Geburtstagskuchen

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Geburtstagskuchen

„Na, Oma, du hast ja wie jedes Jahr am 7. Februar Geburtstag, wann willste denn den freiern?“
„Na, wie jedet Jah am daruff foljenden Sonnahmd. Andas könnt ihr ja doch nich“.
„Alles klar, Oma. Wat sollen wir denn für n Kuchen mitbringen?“
„Mitbring? Kuchn mitbring? Nee, du, nee, ick backe selba. Ihr werdt euch doch noch ainnan könn, wat ick imma for scheene Kuchn jebackn hab?“
„Klar doch, Oma. Is aber schon ne Weile her, det du jebacken hast. Wirste denn det ooch wirklich noch können? Du wirst jetzt immerhin 81“.
„Du meinst 18, oda? Kla kann ick backn. Is det einfachste von die Welt!“
„18? Ach, Oma, du mit deine Zahlendreher kannst einen janz wuschich machen!“
Die Oma kicherte. „Außadem is selba jebackn ville billija als jekoofter Kuchn“.

Am Freitag ging die Oma einkaufen. Vor dem Backregal überlegte sie: „Wat back ick denn nu am besten? Maulwurfskuchen – pfui Deibel, wat is det denn? Schokoladenkuchen – nee, is zu drocken. Aba hier – Keese-Sahne-Torte, det is jut! Det nehm ick. Wat kommt da rin? Eier, Schlachsahne, Quark. Fett ha ick noch zuhause“.
In der Wohnung angekommen, stellte sie fest, dass sie die Schlagsahne vergessen hatte. Also noch einmal zum Discounter.
Dann merkte sie, dass die Backgerätschaften durch das lange Herumliegen etwas angestaubt waren. Vor dem Backen musste abgewaschen werden.
Nun aber das Fett auslassen, die Form fetten und bröseln, die Zutaten in die Rührschüssel geben. Plötzlich stutzte sie: der Teig roch sonderbar. Was war los? Sie hatte statt der Backmischung die Mischung für den Belag mit Fett und Eiern verrührt. „Na bravo! Det kann ick ja nu woll bloß noch wegschmeißen!“
Gesagt, getan. Alles noch mal abwaschen und noch mal einkaufen gehen.
„Wat back ick denn nu jetze mit den Weißkeese? Na kla, n Keesekuchn!“
Eine neue Backmischung eingepackt und munter nach Hause. Neues Fett ausgelassen und die Packung aufgerissen – o weh, die ganze Küche ist weiß! Oma staunt, was sie für Kraft hat. Aber jetzt musste der Staubsauger her.
Inzwischen brodelte das Fett im Töpfchen und begann zu stinken. „Ach Jott, ach Jott, wat passiert denn nu nich noch allet!“, schimpfte Oma. „Na, der Topp is nich mehr zu retten, den kann ick jleich wegschmeißn“.
Gesagt, getan, und wieder zum Kaufladen. „Jetze ha ick aba bald keene Lust mehr uff die Backerei. Nehm wa ma wat einfachet – Kirschlikuchn. Der is bald fertich“.
Allmählich taten ihr die Beine weh vom vielen hin und her laufen. Also setzte sie sich erst einmal hin und strickte an ihrem Winterschal.
Dann ging sie frisch gestärkt ans Werk. Endlich hatte sie ihren Geburtstagskuchen im Backofen. Sie blickte zur Uhr: „In eene Stunde is der Kuchn fertich“.
Sie schaltete den Fernseher ein und griff zu ihrem Strickschal. Der Fernseher begann nach ein paar Minute zu säuseln, die Nadeln wurden langsamer, Omas Körper sank sacht an die weiche Sofalehne, die Lider waren bleischwer und Oma schlief den Schlaf der Gerechten.
Plötzlich stand der unsympathische junge Mann von gegenüber in der Stube. Mitten in Omas guter Stube stand er, rauchte eine Zigarette und grinste! „Det schleecht ja woll det Fass den Boodn aus!“, rief Oma, aber zum Glück hatte sie das nur geträumt. Was blieb, war eine kleine Rauchwolke. „Wie kommt die denn in meine Stube?!“
Und schon malte das Entsetzen zwei grellbunte Ausrufezeichen in Omas Augen: „Der Kuchn is anjebrannt!“
Sie flitzte in die Küche, schaltete den Herd aus und warf das kleine Stück schwarz rauchender Kohle in die Spüle.
„So. Det war t. Wat nu? Die Koofhalle is zu. Muss ick morjen noch mal jehn“.
Sie wusch zum dritten Mal das Geschirr ab und reinigte Herd und Küche. Dann setzte sie sich wieder mit ihrem halbfertigen Schal vor die Glotze. Aber die Müdigkeit wollte und wollte sich nicht noch einmal einstellen. Erst kurz vor dem Morgengrauen schlief sie ein und erwachte gegen Mittag. „Nur die Ruhe! Jetze wird erst ma vanünftich jefrühstückt“.
Frohgemut schritt sie zum Lebensmittelladen. „Ick hab ja noch den Weißkeese. Da könnt ick ja ma wat Neuet probiern. Im Seniorenclub ham se doch neulich so jeschwärmt von den . . ., Jott, wie heeßt det ma rasch bloß . . . ach ja, russischen Zuppkuchn. Den wer ick backn. Wat denn, n janzet halbet Fund Butta soll da rin? Det is aba happich. Na, wat soll t. For die Famielje is mir nischt zu schade“.
Wieder Fett auslassen, eine neue Form fetten und bröseln, den Teig anrühren. Vorsichtig die Tüten aufreißen, damit sich nicht wieder das Mehl in der Küche verteilt. Aromatisch duftete der braune Teig, cremig wurde die Füllung. Es machte Spaß, die kleinen Teigplättchen auf die Quarkfüllung zu legen. Nette kleine Inseln, die allen gut schmecken werden.
Jetzt die Gasflamme im Backofen anzünden.
Oma drehte sich zum Schrank um, wo sie die Streichhölzer verwahrt hatte. Mit einem Schrei hielt sie sich am Schrank fest – sie war mit dem kleinen Finger an der Backform hängen geblieben und hatte sich die Form gegen die Waden geklatscht. Der Teig lief an ihren Beinen herab und verteilte sich auf dem Fußboden.
Weinend griff sie zu den Papierhandtüchern und anderen Reinigungsutensilien, dann zog sie sich aus und ging duschen. Das angenehm warme Wasser vertrieb allen Schmerz und allen Kummer. Sie zog sich chic an, föhnte ihre Frisur, deckte den Tisch, rührte die Schlagsahne zurecht und stellte die Kaffeemaschine an.
Da klingelte es schon, die Familie kam zum Feiern. „Ach, wie schön, du hast mir n Kasten Konfekt mitjebracht? Na, stell n ma uff de Kaffeetafel, da jreifen wa denn alle mal rin. Ach, und du hast mir n Kasten „Merci“ mitjebracht? Na, den stellste ooch schön uff n Disch, damit wir alle rinjreifen können. Und du, meen Kleena, du steichst mal uff n Stuhl und holst die Fefferkuchn, det Konfekt und det „Merci“ von Weihnachten vom Küchenschrank runta. Det muss ja ooch mal jejessen wern“.
Sprachlos setzten sich die Kinder und Enkel an den gedeckten Tisch.
„Nu nehmt euch ma von die Schlachsahne, is janz frisch!“, forderte die Jubilarin auf.
Zaghaft meldete sich die jüngste Enkelin: „Oma, du wolltest doch Kuchen backen?“
Die alte Dame hob das Kinn: „Wat wollte ick? Kuchn backn? Wer bringt denn man bloß solche Jerüchte uff? Also nee, weeßte!“
Noch während sie ihren Kaffee schlürfte, totterte sie: „Kuchn backn! Icke! Ick wer mir hüten!“
 
S

silviaa

Gast
Geburtstagkuchen

Ich habe beim Lesen ständig schmunzeln müssen.
Vor allem den Dialekt finde ich prima.
Man kann so richtig mit der Oma mitfühlen.
Was ich auchsehr gut finde ist das große Mundwerk der Oma, sie wolle selber Kuchen pbacken und hinterher kam doch nichts dabei heraus. Hätte sie doch lieber das Angebot angenommen.

Fazit:
Amüsant, erfrischende Dialoge durch das Berlinerische.
Gelungen.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Geburtstagskuchen

„Na, Oma, du hast ja wie jedes Jahr am 7. Februar Geburtstag, wann willste denn den freiern?“
„Na, wie jedet Jah am daruff foljenden Sonnahmd. Andas könnt ihr ja doch nich. Nach de Arbeit seid ihr ja imma fix und fertich“.
„Alles klar, Oma. Wat sollen wir denn für n Kuchen mitbringen?“
„Mitbring? Kuchn mitbring? Nee, du, nee, ick backe selba. Ihr werdt euch doch noch ainnan könn, wat ick imma for scheene Kuchn jebackn hab?“
„Klar doch, Oma. Is aber schon ne Weile her, det du jebacken hast. Wirste denn det ooch wirklich noch können? Du wirst jetzt immerhin 81“.
„Du meinst 18, oda? Kla kann ick backn. Is det einfachste von die Welt!“
„18? Ach, Oma, du mit deine Zahlendreher kannst einen janz wuschich machen!“
Die Oma kicherte. „Außadem is selba jebackn ville billija als jekoofter Kuchn“.

Am Freitag ging die Oma einkaufen. Vor dem Backregal überlegte sie: „Wat back ick denn nu am besten? Maulwurfskuchen – pfui Deibel, wat is det denn? Schokoladenkuchen – nee, is zu drocken. Aba hier – Keese-Sahne-Torte, det is jut! Det nehm ick. Wat kommt da rin? Eier, Schlachsahne, Quark. Fett ha ick noch zuhause“.
In der Wohnung angekommen, stellte sie fest, dass sie die Schlagsahne vergessen hatte. Also noch einmal zum Discounter.
Dann merkte sie, dass die Backgerätschaften durch das lange Herumliegen etwas angestaubt waren. Vor dem Backen musste abgewaschen werden.
Nun aber das Fett auslassen, die Form fetten und bröseln, die Zutaten in die Rührschüssel geben. Plötzlich stutzte sie: der Teig roch sonderbar. Was war los? Sie hatte statt der Backmischung die Mischung für den Belag mit Fett und Eiern verrührt. „Na bravo! Det kann ick ja nu woll bloß noch wegschmeißen!“
Gesagt, getan. Alles noch mal abwaschen und noch mal einkaufen gehen.
„Wat back ick denn nu jetze mit den Weißkeese? Na kla, n Keesekuchn!“
Eine neue Backmischung eingepackt und munter nach Hause. Neues Fett ausgelassen und die Packung aufgerissen – o weh, die ganze Küche ist weiß! Oma staunt, was sie für Kraft hat. Aber jetzt musste der Staubsauger her.
Inzwischen brodelte das Fett im Töpfchen und begann zu stinken. „Ach Jott, ach Jott, wat passiert denn nu nich noch allet!“, schimpfte Oma. „Na, der Topp is nich mehr zu retten, den kann ick jleich wegschmeißn“.
Gesagt, getan, und wieder zum Kaufladen. „Jetze ha ick aba bald keene Lust mehr uff die Backerei. Nehm wa ma wat einfachet – Kirschlikuchn. Der is bald fertich“.
Allmählich taten ihr die Beine weh vom vielen hin und her laufen. Also setzte sie sich erst einmal hin und strickte an ihrem Winterschal.
Dann ging sie frisch gestärkt ans Werk. Endlich hatte sie ihren Geburtstagskuchen im Backofen. Sie blickte zur Uhr: „In eene Stunde is der Kuchn fertich“.
Sie schaltete den Fernseher ein und griff zu ihrem Strickschal. Der Fernseher begann nach ein paar Minute zu säuseln, die Nadeln wurden langsamer, Omas Körper sank sacht an die weiche Sofalehne, die Lider waren bleischwer und Oma schlief den Schlaf der Gerechten.
Plötzlich stand der unsympathische junge Mann von gegenüber in der Stube. Mitten in Omas guter Stube stand er, rauchte eine Zigarette und grinste! „Det schleecht ja woll det Fass den Boodn aus!“, rief Oma, aber zum Glück hatte sie das nur geträumt. Was blieb, war eine kleine Rauchwolke. „Wie kommt die denn in meine Stube?!“
Und schon malte das Entsetzen zwei grellbunte Ausrufezeichen in Omas Augen: „Der Kuchn is anjebrannt!“
Sie flitzte in die Küche, schaltete den Herd aus und warf das kleine Stück schwarz rauchender Kohle in die Spüle.
„So. Det war t. Wat nu? Die Koofhalle is zu. Muss ick morjen noch mal jehn“.
Sie wusch zum dritten Mal das Geschirr ab und reinigte Herd und Küche. Dann setzte sie sich wieder mit ihrem halbfertigen Schal vor die Glotze. Aber die Müdigkeit wollte und wollte sich nicht noch einmal einstellen. Erst kurz vor dem Morgengrauen schlief sie ein und erwachte gegen Mittag. „Nur die Ruhe! Jetze wird erst ma vanünftich jefrühstückt“.
Frohgemut schritt sie zum Lebensmittelladen. „Ick hab ja noch den Weißkeese. Da könnt ick ja ma wat Neuet probiern. Im Seniorenclub ham se doch neulich so jeschwärmt von den . . ., Jott, wie heeßt det ma rasch bloß . . . ach ja, russischen Zuppkuchn. Den wer ick backn. Wat denn, n janzet halbet Fund Butta soll da rin? Det is aba happich. Na, wat soll t. For die Famielje is mir nischt zu schade“.
Wieder Fett auslassen, eine neue Form fetten und bröseln, den Teig anrühren. Vorsichtig die Tüten aufreißen, damit sich nicht wieder das Mehl in der Küche verteilt. Aromatisch duftete der braune Teig, cremig wurde die Füllung. Es machte Spaß, die kleinen Teigplättchen auf die Quarkfüllung zu legen. Nette kleine Inseln, die allen gut schmecken werden.
Jetzt die Gasflamme im Backofen anzünden.
Oma drehte sich zum Schrank um, wo sie die Streichhölzer verwahrt hatte. Mit einem Schrei hielt sie sich am Schrank fest – sie war mit dem kleinen Finger an der Backform hängen geblieben und hatte sich die Form gegen die Waden geklatscht. Der Teig lief an ihren Beinen herab und verteilte sich auf dem Fußboden.
Weinend griff sie zu den Papierhandtüchern und anderen Reinigungsutensilien, dann zog sie sich aus und ging duschen. Das angenehm warme Wasser vertrieb allen Schmerz und allen Kummer. Sie zog sich chic an, föhnte ihre Frisur, deckte den Tisch, rührte die Schlagsahne zurecht und stellte die Kaffeemaschine an.
Da klingelte es schon, die Familie kam zum Feiern. „Ach, wie schön, du hast mir n Kasten Konfekt mitjebracht? Na, stell n ma uff de Kaffeetafel, da jreifen wa denn alle mal rin. Ach, und du hast mir n Kasten „Merci“ mitjebracht? Na, den stellste ooch schön uff n Disch, damit wir alle rinjreifen können. Und du, meen Kleena, du steichst mal uff n Stuhl und holst die Fefferkuchn, det Konfekt und det „Merci“ von Weihnachten vom Küchenschrank runta. Det muss ja ooch mal jejessen wern“.
Sprachlos setzten sich die Kinder und Enkel an den gedeckten Tisch.
„Nu nehmt euch ma von die Schlachsahne, is janz frisch!“, forderte die Jubilarin auf.
Zaghaft meldete sich die jüngste Enkelin: „Oma, du wolltest doch Kuchen backen?“
Die alte Dame hob das Kinn: „Wat wollte ick? Kuchn backn? Wer bringt denn man bloß solche Jerüchte uff? Also nee, weeßte!“
Noch während sie ihren Kaffee schlürfte, totterte sie: „Kuchn backn! Icke! Ick wer mir hüten!“
Heimlich zupfte sie an ihrem Kleid, damit ja niemand den großen blauen Fleck an der Wade sah.
 

Doska

Mitglied
Hihi, köstlich, aber irgendwie tut mir diese Oma auch ein bisschen Leid, jedoch hat sie ein großartiges Mundwerk und kann deshalb ihre gute Position in der Familie wieder festigen.
Eine herrliche Kurzgeschichte, weil ...einfach so wahr! Ich glaube, solche Abenteuer am Küchenherd können einem wirklich passieren, besonders, wenn man dabei hektisch wird.
Hat mir sehr gut gefallen. Flüssiger Schreibstil, tolle Charakterbeschreibung, wäre eine prächtige Geschichte für eine Weiberzeitschrift, vielleicht sogar was für Kerle, denn heutzutage kocht und backt MAN(N)selber.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für den netten kom und die bewertung.
ja, die geschichte ist zu drei vierteln wahr. zum glück nicht mir passiert!
lg
 

Balu

Mitglied
wääschd, wann ich sowas lese duh, dann werd mers arg warm um
die bruschd unn ich denk alsemol, irchendwas hänn die bei dere uffteilung vunn de welt falsch gemachd, sunschd deeten die palz unn berlin glei nebernonner liege
weil - vumm herz her sinn die grad gleich

klasse gemachd, hoschd des

en gruß vum bär
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Geburtstagskuchen

„Na, Oma, du hast ja wie jedes Jahr am 7. Februar Geburtstag, wann willste denn den freiern?“
„Na, wie jedet Jah am daruff foljenden Sonnahmd. Andas könnt ihr ja doch nich. Nach de Arbeit seid ihr ja imma fix und fertich“.
„Alles klar, Oma. Wat sollen wir denn für n Kuchen mitbringen?“
„Mitbring? Kuchn mitbring? Nee, du, nee, ick backe selba. Ihr werdt euch doch noch ainnan könn, wat ick imma for scheene Kuchn jebackn hab?“
„Klar doch, Oma. Is aber schon ne Weile her, det du jebacken hast. Wirste denn det ooch wirklich noch können? Du wirst jetzt immerhin 81“.
„Du meinst 18, oda? Kla kann ick backn. Is det einfachste von die Welt!“
„18? Ach, Oma, du mit deine Zahlendreher kannst einen janz wuschich machen!“
Die Oma kicherte. „Außadem is selba jebackn ville billija als jekoofter Kuchn“.

Am Freitag ging die Oma einkaufen. Vor dem Backregal überlegte sie: „Wat back ick denn nu am besten? Maulwurfskuchen – pfui Deibel, wat is det denn? Schokoladenkuchen – nee, is zu drocken. Aba hier – Keese-Sahne-Torte, det is jut! Det nehm ick. Wat kommt da rin? Eier, Schlachsahne, Quark. Fett ha ick noch zuhause“.
In der Wohnung angekommen, stellte sie fest, dass sie die Schlagsahne vergessen hatte. Also noch einmal zum Discounter.
Dann merkte sie, dass die Backgerätschaften durch das lange Herumliegen etwas angestaubt waren. Vor dem Backen musste abgewaschen werden.
Nun aber das Fett auslassen, die Form fetten und bröseln, die Zutaten in die Rührschüssel geben. Plötzlich stutzte sie: der Teig roch sonderbar. Was war los? Sie hatte statt der Backmischung die Mischung für den Belag mit Fett und Eiern verrührt. „Na bravo! Det kann ick ja nu woll bloß noch wegschmeißen!“
Gesagt, getan. Alles noch mal abwaschen und noch mal einkaufen gehen.
„Wat back ick denn nu jetze mit den Weißkeese? Na kla, n Keesekuchn!“
Eine neue Backmischung eingepackt und munter nach Hause. Neues Fett ausgelassen und die Packung aufgerissen – o weh, die ganze Küche ist weiß! Oma staunt, was sie für Kraft hat. Aber jetzt musste der Staubsauger her.
Inzwischen brodelte das Fett im Töpfchen und begann zu stinken. „Ach Jott, ach Jott, wat passiert denn nu nich noch allet!“, schimpfte Oma. „Na, der Topp is nich mehr zu retten, den kann ick jleich wegschmeißn“.
Gesagt, getan, und wieder zum Kaufladen. „Jetze ha ick aba bald keene Lust mehr uff die Backerei. Nehm wa ma wat einfachet – Kirschlikuchn. Der is bald fertich“.
Allmählich taten ihr die Beine weh vom vielen hin und her laufen. Also setzte sie sich erst einmal hin und strickte an ihrem Winterschal.
Dann ging sie frisch gestärkt ans Werk. Als erstes erblickte sie das leere Kirschglas. "Wat schdeht denn det da noch rum? Det jehört doch in n Abwasch!"
Sie riss das Glas unter dem Sieb weg und die gut abgetropften Kirschen stippten in den Saft. Wieder ein Arbeitsschritt umsonst.
Endlich hatte sie ihren Geburtstagskuchen im Backofen. Sie blickte zur Uhr: „In eene Stunde is der Kuchn fertich“.
Sie schaltete den Fernseher ein und griff zu ihrem Strickschal. Der Fernseher begann nach ein paar Minuten zu säuseln, die Nadeln wurden langsamer, Omas Körper sank sacht an die weiche Sofalehne, die Lider waren bleischwer und Oma schlief den Schlaf der Gerechten.
Plötzlich stand der unsympathische junge Mann von gegenüber in der Stube. Mitten in Omas guter Stube stand er, rauchte eine Zigarette und grinste! „Det schleecht ja woll det Fass den Boodn aus!“, rief Oma, aber zum Glück hatte sie das nur geträumt. Was blieb, war eine kleine Rauchwolke. „Wie kommt die denn in meine Stube?!“
Und schon malte das Entsetzen zwei grellbunte Ausrufezeichen in Omas Augen: „Der Kuchn is anjebrannt!“
Sie flitzte in die Küche, schaltete den Herd aus und warf das kleine Stück schwarz rauchender Kohle in die Spüle.
„So. Det war t. Wat nu? Die Koofhalle is zu. Muss ick morjen noch mal jehn“.
Sie wusch zum dritten Mal das Geschirr ab und reinigte Herd und Küche. Dann setzte sie sich wieder mit ihrem halbfertigen Schal vor die Glotze. Aber die Müdigkeit wollte und wollte sich nicht noch einmal einstellen. Erst kurz vor dem Morgengrauen schlief sie ein und erwachte gegen Mittag. „Nur die Ruhe! Jetze wird erst ma vanünftich jefrühstückt“.
Frohgemut schritt sie zum Lebensmittelladen. „Ick hab ja noch den Weißkeese. Da könnt ick ja ma wat Neuet probiern. Im Seniorenclub ham se doch neulich so jeschwärmt von den . . ., Jott, wie heeßt det ma rasch bloß . . . ach ja, russischen Zuppkuchn. Den wer ick backn. Wat denn, n janzet halbet Fund Butta soll da rin? Det is aba happich. Na, wat soll t. For die Famielje is mir nischt zu schade“.
Wieder Fett auslassen, eine neue Form fetten und bröseln, den Teig anrühren. Vorsichtig die Tüten aufreißen, damit sich nicht wieder das Mehl in der Küche verteilt. Aromatisch duftete der braune Teig, cremig wurde die Füllung. Es machte Spaß, die kleinen Teigplättchen auf die Quarkfüllung zu legen. Nette kleine Inseln, die allen gut schmecken werden.
Jetzt die Gasflamme im Backofen anzünden.
Oma drehte sich zum Schrank um, wo sie die Streichhölzer verwahrt hatte. Mit einem Schrei hielt sie sich am Schrank fest – sie war mit dem kleinen Finger an der Backform hängen geblieben und hatte sich die Form gegen die Waden geklatscht. Der Teig lief an ihren Beinen herab und verteilte sich auf dem Fußboden.
Weinend griff sie zu den Papierhandtüchern und anderen Reinigungsutensilien, dann zog sie sich aus und ging duschen. Das angenehm warme Wasser vertrieb allen Schmerz und allen Kummer. Sie zog sich chic an, föhnte ihre Frisur, deckte den Tisch, rührte die Schlagsahne zurecht und stellte die Kaffeemaschine an.
Da klingelte es schon, die Familie kam zum Feiern. „Ach, wie schön, du hast mir n Kasten Konfekt mitjebracht? Na, stell n ma uff de Kaffeetafel, da jreifen wa denn alle mal rin. Ach, und du hast mir n Kasten „Merci“ mitjebracht? Na, den stellste ooch schön uff n Disch, damit wir alle rinjreifen können. Und du, meen Kleena, du steichst mal uff n Stuhl und holst die Fefferkuchn, det Konfekt und det „Merci“ von Weihnachten vom Küchenschrank runta. Det muss ja ooch mal jejessen wern“.
Sprachlos setzten sich die Kinder und Enkel an den gedeckten Tisch.
„Nu nehmt euch ma von die Schlachsahne, is janz frisch!“, forderte die Jubilarin auf.
Zaghaft meldete sich die jüngste Enkelin: „Oma, du wolltest doch Kuchen backen?“
Die alte Dame hob das Kinn: „Wat wollte ick? Kuchn backn? Wer bringt denn man bloß solche Jerüchte uff? Also nee, weeßte!“
Noch während sie ihren Kaffee schlürfte, totterte sie: „Kuchn backn! Icke! Ick wer mir hüten!“
Heimlich zupfte sie an ihrem Kleid, damit ja niemand den großen blauen Fleck an der Wade sah.
 
S

suzah

Gast
hallo flammarion,

wirklich lustig, gut beschrieben, so etwas kann passieren.

ein rätsel ist mir allerdings, wieso die oma immer das "fett auslassen" muss für diese rührteige, ich schäume die weiche butter mit dem mixer auf.

ein kleiner tippfehler zu beginn: "...denn den freiern?“ soll sicher "feiern" heißen.

liebe grüße suzah
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
upsala,

wieder mal die typische betriebsblingheit. wird sofort korrigiert.
waaaaas - butter lässt sich mit m mixer aufschäumen? davon hab ick ja noch nie wat jehört!
außerdem nimmt oma keine butter zum backen, so reich is se nich. un makariene muss ausjelassn wern uff feua, det is doch kla.
kichernd grüßt
 
S

suzah

Gast
hallo flammarion,
also da müssen wir uns mal über ost-west-backrezepte unterhalten.
ob butter oder margarine, beides kann, möglichst zusammen mit dem zucker, mit dem mixer nicht gerade aufge"schäumt", aber doch sehr cremig werden, natürlich nicht, wenn die butter steinhart aus dem kühlschrank kommt.
ich habe nur ein rezept, wo die butter heiß und flüssig verwendet wird.
lg suzah
 



 
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