Fussballtrauma

Wie ein Donnerschlag, hämmerte sich der Pfiff des Schiedsrichters in die Köpfe der Spieler. Aus. Es war alles aus. Das gute Spiel gegen Holland ließ alle noch hoffen, aber schon gegen Lettland musste man feststellen, dass man nicht mehr zu den Großen gehörte. Da half es auch nichts, dass der Kahn, seine Mannschaft immer und immer wieder antrieb, was ihnen fehlte war einfach ein guter Stürmer.

Wie in Trance begab sich die Mannschaft mit ihrem Teamchef Rudi Völler noch in den Fanblock, um sich bei den Fans zu verabschieden. Viele buhten sie aus, ein großer Teil der Zuschauer applaudierte auch. Die Spieler wussten, dass es eigentlich nicht ihnen galt, sondern ihrem Teamchef. Vier Jahre hatte er alles dafür getan, damit man nichts so kläglich scheiterte wie bei der EM 2000, genutzt hatte es nichts. Das Glück war nicht auf der Seite der Deutschen. Wäre der Ball von Ballack rein gegangen, oder wenigstens der Nachschuss von Schneider, dann hätte das Spiel ganz anders ausgehen können. Hätte. Wäre. Wenn. Jetzt war es zu spät sich darüber den Kopf zu zerbrechen, man war draußen und schon für den nächsten Tag stand die Abreise fest. Koffer packen und fliehen aus dem Land der Schmach.

Jetzt begann es wieder. Das Einprügeln der Medien auf die Nationalmannschaft, kein gutes Haar würde man an ihnen lassen. DEUTSCHLAND VERLIERT GEGEN B-MANNSCHAFT DER TSCHECHEN. Die Bildzeitung würde besonders in die Wunde schlagen, dass konnten die Schreiberlinge dieses Schundblattes ja sehr gut.

Mit hängenden Köpfen betraten die Spieler ihre Kabine. Ein letztes Mal umziehen, dann an die Hotelbar, den Frust runter saufen und vergessen. Oliver Kahl ließ sich besonders hängen. Er gab sich die Schuld, den Freistoss nicht gehalten zu haben und am Ausscheiden der Mannschaft Schuld zu sein. Die gute Vorarbeit von Ballack war umsonst gewesen. Was war das doch für ein herrliches 1:0 gewesen, als er den Ball in die Ecke des Tschechischen Tors gehämmert hatte? Einen kurzen Moment war die Hoffnung, dass alles gut werden würde? Die Realität machte allerdings alles kaputt, da half auch der Einsatz der jungen Spieler nichts mehr. Was hätte man für einen deutschen Wayne Rooney alles gegeben, doch so einen richtigen Knipser gab es in der gesamten Bundesliga nicht. Jetzt hieß es ackern, damit die WM 2006 nicht in einem Desaster endete. Im Ausland zu verlieren war eine Sache, jedoch sich im eigenen Land zu blamieren, konnte der Mannschaft auch noch den letzten Respekt nehmen. Auf Völler konnte nicht mehr gesetzt werden, denn schon am nächsten Tag würde er sein Amt niederlegen, dass war er dem deutschen Volk einfach schuldig, so sahen es jedenfalls die Oberen des DFB. Grade Mayer-Vorfelder zeigte in solchen Dingen keine Skrupel, hatte er doch schon einen Nachfolger im Sinn. Ottmar Hitzfeld war im Gespräch, aber auch die alte Koksnase Daum. Wer würde es werden? Lassen wir uns überraschen.
 



 
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