Geheimnisvolle Begegnung

Klaus Zinner

Mitglied
Es war immer ein besonderes Ereignis für mich, wenn sie mit unnachahmlichen Bewegungen ihren Platz einnahm. Die Beine übereinander schlagend, was auffällig unauffällig wirkte, sich ihrer Wirkung bewusst, ihrer Anmut und Sinnlichkeit, aber immer mit einer natürlichen Natürlichkeit. Das werde ich nie vergessen, ganz besonders jetzt, wo das nicht mehr ist. Dieser Gedanke schmerzt, ich werde die Kontakte sicher sehr vermissen. Sie beherrschte die Szene ohne beherrschen zu wollen, sie war immer Mittelpunkt ohne es darauf anzulegen; sie wirkte geheimnisvoll, rätselhaft, sogar etwas abwesend, wie in einer anderen Welt. Dennoch war sie nie unaufmerksam, unhöflich oder gar abweisend. Sie trat mir direkt mit offenen, nur mich sehenden Augen entgegen, dabei das sichere Gefühl gebend: „Ja, bitte, ich bin da, nur für Dich, höre Dir zu, sprich mit mir, worüber auch immer Du möchtest. Es interessiert mich was Du zu sagen hast; jetzt, in diesem Moment bist Du das Wichtigste“.

Ich glaubte ihr das, was sie mir sagte, weil sie es auch wirklich so meinte. Sie wirkte nicht nur ehrlich, sie war es auch. Wie ich ihr überhaupt Glaubwürdigkeit und Vertrauen sehr schnell und auch gerne entgegen gebracht habe. Sie schaute mich an und nicht an mir vorbei oder hindurch. Dabei sah sie auch mit ihrem Herzen, ihrer Seele und ihren Gefühlen. Sie öffnete damit auch mein Herz, meine Seele und meine Gefühle.

Sie versetzte mich in eine andere Welt, in eine Welt, in der ich mich wohl fühlte. Ich betrat eine Welt, die ich nicht oder nicht mehr gehofft hatte sie zu finden. Diese Welt, war es ihre Welt? Ich vertraute ihr, das Fremde wich schnell einer gelösten, entspannten Vertrautheit. Ich beobachtete sie gerne. Sie bewegte sich graziös, hatte einen stolzen, aufrechten Gang, einen unvergleichlichen, natürlichen Charme. Ihre Bewegungen waren bedächtig, überlegt, etwas zögerlich, dezent, unauffällig, aber gerade dadurch fiel sie doch besonders auf. Ihre Gesamterscheinung war attraktiv, einschließlich ihrer Gestik und Mimik, immer ein bezauberndes Lächeln, sie wirkte verführerisch und sinnlich. In ihrem Gesicht, aus ihren Worten, waren Intelligenz und Wissen erkennbar. Dennoch wirkte sie nie aufgesetzt oder gar arrogant, weil auch immer ein Schuss Naivität, fragender Naivität, mich besonders fesselte und auch anspornte. Sie war ein großes Geheimnis, was es zu ergründen gab, was es wert war es ergründen zu wollen. Ihrer Faszination konnte sich niemand entziehen. ...

Klaus Zinner
 



 
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