Geistig arm

Vorstehende Zähne
Kotlettenansatz
schiefe Gesichtszüge
zieren ihr Gesicht.
Sie ist ausgesprochen
Häßlich.

Kindlich naive Fragen
unangebrachte Bemerkungen
ewiges Vor-Sich-Hergebrabble
Geschmatze beim Essen
dringen in mein Ohr.
Sie ist ausgesprochen
Nervig.

Stundenlanges Spielen
geistlose Unterhaltung
krümelverstreuende Essmanieren.
Sie ist ausgesprochen
Überflüssig.

Wozu soll sie leben?
Naturgemäß wäre sie tot.
Keiner vergießt um sie Tränen.
Ihrer Seele erbarme sich Gott!

MoinMoin Sommersprossenelfe,
ich hoffe doch, das Gedicht ist nicht rein biografisch? Dann würden auch ja die Sommersprossen fehlen.

Liebe Grüße

Es kommt hier meine eigene Unfähigkeit im Umgang mit geistig Behinderten zum Tragen. Dieses Gedicht schrieb ich vor Jahren, nach dem zweiwöchigen Besuch der geistig behinderten Schwester meines Exmannes. Mir stellt sich die Frage: Wer ist hier geistig arm? Sie oder ich, die nicht mit dieser Situation, mit solchen Menschen umzugehen weiß?

Ein sommersprossiger Gruß,
Antje

Ich atme auf;
ja es gibt Situationen, wo man sich seines eigenen Denkens unsicher wird, sich dessen irgendwie schämt. Schwer dann, es in Worte zu fassen.

Punktierte Grüße
Hns-Georg

schock

ich war erschrocken, es zu lesen. Ich beginne zu verstehen, welche Gedanken passieren.

Hochachtung: diese Empfindungen zu posten -

Aceta

Du bringst es auf den Punkt Haget: "seines eigenen Denkens unsicher" und "dessen irgendwie schämt" - so ist es.

Ich glaube, solche Gedanken kommen in vielen Menschen einmal hoch, wenn sie mit geistig Behinderten in Berührung kommen, (oder auch mit alten Menschen) aber man verdrängt sie sofort wieder, weil sowas ans Nazireich erinnert und man nicht so denken und fühlen darf!
Aber nicht jeder Mensch kann eben damit umgehen - jeder hat seine Grenzen. Ich bewundere aus tiefsten Herzen die Menschen, die liebevoll und geduldig mit solchen Menschen arbeiten! Wie z.B. meine Mutter.

Eine schöne Woche Dir Haget und Dir Aceta!
LG

Sommersprossenelfe