Geliebte M.,

Causemann

Mitglied
wie kann man sich denn näher sein,
als in Gedanken, die man teilt?
Deine Stimme kam mir nie zu Ohr
und doch ist sie in meinem Kopf.
Und längst in meinem Herzen schon.
Sie erzählt von dir, von deiner zauberhaften Art –
in jedem Wort erkenn‘ ich sie –
von deinem Leben, das so weit
weit weg
stattfinden muss.

Doch findet sich die Ferne nur auf meiner Karte.
Mir sollte es egal sein und wäre es Australien.
Für unser Schreiben macht das keinen Unterschied.
Wenn nicht die Hoffnung wäre,
den Mut zu packen einst und sieben Sachen
und die Distanz anstatt zu dir
zu meinem Heimathaus zu legen.
Nein, nicht die Hoffnung, mein Wunsch und Sinnen.

Du sprachst von deinem Ehemann, ein netter Kerl, wenn ich’s versteh‘.
Doch ist die Liebe mit den Jahren
geschwunden mehr und mehr
und nichts mehr blieb davon. So ist‘s nur noch
der Bund in seiner offiziellen Form, das Papier in Eurem Schrank,
das ein Entkommen nicht gewährt. Und auch in mir
statt Mut Verzweiflung weckt.

Ach, lebten wir in einer andren Zeit,
ich säße lange nicht mehr hier,
sondern auf meinem Pferd in Richtung dir.
Ich wäre ein Barbar, vielleicht, der sich ganz einfach nimmt,
wonach ihm steht. Und Fragen
mit seinem Schwert zum Schweigen bringt.

Ich bin es nicht.
So sitz‘ ich weiter hier, in meiner Kammer – einsam –
und harre deiner Stimme, die mir der Bote bringt.

Und schreib' mir bald. Auf dass mein Herz zerbreche.
Es ist mein Schicksal.
Und das gönn' ich mir.

Dein C.
 



 
Oben Unten