Gebraucht werden

3,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Anysa

Mitglied
Otto stürmt aus der Tür. Aufregung durchströmt ihn, das sein ganzer Körper kribbelt. Völlig außer Atem will er den Schlüssel in das Briefkastenschloss stecken. Doch seine zitternden Händen verfehlen jedes Mal das Schloss. Unzählige Kratzspuren zeugen von dem täglichen Kampf zwischen Schlüssel und Briefkasten.
„Komm schon“, sagt er zum Schlüssel. Er atmet durch, versucht sich zu beruhigen. Mit der Hand öffnet er den Schlitz und schaut hinein. Ja, da ist etwas. Ist der Brief groß oder klein? Er kann es nicht erkennen. Immer dichter geht er mit den Augen heran. Es könnte ein kleiner Brief sein. Dieser würde sein jetziges Leben radikal verändern und aus ihm wieder einen richtigen Menschen machen. Er hätte wieder eine Aufgabe, würde gebraucht werden. Was könnte er sich wieder leisten und aus diesem nervenden Neubaublock wegziehen.
Otto stellt sich wieder gerade hin. Der Schweiß rinnt ihn in Bahnen über das Gesicht. Schnell wischt er ihn weg.
„Nun dann“, will er sich aufmuntern. Mit beiden Händen nehmend erreicht endlich der Schlüssel sein Ziel. Langsam dreht Otto ihn um. Seine Nerven sind zum zerreisen gespannt. Ein klicken und der Briefkasten öffnet sich. Mit weit aufgerissenen Augen schaut er wieder hinein. Es ist dunkel dort drin aber es scheint ein kleiner Brief zu sein. Seine Hand greift hinein, tastet nach dem Beginn seines neuen Lebens. Der Brief ist dick, sehr dick.
Seine Hand zieht den Brief heraus. Aber dieser will gar kein Ende nehmen. Nein, diesen will er nicht. Er will keinen großen Brief haben. Denn diese Briefe sind schlecht, sie nehmen ihm die Luft zum atmen und sagen ihm, wie schlecht und unbrauchbar er doch ist. Er überlegt, den Brief dort drin zu lassen. Wenn er nicht da ist, hat er keine schlechte Antwort erhalten. Doch was bringt im das? Nichts! Also ergibt er sich seinem Schicksal und holt den Brief heraus.
Kälte zieht durch seine Knochen und lassen seine Finger erstarren. Kraftlos öffnet er ihn. Seine Mappe liegt mit bei. Das Anschreiben kennt er bereits auswendig; eine Absage.
Mit schlürfenden Schritten kehrt er in seine Wohnung zurück. Er schaltet den Fernseher aus und setzt sich in seinen Sessel. Das Gesicht in den Händen vergraben kommt das Gefühl der Aussichtslosigkeit zurück und breitet sich wie eine Krankheit in ihm aus.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Anysa,

leider kann mich dein Text nicht überzeugen. Er enthält u.a. zu viele unnötige, für die Geschichte nicht wirklich wichtige, Informationen, er ist zu plakativ, zu oberflächlich.
Ich empfehle eine radikale Kürzung. Mache eine wirkliche Kurzprosa daraus. Obwohl ich zugeben muss, dass du dir ein schwieriges, schon zu oft (auch auf der Lupe)bearbeitetes. Thema ausgesucht hast. Da musst du wirklich was Neues schreiben, den Leser mitreißen, ihn "zwingen", sich in die Figur "hineinzulesen".

Lieben Gruß
Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo Franka,

ist für mich wohl doch schwieriger, etwas kurz zu schreiben als gedacht.
Werde die Geschichte überdenken, habe aber nicht viel Hoffnung.
Vielleicht habe ich mir zuviel vorgenommen und bin doch zu unkreativ und talentfrei und sollte es sein lassen.
Verzeih mir.

LG
Anysa
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe Anysa,

das ist völliger Quatsch, Schreiben ist ein Handwerk und kann erlernt werden. Ich möchte meine ersten, alten Texte und Gedichte (besonders die) heute auch nicht mehr lesen. Meine Bewertungen lagen im Durchschnitt bei "3". Schau mal, wie sie heute sind. Ich habe es mit Hilfe von Textarbeit und Textbesprechungen gelernt und lerne noch weiter. Also, nicht aufgeben, lass dich nicht abschrecken. Nutze einfach die LL zum Lernen. Aufgeben kannst du in ein paar Jahren notfalls immer noch.

Mutmachende Grüße
Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo Franka,

hier ein Versuch, den Text zu kürzen. Ich muß aber sagen, das ich ihn so wesentlich schlechter finde, da er zu wenig aussagt.
Das dieses Thema oft in der Leselupe verwendet wird, wußte ich nicht. Aber das sollte kein Kritikpunkt sein.
Der folgende Text besteht leider nicht nur aus 100 Wörtern. Das habe ich nun gar nicht hinbekommen.
Trotzdem wollte ich diese Art des Textes ausprobieren.
Otto stürmt aus der Tür. Schnell steckt er den Schlüssel in den Briefkasten und öffnet diesen. Erhofft, einen kleinen Brief darin zu finden. Dieser würde sein jetziges Leben radikal verändern und aus ihm wieder einen richtigen Menschen machen.
Leider liegt ein großer weißer Umschlag im Briefkasten. Nein, diesen will er nicht. Denn diese Briefe sind schlecht, sie nehmen ihm die Luft zum atmen und sagen ihm, wie schlecht und unbrauchbar er doch ist. Er schließt die Klappe und zieht den Schlüssel ab. Doch was bringt es ihm, diesen Brief da drin zu lassen? Nichts! Also ergibt er sich seinem Schicksal und holt den Brief heraus.
Kälte zieht durch seine Knochen und lassen seine Finger erstarren. Kraftlos öffnet er den Brief. Seine Mappe liegt mit bei. Das Anschreiben kennt er bereits auswendig; eine Absage.
Langsam kehrt er in seine Wohnung zurück. Er schaltet den Fernseher aus und setz sich in seinen Sessel. Das Gesicht in den Händen vergraben kommt das Gefühl der Aussichtslosigkeit zurück und breitet sich wie eine Krankheit in ihm aus.
Mit immer noch bibbernden Händen wartend

Liebe Grüße
Anysa
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe Anysa,

das mit den 100 Worten war nur mal als Übung gedacht. Bei diesem Text, gerade, weil es ein gängiges Thema ist, muss es gelingen, vom ersten Satz an, die Leser zu interessieren.
Für den Leser ist es nicht wichtig, ob Otto gegessen hat, die vielen Treppen geht, er den Fahrstuhl nicht benutzen möchte. Otto ist doch aufgeregt, erwartungsvoll. gleichzeitig voller Ängste, bringe das zum Ausdruck.
Vielleicht so: Otto nimmt immer zwei Stufen aus einmal. Am Briefkasten wäre er fast gestolpert. Wo war bloß der Schlüssel? Endlich hatte er ihn im Schloss. Er zögerte kurz...

Lieben Gruß
Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo Franka,

auch hier ein neuer Versuch. Haben diesen durch den anderen Text ersetzt, da er mir jetzt besser gefällt.
Du hast bestimmt noch einige Kritikpunkte. Aber ich leide bereits sehr mit Otto.

Liebe Grüße
Anysa
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Anysa,

noch ein wenig "dick aufgetragen", aber schon viel besser.
Ich würde den Text jetzt nicht mehr ändern, die Tipps und Hinweise lieber bei einem neuen Stück Prosa umsetzen.

Lieben Gruß
Franka
(und danke, für die gute Zusammenarbeit)
 



 
Oben Unten