Geheimnisvolle Vorankündigung von Todesfällen

saoirse

Mitglied
Der Sendemann


Eines Nachts gegen drei Uhr, die junge kardiologische Oberärztin in der Wohnung über mir war nach vierundzwanzigstündigem Dienst mal wieder vor dem Fernseher eingeschlafen, klingelte es an ihrer Wohnungstür. Ich selbst war im Halbschlaf und wurde erst durch das Kratzen der Fußmatte an meinen nackten Füßen darauf aufmerksam, dass ich mich mit Sicherheit nicht im Bett befand. Als ich ihre Schritte hörte, begriff ich, dass ich es wohl war, die geklingelt hatte. Trotz der ungemütlichen Novemberkälte waren wir beide nur mit einem T-Shirt bekleidet und stellten lachend im Türrahmen stehend fest, dass es das gleiche war. Wir hatten sie im Jahr zuvor von einem ehemaligen kolumbianischen Nachbarn zu Weihnachten bekommen. Wegen ihrer Größe eigneten sie sich hervorragend als Nachthemd. Ich räusperte mich und überlegte, was ich für einen Grund vorgeben konnte, mitten in der Nacht bei der Nachbarin geschellt zu haben.
"Sorry, du willst bestimmt, dass ich den Fernseher leiser mache", sagte sie gähnend.
"Nein, ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass gleich ein Hubschrauber der Royal Air Force kommt, um mich für eine Herztransplantation ins Belfast City Hospital zu fliegen. Sie brauchen mein Herz für ein protestantisches Bombenopfer. Und du musst mit an Bord, weil die Briten die OP aus Zeitgründen noch in der Luft vorbereiten wollen."
"Das ist lustig, so was ähnliches habe ich, glaube ich, auch gerade geträumt. Sollen wir vorher noch einen Tee trinken?"
Wir tranken einen Earl Grey und bemerkten dabei zunächst gar nicht, dass jemand in der Zwischenzeit den Fernseher leiser gestellt hatte.
Du glaubst also wirklich, man würde einem lebenden, gesunden2 Menschen das Herz wegnehmen, um ein Opfer zu retten? Und das in Deutschland, im 21. Jahrhundert?", fragte sie mich mit vorsichtiger Bestimmtheit.
"Ja, ich bin doch katholisch und stamme vom Balkan. Wir tauschen die Herzen, und dann ist endlich mal Ruhe und Frieden auf der Welt. Schließlich ist ja bald Weihnachten\", sagte ich mit der Stimme eines Adventskranzverkäufers.
"Keine schlechte Idee, wirklich. Nur auf dem heutigen Stand der Medizin leider nicht durchführbar."
Ich fand es ansatzweise merkwürdig, wie tolerant die Schulmediziner gegenüber dem allgegenwärtigen Wahnsinn geworden waren. Sie blickte auf den Bildschirm, auf dem gerade eine Ärzte-Soap zu laufen schien, und wunderte sich, dass es ihr nicht gelang, mit der Fernbedienung den Ton wieder lauter zu stellen. Auch nach dem Aus- und Wiedereinschalten des Geräts funktionierte es nicht.
"Und jetzt gehe ich schlafen, ich muss morgen arbeiten."
Daraufhin stellte sie das Gerät ab und kletterte in ihr Bett, nicht ohne mich zu ermahnen, beim Rausgehen alle Lichter auszuschalten. Ich zog mich in meine Wohnung zurück und betete zum - nach wie vor nicht kanonisierten - Heiligen Patrick, dass er die Herzen der Menschen in dieser unruhigen Vollmondnacht besänftigen und vor dem Zerplatzen bewahren möge. Man muss wissen, ich arbeitete zu der Zeit gerade an einem Roman über Klone, die alle mit dreiunddreißig Jahren an plötzlichem Herzversagen sterben, so dass es nicht verwunderlich war, dass mich dieses Thema beschäftigte. Deswegen war ich auch froh, dass eine Kardiologin über mir wohnte, denn sie konnte mir das nötige medizinische Hintergrundwissen für meinen Romanstoff vermitteln.
Wochen später erfuhr ich, dass mein Jugendfreund Tim just in jener Novembernacht in Holywood bei Belfast bei einem Autounfall mit betrunkenen Fußballhooligans tödlich verunglückt war. Einen Zusammenhang zwischen dem plötzlich verstummten Fernseher in der Wohnung der Ärztin und dem Verkehrsunfall in Nordirland konnte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht erkennen.

Viele Jahre danach - mein Roman war längst erschienen - berichtete die Boulevardpresse von einer äußerst spannenden Begebenheit. In Berlin häuften sich Vorfälle, bei denen Leute darüber klagten, dass irgendjemand ihren Fernseher plötzlich leisergestellt hatte, und sie später feststellten, dass unmittelbar zu dem Zeitpunkt jemand aus ihrer Familie gestorben war, meistens jedoch an einem völlig anderen Ort. Die Kripo war ratlos. Es gab keine Hinweise auf Einbrüche oder sonstige Einwirkungen seitens Dritter auf die Wohnungen der Betroffenen. Elektronikexperten konnten keinerlei technischen Defekt an den fraglichen Geräten feststellen, und es betraf Fernseher aller Fabrikate, gute wie billige; doch immer war ein Todesfall involviert. Die Angelegenheit ließ mir keine Ruhe. Ich hatte etwas vergleichbares nur einmal gehört, als Kind, von meiner rumänischen Großmutter mütterlicherseits. Da hatte es jemand versäumt, nach dem Tod seiner Ehefrau den obligatorischen Schweigemonat ohne Fernsehen und Radio einzuhalten. Kurz darauf starb auch sein Sohn. Seitdem war in dem Dorf jedes Mal, wenn jemand gestorben war, eine Art Fernsehpolizei - meistens bestehend aus dem Pfarrer und einer Hebamme, die auch als Wahrsagerin arbeitete - unterwegs, die sicherstellte, dass die Geräte während des ersten Trauermonats außer Betrieb blieben, um weitere Todesfälle zu vermeiden. Meiner Oma sah es durchaus ähnlich, an kleine Männer in Fernsehgeräten zu glauben, deswegen hatte ich dem Ganzen seinerzeit nicht sonderlich viel Bedeutung beigemessen. Nachdem ich von Tims Tod erfahren hatte, dachte ich jedoch voller Respekt daran zurück. Die Fernsehlautstärke als zeitgenössische Banshee. Eigentlich überhaupt kein schlechter Gedanke. Ethnologisch durchaus verwertbar und interkulturell hinterfragbar. Die Banshee, die Frau vom Elfenhügel, kündet durch ihr nächtliches Wehklagen den Tod eines Verwandten an, allerdings nur Menschen von genuin irischer Abstammung. Ähnlich wie in Irland hatte auch in Rumänien die Elektrifizierung im Glauben wie im Aberglauben einiges durcheinandergebracht, deshalb war der Sprung der übernatürlichen Kräfte von Elfen zu Funkwellen im digitalen Zeitalter durchaus realistisch und gerechtfertigt, dachte ich mir.

Ich fing an, eine Geschichte über ihn zu schreiben. Das machte ich schon seit meiner Kindheit. Immer, wenn ich einen mysteriösen Zusammenhang im Geist nicht erfassen konnte, verarbeitete ich ihn literarisch. Zu jener Zeit bloggte ich täglich. Ein Blog war die postmoderne Literaturform der ersten Jahre des neuen Jahrtausends, eine Art Online-Gruppentherapie für mitteilungssüchtige Intellektuelle jenseits der Dreißig. Ich nannte ihn den Mann mit dem TV.sound.descender. In meiner Vorstellung war es ein etwa sechzigjähriger, knochendürrer Mann mit einem grauen Pferdeschwanz. Ich konnte leider nicht zeichnen, sonst hätte ich ihm durch ein Bild Form verliehen. Wahrscheinlich hätte er in der einen Hand eine Sense und in der anderen eine überdimensionierte Allround-Fernbedienung mit Satellitenantenne getragen. So musste ich mich auf mein schriftstellerisches Talent verlassen und schrieb eine Serie von kriminalistischen Anekdoten über den Mann, die ich zu nächtlicher Stunde stets direkt in den Blog stellte, ohne sie noch mal zu überarbeiten. Ich zog sogar nach Berlin, um näher am Ort des Geschehens zu sein und die betroffenen Familien befragen zu können. Ich nannte ihn Peter Sendemann. Er hatte ein Elektroniklabor im Keller und baute Fernbedienungen mit Niedrigfrequenzsendern, mit denen er über mehrere Kilometer hinweg an fremden Fernsehern die Lautstärke regulieren konnte. Da das Ganze technisch nicht unkompliziert war, konnte er die Lautstärke jedoch nur drosseln, nicht wieder verstärken. Wie der Zusammenhang zu den Todesfällen herzustellen sei, überließ ich der Phantasie meiner Leser. Meistens verbarg ich in der Geschichte irgendeinen Hinweis.

Dann traf ich beim samstäglichen Streifzug durch Kreuzberg auf der Suche nach Inspiration für meinen nächsten Roman einen Jungen, dessen Vater unmittelbar vor seiner Zeugung heroinabhängig am Belgrader Hauptbahnhof russische Veteranen um Geld angeschnorrt hatte. Da auch ich angeblich in Belgrad entstanden war und seine Schwester überdies genauso hieß wie meine Tochter, war ich mir irgendwie sicher, dass wir verwandt waren. Allerdings hätte er vom Alter her beinahe mein Sohn sein können. Deshalb hielt ich mich mit Annäherungsversuchen sehr zurück, auch wenn ich ein bisschen verliebt in ihn war. Wir freundeten uns an, und er zog bei mir ein. Er zeichnete Comics und ließ die Sprechblasen leer, ich füllte sie dann mit Text. Da ich aus meinem früheren Leben als erfolgreiche Krimi-Autorin noch gute Verlags-Connections hatte, konnten wir sogar davon leben. Eines Tages hatte ich etwas sehr unanständiges in eine der Sprechblasen geschrieben, worauf er tagelang kein Wort mit mir sprach. Er war sehr sensibel.
"Der Mann mit dem Fernseher-Volume-Defender heißt eindeutig Hermann. Er muss Hermann heißen", sagte er dann eines Morgens beim Frühstück zu mir.
"Einmal darf er auch, aber dann bin ich wieder dran", fügte er hinzu.
Somit hatte er das tagelange Schweigen also gebrochen. Ganz verstand ich den Zusammenhang aber nicht.
"Kann das sein, dass du heimlich meinen Blog liest?", fragte ich.
"Nein, wie kommst du denn darauf, ich wusste gar nicht, dass du bloggst."
"Du hast gerade Fernseher-Volume-Defender gesagt. So was gibt es nicht. Aber bei mir im Blog gibt es einen TV-sound-descender."
"Ich habe mal in einer Firma gearbeitet, die sound descender herstellt."
"Moment mal, so etwas gibt es?"
Er versuchte erfolglos, mir zu erklären, was sound descender sind, und bald darauf war ich mir sicher, dass er sich mit diversen Substanzen schon einen beträchtlichen Teil des Hirns, insbesondere des Sprachzentrums, weggeblasen hatte und somit an ganz beträchtlichen Wortfindungsstörungen litt.
"Auf der Homepage der Firma, die sound descender herstellt, da guckt einer aus dem Briefkasten. Wenn man draufklickt, hat man einen Virus und muss Kunde von denen werden, um den Virus wieder loszuwerden."
"Ganz langsam. Ich bin über vierzig, nehme keine Partydrogen und lese keine Techno-Comics. Du musst mir schon eine einigermaßen kohärente Geschichte erzählen."
Er erzählte mir, dass er doch eigentlich Kunst und nicht etwa Informatik studiert hatte, und plötzlich wurde alles vollkommen unüberschaubar. Es erinnerte mich an meine frühen Erzählungen, die mir die Verlagslektoren immer blutrot vollgekritzelt mit Kommentaren wie ‘viel zu viele Gedankensprünge’ zurückgeschickt hatten. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er berichtete, dass er schon seit seiner Kindheit immer gewusst habe, dass es Menschen gibt, die aus dem Kinderbett geraubt und als Elfen wiedergeboren werden und dann den Funkverkehr stören. Meinen Einwand, dass es die Elfen doch schon viel länger gäbe als Radiowellen und Mobiltelefone, ließ er nicht gelten. Schließlich heiße die Tatsache, dass die Menschen die Wellen erst später entdeckt hätten, ja nicht, dass sie nicht immer schon dagewesen wären.
Ich beschloss, das Spiel mitzuspielen. Ich strengte meine ganzen in langjährigem Hochschulstudium erworbenen Fähigkeiten an, die objektive Wirklichkeit zu gliedern und zu benennen, und stellte eine Typologie der Radio-Elfen auf. Welchem Typ unser sound descender angehörte, wollten wir erst nach dem Abschluss der Kategorisierungsarbeit feststellen. Schließlich war es unsere Aufgabe, Ordnung in das ganze System zu bringen. Um einem bias vorzubeugen, beschloss ich, dass wir beide unabhängig den TV.sound.descender zuordnen müssten. Wir kamen getrennt und unvoreingenommen zu dem Schluss, es müsse ein polysynthetischer männlicher Elf sein.
Dann war er ein paar Tage verschwunden, und nachdem er wieder da war, sagte er, der ganze Quatsch mit dem sound descender sei doch total unspannend und kotzlangweilig und verlangte von mir, ich solle doch mal irgendeine schmalzige Liebesgeschichte schreiben und ihn mit einbeziehen. Das wollte ich nicht, denn schließlich hatte ich noch nie etwas mit romantischem Inhalt geschrieben. Auch wolle er endlich einmal in meinem Bett schlafen. Wir hätten ja jetzt wohl lange genug in geschwisterlicher Zweisamkeit beieinander gewohnt und es wäre angebracht, mal einen Annäherungversuch zu unternehmen. Mann müsse ja ökonomisch denken. Für Fortpflanzung wäre ich wohl schon zu alt und er etwas zu jung, aber ein bisschen Spaß könnten wir uns doch gönnen. Wohl auch deshalb, weil ich noch nie auf so seltsam pragmatische Art und Weise von einem Mann angesprochen worden war, ließ ich es geschehen. Wir wurden ein Paar. Da wir keine Verwandten und keine Freunde hatten, gab es auch niemanden, der das in Frage gestellt oder sich darüber lustig gemacht hätte.
Der Mann mit dem TV.sound.descender war längst in Vergessenheit geraten. Wir wurden häuslich, schafften uns einen Schrebergarten in Brandenburg an und paddelten auf der Havel. Wir hatten zwei Hunde, ein Teleskop und eine beeindruckende Spielesammlung.
Dann kam eines Nachmittags ein Anruf aus Irland von einer Firma namens Lone Babs. Ob ich bereit wäre, die Autorenrechte an meinem Blog abzutreten, wenn er ins Gälische übersetzt würde. Ich brauchte einige Zeit, um mich überhaupt zu erinnern, worum es in dem Blog ging. Klar, der Mann mit dem TV.sound.descender hatte wohl wieder zugeschlagen. Sehr schnell musste jetzt eine Geschichte her, die das Ganze einigermaßen glaubwürdig in die Gegenwart versetzen würde. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und grübelte, wie ich dem Blog Aktualität verleihen konnte. Ungefähr im selben Moment hörte ich im Radio, dass sich in London eine merkwürdige Serie von plötzlich verstummten Fernsehern im Zusammenhang mit dem unerwarteten Tod von Familienmitgliedern ereignet hatte. Na bitte, das kam ja wie gerufen. Ich arbeitete es direkt mit ein.
Zeitgleich recherchierte der Junge im Internet die whereabouts der Firma lone babs. Das ist eine Firma, die Datenmüll-Recycling betreibt, klärte er mich auf. Die haben es schon geschafft, Leute zu verkuppeln, die mal vor zehn Jahren Kontaktanzeigen im Internet geschaltet hatten, oder jemanden hinter Gitter zu bringen, weil er vor geraumer Zeit irgendwelche Fotos ohne Quellenangabe veröffentlicht hat. Die Trödler unter den Cyber-Junkies sozusagen.
Ich wollte das alles eigentlich gar nicht mehr wissen. Ich fühlte mich alt. Ich dachte zum ersten Mal in meinem Leben darüber nach, mir ein Fernsehgerät anzuschaffen. Er war selbstverständlich dagegen. Er stammte aus einer dieser bildungsbürgerlichen ewig gestrigen Öko-Familien, wo Fernsehen verpönt war. Ich hingegen hielt mich mit weit über vierzig für reif genug, auch mal am alltäglichen Flow aus Seifenopern, Talkshows und Dokumentationen teilzuhaben. Ich sehnte mich regelrecht danach.
Da ich in gewissen Dingen sehr wählerisch war, wurde ein überdimensioniertes teures Flat-Screen Plasmabildschirm -Teil besorgt. Ich saß wie gebannt tage- und nächtelang davor, schließlich hatte ich einiges aufzuholen. Er boykottierte die Glotzerei systematisch.
Dass er irgendwann abhauen würde, war mir immer bewusst gewesen. Ein Junge in dem Alter konnte nicht ewig mit einer langsam vergreisenden fernsehsüchtigen Schriftstellerin „von gestern“ leben.
Das Letzte, was ich gehört hatte, war, dass er auf einer Insel im Westen Irlands lebt. Den sorgenvollen Gedanken, dass er gar nicht schwimmen konnte, verdrängte ich bald, schließlich konnten das die meisten Meeresanrainer nicht.
Ich verwandelte mich unterdessen in meinen eigenen Albtraum. Ich rauchte zwei Schachteln am Tag und ernährte mich wahlweise von Tomatensaft mit Billigwodka oder Kakao mit Amaretto, je nach Tageszeit. Dabei hing ich fast ununterbrochen vor der Glotze. Ich schrieb schon lange nicht mehr.
Irgendwann bekam ich dann einen Anruf, dass der TV.sound.descender verfilmt werden soll und ich mich doch bitte zur Abtretung der Autorenrechte äußern solle. Da mir seit dem Weggang des Jungen alles egal war, stimmte ich gegen eine miserable Entschädigung zu. In der Nacht lief, wie es der Zufall wollte, die Verfilmung meines ersten Romans Snowflake im Fernsehen. Ich hatte den Film zwar schon öfter im Kino gesehen als Dinner for One im Fernsehen, war aber dennoch wieder begeistert und auch etwas erschüttert über die Menge an Charakteren und Informationen, die ich in der Geschichte verarbeitet hatte. Obwohl ich jede Sequenz auswendig kannte, fiel es mir stellenweise schwer, dem plot zu folgen. Im Morgengrauen fiel mir die Kaffeetasse direkt neben der Fernbedienung um. Da es schon fast hell war, sah ich, dass die Flüssigkeit hauptsächlich auf die volume-Taste gelaufen war und machte mir daher keine Gedanken, als sich die Lautstärke plötzlich nicht mehr regulieren ließ. Ich dachte mir, im Zweifelsfall könne ich ja noch aufstehen und die Lautstärke am Gerät selbst regulieren. Mit diesem Gedanken schlief ich ein. Beim Aufwachen war mir jedoch sofort klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Es war gar nicht nötig, auf die Todesnachricht zu warten.
Der Junge war beim Fischen ertrunken. Ich veranlasste eine Seebestattung, wie ich sie mir für mich selbst immer gewünscht hatte. Ich ruderte den currach, und seine irische Freundin streute die Asche in den Atlantik. Seitdem ist nie wieder ein Fall von unmotiviertem Leiserwerden eines Fernsehers bekannt geworden.
 
hallo saoirse,

die Geschichte hat mich nicht wirklich überzeugt, aber die Grundidee ist schon wieder so bizarr einfach, dass sie schon wieder gut ist. Was hältst du davon, wenn ein Stadtneurotiker seinen Fernseher den ganzen Tag am Laufen hält, weil er befürchtet, dass dein Sendemann aus dem Schwarz des ausgeschalteten Gerätes steigen könnte? Jemand, ein Nachbar z.B. könnte darüber schreiben und sich schließlich fragen, ob sich in seinem ausgeschalteten Fernseher nicht etwas bewegt hat.
Könnte eine gute, kurze Gruselgeschichte für Fernsehhasser werden.

Dass mich deine Geschichte nicht so richtig mitgerissen hat, liegt wohl daran, dass sie ziemlich auseinandergerissen ist und die Zusammenhänge etwas aufgesetzt scheinen. Die eigentlich interessante Beziehung zu dem Jungen ist auch nur angerissen und kam mir manchmal etwas lieblos vor - wie eine Personenskizze.

Trotzdem, willkommen hier in der LL. Das Krimi-forum ist zur Zeit etwas unterbesetzt. Deshalb schonmal danke für deinen Beitrag. Dein versteckter Humor kann hier nur fruchtbar wirken.

Mit freundl. Grüssen, Marcus
 



 
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