Gedankenstein

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Wipfel

Mitglied
Es dämmerte bereits. Noch einmal zum Strand gefahren, zur einsamen felsigen Bucht. Abschied nehmen. Den Berg meiner Gedanken neben mich gestellt. Kleine Schritte ans Meer. Meine Füße sandig umspült.

Da streckte sich neben mir ein Finger. Aus dem Nichts. Wuchs zur Hand. Schau! Da drüben noch eine. Dann Arme. Ein Kopf erhob sich, ein Körper. Wunderschön. Das Wesen stand auf. Verwandelte meinen Berg zu Stein, lief vorbei. Ich sah die Anmut, schrie mit meinem Blick:

„Hier bin ich! Nimm mich mit!“

Doch so nah es mir auch war, ich blieb scheinbar unbemerkt. Noch nicht mal ignoriert. Mit weichem Schritt ging das Wesen dem Geheimnis auf den Grund.

Ohne mich umzudrehen. Kleine Schritte ins Leben zurück. Ein Gedankenstein darf mich begleiten. Größer noch als mein Hosentaschenloch.
 

Wipfel

Mitglied
@doc

Danke für dein Lesen. Und über die Blumen freue ich mich sehr. Muscheln, Steine, Federn...solche Dinge sind wichtig. Frag die Kinder da draußen. Grüße von wipfel
 

Wipfel

Mitglied
@Blumenberg

...da freu ich mich doch. Auch dir vielen Dank für die Rückmeldung.

Grüße von wipfel
 

Andri Vento

Mitglied
Hallo Wipfel,
ja ein schöner trauriger Moment. Und immer wieder tippelt man zurück. Ich nehme auch nichts mit, keinen Stein, nichts, nur den Gedankenhaufen.
Sentimentale
Grüße.
 

Wipfel

Mitglied
Hallo Andri Vento,

mir geht es in der Kurzprosa immer darum, mit wenig Worten eine Geschichte zu erzählen. Nicht nach dem Motto - oh mehr weiß ich nicht oder mehr gibt das Thema nicht her. Wie bei einer guten Soße - reduzieren, reduzieren. In dieser Geschichte hast du die melancholische Stimmung gut aufgenommen. Vielen Dank für dein Lesen.

Grüße von wipfel
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
Hallo Wipfel,

Seltsame Zusammenfügung an Bildern, finde ich.

Ein Gedankenstein?
Ein Wesen, das nicht weiter kategorisiert wird ...
Ohne sich umzudrehen Schritte zurück gehen!

Sehr merkwürdig. Ich weiß nicht was ich damit anfangen soll. Ich würde mit dem Reduzieren vorsichtig sein, zu viel Abstraktion kann dem Leser auch eine grundsätzliche Unklarheit verschaffen.

An deiner Stelle würde ich klar aussprechen, worum es hier geht. Atmosphäre allein reicht mir nicht aus, auch wenn die Stimmung hier sehr prägnant ist.

Ach, das Auftauchen eines Körpers in der Dunkelheit fing erstmal etwas komisch an: "Da streckte sich neben mir ein Finger." Doch im Folgenden finde ich diese Beschreibung sehr schön. "Aus dem Nichts. Wuchs zur Hand [...]"

Oh und außerdem: "Es dämmerte bereits" kann zweierlei bedeuten. Das ist dir wohl bewusst aber genau solche Unklarheiten finde ich eben unschön. Wird es nun Morgen oder Abend? Das ist so, als würde man das Geschlecht des Protagonisten zu nennen verpassen aber ohne ersichtlichen Grund.

Liebe Grüße, Etma
 

Wipfel

Mitglied
Hi Etma, vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meinem kurzen Text.

Alle Einwürfe von dir sind berechtigt und doch gehören sie so. Den Versuch meinen Text zu erklären, will ich erst gar nicht unternehmen. Das würde kläglich scheitern.

Ein Gedanke, der zu Stein verwandelt wird, ist ein Gedankenstein. Ob das vorstellbar ist? Für mich ja. Welches Geschlecht die Prots haben - ich will nicht sagen unwichtig - eher "frei vorstellbar". Welche Dämmerung, die zur Nacht oder zum Tag? Auch hier - wichtiger ist mir der Wechsel in einer Situation.

Und ob man zurück schreiten kann, ohne sich umzudrehen?

Du wünscht dir mehr Worte in den Text - ich enttäusche dich nur ungern. Dennoch danke ich dir sehr für dein Nachdenken - dadurch habe ich mir nochmals vor Augen geführt, was ich umsetzen wollte. Merci und Grüße von wipfel
 



 
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