Gedicht eines Dichters dessen Gedicht nicht dichtete.

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guelle

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Metamorphose

Der rotgerändert Augenglut verloschen,
durch Tränennaß zur Gicht verdampft.
Des alten Lebens Heu schon lang gedroschen,
des Antlitz Züg noch hart verkrampft.
Von ewig tönend Mahnung,
mein innerst Ohr jetzt taub,
und aus der röchelnd Brust es schreit:
"So nimm denn ab die eisern Haub!"
Heraus es fährt Erinnerungen Wut
und hartgeballte Faust getaucht in Höllenglut,
zerschlägt das tönern Gefäß
in dem ich fest gefügt,
die schleimig Mask,
die jahrelang mich angelügt.
Und aus dem eckig Scherbenhauf heraus
ein leuchtend Wesen tritt,
mit scheuer Hand es streichelt mein
Gesicht und spricht:
"Ich, ich bin dein wahres ich,
erkennst du mich den nicht!?"
Und wie ein kleines Kind man wiegt,
ich nehm mich in den Arm
und spür ein lang vergessenen
glücklich Funk, vertraut, beschützend warm.
Und all die wohlbekannt Empfindungen
mir sagen: "Jetzt bist du daheim!"
Und Gott aus diesem heilig Ort ruft zu:
"Nun bist du frei, nun darfst du sein!"
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe/r guelle,

herzlich willkommen in der Leselupe.

Ich möchte Dich bitten unter dem Werk über die Funktion "bearbeiten" die Zeilenumbrüche so zu setzen, dass die Reime am jeweiligen Zeilenende stehen und zusätzlich die Schrägstriche zu entfernen. Das käme dem Gedicht sehr zugute.

Liebe Grüße

Elke
 

Walther

Mitglied
Moin Guelle,

kann Enachtigall nur beipflichten. Ansonsten: weiter so. Immer ran an die Dichtung.

Denn wärn die Dichter dicht, gäbs keine Dichtung. Und klar, die ganze Welt nähm dann 'ne falsche Richtung. :)

Gruß W.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo nochmal,

jetzt finde ich die Form sehr augenfreundlich.

Eindringliche Metaphern und charakteristischer Ton unterstreichen die plastische Darstellung dieser Metamorphose.

Heraus es fährt Erinnerungen Wut
und hartgeballte Faust getaucht in Höllenglut,
zerschlägt das tönern Gefäß
in dem ich fest gefügt,
die schleimig Mask,
die jahrelang mich angelügt
Hier habe ich den Eindruck, es könnte ein Komma fehlen - genau genommen zwei:[blue]Erinnerung, Wut[/blue] und [blue]Gefäß, in dem[/blue].

Hier kippt auf einmal das Bild (substanziell) ins Gegenteil:
von "tönern Gefäß" zur "schleimig Mask". Ist das gewollt?

Trotz alledem anregende Dichtung, nicht zuletzt wegen der antiquiert anmutenden Sprache.

Nochmal herzlich gegrüßt

Elke
 



 
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