Gefühle am 27.10.00

Gefühle am 27.10.00

Heute war ich wieder 15.
Habe wieder den Schmerz gespürt.
Plötzlich war das Gefühl greifbar,
wie eine Reise in die Vergangenheit.

Sehe Bilder, die ich lang in mir
vergessen glaubte.
Sehe den Krankenwagen, sehe die Sanis,
die dich hinuntertragen.
Sehe deine Hände, die sich
am Geländer festkrallen.
Sehe die Panik in deinen Augen,
und spüre, dass der Tod auf dich wartet.

Spüre die Angst und die Verzweiflung in mir.
Spüre wieder den Verlust.
Spüre wie schrecklich du mir fehlst.

Papa, ich werde dich nie vergessen.

Und jedes Jahr im Oktober trifft mich
dieser Verlust wie
ein Schlag.
 
Liebe Christina,
ich kann Deine Gefühle, die Du in Deinem Beitrag ausdrückst total verstehen.
Am 28.10. ist mein Vater 88 Jahre geworden. Ich fahre zu jedem Geburstag nach Hause und jedes Mal brauche ich Tage, um die Trauer zu verarbeiten, die ich nach solchen Besuchen mit nach Hause bringe. Es ist ganz schrecklich, was das fortschreitende Alter aus ehemals blühenden, intelligenzsprühenden Menschen macht.
Wenn dann der Tag X eines Tages kommt, ist diese Trauer noch viel größer, das weiß ich genau.
Liebe Grüße
von Gisela
 
Danke für deine Rückmeldung.
Ich denke zu sehen, wie ein Elternteil stirbt ist die schlimmste Erfahrung, die man in diesem Alter machen kann.
Zumal auch jetzt immer dieser Tag mit meiner Mutter sehr kritisch verläuft, da wir nicht gemeinsam trauern können; zuviele Verletzungen beiderseits verhindern dies, so dass wir dann immer sehr einsam sind und uns eher aus dem Weg gehen, bevor wir anfangen zu streiten.
Wir sind zwei Menschen, die um den gleichen Menschen weinen und doch alleine leiden.

Sei froh, dass du deinen Vater besuchen kannst und schätze die Zeit, die ihr zusammen verbringen könnt, auch wenn sein altersbedingtes Leid dir weh tut.
 



 
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