Für immer

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Perry

Mitglied
Für immer


Sie hat ihre ganze Liebe mitgenommen, als sie ging.

Leere im Zimmer, unserem Platz für Zweisamkeit.
Es sitzt keine Silhouette vorm Spiegel, löst die Spange
aus dem Haar, das im Dämmerlicht lockig lang
auf schmale Schultern fällt.

Es ist kein Atmen im Raum, unserem Ort für Nähe.
Seit Minuten halte ich die Luft an, erfriere in der Kälte
der Erinnerungsgruft, in der alle Gegenstände zu
marmoriertem Stein werden.

Auf dem Tisch, unserem Platz für Reden und Berühren,
liegt ein Brief. Schwarze Worte, schnelle Zeilen
wie auf einem Pinnzettel: Bin im Kino, es wird später,
warte nicht auf mich.
 

Inu

Mitglied
Hallo Perry

Leere im Zimmer, unserem Platz für Zweisamkeit.
[blue]Es sitzt keine Silhouette vorm Spiegel,[/blue] löst die Spange
aus dem Haar, das im Dämmerlicht lockig lang
auf schmale Schultern fällt.

Das einzige, was mich an diesem schönen Gedicht etwas stört, ist die sitzende Silhouette. S i t z e n Silhouetten?

Liebe Grüße
Inu
 

Perry

Mitglied
Hallo Inu,
danke für deine Einschätzung und die Frage.
Silhouetten sind nur schemenhaft zu erkennen Gestalten, die aber trotzdem alles tun können, was ihre Originale auch tun (lächel).
LG
Manfred
 
B

Beba

Gast
Hallo Perry,

gefällt mir gut, diese Wehmuts-Szenerie, besonders die zwei ersten Absätze. Da baust du sehr schöne, eingängliche Bilder auf.
Das Einzige, was mich vielleicht ein ganz klein wenig stört, ist das Ende , weil es ein wohlbekanntes Bild ist, so wie das Zigarettenholen, von dem der Partner nicht wiederkehrt.

Ich habe es sehr gern gelesen.

Ciao,
Bernd
 

Perry

Mitglied
Hallo Bernd,
danke für deine Sicht.
Es gibt noch eine zweite Lesart, nämlich die eines endgültigen Abschied durch den Tod (schwarze Worte). Der Vergleich mit dem Pinzettel soll lediglich die scheinbare Alltäglichkeit des Fehlens beschreiben, weil das LI die Schwere noch nicht wahrhaben will.
LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
Hallo Estrella,

freut mich, dass du dieses Gedicht noch einmal ins Licht gerückt hast. Es steckt sehr viel Emotion in diesem Abschied.
Danke und LG
Manfred
 
R

Rose

Gast
Hallo Manfred,

dein Gedicht hat mich sehr berührt. Das Alleinsein und Verlassenwerden, auf welche Art auch immer, sehr gut beschrieben.

Nachdenkliche Grüße
Rose
 



 
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