Gedichtstrophen: Die Sestine

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.
Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.
Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opitz,+Martin/Gedichte/Weltliche+Dichtungen/Sch%C3%A4fferey+von+der+Nimfen+Hercinie)

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.
Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opitz,+Martin/Gedichte/Weltliche+Dichtungen/Sch%C3%A4fferey+von+der+Nimfen+Hercinie)

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.
Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz, in "Schäfferey von der Nimfen Hercinie"
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opi...Dichtungen/Schäfferey+von+der+Nimfen+Hercinie )

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.
Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2


Für die Schlussstrophe gibt es in der Zwischenzeit mehrere Varianten.

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz, in "Schäfferey von der Nimfen Hercinie"
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opi...Dichtungen/Schäfferey+von+der+Nimfen+Hercinie )

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bei der Sestine gibt es offensichtlich verschiedene Versionen.

Das gilt zum einen für die Schlussstrophe, in der habe ich in der Zwischenzeit mehrere Varianten gefunden, als auch für die anderen Strophen. Einheitlich ist die Reimlosigkeit und das Permutieren (Vertauschen) der Zeilenschlusswörter.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Dokument "Erschließung und Interpretation lyrischer Texte
Jahrgangsstufen 11 bis 12 © deutsch-digital.de - Dr. Baptist Deinlein"
http://www.digitale-schule-bayern.de/dsdaten/18/560.pdf


Strophen- und Gedichtformen in der deutschen Lyrik
Besonderheiten: Die Schlusswörter der Verszeilen der ersten Strophe werden durch sämtliche Strophen in freier Folge beibehalten. Ferner kehrt das Schlusswort der letzten Zeile einer Strophe als Schlusswort der ersten Zeile der folgenden Strophe wieder.
Die Permutation hat in diesem Falle sehr einfache Regeln. Der Innenteil kann relativ beliebige Reihenfolgen enthalten.

Die Wikipedia gibt dagegen recht strenge und komplexe Regeln an. Ich werde das noch korrigieren und als Beispiel kennzeichnen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Weitere Varianten:

Renate Golpon gibt zwei Formen in ihrem Artikel zur Sestine an:

http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html

1.-6. Strophe permutiert so:

1,2,3,4,5,6
6,1,5,2,4,3
3,6,4,1,2,5
5,3,2,6,1,4
4,5,1,3,5,2
2,4,6,5,3,1

letzte Strophe:
1+2
4+3
5+6

Hier: gibt sie die andere Form als Beispiel an, die ich oben angeführt habe:

http://www.zumgedicht.de/sestinenstart.html

1,2,3,4,5,6
6,1,2,3,4,5
5,6,1,2,3,4
4,5,6,1,2,3
3,4,5,6,1,2
2,3,4,5,6,1

Hier hat die letzte Strophe bei ihr die Form:

1,2
3,4
5,6
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.

Sechs ist das tragende Konstruktionsprinzip: Sechs Verse pro Strophe, sechs Strophen mit sechs Versen und eine Strophe mit sechs Halbversen. Sechs Reimwörter, die aber keinen "echten" Reim bilden.

Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2


Für die Schlussstrophe gibt es in der Zwischenzeit mehrere Varianten.

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Setinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz, in "Schäfferey von der Nimfen Hercinie"
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opi...Dichtungen/Schäfferey+von+der+Nimfen+Hercinie )

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.

Sechs ist das tragende Konstruktionsprinzip: Sechs Verse pro Strophe, sechs Strophen mit sechs Versen und eine Strophe mit sechs Halbversen. Sechs Reimwörter, die aber keinen "echten" Reim bilden.

Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2


Für die Schlussstrophe gibt es in der Zwischenzeit mehrere Varianten.

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Sestinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz, in "Schäfferey von der Nimfen Hercinie"
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opi...Dichtungen/Schäfferey+von+der+Nimfen+Hercinie )

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sestine hat zwei Bedeutungen: 1. eine Strophenform, 2. eine Gedichtform.
Wir behandeln hier die Sestine als Gedichtform.

Es ist ein langes Gedicht, das sei vorab gesagt.

Der Name ist abgeleitet von "Sesto", sechs.

Sechs ist das tragende Konstruktionsprinzip: Sechs Verse pro Strophe, sechs Strophen mit sechs Versen und eine Strophe mit sechs Halbversen. Sechs Reimwörter, die aber keinen "echten" Reim bilden.

Erfunden wurde die Sestine vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel im 12. Jahrhundert.

Sie wurde in zahlreichen Sprachen verwendet, heute aber ist sie eher selten, da sie nicht unseren Lesegewohnheiten entspricht.

Die Sestine besteht aus sechs "normalen" und einer Schlussstrophe.

Die sechs Wörter, die den Versschluss bilden, tauchen in genau bestimmter Weise in anderer Reihenfolge in den Folgestrophen wieder auf.
Dabei werden sie permutiert.

Die Geleitstrophe umfasst nur drei Verse, enthält aber alle Schlusswörter der einzelnen Strophen.

Die Wörter werden dabei verschränkt angeordnet.

Beispiel:

1.Strophe:
1 2 3 4 5 6
2. Strophe
6 1 2 3 4 5
3. Strophe
5 6 1 2 3 4
4. Strophe
4 5 6 1 2 3
5. Strophe
3 4 5 6 1 2
6. Strophe
2 3 4 5 6 1

Schlussstrophe
1, 6
5, 4
3, 2


Für die Schlussstrophe gibt es in der Zwischenzeit mehrere Varianten.

Die einzelnen Strophen sind in sich selbst ungereimt.
Die jeweiligen Schlusswörter der einzelnen Strophe bilden identische Reime, sind gleich.
Die Zeilenlänge variiert, und auch das Muster ist variiert worden. Beispielsweise habe ich auch schon "echte" Reime gesehen, die aber eigentlich in Sestinen nicht auftauchen.

In der deutschen Literatur wurden Sestinen vor Allem im Barock und in der Romantik geschrieben.

Quelle: Gerhard Grümmer, "Spielformen der Poesie", VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 2. Auflage, 1988

Im Deutschen werden die Verszeilen jambisch nachgebildet.

Zum Nachlesen einer zweiten Meinung:

zumgedicht .de http://www.zumgedicht.de/sestine-info.html
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sestine

Jetzt folgt noch ein Beispiel:


Martin Opitz, in "Schäfferey von der Nimfen Hercinie"
Sechstine (Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Opi...Dichtungen/Schäfferey+von+der+Nimfen+Hercinie )

Wo ist mein Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht?
Der trübe Winter kömpt, die Nacht verkürtzt den Tag;
Ich irre gantz betrübt umb diesen öden Waldt.
Doch were gleich jetzt Lentz und Tag ohn alle Nacht
Und hett' ich für den Wald die Lust der gantzen Welt,
Was ist Welt, Tag und Lentz, wo nicht ist meine Zier?

Ein schönes frisches Quell giebt Blumen ihre Zier,
Dem starcken Adler ist nichts liebers als das Liecht,
Die süsse Nachtigal singt frölich auff den Tag,
Die Lerche suchet Korn, die Ringeltaube Waldt,
Der Reiger einen Teich, die Eule trübe Nacht;
Mein Lieb, ich suche dich für allem auff der Welt.

So lange bist du mir das liebste von der Welt.
So lange Pales hegt der grünen Weide Zier,
So lange Lucifer entdeckt das klare Liecht.
So lange Titans Glantz bescheint den hellen Tag,
So lange Bacchus liebt den Wein und Pan den Waldt,
So lange Cynthia uns leuchtet bey der Nacht,

Die schnelle Hindin sucht den Hirschen in der Nacht,
Was schwimmt und geht und kreucht, liebt durch die gantze Welt,
Die grimme Wölffin schätzt den Wolff für ihre Zier,
Die Sternen leihen uns zum Lieben selbst ihr Liecht;
Ich aber gehe nun allhier schon manchen Tag,
O Schwester, ohne dich durch Berge, Wildt und Wald.

Was ist, wo du nicht bist? So viel der kühle Waldt
Ein Sandfeldt übertrifft, der Morgen für der Nacht
Uns angenemer ist, der Mahler dieser Welt,
Der Lentz, für Winterlufft, so viel ist deine Zier,
Die Schönheit, diese Lust mir lieber, o mein Liecht,
Als das, so weit und breit bestralt wird durch den Tag.

Der Trost erquickt mich doch, es komme fast der Tag,
Da ich nicht werde mehr bewohnen Berg und Wald,
Da deine Gegenwart und die gewünschte Nacht
Der Treu noch lohnen soll; in dessen wird die Welt
Vergessen ihrer selbst, eh' als ich deiner Zier,
Mein höchster Auffenthalt, mein Trost und schönes Liecht.

Laß wachsen, edler Wald, mit dir mein treues Liecht,
Die liebste von der Welt; es schade deiner Zier,
O Baum, kein heisser Tag und keine kalte Nacht.
Wie man leicht sieht, ist hier die Schlussstrophe bereits leicht abgewandelt.
 



 
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