts! Sie war gerade verlassen worden und fühlte nichts. War das normal? In Filmen weinten und schrieen die Frauen hysterisch, denen das passierte. Aber das musste wahrscheinlich so sein, Dramatik erhöhte die Einschaltquoten! Sie hatte bis jetzt weder geweint, noch geschrieen und WAR schon gar nicht hysterisch geworden – statt dessen saß sie, seit Stephan gegangen war auf dem Boden im Wohnzimmer und grübelte.
Es klingelte. Wie seltsam sich das anhörte. Das aufdringliche Geräusch der Klingel, das wie ein Messer in die Leere schnitt. Es klingelte wieder. Vielleicht sollte sie einfach öffnen, dann würde das Klingeln enden. Doch was erwartete sie dann? Mühsam stand sie auf und ging trotzdem von einem Gefühl der Schwerelosigkeit erfasst zur Tür. Es war ihre Mutter.
„Kind! Wo bleibst du denn? Hast du vergessen, dass um drei Uhr die letzte Anprobe ist? Es ist fast halb vier. Komm, zieh dir schnell was an!“
Ihre Mutter drängte sich in die Wohnung.
„Na los, steh nicht wie festgewachsen da. Zieh dir was an. Und mach doch endlich mal die Tür zu!“ Wie konnte ein Mensch in kürzester Zeit soviel Unruhe verursachen? Sie sah, wie ihre Mutter ins Schlafzimmer ging.
„Jetzt sieh sich das mal einer an. Noch nicht einmal die Betten sind gemacht! Wo ist eigentlich Stephan? Sind die Sachen dort gewaschen?“ Ihre Mutter kam mit einem Arm voll Kleidung in den Flur zurück.
„Hier, zieh das an und dann mach endlich mal ein anderes Gesicht, du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen. Wie siehst du überhaupt aus? Los, geh duschen – ach nein, keine Zeit!“ Ihre Mutter verschwand wieder im Schlafzimmer. Sie fragte sich gerade, ob sie wirklich das Kind dieser hektischen Frau war.
„Hast du dich endlich angezogen? Wir müssen los!!! Dein Vater war ganz schön wütend. Aber du kennst ja deinen Vater, flippt gleich bei der kleinsten Kleinigkeit aus.“ Ihre Mutter kam wieder zurück.
„Sag mal, was ist eigentlich los? Du sagst ja gar nichts. Na ja, du hast noch nie viel geredet, wenn ich da an deine Schwester denke ... !“ Ihre Mutter ging in die Küche.
„Herrjemine, was hast du denn den ganzen Tag gemacht? Nach der Hochzeit wird das alles anders. Da kann man sich so etwas nicht erlauben, sonst ist der Mann gleich weg. Du bist ja immer noch nicht angezogen. Jetzt wird es aber Zeit. Los, beeil dich doch mal ein bisschen!“ Sie hatte wirklich nie bemerkt, wie viel ihre Mutter reden konnte.
„Es wird keine Hochzeit geben, Mama.“
„Ja, natürlich. Zeih dich erst mal an. Wo sagtest du, ist Stephan?“ Es war wahrscheinlich nur ein böser Traum und jeden Moment würde sie in den Armen von Stephan aufwachen.
„Es wird keine Hochzeit geben, verstehst du nicht?“
„Natürlich wird es eine Hochzeit geben. Was redest du denn! Komm, zieh dich an.“
„NEIN, verdammt. Hör mir doch mal zu! ES WIRD KEINE HOCHZEIT GEBEN!!!“
„Und weshalb? Das du aufgeregt bist, ist ganz normal – das geht vorbei. Deshalb muss man doch nicht die ganze Hochzeit absagen. Zieh dich doch jetzt endlich mal an, es ist schon fast vier.“
„MAMA!!! Es wird keine Hochzeit geben! Stephan hat mich verlassen.“
Das Gesicht ihrer Mutter würde sie nie vergessen.