Gedanklich gedankenlos im Gedanken versunken.

3,00 Stern(e) 2 Bewertungen
Wenn ich mich doch nur wieder daran erinnern könnte, was ich gestern Abend, vermeintlich undenkbar, doch noch vergessen habe. Unendlich betrübt über den Gedanken, der mir entschlüpft ist, vergesse ich beinahe alles andere. Eigentlich bin ich selbst schuld, war ich doch zu faul, um nochmals aufzustehen, und mir Schreiber und Papier zu holen. Ab sofort ist mein Notizbuch nur noch auf dem Regal neben dem Bett zu finden.

Aber dieser Gedanke! Hätte er nicht noch bis morgen warten können, um dann tagsüber seine Koffer noch zu packen. Dann hätte ich genug Zeit gehabt, ihn zu packen, aufzuessen und zu verdauen. Aber nein, er konnte offenbar nicht schnell genug weg, wie wenn’s bei mir so gedankenlos schlimm wäre.

Verständlich insofern, als dass es halt nur ein one-night-thought war. Nichtsdestotrotz waren die paar wenigen Stunden schön. Ich versuchte alles, um ihn in Erinnerung zu behalten – vergebens. Wie brutal und bösartig ein Unterbewusstsein manchmal sein kann.

Zu feige war er, um zu bleiben, zu ungebunden wollte er bleiben. Zwanghaft suche ich nun den Gedanken, bis ans Ende der Welt meines Gedächtnis, will ich ihm doch schliesslich sagen, dass aus ihm trotz allem viele andere Gedanken entstanden sind.

Unter dem Bett liegt Schokolade vom letzten Jahr, hinter dem Bücherregal finde ich mein verloren geglaubtes Stofftier, und über dem Fenster hebe ich gleich noch eine illegale Spinnenhöhle aus. Aber weit und breit ist nichts zu sehen von einem Gedanken, er bleibt verschollen.

Bestraft werden sollte sowas. Ich muss wohl zu drastischeren Massnahmen greifen: eine gute Pointe sollte eben sitzen.

Jetzt, in diesem Fall bleibt mir nur zu hoffen, der Gedanke kehrt freiwillig zu mir zurück, herrscht doch schliesslich momentan noch Gedankenfreiheit.

Aber auf keinen Fall würde er Alimente kriegen.
 
Gut gut, aber vielleicht lassen sich da noch mehr sexuelle Elemente reinbringen. Z.B. "Mit dem Gedanken schwanger gehen, eine Idee bis zur Spitze treiben, Gedanken massieren, befriedigender Gedanke, der Gedanke fesselte mich, peitschte an meinen Nerven, saugte mein Hirn leer, bescherte mir schlaflose und feuchte Nächte" und dergl.

Ich denke, die Idee ist ausbauenswert. Eventuell könnte man auch probieren, den Leser an der Nase herumzuführen und erst zum Schluss offenbaren, dass man einen Gedanken meint (und nicht einen oder mehrere wilde Sexpartner).

Marius
 



 
Oben Unten