Gemobbt

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Wechsel auf die weiterführende Schule war Julia schwer gefallen. Das Verlassen der behüteten Grundschule, der Abschied von der vertrauten Lehrerin, von der kleinen Klassen-gemeinschaft mündete in einen großen, bunt zusammengewürfelten Zweckverband.

Sie fühlte sich dort nicht wohl, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich irgendwie einzurichten.

Nach einem halben Jahr gelang es ihr, den Schulalltag zu bewältigen. Das soziale Gefüge machte ihr jedoch sehr zu schaffen. War sie doch von Anfang zur Außenseiterin abgestempelt worden.

Kein Wunder, so schüchtern und zurückhaltend wie sie sich gab. Das heißt, sie war einfach so. Laute Töne lagen ihr nicht.

Zunehmend beunruhigte sie allerdings, dass sie niemals von den anderen Mädchen eingeladen wurde. Wie sie mitbekam, fanden des Öfteren Feten statt. Immer ohne sie.

Eines Tages hörte sie, dass der nahende Geburtstag von Marie gefeiert werden sollte. Marie war nicht hübsch, nicht wortgewandt oder kess wie die anderen Mädchen, aber sie war sehr gut in der Schule. Das zählte auch - Julia war ja auch das nicht. Gut. Sie war eher Mittelmaß.

Marie lud eine Menge Mädchen zu ihrer Geburrtstagsfeier ein. Julia gehörte nicht dazu. Traurig stand sie dabei und wappnete ihr Herz gegen die drohende Enttäuschung, wieder nicht dazuzugehören.

Einen Tag vor der geplanten Feier kam Marie plötzlich auf sie zu und sagte: "Magst Du auch morgen zu mir kommen? Wir fangen um 15 Uhr mit meiner Geburtstagsfeier an".

Julias Herz machte einen Satz vor freudigem Erschrecken. Ihre erste Einladung!

Natürlich sagte sie sofort zu. Zu Hause berichtete sie eher beiläufig, dass sie morgen bei einer Klassenkameradin eingeladen war.

Sie besorgte ein Geschenk und machte sich viel zu früh auf den Weg.

Die anderen Mädchen standen schon vor der Tür und überplauderten kühl Julias Erscheinen. Die auch noch....aber wenigstens ist sie ja still und macht keine Show.

Schließlich saßen alle um den gedeckten Tisch und ließen sich den Kuchen schmecken. Für kurze Zeit fühlte Julia sich dazugehörig.

Vielleicht war nun das Eis gebrochen.

"Wollt Ihr mein Zimmer sehen?", fragte Marie und das ließ sich niemand entgehen. Alle stürmten dorthin und unterzogen mit spitzen Schreien und entsprechenden Kommentaren Maries Reich einer genauen Prüfung.

Julias Blick fiel auf den peinlich aufgeräumten Schreibtisch. In der Mitte lag ein Zettel mit ei-ner Liste der eingeladenen Mädchen.

1., 2., 3., 4., .....bis 10.

Plötzlich stutze sie. Was stand da?

0. Julia

Sie drehte sich um und sagte zu Marie:" Warum steht eine Null vor meinem Namen?" Ob die Frage überhaupt sinnvoll war, kam ihr gar nicht in den Sinn.

Marie ließ ihren Blick auf Julia ruhen. "Oh, es hat jemand abgesagt und ich hatte dich an Stelle 0 gesetzt. Du warst der Ersatz...."

Sie war ein Ersatz.

Ein Ersatz für jemanden, der abgesagt hatte. Sie wäre sonst gar nicht eingeladen worden.

Diese Erkenntnis traf Julia wie ein Schlag in die Magengrube.

Sie konnte nichts erwidern.

Kinder können grausam sein.

Irgendwie überstand Julia den Nachmittag. Zu Hause angekommen, war sie unfähig, jemandem von dieser Schmach zu erzählen.

Sie weinte sich in den Schlaf. Wie sollte sie sich am nächsten Tag verhalten???
 

Madeira

Mitglied
Hallo Doc,
ich finde deine Geschichte im Kern sehr anrührend und ergreifend, aber ich finde, du gestaltest sie eher wie einen Bericht,informativ, nicht wie eine Erzählung, v.a. im ersten Teil.
Außerdem sind die meisten Absätze unnötig.
Gibt es noch eine Lösung für die Kleine?
Grüße
Madeira
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Madeira, habe ja eher eine Kurzgeschichte geschrieben als eine Erzählung, deshalb der informative Anfang...vielleicht kann man den aber nochmal überarbeiten, auf jeden Fall werde ich einige Absätze entfernen.
Ob es eine Hoffnung für das Mädchen gibt? Bleibt dem Leser überlassen. Ich befürchte, dass sie durch diese harte (Lebens)Schule muss.
Gruß Doc
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Wechsel auf die weiterführende Schule war Julia schwer gefallen. Das Verlassen der behüteten Grundschule, der Abschied von der vertrauten Lehrerin, von der kleinen Klassen-gemeinschaft mündete in einen großen, bunt zusammengewürfelten Zweckverband.

Sie fühlte sich dort nicht wohl, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich irgendwie einzurichten.
Nach einem halben Jahr gelang es ihr, den Schulalltag zu bewältigen. Das soziale Gefüge machte ihr jedoch sehr zu schaffen. War sie doch von Anfang zur Außenseiterin abgestempelt worden.

Kein Wunder, so schüchtern und zurückhaltend wie sie sich gab. Das heißt, sie war einfach so. Laute Töne lagen ihr nicht. Zunehmend beunruhigte sie allerdings, dass sie niemals von den anderen Mädchen eingeladen wurde. Wie sie mitbekam, fanden des Öfteren Feten statt. Immer ohne sie.

Eines Tages hörte sie, dass der nahende Geburtstag von Marie gefeiert werden sollte. Marie war nicht hübsch, nicht wortgewandt oder kess wie die anderen Mädchen, aber sie war sehr gut in der Schule. Das zählte auch - Julia war ja auch das nicht. Gut. Sie war eher Mittelmaß.

Marie lud eine Menge Mädchen zu ihrer Geburrtstagsfeier ein. Julia gehörte nicht dazu. Traurig stand sie dabei und wappnete ihr Herz gegen die drohende Enttäuschung, wieder nicht dazuzugehören.

Einen Tag vor der geplanten Feier kam Marie plötzlich auf sie zu und sagte: "Magst Du auch morgen zu mir kommen? Wir fangen um 15 Uhr mit meiner Geburtstagsfeier an". Julias Herz machte einen Satz vor freudigem Erschrecken. Ihre erste Einladung! Natürlich sagte sie sofort zu. Zu Hause berichtete sie eher beiläufig, dass sie morgen bei einer Klassenkameradin eingeladen war.

Sie besorgte ein Geschenk und machte sich viel zu früh auf den Weg.Die anderen Mädchen standen schon vor der Tür und überplauderten kühl Julias Erscheinen. Die auch noch....aber wenigstens ist sie ja still und macht keine Show.

Schließlich saßen alle um den gedeckten Tisch und ließen sich den Kuchen schmecken. Für kurze Zeit fühlte Julia sich dazugehörig. Vielleicht war nun das Eis gebrochen.

"Wollt Ihr mein Zimmer sehen?", fragte Marie und das ließ sich niemand entgehen. Alle stürmten dorthin und unterzogen mit spitzen Schreien und entsprechenden Kommentaren Maries Reich einer genauen Prüfung. Julias Blick fiel auf den peinlich aufgeräumten Schreibtisch. In der Mitte lag ein Zettel mit ei-ner Liste der eingeladenen Mädchen.

1., 2., 3., 4., .....bis 10.

Plötzlich stutze sie. Was stand da?

0. Julia

Sie drehte sich um und sagte zu Marie:" Warum steht eine Null vor meinem Namen?" Ob die Frage überhaupt sinnvoll war, kam ihr gar nicht in den Sinn. Marie ließ ihren Blick auf Julia ruhen. "Oh, es hat jemand abgesagt und ich hatte dich an Stelle 0 gesetzt. Du warst der Ersatz...."

Sie war ein Ersatz. Ein Ersatz für jemanden, der abgesagt hatte. Sie wäre sonst gar nicht eingeladen worden.

Diese Erkenntnis traf Julia wie ein Schlag in die Magengrube. Sie konnte nichts erwidern. Kinder können grausam sein.

Irgendwie überstand Julia den Nachmittag. Zu Hause angekommen, war sie unfähig, jemandem von dieser Schmach zu erzählen.

Sie weinte sich in den Schlaf. Wie sollte sie sich am nächsten Tag verhalten???
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Doc,

sehr anrührende Geschichte, mit viel Verständnis für ein schüchternes Mädchen.
Dass sie mehr vom Erleben Julias beinhalten könnte, hatte oben schon mal jemand geschrieben.


Sie besorgte ein Geschenk und machte sich viel zu früh auf den Weg.Die anderen Mädchen standen schon vor der Tür und überplauderten kühl Julias Erscheinen.
Erscheint mir unlogisch: Julia geht viel zu früh los, doch die anderen Mädchen sind schon da.

Die Feststellung
Kinder können grausam sein.
und ein paar andere Beschreibungen sind sehr allgemein und könnten ruhig mit anderen, plastischeren Worten dargestellt werden.

Gefällt mir insgesamt sehr gut dieser Text.

LG
Charmaine
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Charmaine, die anderen Mädchen sind sogar NOCH früher da. DAs wollte ich ausdrücken.
Danke für Deine Meinung zu den Emotionen, ich werde die Geschichte dahingehend noch einmal überarbeiten.
Und überhaupt danke!
;-)
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo doc,

ich bin nicht glücklich mit deiner Geschichte.
Woran mag das liegen?
Zum einen hat es mit der Erzählstruktur zu tun.
Meinem Empfinden nach müsstest du sehr viel raffen.
Du erklärst in den ersten drei Absätzen das Wesen der Protagonistin, ohne es in
eine Handlung einzubetten.
Wir lesen vom Schulwechsel, von ihrem Bemühen sich an der neuen Schule einzufügen.
Du erklärst, dass sie ohne ihr eigentliches Wollen ein Einzelgängerin bleibt.
Insofern ist sie für mich mehr Stereotyp als lebendiger Mensch.
Ähnlich verfährst du mit der einzigen namentlich erwähnten weiteren Person „ Marie“,
in diesem Stück.
Das ist alles eher wissenschaftlich abgehalten, so dass das nötige Mitgefühl für die Protagonisten in mir nicht entsteht.
Der eigentliche Kern dieser Geschichte, ich nenne ihn mal den Zettel, kommt da zu kurz.
Schließlich finde ich das Ende sehr unglücklich.
Denn genau die Beantwortung dieser Frage, ihre Reaktion auf den „offenen“ Affront
eine Nullnummer zu sein – was nebenbei ein guter Titel für diese Geschichte wäre –
gehört m.E. unbedingt in diesen Text.
Dazu gehört auch z. B.

„ irgendwie überstand Julia den Nachmittag.“

Ich hätte gerne erfahren wie das wohl funktioniert. Welche Mechanismen bei einem jungen Mädchen greifen um über diesen Schlag hinwegzukommen.

Mein Vorschlag:

Beginne direkt vor Maries Tür am Tag des Geburtstages.
Du könntest in Gesprächen z.B. mit der Mutter von Marie Julias Geschichte lebendig einführen.
Vielleicht wäre es sogar besser Julia den Zettel alleine finden zu lassen und sie selber begreifen zu lassen, was er bedeutet.
Möglich das sie das böse Spiel einfach mitspielt, möglich das sie Marie zur Rede stellt.
Hier lägen spannende Motive für eine vertiefende Weiterführung des Geburtstages.

Soweit meine Gedanken zu deinem Text.

Dir einen lieben Gruß
Ralf
 

Madeira

Mitglied
Hallo Doc,
ich denke, ich meine dasselbe wie Rolf, nur kürzer gesagt.
Wenn Du die Geschichte mit dem Geburtstag beginnen ließest und alle anderen Infos in Julias Gedanken oder Rückblenden bringen würdest, wäre sie viel lebendiger.
Auch die Idee, die "Nullnummer" in den Titel zu bringen, finde ich gut.
Und v.a.: Diese Grundidee ist so gut, dass du sie nicht verschenken darfst.., sie schreit förmlich danach, erzählt zu werden.
Grüße
Madeira
 

Clara

Mitglied
ich hab auch noch etwas -
denn mobbing ist ja heutzutage nicht nur bei der Jugend an der Tagesordnung.
Ich stimme insgesamt meinen Vorschreibern zu - es ist quasie ein Plot für eine geschichte.

da die Opfer auch lesen und etwas Mut brauchen
möchte ich hier tatsächlich die Rolle der Eltern mal ins Licht führen.
Ein Kind, welches quasie nie eingeladen wird, das von Haus aus still ist, geht nach der Feier so einfach in sein Zimmer und heult? Nach wenigstens zwei Stunden ausharren der Situation?

Ich meine eines der Elternteile dürfte doch mal vorsichtig anklopfen und zuhören, zum sprechen bringen - verstehen

UND - die Marie hat offensichtlich kein Urteilsvermögen, wenn sie die Gäste wie eine Fussballmannschaft zusammentrommelt -
Ja, sie kennt ihre Gäste u. Umständen nicht mal genauer - sieht sie nur als Gastkinder an -
das könnte Julia evtl besser : die Auswahl der Gäste - nicht dieses sinnlose zusammenstoppeln von irgendwem.
Sie wüsste zu sagen, was sie bei wem mag? Was sie gut findet, oder ablehnt?

Und nein, sie muss sich nicht fügen in dieses Schicksal.
Das wird sie umbringen aber nicht stark machen. Mein Cent dazu.

Wenn unsereiner in der Vergangenheit Probleme mit einem Schüler hatte - der zB immer wieder auf einen eintrommelt oder verbal haut, so sind es heute viele. Und viel deutlicher
 



 
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