Dichterlesung
Lasst Euch von mir erzählen,
jetzt schaurig schöne Mär.
Ich möcht' wie immer quälen,
doch nicht von ungefähr.
Ich will mit krassen Taten
in Euer aller Ohr.
Euch flüstern und gut raten,
von dem ich gaukle vor.
Von Ängsten und von Grauen,
welche schnüren ab die Luft.
Im Geiste sollt Ihr schauen
in meine Modergruft.
Ich mag sehr gerne plaudern
vom Elend und der Not.
Gern seh' ich Euer Schaudern,
verkündige ich den Tod.
Berichte auch vom Hassen,
von manchem blutigen Mord,
wenn scharfe Krallen fassen
oft auch an heiligem Ort
und an geweihter Stätte.
Wenn langsam sickert Blut,
gestattet, dass ich wette,
Ihr alle findet's gut.
Wenn Ihr an sicherem Orte,
den Greueltaten lauscht.
Durch meine herben Worte
wie alter Wein berauscht.
Ihr denkt, Ihr seid hier sicher,
lehnt wohlig Euch ins Kissen.
Gestattet, dass ich kicher',
ich muss es besser wissen.
Denn bei den letzten Zeilen,
solltet Ihr sie noch hören.
Ich werd' mich nicht beeilen,
bin dankbar für ein Stören.
Greift zu, nehmt Euch ein Bier,
Ihr solltet Euch erfrischen.
Eine Aufmerksamkeit von mir,
laßt jetzt die Flaschen zischen.
Drum sag ich kurz mal Prost,
Ihr dürft auch ruhig fragen.
Sprecht einen kleinen Toast,
will weiter Euch vortragen.
Teufel auch, wo blieb ich stehen,
wo tat ich grad verweilen?
Ach ja, es ist um Euch geschehen,
bei meinen letzten Zeilen.
Diesmal seid die Opfer Ihr,
ja hier an diesem Ort.
Arsen versüßt das kühle Bier,
darauf habt Ihr mein Wort.
Spürt Ihr schon ein leises Ziehen?
Wie Euch verkrampft der Magen?
Keine Chance mehr zu fliehen,
zu eng wird Euch der Kragen?
Ihr wollt aufstehen, könnt es nicht?
Gehen wollt Ihr, doch Ihr wankt?
Immer dunkler wird das Licht?
Und Tschüß, für Euer Zuhören
SEID BEDANKT!
Und jetzt zu meinem Entzücken,
ich will Euch nicht weiter stören,
dürft Ihr anonym mich drücken!!!
©RT