Gebrochenes, schwarzes Herz

Alex Knov

Mitglied
Ich erinnere mich nicht mehr an viel aus meiner Zeit in Osnabrück. Wahrscheinlich ein Verteidigungsmechanismus meiner Selbst, doch einige Erinnerungsfetzen bleiben bestehen. In meinem Gedächtnis ist alles dunkel. Das liegt wahrscheinlich daran, dass meine Depression im Dezember begann und ich, in den kurzen Stunden in denen die Sonne einmal durch die graue Wolkendecke schimmerte, auf der Arbeit oder am Schlafen war. Ich erinnere mich an traurige Musik, Elliott Smith und Eddie Vedder, und die Musik, die wir zusammen gehört haben: Ed Sheeran, The XX, Hozier… Rotwein aus dem Jugendzentrum, in dem wir zusammen arbeiteten. Pueblo Tabak mit slim Filtern und Becks. Tränen und Panik, gepaart mit dem langsamen Verlust meines Verstandes, welcher unbemerkt vor allen (mich eingeschlossen) daher siecht.

Ich erinnere mich an den kalten Winterabend, in dem ich mit den Tränen kämpfend meiner Mutter erzählte, dass es mir nicht gut geht. Einen Dezember lang, der mir vorkam wie ein ganzes Jahr, abgeschlossen von dem einsamsten Silvester, alleine mit meiner Mutter auf ihrem Balkon.

Und der verzweifelte Versuch der Besserung, gesunde Ernährung und Sport, frühe Schlafenszeiten und geregelte Tagesabläufe. Ein guter Monat, gefolgt von drei schlechten, gefolgt von einem beschissenen, gefolgt von einem mittelmäßigen. Ein Hin- und Hergereiße meines Verstandes. In dieser Zeit habe ich nicht gelebt sondern lediglich versucht, zu überleben, mich von meinen Gedanken abzulenken und aus dem unendlich tief zu scheinenden Loch zu kriechen, welches ich mir selber gegraben habe. Doch genug Erinnerungschaos, fangen wir ganz am Anfang an...
 
A

aligaga

Gast
Tja, @Axel,

das ist jetzt schon der fünfundzwanzigste, selbstverliebte Text, den du hier einstellst. Die der anderen kümmern dich wenig - nur zu dreien hast du dich bislang geäußert, leider aber immer nur mit der albernen "Gefälltmirgefälltmirnicht"-Nummer.

Wenn du Kommentare haben möchtest, solltest auch selbst welche schreiben, denn von Nichts kommt nichts. Das hier ist ein Literaturforum, das von der Interaktion lebt. Immer nur im eigenen Nabel zu popeln ist gähnend langweilig für andere. Das macht man besser in Chatrooms. Oder bei "Parship.de"

TTip: Nicht immer nur sich und den eigenen Schamörz als Zentrum des Universums sehen wollen, sondern bemerken, dass du Nachbarn hast, die nicht nur fühlen, sondern auch denken können. Ohne funktionierende Gesellschaften gibt's nämlich keine Kunst und auch keine Literatur.

Got it at least?

aligaga
 

Vagant

Mitglied
Hallo Alex,
nimm diese paar schmalbrüstigen Gedanken, dichte sie einem Charakter an, lass ihn in einer kleinen Szene agieren und mach Fiktion draus, die den Leser unterhält!
Die Tagebücher sensibler Leute sind ja voll mit solcher Texten. Recht so, denn nur dort gehören sie hin. Also ab ins Tagebuch damit, keinem zeigen, und nach drei Monaten – peinlich berührt, vielleicht – die Seite rausreißen und verbrennen.
Oder halt meinem ersten Vorschlag folgen: Eine Geschichte erzählen!
Vagant.
 

Alex Knov

Mitglied
Lieber Aligaga,

Es tut mir leid, dass du dich wieder einmal über mich aufregen musst. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, mich in dieser Community nur minimal bis gar nicht zu beteiligen. Das sollte allerdings auch niemanden wundern bei "Kommentaren" wie dem von Vagant. Niemand hier weiß richtig Feedback zu geben und das hat sicherlich nichts damit zu tun, dass ich keine Kritik vertragen kann.
Mir zu sagen, dass ich meine Texte verbrennen soll und mich in drei Monaten dafür schämen werden ist kein Feedback sondern nichts weiter als eine Beleidigung, auf die ich auch nicht weiter eingehen werde. Also so lange ich nicht sehe dass genug Leute sich auf dieser Seite rumtreiben, die es verstehen wertschätzend miteinander umzugehen, werde auch ich mich nicht sonderlich viel hier einbringen.

Grüße

Alex
 
A

aligaga

Gast
Wen, o @Aleks, glaubst du, für deine schlechte Verdauung interessieren zu können? Das hier ist ein LiFo, keine Bedürfnisanstalt, in der man sich wollüstig auskotzen kann, hoffend, es kämen gleich verständnissinnige Putzkolonnen, die reinmachten und ein Aspirin® für dich in der Manteltasche dabei hätten.

Hier drin hat niemand nur Besen und Kehrschaufel in der Hand, sondern fast immer den eigenen Bleistift. Sowas sollte man wissen, bevor man an der Tür läutet.

TTip: Sich literarisch einbringen!

Heiter immer weiter

aligaga
 

Alex Knov

Mitglied
Wer meine Literatur liest, muss dich ja nicht interessieren und wenn ich über meine Wehwehchen schreiben und mich auskotzen möchte, mache ich das auch. Dabei hoffe ich weder auf verständnissinnige Putzkolonnen, noch auf Besen und Kehrschaufel. Wenn jemand ein Problem damit hat, kann er es entweder respektvoll mitteilen oder es einfach nicht lesen. Meine Güte, wir sind doch nicht mehr in der Pubertät hier, es wird doch wohl möglich sein einen objektiven Kommentar über ein Werk abzugeben, ohne sich selbst dabei aufblasen zu müssen...
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Alex,

ich finde es immer interessant, wenn man mir mit einem Text eine Gemütslage näher bringt, die der meinen nicht entspricht.
Gerade Depressionen empfinde ich als besonders 'heimtückisch', weil ein kranker Mensch von außen betrachtet so 'normal' aussieht und wiederum 'normale' Menschen den Abgrund rings um die kranke Person nicht sehen können und der Kranke ihn nicht überwinden kann. Das gelingt Dir.

Dieses 'meiner Selbst' scheint mir überflüssig.

Ich erinnere mich nicht mehr an viel aus meiner Zeit in Osnabrück. Wahrscheinlich ein Verteidigungsmechanismus [strike]meiner Selbst[/strike]
Ich würde mir aber eine 'richtige' Geschichte wünschen wie auch Dein letzter Satz in Aussicht stellt. So, wie der Text da steht, erscheint er mir fragmentarisch.

Liebe Grüße
Petra
 
E

eisblume

Gast
Hallo Alex,

tut mir leid, aber das ist für mich keine Kurzprosa, sondern wie schon erwähnt wurde, ein Tagebucheintrag. Wenn du diesen Text als Kurzprosastück verstanden haben willst, müsste er mMn deutlich verdichtet werden. Mehr so, dass man zwischen den Zeilen heraus lesen kann, was der Prota durchmacht. Vielleicht liege ich damit falsch, aber gerade bei einer Kurzprosa darf der Leser schon ein wenig gefordert werden und sich das eine oder andere gern auch selbst erarbeiten, zumindest einen Interpretationsspielraum haben. Du servierst hier alles auf einem Silbertablett.

Ich nehme jetzt einmal diesen Absatz:

Und der verzweifelte Versuch der Besserung, gesunde Ernährung und Sport, frühe Schlafenszeiten und geregelte Tagesabläufe. Ein guter Monat, gefolgt von drei schlechten, gefolgt von einem beschissenen, gefolgt von einem mittelmäßigen. Ein Hin- und Hergereiße meines Verstandes. In dieser Zeit habe ich nicht gelebt sondern lediglich versucht, zu überleben, mich von meinen Gedanken abzulenken und aus dem unendlich tief zu scheinenden Loch zu kriechen, welches ich mir selber gegraben habe. Doch genug Erinnerungschaos, fangen wir ganz am Anfang an...
Im Grunde würde dieser fettmarkierte Teil reichen. Das, was danach folgt, erklärt diesen Teil. Als Leser habe ich dabei das Gefühl, dass du mir nicht zutraust, mir selbst ein paar Gedanken dazu zu machen und meine Schlüsse daraus zu ziehen. Ob das jetzt Schlüsse sind, die du gezogen haben möchtest, ist (für mich) dabei egal. Ist ja auch durchaus spannend, wie unterschiedlich ein Text bei verschiedenen Lesern ankommt.

Der letzte Satz mit den Auslasspunkten erschließt sich mir dabei nicht ganz. Kommt da noch etwas nach? Wird das eine Kurzprosa mit Fortsetzung?

Noch ein Wort zu deinem Kommentar:
Natürlich darfst du über deine Wehwehchen schreiben und dich auskotzen, du kannst schreiben, worüber du willst – aber wenn es sich dabei eben um Texte handelt, die sich ausschließlich mit deinen Befindlichkeiten beschäftigen und die du sozusagen ungefiltert 1:1 wiedergibst, dann plädiere ich auch dafür, Tagebuch zu schreiben - oder eben, wie bereits schon vorgeschlagen - du bettest alles in eine "richtige" Geschichte ein.

Herzlichst
eisblume
 

Alex Knov

Mitglied
@Petra Danke, für deinen Kommentar. Das mit dem "meiner Selbst" sehe ich genau so, werde ich ändern. In der Tat ist der Anfang eines Buches, an dem ich schreibe, demnach kommt da noch eine richtige Geschichte ;-)

@Eisblume Auch dir danke ich für objektives, wertschätzendes Feedback. Dass diese Geschichte ein Tagebucheintrag sein könnte, mag sein. Ich bin definitiv kein Experte, was die Einordnung von Geschichten in die Richtige Kategorie betrifft, weil ich nicht wirklich viel Nutzen darin sehe. Vielleicht sind die Grenzen da auch etwas schwammig, aber mir ging es hauptsächlich darum, eine Atmosphäre zu schaffen. In meinem Tagebuch habe ich dies doch sehr anders geschrieben.
Daran, dass ich meinem Leser zu wenig zutraue, könnte auch etwas dran sein. Ich habe einige Texte geschrieben, die mehr als genug Freiraum für Interpretationen jeglicher Art lassen, doch dieser gehört mit Sicherheit nicht dazu, da hast du recht. Ist vielleicht auch nicht immer nötig, ich weiß es nicht.
 

Vagant

Mitglied
Hallo Alex,

wenn man zitiert wird hat man es geschafft. Deswegen zitiere ich mich hier gleich mal selbst:

Die Tagebücher sensibler Leute sind ja voll mit solcher Texten.
Auch in meinen Tagebücher verstecken sich solche Texte, und auch ich schäme mich manchmal dafür und habe schon so manchen einen verbrannt, manch andere in einem Blog veröffentlicht, wofür ich dann fast noch mehr schäme.

Kollegin Eisblume hat dir ja nun in einer Langversion in etwa das zum Text gesagt, was meine Kurzversion dir sagen wollte.
Beim einfachen Beschreiben eines Lebensgefühls lassen sich zwar wunderschöne Satzgirlanden basteln, aber einen Nutzen für den Leser bringen solchen stilistischen Fingerübungen eigentlich nur, wenn sie im Kontext zu einem Protagonisten (emotinal storytelling, wie der Engländer sagt) oder zu einer Handlung (plotorientiertes Erzählen) stehen.

Der Text kann ja nicht ankommen. Wie denn auch? Ganze Regalwände sind voll mit Romanen in denen der Protagonist alle paar seitenlang mal eine Erinnerung zum Besten gib und darüber reflektiert, um sich damit seinen Standort in der Geschichte zu vergegenwärtigen. Aber das passiert dann halt nebenbei – storydienlich quasi. Solche Passagen herauszulösen um sie als Kurzprosa oder Kurzgeschichte zu verkaufen wird nur bei wenigen Lesern funktionieren.
Für mich bleibt es (so ganz ohne Bezug zu einem Plot) halt ein Tagebucheintrag.

Das hat nichts mit der Frage zu tun, ob du schreiben kannst oder nicht – das spricht dir damit niemand ab.

Vagant.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Alex,

um einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Depressiven zu bekommen, finde ich diese Kurzprosa durchaus gelungen.

Das Lyrische Ich muss ja nicht zwangsläufig der Autor selbst sein.

Viele Grüße,

DS
 



 
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