Ganz schön schräg ...

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„Und, bist du aufgeregt?“, fragt mich meine beste Freundin Corinna, als ich mich gerade mitten im meiner Outfit- und Styling-Orgie für mein erstes Blind Date befinde. Ja, ich gestehe. Ich bin dreißig Jahre alt und habe mein allererstes Blind Date und benehme mich deswegen wie ein Teenager!
Ich seufze.
  „Ja, und wie! Was ist, wenn er mich nicht erkennt, oder nicht erkennen will, weil er mich nicht gut findet“, plappere ich drauf los.
  „Evelyn, was soll er denn an dir nicht gut finden?“, will Corinna wissen.
  „Na ja, mein Gesicht, du weißt ja, ich hab da diesen Höcker auf der Nase. Oder meinen Busen, den könnte „Mann“ leicht übersehen, genauso wie meinen Hintern. Wo ist denn nur diese blöde Hose?“, sage ich ungeduldig und krame in meiner Unterwäscheschublade.
  „Äh … welchen Höcker meinst du denn bitte?“ Corinna sieht mich fragend an.
  „Na den hier!“, meine ich und fahre mir mit dem Finger über Nase.
Corinna kommt ganz nah an mein Gesicht heran und kneift die Augen etwas zusammen, um besser sehen zu können.
  „Also, ich seh‘ da nix!“, versichert sie mir schließlich.
Ich schüttele den Kopf, winke ab und wühle weiter in meiner Schublade.
  „Ha! Da ist sie“, triumphiere ich und ziehe meine zwanzig Euro teure Po-Former-Hose hervor.
Corinna verzieht das Gesicht.
  „Was ist das denn für ein Teil? Gehört das deiner Oma?“
Zugegeben, dieses fleischfarbene Etwas sieht nicht gerade sexy aus, aber es zaubert selbst dort einen Po hin, wo zweifelsohne keiner vorhanden ist, nämlich bei mir. Mein Exfreund sagte immer, auf seine ordinäre Art und Weise: „Als Gott damals sie Ärsche verteilt hat, warst du nicht da.“ Würg! Gut, dass ich ihm den Laufpass gegeben habe.
  „Nee, das ist meins. Das ist mein Po“, sage ich stolz und ziehe das Ding an.
Corinna ist sehr erstaunt, als sie mich mit meinem Po sieht.
  „Wow! Also, ich muss sagen, das Teil kann was!!“
  „So, ich muss dann langsam mal los. Ich will ja nicht zu spät kommen“, meine ich nervös und schlüpfe noch schnell in meine Jeans.
Ich schaue ein letztes Mal in den Spiegel. Sofort fällt mein Blick auf mein Schalke-Trikot. Leider bin ich nicht so erfahren, was das Thema Blind Date angeht, deshalb habe ich mir als Treffpunkt einen Ort mit vielen Menschen ausgesucht. Die Veltins-Arena, auch als Arena „Auf Schalke“ bekannt, auch wenn sie seit ein paar Jahren eigentlich nicht mehr so heißt. Heute spielen die Königsblauen gegen die Bayern. Als Erkennungszeichen habe ich eine Banner, mit der Aufschrift: „Ich bin Schalker!“ gemalt. Ich weiß, nicht sehr originell, wenn man im Schalke-Block sitzt. Er hat ebenfalls ein Transparent mit diesem Schriftzug dabei. Er heißt übrigens Sven, ist vierunddreißig Jahre alt, arbeitet bei einer Bank und wohnt in Recklinghausen. Wir kennen uns aus dem Internet.

Ich quäle mich mit meinem kleinen Fiat Uno durch Gelsenkirchen und lande natürlich prompt im Stau. Warum musste ich denn auch das Auto nehmen? Sonst fahre ich immer mit der Straßenbahn, warum denn heute nicht? Schließlich gelange ich nach ewigem Stopp and Go, doch noch endlich auf einem Parkplatz.
Schnell schnappe ich mir das Banner und renne los, na ja, zumindest bis zum Einlass. Bei den Frauen geht das immer etwas schneller. Da stehen ja nicht so viele an. Mit meinem Transparent bepackt laufe ich, nach der Sicherheitskontrolle, zum Eingang der Nordkurve, die als Schalker natürlich ein absolutes Muss ist. Sofort rolle ich mein Plakat aus, halte es hoch und stelle mich neben den Zugang. Gespannt halte ich Ausschau nach dem anderen.
Plötzlich stockt mir der Atem, da ist es. Ich sehe ihn, ich sehe Sven. Freudestrahlend hält er sein Banner hoch und kommt auf mich zu. Er sieht ja soooo verdammt gut aus!! Groß, gut gebaut, blondes, leicht gelocktes, halblanges Haar, blaue Augen, Sommersprossen, als wäre er gerade aus einem Calvin Klein Katalog gesprungen. Dass so jemand ein Blind Date hat, ist echt ein Unding! Prüfend wackele ich noch einmal mit dem Po. Alles sitzt. Perfekt!
  „Hallo Evelyn“, sagt er. Wow, und diese Stimme, er hätte Radiosprecher sein können.
Ich merke wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt.
  „Hi“, sage ich etwas verlegen.
Langsam lässt er das Plakat sinken und ich erstarre! Ich werde zur Salzsäule. Er trägt Rot!! Der ist ein Bayer!! Ich fasse es nicht, der ist doch tatsächlich ein Bayern-Fan. Meine königsblaue Seele weint. Sofort bemerke ich, wie mir sämtliche Farbe wieder aus dem Gesicht weicht.
Er lacht.
  „Mensch, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
Ein Geist wäre mir im Moment echt lieber gewesen.
  „Also … das ist echt ganz schön schräg. Du … bist ein Bayer“, stammele ich.
Er lacht wieder.
  „Ja, ich bin ein Bayer, der ein Plakat mit der Aufschrift „Ich bin Schalker“ trägt, nur um dich zu treffen.“
Das stimmt. Er ist trotz, dass er ein Bayer ist, mit diesem Banner hierhergekommen. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Er hat das für mich getan.
  „Dann stammst du nicht aus Recklinghausen?“, frage ich nervös.
  „Nein, ich stamme aus Ismaning, das liegt direkt bei München“, antwortet er.
Okay, das erklärt natürlich seine Neigung.
  „Ist das ein Problem für dich?“, will er wissen.
Mit einem Mal sackt mein Herz in den Keller. Ist das ein Problem für mich? Ich blicke zu Boden. Plötzlich bemerke ich eine winzige warme Stelle in meinem Herzen. Die kleine Flamme der Liebe ist gerade aufgekeimt. Ich lächele.
  „Nein, das ist kein Problem“, hauche ich und sehe ihn an.
Er grinst wie ein kleiner Schuljunge und seine Augen sprühen vor Charme.
  „Aber so darfst du dich nicht in die Nordkurve stellen. Nicht, nachdem Manuel Neuer im letzten Jahr zu den Bayern gewechselt ist. Das geht nicht. Du hast ja keine Ahnung, was da gleich los sein wird. Aber das haben wir gleich, warte“, sage ich, schnappe mir mein Banner, dass aus einem Bettlaken besteht und hänge es ihm über die Schultern. Vorne mache ich einen Knoten, sodass fast kein Rot mehr zu sehen ist.
  „Das müsste gehen“, meine ich kopfnickend.
Im Spiel schießen die Bayern zwei Tore und ich muss Sven jedes Mal davon abhalten zu jubeln.

Anschließend begleitet er mich zu meinem Auto. Aha, dafür war das Auto also gut.
  „Es war sehr schön, auch wenn die Schalker verloren haben“, murmele ich und blicke verlegen zu Boden.
  „Ja, das war es, auch wenn die Bayern gewonnen haben“, entgegnet er.
  „Dann sehen wir uns wieder?“, frage ich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
  „Ja, das werden wir“, sagt er und nimmt meine Hand.
  „Ach so, und vielen Dank noch“, meint er plötzlich und sieht mir tief in die Augen.
Ich bekomme kaum Luft und fühle mich wie eine hormongesteuerte Dreizehnjährige vor dem ersten Kuss.
  „Wofür?“, bringe ich noch hervor.
  „Das du mich vom Jubeln abgehalten hast“, flüstert er mir ins Ohr und gibt mir sanft einen Kuss auf die Wange. Mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln und mir wird heiß und kalt zugleich. Er lächelt mich kurz an, dann dreht er sich um und geht. Leicht taumelnd stehe ich neben meinem Auto und halte mich am Dach fest.
  „Bis bald“, rufe ich ihm noch nach und winke ihm zu. Dabei fällt mein Blick auf meine Hand. Dort steht eine Handynummer und dahinter ist ein Herzchen gemalt. Wann bitte ist das denn passiert? Vielleicht eben, als er meine Hand genommen hat und ich nur seine wahnsinnigen, blauen Augen gesehen habe?
Kaum sitze ich in meinem Auto, krame ich auch schon mein Handy aus der Tasche. Meine Hände zittern, als ich die Nummer speichere.
Langsam fahre ich zurück nach Hause. Dort angekommen lasse ich mich überglücklich auf mein Bett fallen, ziehe meinen Po wieder aus und schlüpfe in meinem Schlafanzug. Ich warte noch eine Stunde, dann greife ich nach meinem Handy, tippe ein Herzchen als SMS, ich weiß, ist für eine Dreißigjährige ultra albern, und schicke es an die Nummer von meinem Handrücken. Es dauert keine Minute und ich bekomme eine Antwort:

Vielen Dank für den schönen jubelfreien Abend.
Träum was Schönes, bis ganz bald hoffentlich
Sven <3

Oh, wie süß!! Ich bekomme auch ein Herzchen. Oh Gott, ich mutiere gerade zu einer BH ausstopfenden, Pickelcreme benutzenden und in Dauerschleife „I swear“ hörenden Siebtklässlerin. Mein Herz schlägt einen Purzelbaum und ich knutsche mein Handydisplay ab. Hach, ist das schön verliebt zu sein. Dass das so schnell gehen kann, hätte ich nie geglaubt. Tja, wer hätte das gedacht? Mein Herz schlägt jetzt für einen Bayer, das muss ich meinem Vater schonend beibringen.
Ein Bayer und eine Königsblaue! Das ist echt … ganz schön schräg!!
 
 

 

 
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jennifer Heil, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Richtig schöne Fußballgeschichte. :)


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 
„Und, bist du aufgeregt?“, fragt mich meine beste Freundin Corinna, als ich mich gerade mitten im meiner Outfit- und Styling-Orgie für mein erstes Blind Date befinde. Ja, ich gestehe. Ich bin dreißig Jahre alt und habe mein allererstes Blind Date und benehme mich deswegen wie ein Teenager!
Ich seufze.
  „Ja, und wie! Was ist, wenn er mich nicht erkennt, oder nicht erkennen will, weil er mich nicht gut findet“, plappere ich drauf los.
  „Evelyn, was soll er denn an dir nicht gut finden?“, will Corinna wissen.
  „Na ja, mein Gesicht, du weißt ja, ich hab da diesen Höcker auf der Nase. Oder meinen Busen, den könnte „Mann“ leicht übersehen, genauso wie meinen Hintern. Wo ist denn nur diese blöde Hose?“, sage ich ungeduldig und krame in meiner Unterwäscheschublade.
  „Äh … welchen Höcker meinst du denn bitte?“ Corinna sieht mich fragend an.
  „Na den hier!“, meine ich und fahre mir mit dem Finger über Nase.
Corinna kommt ganz nah an mein Gesicht heran und kneift die Augen etwas zusammen, um besser sehen zu können.
  „Also, ich seh‘ da nix!“, versichert sie mir schließlich.
Ich schüttele den Kopf, winke ab und wühle weiter in meiner Schublade.
  „Ha! Da ist sie“, triumphiere ich und ziehe meine zwanzig Euro teure Po-Former-Hose hervor.
Corinna verzieht das Gesicht.
  „Was ist das denn für ein Teil? Gehört das deiner Oma?“
Zugegeben, dieses fleischfarbene Etwas sieht nicht gerade sexy aus, aber es zaubert selbst dort einen Po hin, wo zweifelsohne keiner vorhanden ist, nämlich bei mir. Mein Exfreund sagte immer, auf seine ordinäre Art und Weise: „Als Gott damals sie Ärsche verteilt hat, warst du nicht da.“ Würg! Gut, dass ich ihm den Laufpass gegeben habe.
  „Nee, das ist meins. Das ist mein Po“, sage ich stolz und ziehe das Ding an.
Corinna ist sehr erstaunt, als sie mich mit meinem Po sieht.
  „Wow! Also, ich muss sagen, das Teil kann was!!“
  „So, ich muss dann langsam mal los. Ich will ja nicht zu spät kommen“, meine ich nervös und schlüpfe noch schnell in meine Jeans.
Ich schaue ein letztes Mal in den Spiegel. Sofort fällt mein Blick auf mein Schalke-Trikot. Leider bin ich nicht so erfahren, was das Thema Blind Date angeht, deshalb habe ich mir als Treffpunkt einen Ort mit vielen Menschen ausgesucht. Die Veltins-Arena, auch als Arena „Auf Schalke“ bekannt, auch wenn sie seit ein paar Jahren eigentlich nicht mehr so heißt. Heute spielen die Königsblauen gegen die Bayern. Als Erkennungszeichen habe ich eine Banner, mit der Aufschrift: „Ich bin Schalker!“ gemalt. Ich weiß, nicht sehr originell, wenn man im Schalke-Block sitzt. Er hat ebenfalls ein Transparent mit diesem Schriftzug dabei. Er heißt übrigens Sven, ist vierunddreißig Jahre alt, arbeitet bei einer Bank und wohnt in Recklinghausen. Wir kennen uns aus dem Internet.

Ich quäle mich mit meinem kleinen Fiat Uno durch Gelsenkirchen und lande natürlich prompt im Stau. Warum musste ich denn auch das Auto nehmen? Sonst fahre ich immer mit der Straßenbahn, warum denn heute nicht? Schließlich gelange ich nach ewigem Stopp and Go, doch noch endlich auf einem Parkplatz.
Schnell schnappe ich mir das Banner und renne los, na ja, zumindest bis zum Einlass. Bei den Frauen geht das immer etwas schneller. Da stehen ja nicht so viele an. Mit meinem Transparent bepackt laufe ich, nach der Sicherheitskontrolle, zum Eingang der Nordkurve, die als Schalker natürlich ein absolutes Muss ist. Sofort rolle ich mein Plakat aus, halte es hoch und stelle mich neben den Zugang. Gespannt halte ich Ausschau nach dem anderen.
Plötzlich stockt mir der Atem, da ist es. Ich sehe ihn, ich sehe Sven. Freudestrahlend hält er sein Banner hoch und kommt auf mich zu. Er sieht ja soooo verdammt gut aus!! Groß, gut gebaut, blondes, leicht gelocktes, halblanges Haar, blaue Augen, Sommersprossen, als wäre er gerade aus einem Calvin Klein Katalog gesprungen. Dass so jemand ein Blind Date hat, ist echt ein Unding! Prüfend wackele ich noch einmal mit dem Po. Alles sitzt. Perfekt!
  „Hallo Evelyn“, sagt er. Wow, und diese Stimme, er hätte Radiosprecher sein können.
Ich merke wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt.
  „Hi“, sage ich etwas verlegen.
Langsam lässt er das Plakat sinken und ich erstarre! Ich werde zur Salzsäule. Er trägt Rot!! Der ist ein Bayer!! Ich fasse es nicht, der ist doch tatsächlich ein Bayern-Fan. Meine königsblaue Seele weint. Sofort bemerke ich, wie mir sämtliche Farbe wieder aus dem Gesicht weicht.
Er lacht.
  „Mensch, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
Ein Geist wäre mir im Moment echt lieber gewesen.
  „Also … das ist echt ganz schön schräg. Du … bist ein Bayer“, stammele ich.
Er lacht wieder.
  „Ja, ich bin ein Bayer, der ein Plakat mit der Aufschrift „Ich bin Schalker“ trägt, nur um dich zu treffen.“
Das stimmt. Er ist trotz, dass er ein Bayer ist, mit diesem Banner hierhergekommen. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Er hat das für mich getan.
  „Dann stammst du nicht aus Recklinghausen?“, frage ich nervös.
  „Nein, ich stamme aus Ismaning, das liegt direkt bei München“, antwortet er.
Okay, das erklärt natürlich seine Neigung.
  „Ist das ein Problem für dich?“, will er wissen.
Mit einem Mal sackt mein Herz in den Keller. Ist das ein Problem für mich? Ich blicke zu Boden. Plötzlich bemerke ich eine winzige warme Stelle in meinem Herzen. Die kleine Flamme der Liebe ist gerade aufgekeimt. Ich lächele.
  „Nein, das ist kein Problem“, hauche ich und sehe ihn an.
Er grinst wie ein kleiner Schuljunge und seine Augen sprühen vor Charme.
  „Aber so darfst du dich nicht in die Nordkurve stellen. Nicht, nachdem Manuel Neuer im letzten Jahr zu den Bayern gewechselt ist. Das geht nicht. Du hast ja keine Ahnung, was da gleich los sein wird. Aber das haben wir gleich, warte“, sage ich, schnappe mir mein Banner, dass aus einem Bettlaken besteht und hänge es ihm über die Schultern. Vorne mache ich einen Knoten, sodass fast kein Rot mehr zu sehen ist.
  „Das müsste gehen“, meine ich kopfnickend.
Im Spiel schießen die Bayern zwei Tore und ich muss Sven jedes Mal davon abhalten zu jubeln.

Anschließend begleitet er mich zu meinem Auto. Aha, dafür war das Auto also gut.
  „Es war sehr schön, auch wenn die Schalker verloren haben“, murmele ich und blicke verlegen zu Boden.
  „Ja, das war es, auch wenn die Bayern gewonnen haben“, entgegnet er.
  „Dann sehen wir uns wieder?“, frage ich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
  „Ja, das werden wir“, sagt er und nimmt meine Hand.
  „Ach so, und vielen Dank noch“, meint er plötzlich und sieht mir tief in die Augen.
Ich bekomme kaum Luft und fühle mich wie eine hormongesteuerte Dreizehnjährige vor dem ersten Kuss.
  „Wofür?“, bringe ich noch hervor.
  „Das du mich vom Jubeln abgehalten hast“, flüstert er mir ins Ohr und gibt mir sanft einen Kuss auf die Wange. Mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln und mir wird heiß und kalt zugleich. Er lächelt mich kurz an, dann dreht er sich um und geht. Leicht taumelnd stehe ich neben meinem Auto und halte mich am Dach fest.
  „Bis bald“, rufe ich ihm noch nach und winke ihm zu. Dabei fällt mein Blick auf meine Hand. Dort steht eine Handynummer und dahinter ist ein Herzchen gemalt. Wann bitte ist das denn passiert? Vielleicht eben, als er meine Hand genommen hat und ich nur seine wahnsinnigen, blauen Augen gesehen habe?
Kaum sitze ich in meinem Auto, krame ich auch schon mein Handy aus der Tasche. Meine Hände zittern, als ich die Nummer speichere.
Langsam fahre ich zurück nach Hause. Dort angekommen lasse ich mich überglücklich auf mein Bett fallen, ziehe meinen Po wieder aus und schlüpfe in meinem Schlafanzug. Ich warte noch eine Stunde, dann greife ich nach meinem Handy, tippe ein Herzchen als SMS, ich weiß, ist für eine Dreißigjährige ultra albern, und schicke es an die Nummer von meinem Handrücken. Es dauert keine Minute und ich bekomme eine Antwort:

Vielen Dank für den schönen jubelfreien Abend.
Träum was Schönes, bis ganz bald hoffentlich
Sven <3

Oh, wie süß!! Ich bekomme auch ein Herzchen. Oh Gott, ich mutiere gerade zu einer BH ausstopfenden, Pickelcreme benutzenden und in Dauerschleife „I swear“ hörenden Siebtklässlerin. Mein Herz schlägt einen Purzelbaum und ich knutsche mein Handydisplay ab. Hach, ist das schön verliebt zu sein. Dass das so schnell gehen kann, hätte ich nie geglaubt. Tja, wer hätte das gedacht? Mein Herz schlägt jetzt für einen Bayer, das muss ich meinem Vater schonend beibringen.
Ein Bayer und eine Königsblaue! Das ist echt … ganz schön schräg!!
 
 

 

 
 



 
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