Geister der Jahre

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Pola Lilith

Mitglied
Geister der Jahre. Quietschvergnügt hausen sie im Spind meiner Gedanken, schneiden Grimassen in die Träume und stürzen sich nach Lust und Laune in die Gehirnschluchten, um sich tot zu stellen.

Wie ich sie kenne! Die Streckengänger! Hinauf, hinab, vorwärts, rückwärts, querfeldein. All die geschriebenen Bücher, Schätze Tausender von Leben. Schadenfroh stampfen sie diese zu Altpapier, verbrennen meine Geschichte und haben Recht. Immer haben sie Recht. Wenn ich an den Umständen zweifele, die Sätze sich verweigern, das Genie woanders aufblitzt, mein Scheitern höhnisch bestrahlt.

Geister der Jahre. All die Schatten an meiner Seite. Räume, die ich beging unter dem Dach der Begrenztheit, der Fülle meines Leibes, dem unter glatten Himmeln einverleibten Wort. Umwölkt nur ich, des Sehens überdrüssig, des Getriebenseins, der Filmrisse meiner Versuche, die Welt dinglich zu machen. Zum Zuschauer sinnlosen Seins degradiert klatscht wenigstens der Regen Beifall, wenn ich der Wolke folge, die sich im Trübsal auflöst ohne Ziel und Zunft.

Wie ich sie kenne! Wie ich mir fremd bin!
Wie laut die Welt ist und das Verstummen in ihr!

Pola Lilith
 
H

Haki

Gast
Wunderbarer lyrischer Text, liebe Pola.

Hat mir sehr, sehr zugesagt.

LG,
Haki
 

Odilo Plank

Mitglied
Liebe Pola Lilith,
vielen Dank für den wirklich lyrischen Text, der mich in Deine Vorstellungen hineinreißt.
Lyrik ist seit alters her Beschwörung.
Es sind "unsere" Geister; ohne uns haben sie keine Macht.
Die Macht wünsche ich Dir!
LG Odilo
 
K

KaGeb

Gast
... kann mich nur meinen Vorkommentatoren anschließen. Toller Text!

LG, KaGeb
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
so do i.

du hast einen neuen fan. aber keine angst ich bin nichtsonderlich aufdringlich.

mehr, schrie der kleine hävelmann...

nofrank
 



 
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