Gemütliches Beisammensein

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reborn

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Die handelnden Personen:
Anja, meine Frau
Luise, unsere pubertäre Tochter
Lukas, unser Sohn
Horst, mein Vater
Gisela, meine Mutter
Eberhard, Vater meines Vaters
Helene, Mutter meines Vaters
Lars, mein Bruder
Kerstin, meine Schwägerin
Sonja, Mutter von Anja
Peter, Vater von Anja
Hedwig, Schwester von Anjas Vater
Walther, Vater von Anjas Mutter
Anneliese, Walthers Frau und Mutter von Anjas Mutter
Liselotte, Mutter von Helene und Oma von meinem Vater
Es ginge natürlich noch viel genauer und detaillierter. Aber ich möchte Sie nicht verwirren:)



Meine Frau Anja hat Geburtstag. Ein schrecklicher Tag. Nicht weil Sie Geburtstag hat. Obwohl – zehn Jahre jünger, wäre Sie doppelt so schön. Das behalte ich aber lieber für mich. Schrecklich wird der Tag, weil die ganze bucklige Verwandtschaft anrollt. Meine Schwiegereltern, die Hexe und der Nörgel-Peter, die ich am liebsten nur zu Weihnachten sehe, mein Bruder mit seiner dritten Frau und Großtante Helene mit Katze, die sie nicht alleine zu Hause lassen kann. Die Katze, verwöhnt und eingebildet wie ihr Frauchen, würde Depressionen bekommen. Das ich unter einer Katzenallergie leide, interessiert die Tante so viel, wie mich ihre Stuhlfrequenz. Weitere von mir ungeliebte Gäste zieren den großen, wundervoll gedeckten Kaffeetisch.

Tante Hedwig; "Ach, der arme Herbert ist jetzt auch schon gestorben. Viel zu früh."

Ich schaue Anja an, Sie schaut mich an und fragt ihre
Tante: "Welcher Herbert?"

Hedwig: "Na der kleine Dicke mit der Nase."

Ich bin jetzt kein bisschen schlauer. Anja wohl auch nicht. "Ja, welcher Herbert genau?"

Hedwig: "Na sag ich doch. Der kleine Dicke. Der Mann von Elisabet."

Mein Vater lässt daraufhin verlauten: "Ach du meinst den Imker. Der mit der Nase."

"Der war doch kein Inker." kommt zurück.

"Doch, der hat doch immer Honig mitgebracht."

Anjas Schwester Maria mischt sich ein. "Nein, das war Onkel Horst. Der hat immer den Honig mitgebracht. Der war aber kein Imker. Der war Podologe."

Lukas muss lachen und verschluckt sich dabei. Die Cola läuft ihm aus der Nase.

Mein Vater, auch Horst, schaut entgeistert. „Ich bin doch kein Podo-Dingsda.“

Maria daraufhin: „Nein ich meine doch nicht dich. Den anderen Horst. Den Stattlichen, den großen Schönen.“

Vater ist beleidigt.

Tobias, mein Schwager verbessert: "Fast Liebling. Er war Polsterer."

"Ach Quatsch. Er war Podologe. Er hat mir doch die Füße gemacht." erwidert Maria.

Tobias: "Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, wer dir da die Füße gemacht hat und vor allem wie? Horst hatte eine Polsterei. Die ist doch abgebrannt, weil er mal seine Zigarette aus Versehen auf eine Couch gelegt hat."
Er sieht seine Frau herausfordernd an.

Mein Vater schaltet sich wieder ein: "Der hatte aber die Nase. Ich habe mich immer gewundert, warum die Frauen so hinter ihm her waren."

Ich: "Hinter dem Imker?"

Mein Vater entnervt: "Nein dem Podologen. Nein. Ach ich meine doch den Polsterer."

"Wer war hinter dem her?" interessiert sich nun auch Kerstin, die Frau meines Bruders, für das Gespräch.

Mein Vater: "Auf den sind doch die Frauen geflogen wie Fliegen auf den Mist."

Tobias zu seiner Frau: „Nun sag doch mal. Wollte der Horst ein Rezept von dir oder hat er das mit den Füßen gratis gemacht? Vielleicht auch noch die Beine und den Rest?“
Maria rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Anjas Mutter versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Ward ihr schon mal beim Endokrinologen?“

„Macht der auch Füße?“ will Oma Anneliese nun wissen.

„Nein Oma. Auch keine Nasen.“ erwidere ich.
„Und Imker ist er auch nicht.“ wirft meine Mutter ein.

Ich hake bei Schwiegermutter nach: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“

Sie beugt sich über den Tisch und flüstert mir zu „Na wegen der Pickel.“ Dabei nickt Sie mit dem Kopf in Richtung Luise. Das arme Kind hat das natürlich mitbekommen, schmeißt die Kuchengabel auf den Tisch und rennt heulend auf ihr Zimmer.

„Du bist ja wieder so taktvoll wie der Elefant im Porzellanladen.“, tadele ich Schwiegermutter.

„Ich wollte ja nur helfen.“, trotzt Sie zurück.

„Was bitteschön wolltest du denn damit helfen?“ lässt meine Mutter nun Ihrem Unmut freie Luft. „Das ist wieder typisch für dich. Als wenn es das arme Kind nicht schon schwer genug hat.“ Dabei blickt Sie in Richtung Ihrer Schwiegertochter.

Anja war schon in Habachtstellung. „Was soll das heißen? Fängst du jetzt wieder damit an, dass dein Sohn was Besseres verdient hat?“

Mein Vater zieht Mutter wieder auf Ihren Stuhl und meint beschwichtigend, „Sie hat heute Ihre Pillen vergessen. Das war nicht böse gemeint.“ Mutter knurrt Ihn an. „Stimmt doch gar nicht. Was erzählst du denn für einen Stuss. Und schmeckt dir der Kaffee etwa? Die Katrin, das wäre die Richtige gewesen. Aber die war ihm ja zu fett.“

Vater sieht Anja an und macht ein heimliches Zeichen mit der Hand vor dem Gesicht, dass so viel heißen soll wie „Lass Sie doch erzählen. Die alte Nebelkrähe hat manchmal nicht mehr alle Saiten an der Harfe.“

Anja, obwohl auf den üblichen Streit vorbereitet, ist tief getroffen. „Dann hol ich dir ein Glas Essig.“ Sie schiebt ärgerlich Ihren Stuhl zurück und verschwindet in Richtung Küche. Anjas Vater wirft meinen Eltern böse Blicke zu, wie Opa Handgranaten im zweiten Weltkrieg.
Ich rieche den Zigarettenqualm aus der Küche. Wenn Sie sich sehr aufregt, raucht Anja eine Zigarette am Küchenfenster. Meist schon nach dem zweiten Zug, schmeißt Sie den Glimmstengel angewidert in den Blumentopf vor dem Fenster. Erfreulicherweise kam das für uns und die arme Pflanze nur selten vor. Danach macht Sie sich immer Vorwürfe und trinkt einen selbstgemachten Eierlikör. Der hat drei Mal so viel Promille wie der Handelsübliche.

Meinen Bruder interessiert nun das Liebesleben unserer Tochter. „Hat sie schon einen Freund?“

Worauf Oma Anneliese sofort erwidert „Hast du nicht gesehen, dass Sie schwanger ist?“

Diesmal bleibt mir das Essen im Hals stecken. „Wie bitte?“

„Na das sieht doch ein Blinder mit Krückstock.“ spricht Sie und knufft Ihren Alten dabei in die Seite, „Mindestens vierter Monat.“

Mein Blutdruck droht ins Unermessliche zu steigen. „Sag mal hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas sagen? Das ist jetzt aber wirklich zu viel.“

„Na gut, dritter Monat.“

Jetzt reicht es mir. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so scheppert. Uroma Liselotte
steht der Mund offen. Ihr Gebiss hängt nur noch auf halb neun. Etwas mehr Haftcreme hätte Ihr heute gut gestanden.
Lukas schaut interessiert und alle anderen erschrocken.
„Lukas geh bitte nach oben. Zum Abendessen rufen wir dich.“
Ohne irgendeinen Anflug von Widerworten erhebt sich das Kind und gehorcht. Schau an, denke ich, es geht doch.
Ich röchele hervor: „Noch so ein Spruch und Ihr könnt gehen.“

„Du musst uns fahren.“

„Es hat sich ausgefahren. Weder zum Schnäppchenmarkt noch zum Bingo bringe ich euch. Nehmt Euch ein Taxi. Rente bekommt Ihr ja genug. Und schönen Dank für den ausgesucht hässlichen Pullunder zum Geburtstag. Einen billigeren gab es wohl nicht? Den hat jetzt der Hund als Schlafdecke bekommen.“
Jetzt fiel Uroma‘s Gebiss in Ihre Torte.

Schwiegervater wagte es, dass Wort an mich zu richten. “Junge, nun ist aber mal gut. Oma Anneliese ist halt schon ein bisschen senil.“

„Waaas. ich soll senil sein? Du alter Stiesel hast ja schon vor Jahren nicht mal mitgekriegt, wie deine ach so vorbildliche Gisela mit dem Postmann rumgemacht hat.“

„Das war doch nicht der Postmann, das war unser Nachbar.“
Gisela bereut sofort das Gesagte.

Mit Entsetzen in Augen und Stimme, schnappt Peter nach Luft. „Wie konntest du nur? Du weißt genau wie ich den Idioten hasse.“ An seine Schwiegermutter Anneliese gewandt: „Und ich weiß genau, dass du damals was mit Helenes Bruder angefangen hast. Kurz danach warst du ja schwanger. Ich bin auch nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.“

„Ach, das ist schon so lang her.“ erwidert Anneliese.

In meinem Kopf kreisen lauter kleine Rädchen. >Moment mal. Helenes Bruder ist doch mein Opa.<

Walther ist mittlerweile ganz blass um die Nase. Er setzt mit zittriger Hand sein Glas an und stürzt den Weinbrand in einem Zug hinunter. „Dann können wir es ja endlich zugeben. Nach so vielen Jahren ist es ja nun auch egal.“

Helene fragt bei Hedwig nach. „Hatte der Herbert was mit dem Herzen oder warum ist er so früh gestorben?“

„Mein Gott, er war dreiundneunzig, da ist es doch wurscht egal was er hatte.“ Meint meine Oma.

„Eh, hallo!!“ beschwert sich Kerstin, meine Schwägerin. „Können wir mal wieder zum Thema kommen. Walther, was könnt ihr jetzt zugeben?“

Anneliese fasst ihren Walther beschwörend am Arm: “Stürz dich nicht ins Unglück. Ich warne dich.“
„Du hast mich schon viel zu lange klein gehalten. Ich habe die Nase voll. So richtig voll.“ schnäuzte sich und spricht in den Raum als wenn er leer wäre „ Sonja ist nicht meine Tochter sondern die von Eberhard.“

Mein Vater zuckt zusammen als er den Namen von seinem Vater hört.

Helene schreit: „Also doch. Hab ichs doch gewusst.“ An
Anneliese gerichtet: „Du Flittchen.“

Anneliese verteidigt sich. „Damals war er doch noch alleinstehend“.

„Aber du nicht.“ gibt Helene zurück.

„Dreiundneunzig ist aber auch ein schönes Alter. Da kann man sich nicht beschweren.“ lässt Kerstin nicht locker.

Die Rädchen in meinem Kopf werden langsam heiß. Wenn Sonja die Tochter von Eberhard und Anneliese ist ……. dann ist Sie ja die Cousine von meinem Vater. Panik ergreift mich. Dann hätte ich Anja überhaupt nicht heiraten dürfen. Und was ist mit unseren Kindern? Dann sind Sie nicht nur mit der buckligen Verwandtschaft gestraft, sondern eventuell mit genetischen Defekten. Oh mein Gott. Wie bringe ich das Anja bei? Oooooh mein Gott. Ich reiße Walther sein Glas aus der Hand und kippe den Weinbrand in mich rein. Der anschließende Hustenreiz bringt mich wieder zurück aus meinen panischen Hirngespinsten von verwachsenen Monsterkindern.
Jetzt heult Anneliese. Meine Schwiegermutter nimmt sie in die Arme und beginnt ebenfalls zu weinen. Walther nimmt derweil den siebten oder achten Weinbrand.

„Ich will noch ein Stück Kuchen“ Uroma Lieselotte streckt mir Ihren Teller entgegen.

„Stachelbeeren.“ gibt Hedwig zum Besten.

„Lieber den Erdbeerkuchen.“

„Stachelbeeren waren es.“ Hedwig zeigt dabei mit dem Finger auf Kerstin.

„Was soll das denn jetzt“ fragt mein Bruder.

„Die Kerstin hat doch gefragt. Stachelbeeren.“ Sie machte eine kleine Pause zum Luftholen. „Stachelbeeren haben ihn umgebracht.“

„Wer wurde umgebracht?“

„Na der Herbert. Hör doch einfach mal richtig zu.“
„Vergiftete Stachelbeeren?“ Kerstin ist Feuer und Flamme.

„Ach ne. Er wurde von einem Glas Stachelbeeren erschlagen.“
Das übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen. Kerstin hat schon richtig rote Bäckchen. „Wie ist das denn passiert?“

„Es gab Streit zu Hause. Er schreit seine Mutter an, Sie schreit seine Frau an, die schreit ihn an, er nimmt sich eine Zigarre und will vor die Tür. Seine Frau brüllt noch „Wenn du jetzt geht’s, brauchst du nicht wiederkommen.“ Und greift das Nächstbeste was Ihr in die Finger kommt. Der Schwamm hat aber keine große Wirkung erzielt. Also schnappt Sie sich die eingeweckten Stachelbeeren die eigentlich das Kompott fürs Abendbrot sein sollten und schmeißt sie demonstrativ aus dem Fenster. Naja und nun ist der Herbert halt tot.“

Ich schreie in den Raum: „Ist Euch eigentlich klar was das bedeutet? Anja und ich, ich meine wir hätten doch gar nicht, wir dürften doch eigentlich nicht, ich meine….“

Meine Mutter legt mir beruhigend Ihre Hand auf den Arm. „Ach da kannst du ganz beruhigt sein. Du bist doch adoptiert.“

Anja kommt aus der Küche zurück. Mir wird schwarz vor Augen und ich falle vorn über in den Stachelbeerkuchen.
Ach nein, Erdbeerkuchen.
 
Hallo reborn,

nach einem einigermaßen unterhaltsamen Anfang fand ich die Geschichte immer langweiliger und habe in der Mitte zu lesen aufgehört. Leider kann ich nichts Positiveres sagen.

Gruss SilberneDelfine
 

reborn

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Die handelnden Personen muss man nicht kennen. Wer trotzdem einen Stammbaum braucht:
Anja, meine Frau
Luise, unsere pubertäre Tochter
Lukas, unser Sohn
Horst, mein Vater
Gisela, meine Mutter
Eberhard, Vater meines Vaters
Helene, Mutter meines Vaters
Lars, mein Bruder
Kerstin, meine Schwägerin
Sonja, Mutter von Anja
Peter, Vater von Anja
Hedwig, Schwester von Anjas Vater
Walther, Vater von Anjas Mutter
Anneliese, Walthers Frau und Mutter von Anjas Mutter
Liselotte, Mutter von Helene und Oma von meinem Vater
Es ginge natürlich noch viel genauer und detaillierter. Aber ich möchte Sie nicht verwirren:)



Meine Frau Anja hat Geburtstag. Ein schrecklicher Tag. Nicht weil Sie Geburtstag hat. Obwohl – zehn Jahre jünger, wäre Sie doppelt so schön. Das behalte ich aber lieber für mich. Schrecklich wird der Tag, weil die ganze bucklige Verwandtschaft anrollt. Meine Schwiegereltern, die Hexe und der Nörgel-Peter, die ich am liebsten nur zu Weihnachten sehe, mein Bruder mit seiner dritten Frau und Großtante Helene mit Katze, die sie nicht alleine zu Hause lassen kann. Die Katze, verwöhnt und eingebildet wie ihr Frauchen, würde Depressionen bekommen. Das ich unter einer Katzenallergie leide, interessiert die Tante so viel, wie mich ihre Stuhlfrequenz. Weitere von mir ungeliebte Gäste zieren den großen, wundervoll gedeckten Kaffeetisch.

Tante Hedwig; "Ach, der arme Herbert ist jetzt auch schon gestorben. Viel zu früh."

Ich schaue Anja an, Sie schaut mich an und fragt ihre
Tante: "Welcher Herbert?"

Hedwig: "Na der kleine Dicke mit der Nase."

Ich bin jetzt kein bisschen schlauer. Anja wohl auch nicht. "Ja, welcher Herbert genau?"

Hedwig: "Na sag ich doch. Der kleine Dicke. Der Mann von Elisabet."

Mein Vater lässt daraufhin verlauten: "Ach du meinst den Imker. Der mit der Nase."

"Der war doch kein Inker." kommt zurück.

"Doch, der hat doch immer Honig mitgebracht."

Anjas Schwester Maria mischt sich ein. "Nein, das war Onkel Horst. Der hat immer den Honig mitgebracht. Der war aber kein Imker. Der war Podologe."

Lukas muss lachen und verschluckt sich dabei. Die Cola läuft ihm aus der Nase.

Mein Vater, auch Horst, schaut entgeistert. „Ich bin doch kein Podo-Dingsda.“

Maria daraufhin: „Nein ich meine doch nicht dich. Den anderen Horst. Den Stattlichen, den großen Schönen.“

Vater ist beleidigt.

Tobias, mein Schwager verbessert: "Fast Liebling. Er war Polsterer."

"Ach Quatsch. Er war Podologe. Er hat mir doch die Füße gemacht." erwidert Maria.

Tobias: "Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, wer dir da die Füße gemacht hat und vor allem wie? Horst hatte eine Polsterei. Die ist doch abgebrannt, weil er mal seine Zigarette aus Versehen auf eine Couch gelegt hat."
Er sieht seine Frau herausfordernd an.

Mein Vater schaltet sich wieder ein: "Der hatte aber die Nase. Ich habe mich immer gewundert, warum die Frauen so hinter ihm her waren."

Ich: "Hinter dem Imker?"

Mein Vater entnervt: "Nein dem Podologen. Nein. Ach ich meine doch den Polsterer."

"Wer war hinter dem her?" interessiert sich nun auch Kerstin, die Frau meines Bruders, für das Gespräch.

Mein Vater: "Auf den sind doch die Frauen geflogen wie Fliegen auf den Mist."

Tobias zu seiner Frau: „Nun sag doch mal. Wollte der Horst ein Rezept von dir oder hat er das mit den Füßen gratis gemacht? Vielleicht auch noch die Beine und den Rest?“
Maria rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Anjas Mutter versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Ward ihr schon mal beim Endokrinologen?“

„Macht der auch Füße?“ will Oma Anneliese nun wissen.

„Nein Oma. Auch keine Nasen.“ erwidere ich.
„Und Imker ist er auch nicht.“ wirft meine Mutter ein.

Ich hake bei Schwiegermutter nach: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“

Sie beugt sich über den Tisch und flüstert mir zu „Na wegen der Pickel.“ Dabei nickt Sie mit dem Kopf in Richtung Luise. Das arme Kind hat das natürlich mitbekommen, schmeißt die Kuchengabel auf den Tisch und rennt heulend auf ihr Zimmer.

„Du bist ja wieder so taktvoll wie der Elefant im Porzellanladen.“, tadele ich Schwiegermutter.

„Ich wollte ja nur helfen.“, trotzt Sie zurück.

„Was bitteschön wolltest du denn damit helfen?“ lässt meine Mutter nun Ihrem Unmut freie Luft. „Das ist wieder typisch für dich. Als wenn es das arme Kind nicht schon schwer genug hat.“ Dabei blickt Sie in Richtung Ihrer Schwiegertochter.

Anja war schon in Habachtstellung. „Was soll das heißen? Fängst du jetzt wieder damit an, dass dein Sohn was Besseres verdient hat?“

Mein Vater zieht Mutter wieder auf Ihren Stuhl und meint beschwichtigend, „Sie hat heute Ihre Pillen vergessen. Das war nicht böse gemeint.“ Mutter knurrt Ihn an. „Stimmt doch gar nicht. Was erzählst du denn für einen Stuss. Und schmeckt dir der Kaffee etwa? Die Katrin, das wäre die Richtige gewesen. Aber die war ihm ja zu fett.“

Vater sieht Anja an und macht ein heimliches Zeichen mit der Hand vor dem Gesicht, dass so viel heißen soll wie „Lass Sie doch erzählen. Die alte Nebelkrähe hat manchmal nicht mehr alle Saiten an der Harfe.“

Anja, obwohl auf den üblichen Streit vorbereitet, ist tief getroffen. „Dann hol ich dir ein Glas Essig.“ Sie schiebt ärgerlich Ihren Stuhl zurück und verschwindet in Richtung Küche. Anjas Vater wirft meinen Eltern böse Blicke zu, wie Opa Handgranaten im zweiten Weltkrieg.
Ich rieche den Zigarettenqualm aus der Küche. Wenn Sie sich sehr aufregt, raucht Anja eine Zigarette am Küchenfenster. Meist schon nach dem zweiten Zug, schmeißt Sie den Glimmstengel angewidert in den Blumentopf vor dem Fenster. Erfreulicherweise kam das für uns und die arme Pflanze nur selten vor. Danach macht Sie sich immer Vorwürfe und trinkt einen selbstgemachten Eierlikör. Der hat drei Mal so viel Promille wie der Handelsübliche.

Meinen Bruder interessiert nun das Liebesleben unserer Tochter. „Hat sie schon einen Freund?“

Worauf Oma Anneliese sofort erwidert „Hast du nicht gesehen, dass Sie schwanger ist?“

Diesmal bleibt mir das Essen im Hals stecken. „Wie bitte?“

„Na das sieht doch ein Blinder mit Krückstock.“ spricht Sie und knufft Ihren Alten dabei in die Seite, „Mindestens vierter Monat.“

Mein Blutdruck droht ins Unermessliche zu steigen. „Sag mal hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas sagen? Das ist jetzt aber wirklich zu viel.“

„Na gut, dritter Monat.“

Jetzt reicht es mir. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so scheppert. Uroma Liselotte
steht der Mund offen. Ihr Gebiss hängt nur noch auf halb neun. Etwas mehr Haftcreme hätte Ihr heute gut gestanden.
Lukas schaut interessiert und alle anderen erschrocken.
„Lukas geh bitte nach oben. Zum Abendessen rufen wir dich.“
Ohne irgendeinen Anflug von Widerworten erhebt sich das Kind und gehorcht. Schau an, denke ich, es geht doch.
Ich röchele hervor: „Noch so ein Spruch und Ihr könnt gehen.“

„Du musst uns fahren.“

„Es hat sich ausgefahren. Weder zum Schnäppchenmarkt noch zum Bingo bringe ich euch. Nehmt Euch ein Taxi. Rente bekommt Ihr ja genug. Und schönen Dank für den ausgesucht hässlichen Pullunder zum Geburtstag. Einen billigeren gab es wohl nicht? Den hat jetzt der Hund als Schlafdecke bekommen.“
Jetzt fiel Uroma‘s Gebiss in Ihre Torte.

Schwiegervater wagte es, dass Wort an mich zu richten. “Junge, nun ist aber mal gut. Oma Anneliese ist halt schon ein bisschen senil.“

„Waaas. ich soll senil sein? Du alter Stiesel hast ja schon vor Jahren nicht mal mitgekriegt, wie deine ach so vorbildliche Gisela mit dem Postmann rumgemacht hat.“

„Das war doch nicht der Postmann, das war unser Nachbar.“
Gisela bereut sofort das Gesagte.

Mit Entsetzen in Augen und Stimme, schnappt Peter nach Luft. „Wie konntest du nur? Du weißt genau wie ich den Idioten hasse.“ An seine Schwiegermutter Anneliese gewandt: „Und ich weiß genau, dass du damals was mit Helenes Bruder angefangen hast. Kurz danach warst du ja schwanger. Ich bin auch nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.“

„Ach, das ist schon so lang her.“ erwidert Anneliese.

In meinem Kopf kreisen lauter kleine Rädchen. >Moment mal. Helenes Bruder ist doch mein Opa.<

Walther ist mittlerweile ganz blass um die Nase. Er setzt mit zittriger Hand sein Glas an und stürzt den Weinbrand in einem Zug hinunter. „Dann können wir es ja endlich zugeben. Nach so vielen Jahren ist es ja nun auch egal.“

Helene fragt bei Hedwig nach. „Hatte der Herbert was mit dem Herzen oder warum ist er so früh gestorben?“

„Mein Gott, er war dreiundneunzig, da ist es doch wurscht egal was er hatte.“ Meint meine Oma.

„Eh, hallo!!“ beschwert sich Kerstin, meine Schwägerin. „Können wir mal wieder zum Thema kommen. Walther, was könnt ihr jetzt zugeben?“

Anneliese fasst ihren Walther beschwörend am Arm: “Stürz dich nicht ins Unglück. Ich warne dich.“
„Du hast mich schon viel zu lange klein gehalten. Ich habe die Nase voll. So richtig voll.“ schnäuzte sich und spricht in den Raum als wenn er leer wäre „ Sonja ist nicht meine Tochter sondern die von Eberhard.“

Mein Vater zuckt zusammen als er den Namen von seinem Vater hört.

Helene schreit: „Also doch. Hab ichs doch gewusst.“ An
Anneliese gerichtet: „Du Flittchen.“

Anneliese verteidigt sich. „Damals war er doch noch alleinstehend“.

„Aber du nicht.“ gibt Helene zurück.

„Dreiundneunzig ist aber auch ein schönes Alter. Da kann man sich nicht beschweren.“ lässt Kerstin nicht locker.

Die Rädchen in meinem Kopf werden langsam heiß. Wenn Sonja die Tochter von Eberhard und Anneliese ist ……. dann ist Sie ja die Cousine von meinem Vater. Panik ergreift mich. Dann hätte ich Anja überhaupt nicht heiraten dürfen. Und was ist mit unseren Kindern? Dann sind Sie nicht nur mit der buckligen Verwandtschaft gestraft, sondern eventuell mit genetischen Defekten. Oh mein Gott. Wie bringe ich das Anja bei? Oooooh mein Gott. Ich reiße Walther sein Glas aus der Hand und kippe den Weinbrand in mich rein. Der anschließende Hustenreiz bringt mich wieder zurück aus meinen panischen Hirngespinsten von verwachsenen Monsterkindern.
Jetzt heult Anneliese. Meine Schwiegermutter nimmt sie in die Arme und beginnt ebenfalls zu weinen. Walther nimmt derweil den siebten oder achten Weinbrand.

„Ich will noch ein Stück Kuchen“ Uroma Lieselotte streckt mir Ihren Teller entgegen.

„Stachelbeeren.“ gibt Hedwig zum Besten.

„Lieber den Erdbeerkuchen.“

„Stachelbeeren waren es.“ Hedwig zeigt dabei mit dem Finger auf Kerstin.

„Was soll das denn jetzt“ fragt mein Bruder.

„Die Kerstin hat doch gefragt. Stachelbeeren.“ Sie machte eine kleine Pause zum Luftholen. „Stachelbeeren haben ihn umgebracht.“

„Wer wurde umgebracht?“

„Na der Herbert. Hör doch einfach mal richtig zu.“
„Vergiftete Stachelbeeren?“ Kerstin ist Feuer und Flamme.

„Ach ne. Er wurde von einem Glas Stachelbeeren erschlagen.“
Das übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen. Kerstin hat schon richtig rote Bäckchen. „Wie ist das denn passiert?“

„Es gab Streit zu Hause. Er schreit seine Mutter an, Sie schreit seine Frau an, die schreit ihn an, er nimmt sich eine Zigarre und will vor die Tür. Seine Frau brüllt noch „Wenn du jetzt geht’s, brauchst du nicht wiederkommen.“ Und greift das Nächstbeste was Ihr in die Finger kommt. Der Schwamm hat aber keine große Wirkung erzielt. Also schnappt Sie sich die eingeweckten Stachelbeeren die eigentlich das Kompott fürs Abendbrot sein sollten und schmeißt sie demonstrativ aus dem Fenster. Naja und nun ist der Herbert halt tot.“

Ich schreie in den Raum: „Ist Euch eigentlich klar was das bedeutet? Anja und ich, ich meine wir hätten doch gar nicht, wir dürften doch eigentlich nicht, ich meine….“

Meine Mutter legt mir beruhigend Ihre Hand auf den Arm. „Ach da kannst du ganz beruhigt sein. Du bist doch adoptiert.“

Anja kommt aus der Küche zurück. Mir wird schwarz vor Augen und ich falle vorn über in den Stachelbeerkuchen.
Ach nein, Erdbeerkuchen.
 

reborn

Mitglied
Meine Frau Anja hat Geburtstag. Ein schrecklicher Tag. Nicht weil Sie Geburtstag hat. Obwohl – zehn Jahre jünger, wäre Sie doppelt so schön. Das behalte ich aber lieber für mich. Schrecklich wird der Tag, weil die ganze bucklige Verwandtschaft anrollt. Meine Schwiegereltern, die Hexe und der Nörgel-Peter, die ich am liebsten nur zu Weihnachten sehe, mein Bruder mit seiner dritten Frau und Großtante Helene mit Katze, die sie nicht alleine zu Hause lassen kann. Die Katze, verwöhnt und eingebildet wie ihr Frauchen, würde Depressionen bekommen. Das ich unter einer Katzenallergie leide, interessiert die Tante so viel, wie mich ihre Stuhlfrequenz. Weitere von mir ungeliebte Gäste zieren den großen, wundervoll gedeckten Kaffeetisch.

Tante Hedwig; "Ach, der arme Herbert ist jetzt auch schon gestorben. Viel zu früh."

Ich schaue Anja an, Sie schaut mich an und fragt ihre

Tante: "Welcher Herbert?"

Hedwig: "Na der kleine Dicke mit der Nase."

Ich bin jetzt kein bisschen schlauer. Anja wohl auch nicht. "Ja, welcher Herbert genau?"

Hedwig: "Na sag ich doch. Der kleine Dicke. Der Mann von Elisabet."

Mein Vater lässt daraufhin verlauten: "Ach du meinst den Imker. Der mit der Nase."

"Der war doch kein Inker." kommt zurück.

"Doch, der hat doch immer Honig mitgebracht."

Anjas Schwester Maria mischt sich ein. "Nein, das war Onkel Horst. Der hat immer den Honig mitgebracht. Der war aber kein Imker. Der war Podologe."

Lukas muss lachen und verschluckt sich dabei. Die Cola läuft ihm aus der Nase.

Mein Vater, auch Horst, schaut entgeistert. „Ich bin doch kein Podo-Dingsda.“

Maria daraufhin: „Nein ich meine doch nicht dich. Den anderen Horst. Den Stattlichen, den großen Schönen.“
Vater ist beleidigt.

Tobias, mein Schwager verbessert: "Fast Liebling. Er war Polsterer."

"Ach Quatsch. Er war Podologe. Er hat mir doch die Füße gemacht." erwidert Maria.

Tobias: "Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, wer dir da die Füße gemacht hat und vor allem wie? Horst hatte eine Polsterei. Die ist doch abgebrannt, weil er mal seine Zigarette aus Versehen auf eine Couch gelegt hat."
Er sieht seine Frau herausfordernd an.

Mein Vater schaltet sich wieder ein: "Der hatte aber die Nase. Ich habe mich immer gewundert, warum die Frauen so hinter ihm her waren."

Ich: "Hinter dem Imker?"

Mein Vater entnervt: "Nein dem Podologen. Nein. Ach ich meine doch den Polsterer."

"Wer war hinter dem her?" interessiert sich nun auch Kerstin, die Frau meines Bruders, für das Gespräch.

Mein Vater: "Auf den sind doch die Frauen geflogen wie Fliegen auf den Mist."

Tobias zu seiner Frau: „Nun sag doch mal. Wollte der Horst ein Rezept von dir oder hat er das mit den Füßen gratis gemacht? Vielleicht auch noch die Beine und den Rest?“
Maria rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Anjas Mutter versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Ward ihr schon mal beim Endokrinologen?“

„Macht der auch Füße?“ will Oma Anneliese nun wissen.

„Nein Oma. Auch keine Nasen.“ erwidere ich. „Und Imker ist er auch nicht.“ wirft meine Mutter ein. Ich hake bei Schwiegermutter nach: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“

Sie beugt sich über den Tisch und flüstert mir zu „Na wegen der Pickel.“ Dabei nickt Sie mit dem Kopf in Richtung Luise. Das arme Kind hat das natürlich mitbekommen, schmeißt die Kuchengabel auf den Tisch und rennt heulend auf ihr Zimmer.

„Du bist ja wieder so taktvoll wie der Elefant im Porzellanladen.“, tadele ich Schwiegermutter.
„Ich wollte doch nur helfen.“, trotzt Sie zurück.
„Was bitteschön wolltest du denn damit helfen?“ lässt meine Mutter nun Ihrem Unmut freie Luft. „Das ist wieder typisch für dich. Als wenn es das arme Kind nicht schon schwer genug hat.“ Dabei blickt Sie in Richtung Ihrer Schwiegertochter.

Anja war schon in Habachtstellung. „Was soll das heißen? Fängst du jetzt wieder damit an, dass dein Sohn was Besseres verdient hat?“

Mein Vater zieht Mutter wieder auf Ihren Stuhl und meint beschwichtigend, „Sie hat heute Ihre Pillen vergessen. Das war nicht böse gemeint.“ Mutter knurrt Ihn an. „Stimmt doch gar nicht. Was erzählst du denn für einen Stuss. Und schmeckt dir der Kaffee etwa? Die Katrin, das wäre die Richtige gewesen. Aber die war ihm ja zu fett.“
Vater sieht Anja an und macht ein heimliches Zeichen mit der Hand vor dem Gesicht, dass so viel heißen soll wie „Lass Sie doch erzählen. Die alte Nebelkrähe hat manchmal nicht mehr alle Saiten an der Harfe.“

Anja, obwohl auf den üblichen Streit vorbereitet, ist tief getroffen. „Dann hol ich dir ein Glas Essig.“ Sie schiebt ärgerlich Ihren Stuhl zurück und verschwindet in Richtung Küche. Anjas Vater wirft meinen Eltern böse Blicke zu, wie Opa Handgranaten im zweiten Weltkrieg.
Ich rieche den Zigarettenqualm aus der Küche. Wenn Sie sich sehr aufregt, raucht Anja eine Zigarette am Küchenfenster. Meist schon nach dem zweiten Zug, schmeißt Sie den Glimmstengel angewidert in den Blumentopf vor dem Fenster. Erfreulicherweise kam das für uns und die arme Pflanze nur selten vor. Danach macht Sie sich immer Vorwürfe und trinkt einen selbstgemachten Eierlikör. Der hat drei Mal so viel Promille wie der Handelsübliche.

Meinen Bruder interessiert nun das Liebesleben unserer Tochter. „Hat sie schon einen Freund?“
Worauf Oma Anneliese sofort erwidert „Hast du nicht gesehen, dass Sie schwanger ist?“
Diesmal bleibt mir das Essen im Hals stecken. „Wie bitte?“
„Na das sieht doch ein Blinder mit Krückstock.“ spricht Sie und knufft Ihren Alten dabei in die Seite, „Mindestens vierter Monat.“ Der Gatte hustet als wenn ihm ein überalterter Keksriegel quer im Hals steckt. Ich würde gern fragen, ob wir einen Arzt rufen sollen oder ihn lieber gleich einschläfern können.
Mein Blutdruck droht ins Unermessliche zu steigen. „Sag mal hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas sagen? Das ist jetzt aber wirklich zu viel.“

„Na gut, dritter Monat.“

Jetzt reicht es mir. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so scheppert. Uroma Liselotte
steht der Mund offen. Ihr Gebiss hängt nur noch auf halb neun. Etwas mehr Haftcreme hätte Ihr heute gut gestanden.
Lukas schaut interessiert und alle anderen erschrocken.
„Lukas geh bitte nach oben. Zum Abendessen rufen wir dich.“
Ohne irgendeinen Anflug von Widerworten erhebt sich das Kind und gehorcht. Schau an, denke ich, es geht doch.
Ich röchele hervor: „Noch so ein Spruch und Ihr könnt gehen.“

„Du musst uns fahren.“

„Es hat sich ausgefahren. Weder zum Schnäppchenmarkt noch zum Bingo bringe ich euch. Nehmt Euch ein Taxi. Rente bekommt Ihr ja genug. Und schönen Dank für den ausgesucht hässlichen Pullunder zum Geburtstag. Einen billigeren gab es wohl nicht? Den hat jetzt der Hund als Schlafdecke bekommen.“
Jetzt fiel Uroma‘s Gebiss in Ihre Torte.
Schwiegervater wagte es, dass Wort an mich zu richten. “Junge, nun ist aber mal gut. Oma Anneliese ist halt schon ein bisschen senil.“
„Waaas. ich soll senil sein? Du alter Stiesel hast ja nicht mal mitgekriegt, wie deine ach so vorbildliche Gisela mit dem Postmann rumgemacht hat.“
„Das war doch nicht der Postmann, das war unser Nachbar.“
Gisela bereut sofort das Gesagte.
Mit Entsetzen in Augen und Stimme, schnappt Peter nach Luft. „Wie konntest du nur? Du weißt genau wie ich den Idioten hasse.“ An seine Schwiegermutter Anneliese gewandt: „Und ich weiß genau, dass du damals was mit Helenes Bruder angefangen hast. Kurz danach warst du ja schwanger. Ich bin auch nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.“
„Ach, das ist schon so lang her.“ erwidert Anneliese.
In meinem Kopf kreisen lauter kleine Rädchen. >Moment mal. Helenes Bruder ist doch mein Opa.<

Walther ist mittlerweile ganz blass um die Nase. Er setzt mit zittriger Hand sein Glas an und stürzt den Weinbrand in einem Zug hinunter. „Dann können wir es endlich zugeben. Nach so vielen Jahren ist es doch nun auch egal.“
Helene fragt bei Hedwig nach. „Hatte der Herbert was oder warum ist er so früh gestorben?“
„Mein Gott, er war dreiundneunzig, da ist es doch wurscht egal was er hatte.“ Meint meine Oma.

„Eh, hallo!!“ beschwert sich Kerstin, meine Schwägerin. „Können wir mal wieder zum Thema kommen. Walther, was könnt ihr jetzt zugeben?“

Anneliese fasst ihren Walther beschwörend am Arm: “Stürz dich nicht ins Unglück. Ich warne dich.“
„Du hast mich schon viel zu lange klein gehalten. Ich habe die Nase voll. So richtig voll.“ schnäuzte sich und spricht in den Raum als wenn er leer wäre „ Sonja ist nicht meine Tochter sondern die von Eberhard.“
Mein Vater zuckt zusammen als er den Namen von seinem Vater hört.
Helene schreit: „Also doch. Hab ichs doch gewusst.“ An Anneliese gerichtet: „Du Flittchen.“
Anneliese verteidigt sich. „Damals war er doch noch alleinstehend“.
„Aber du nicht.“ gibt Helene zurück.

„Dreiundneunzig ist aber auch ein schönes Alter. Da kann man sich nicht beschweren.“ lässt Kerstin nicht locker.

Die Rädchen in meinem Kopf werden langsam heiß. Wenn Sonja die Tochter von Eberhard und Anneliese ist ……. dann ist Sie doch die Cousine von meinem Vater. Panik ergreift mich. Dann hätte ich Anja überhaupt nicht heiraten dürfen. Und was ist mit unseren Kindern? Dann sind Sie nicht nur mit der buckligen Verwandtschaft gestraft, sondern eventuell mit genetischen Defekten. Oh mein Gott. Wie bringe ich das Anja bei? Oooooh mein Gott. Ich reiße Walther sein Glas aus der Hand und kippe den Weinbrand in mich rein. Der anschließende Hustenreiz bringt mich wieder zurück aus meinen panischen Hirngespinsten von verwachsenen Monsterkindern.

Jetzt heult Anneliese. Meine Schwiegermutter nimmt sie in die Arme und beginnt ebenfalls zu weinen. Walther nimmt derweil den siebten oder achten Weinbrand.
„Ich will noch ein Stück Kuchen“ Uroma Lieselotte streckt mir Ihren Teller entgegen.

„Stachelbeeren.“ gibt Hedwig zum Besten.

„Lieber den Erdbeerkuchen.“

„Stachelbeeren waren es.“ Hedwig zeigt dabei mit dem Finger auf Kerstin.

„Was soll das denn jetzt“ fragt mein Bruder.

„Die Kerstin hat doch gefragt. Stachelbeeren.“ Sie machte eine kleine Pause zum Luftholen. „Stachelbeeren haben ihn umgebracht.“

„Wer wurde umgebracht?“

„Na der Herbert. Hör doch einfach mal richtig zu.“

„Vergiftete Stachelbeeren?“ Kerstin ist Feuer und Flamme.

„Ach ne. Er wurde von einem Glas Stachelbeeren erschlagen.“
Das übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen. Kerstin hat schon richtig rote Bäckchen. „Wie ist das denn passiert?“

„Es gab Streit zu Hause. Er schreit seine Mutter an, Sie schreit seine Frau an, die schreit ihn an, er nimmt sich eine Zigarre und will vor die Tür. Seine Frau brüllt noch „Wenn du jetzt geht’s, brauchst du nicht wiederkommen.“ Und greift das Nächstbeste was Ihr in die Finger kommt. Der Schwamm hat aber keine große Wirkung erzielt. Also schnappt Sie sich die eingeweckten Stachelbeeren, welche eigentlich das Kompott fürs Abendbrot sein sollten und schmeißt sie demonstrativ aus dem Fenster. Naja und nun ist der Herbert halt tot.“

Ich schreie in den Raum: „Ist Euch eigentlich klar was das bedeutet? Anja und ich, ich meine wir hätten doch gar nicht, wir dürften doch eigentlich nicht, ich meine….“
Meine Mutter legt mir beruhigend Ihre Hand auf den Arm. „Ach da kannst du ganz beruhigt sein. Du bist doch adoptiert.“

Anja kommt aus der Küche zurück. Mir wird schwarz vor Augen und ich falle vorn über in den Stachelbeerkuchen.
Ach nein, Erdbeerkuchen.
 

reborn

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Meine Frau Anja hat Geburtstag. Ein schrecklicher Tag. Nicht weil Sie Geburtstag hat. Obwohl – zehn Jahre jünger, wäre Sie doppelt so schön. Schrecklich wird der Tag, weil die bucklige Verwandtschaft anrollt. Meine Schwiegereltern, die Hexe und der Nörgel-Peter, die ich am liebsten nur zu Weihnachten sehe, mein Bruder mit seiner dritten Frau und Großtante Helene mit Katze, die sie nicht alleine zu Hause lassen kann. Die Katze, verwöhnt und eingebildet wie ihr Frauchen, würde Depressionen bekommen. Das ich unter einer Katzenallergie leide, interessiert die Tante so viel, wie mich ihre Stuhlfrequenz. Weitere von mir ungeliebte Gäste zieren den großen, wundervoll gedeckten Kaffeetisch.

Tante Hedwig, "Ach, der arme Herbert ist jetzt auch schon gestorben. Viel zu früh."

Ich schaue Anja an, Sie schaut mich an und fragt ihre Tante, "Welcher Herbert?"

Hedwig, "Na der kleine Dicke mit der Nase."
Ich bin jetzt kein bisschen schlauer. Anja wohl auch nicht. "Ja, welcher Herbert genau?"

Hedwig, "Na sag ich doch. Der kleine Dicke. Der Mann von Elisabet."

Mein Vater lässt daraufhin verlauten, "Ach du meinst den Imker. Der mit der Nase."

"Der war doch kein Inker", kommt zurück.

"Doch. Der hat doch immer Honig mitgebracht."

Anjas Schwester Maria mischt sich ein,"Nein, das war Onkel Horst. Der hat immer den Honig mitgebracht. Der war aber kein Imker. Der war Podologe."

Unser Sohn muss lachen und verschluckt sich dabei. Die Cola läuft ihm aus der Nase.

Mein Vater, auch ein Horst, schaut entgeistert, „Ich bin doch kein Podo-Dingsda.“

Maria daraufhin, „Nein ich meine doch nicht dich. Den anderen Horst. Den Stattlichen. Den Großen, Schönen.“
Vater ist beleidigt.

Tobias, mein Schwager verbessert, "Fast Liebling. Er war Polsterer."

"Ach Quatsch. Er war Podologe. Er hat mir doch die Füße gemacht.", erwidert Maria, seine Frau.

Tobias, "Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, wer dir da die Füße gemacht hat und vor allem wie? Horst hatte eine Polsterei. Die ist doch abgebrannt, weil er seine Zigaretten nie richtig ausgemacht hat."
Er sieht seine Frau herausfordernd an.

Mein Vater schaltet sich wieder ein, "Der hatte aber die Nase. Ich habe mich immer gewundert, warum die Frauen so hinter ihm her waren."

Ich, "Hinter dem Imker?"

Mein Vater entnervt, "Nein dem Podologen. Nein. Ach ich meine doch den Polsterer."

"Wer war hinter dem her?", interessiert sich nun auch Kerstin, die Frau meines Bruders, für das Gespräch.

Mein Vater, "Auf den sind doch die Frauen geflogen wie Fliegen auf den Mist."

Tobias zu seiner Frau, „Nun sag doch mal. Wollte der Horst ein Rezept von dir oder hat er das mit den Füßen gratis gemacht? Vielleicht auch noch die Beine und den Rest?“
Maria rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Anjas Mutter versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, „Ward ihr schon mal beim Endokrinologen?“

„Macht der auch Füße?“, will Oma Anneliese nun wissen.

„Nein Oma. Auch keine Nasen“, erwidere ich.
„Und Imker ist er auch nicht“, wirft meine Mutter ein.

Ich hake bei Schwiegermutter nach, „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“

Sie beugt sich über den Tisch und flüstert mir zu, „Na wegen der Pickel.“ Dabei nickt Sie mit dem Kopf in Richtung unserer Tochter. Das arme Kind hat das natürlich mitbekommen, schmeißt die Kuchengabel auf den Tisch und rennt heulend auf ihr Zimmer.

„Du bist ja wieder so taktvoll wie der Elefant im Porzellanladen“, tadele ich Schwiegermutter.
„Ich wollte doch nur helfen“, trotzt Sie zurück.

„Was bitteschön wolltest du denn damit helfen?“, lässt meine Mutter nun Ihrem Unmut freie Luft. „Das ist wieder typisch für dich. Als wenn es das arme Kind nicht schon schwer genug hat.“ Dabei blickt Sie in Richtung Ihrer Schwiegertochter.

Anja, schon in Habachtstellung, „Was soll das heißen? Fängst du jetzt wieder damit an, dass dein Sohn was Besseres verdient hat?“
Mein Vater zieht Mutter wieder auf Ihren Stuhl und meint beschwichtigend, „Sie hat heute Ihre Pillen vergessen. Das war nicht böse gemeint.“

Mutter knurrt Ihn an, „Stimmt doch gar nicht. Was erzählst du denn für einen Stuss. Und schmeckt dir der Kaffee etwa? Die Katrin, das wäre die Richtige gewesen. Aber die war ihm ja zu fett.“

Vater sieht Anja an und macht ein heimliches Zeichen mit der Hand vor dem Gesicht, dass so viel heißen soll wie >Lass Sie doch erzählen. Die alte Nebelkrähe hat manchmal nicht mehr alle Saiten an der Harfe.<

Anja, obwohl auf den üblichen Streit vorbereitet, ist tief getroffen, „Dann hol ich dir ein Glas Essig.“ Sie schiebt ärgerlich Ihren Stuhl zurück und verschwindet in Richtung Küche. Anjas Vater wirft meinen Eltern böse Blicke zu, so wie Opa Handgranaten im zweiten Weltkrieg.
Ich rieche den Zigarettenqualm aus der Küche. Wenn Sie sich sehr aufregt, raucht Anja eine Zigarette am Küchenfenster. Meist schon nach dem zweiten Zug, schmeißt Sie den Glimmstengel angewidert in den Blumentopf vor dem Fenster. Erfreulicherweise kam das für uns und die arme Pflanze nur selten vor. Danach macht Sie sich immer Vorwürfe und trinkt einen selbstgemachten Eierlikör. Der hat drei Mal so viel Promille wie der Handelsübliche.

Meinen Bruder interessiert nun das Liebesleben unserer Tochter, „Hat sie schon einen Freund?“

Worauf Oma Anneliese sofort erwidert, „Hast du nicht gesehen, dass Sie schwanger ist?“

Diesmal bleibt mir das Essen im Hals stecken. „Wie bitte?“

„Na das sieht doch ein Blinder mit Krückstock“, spricht Sie und knufft Ihren Alten dabei in die Seite, „Mindestens vierter Monat.“ Der Gatte hustet als wenn ihm ein überalterter Keksriegel quer im Hals steckt. Ich würde gern fragen, ob wir einen Arzt rufen sollen oder ihn lieber gleich einschläfern können.

Mein Blutdruck droht ins Unermessliche zu steigen, „Sag mal hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas sagen? Das ist jetzt aber wirklich zu viel.“

„Na gut, dritter Monat.“

Jetzt reicht es mir. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so scheppert. Uroma Liselotte
steht der Mund offen. Ihr Gebiss hängt nur noch auf halb neun. Etwas mehr Haftcreme hätte Ihr heute gut gestanden.
Söhnchen schaut interessiert und alle anderen erschrocken.
„Lukas geh bitte nach oben. Zum Abendessen rufen wir dich.“
Ohne irgendeinen Anflug von Widerworten erhebt sich das Kind und gehorcht. Schau an, denke ich, es geht doch.

Ich röchele hervor, „Noch so ein Spruch und Ihr könnt gehen.“

„Du musst uns fahren.“

„Es hat sich ausgefahren. Weder zum Schnäppchenmarkt noch zum Bingo bringe ich euch. Nehmt Euch ein Taxi. Rente bekommt Ihr ja genug. Und schönen Dank für den ausgesucht hässlichen Pullunder zum Geburtstag. Einen billigeren gab es wohl nicht? Den hat jetzt der Hund als Schlafdecke bekommen.“
Jetzt fiel Uroma‘s Gebiss in Ihre Torte.

Schwiegervater wagte es, dass Wort an mich zu richten, “Junge, nun ist aber mal gut. Oma Anneliese ist halt schon ein bisschen senil.“

„Waaas. ich soll senil sein? Du alter Stiesel hast ja nicht mal mitgekriegt, wie deine ach so vorbildliche Gisela mit dem Postmann rumgemacht hat.“

„Das war doch nicht der Postmann, das war unser Nachbar“
, Gisela bereut sofort das Gesagte.

Mit Entsetzen in Augen und Stimme, schnappt Peter nach Luft, „Wie konntest du nur? Du weißt genau wie ich den Idioten hasse.“ An seine Schwiegermutter Anneliese gewandt, „Und ich weiß genau, dass du damals was mit Helenes Bruder angefangen hast. Kurz danach warst du ja schwanger. Ich bin auch nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.“

„Ach, das ist schon so lang her“, erwidert Anneliese.

In meinem Kopf kreisen lauter kleine Rädchen. >Moment mal. Helenes Bruder ist doch mein Opa.<

Walther ist mittlerweile ganz blass um die Nase. Er setzt mit zittriger Hand sein Glas an und stürzt den Weinbrand in einem Zug hinunter, „Dann können wir es endlich zugeben. Nach so vielen Jahren ist es doch nun auch egal.“

Helene fragt bei Hedwig nach, „Hatte der Herbert was oder warum ist er so früh gestorben?“

„Mein Gott, er war dreiundneunzig, da ist es doch wurscht egal was er hatte“, meint meine Oma.

„Eh, hallo!!“, beschwert sich Kerstin, meine Schwägerin.

„Können wir mal wieder zum Thema kommen. Walther, was könnt ihr jetzt zugeben?“

Anneliese fasst ihren Walther beschwörend am Arm, “Stürz dich nicht ins Unglück. Ich warne dich.“
„Du hast mich schon viel zu lange klein gehalten. Ich habe die Nase voll. So richtig voll.“, schnäuzte sich und spricht in den Raum als wenn er leer wäre, „ Sonja ist nicht meine Tochter, sondern die von Eberhard.“

Mein Vater zuckt zusammen als er den Namen von seinem Vater hört.

Helene schreit, „Also doch. Hab ichs doch gewusst.“ An Anneliese gerichtet, „Du Flittchen.“

Anneliese verteidigt sich. „Damals war er doch noch alleinstehend“.

„Aber du nicht“, gibt Helene zurück.

„Dreiundneunzig ist aber auch ein schönes Alter. Da kann man sich nicht beschweren.“, lässt Kerstin nicht locker.

Die Rädchen in meinem Kopf werden langsam heiß. Wenn Sonja die Tochter von Eberhard und Anneliese ist ……. dann ist Sie doch die Cousine von meinem Vater. Panik ergreift mich. Dann hätte ich Anja überhaupt nicht heiraten dürfen. Und was ist mit unseren Kindern? Dann sind Sie nicht nur mit der buckligen Verwandtschaft gestraft, sondern eventuell mit genetischen Defekten. Oh mein Gott. Wie bringe ich das Anja bei? Oooooh mein Gott. Ich reiße Walther sein Glas aus der Hand und kippe den Weinbrand in mich rein. Der anschließende Hustenreiz bringt mich wieder zurück aus meinen panischen Hirngespinsten von verwachsenen Monsterkindern.

Jetzt heult Anneliese. Meine Schwiegermutter nimmt sie in die Arme und beginnt ebenfalls zu weinen. Walther nimmt derweil den siebten oder achten Weinbrand.

„Ich will noch ein Stück Kuchen“, Uroma Lieselotte streckt mir Ihren Teller entgegen.

„Stachelbeeren“, gibt Hedwig zum Besten.

„Lieber den Erdbeerkuchen.“

„Stachelbeeren waren es“, Hedwig zeigt dabei mit dem Finger auf Kerstin.

„Was soll das denn jetzt?“, fragt mein Bruder.

„Die Kerstin hat doch gefragt. Stachelbeeren.“ Sie machte eine kleine Pause zum Luftholen. „Stachelbeeren haben ihn umgebracht.“
„Wer wurde umgebracht?“

„Na der Herbert. Hör doch einfach mal richtig zu.“

„Vergiftete Stachelbeeren?“, Kerstin ist Feuer und Flamme.

„Ach ne. Er wurde von einem Glas Stachelbeeren erschlagen.“
Das übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen. Kerstin hat schon richtig rote Bäckchen, „Wie ist das denn passiert?“

„Es gab Streit zu Hause. Er schreit seine Mutter an, Sie schreit seine Frau an, die schreit ihn an, er nimmt sich eine Zigarre und will vor die Tür. Seine Frau brüllt noch >Wenn du jetzt geht’s, brauchst du nicht wiederkommen< und greift das Nächstbeste was Ihr in die Finger kommt um es Herbert nachzuwerfen. Der Schwamm hat aber keine große Wirkung erzielt. Also schnappt Sie sich die eingeweckten Stachelbeeren die eigentlich das Kompott fürs Abendbrot sein sollten und schmeißt sie demonstrativ aus dem Fenster. Naja und nun ist der Herbert halt tot.“

Ich schreie in den Raum, „Ist Euch eigentlich klar was das bedeutet? Anja und ich, ich meine wir hätten doch gar nicht, wir dürften doch eigentlich nicht, ich meine….“
Meine Mutter legt mir beruhigend Ihre Hand auf den Arm, „Ach da kannst du ganz beruhigt sein. Du bist doch adoptiert.“

Anja kommt aus der Küche zurück. Mir wird schwarz vor Augen und ich falle vorn über in den Stachelbeerkuchen.
Ach nein, Erdbeerkuchen.
 

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Meine Frau Sophia hat Geburtstag. Ein schrecklicher Tag. Nicht, weil sie Geburtstag hat. Obwohl – zehn Jahre jünger wäre sie doppelt so schön. Schrecklich wird der Tag, weil die bucklige Verwandtschaft anrollt. Meine Schwiegereltern, die Hexe und der Nörgel-Peter, die ich am liebsten nur zu Weihnachten sehe, mein Bruder mit seiner dritten Frau und Großtante Helene mit Katze, die sie nicht alleine zu Hause lassen kann. Die Katze, verwöhnt und eingebildet wie ihr Frauchen, würde Depressionen bekommen. Dass ich unter einer Katzenallergie leide, interessiert die Tante so viel wie mich ihre Stuhlfrequenz. Weitere von mir ungeliebte Gäste zieren den großen, wundervoll gedeckten Kaffeetisch.

Tante Hedwig: „Ach, der arme Herbert ist jetzt auch schon gestorben. Viel zu früh.“

Ich schaue Sophia an, sie schaut mich an und fragt ihre Tante: „Welcher Herbert?“

Hedwig: „Na der kleine Dicke mit der Nase.“
Ich bin kein bisschen schlauer. Sophia wohl auch nicht: „Ja, welcher Herbert genau?“

Hedwig: „Na sag ich doch. Der kleine Dicke. Der Mann von Elisabet.“

Mein Vater lässt daraufhin verlauten: „Ach, du meinst den Imker. Der mit der Nase.“

„Der war doch kein Imker“, kommt zurück.

„Doch. Der hat doch immer Honig mitgebracht.“

Sophias Schwester Maria mischt sich ein: „Nein, das war Onkel Horst. Der hat immer den Honig mitgebracht. Der war aber kein Imker. Der war Podologe.“

Unser Sohn muss lachen und verschluckt sich dabei. Die Cola läuft ihm aus der Nase.

Mein Vater, auch ein Horst, schaut entgeistert: „Ich bin doch kein Podo-Dingsda.“

Maria daraufhin: „Nein, ich meine doch nicht dich. Den anderen Horst. Den stattlichen. Den großen, schönen.“
Vater ist beleidigt.

Tobias, mein Schwager, verbessert: „Fast Liebling. Er war Polsterer.“

„Ach, Quatsch. Er war Podologe. Er hat mir doch die Füße gemacht“, erwidert Maria, seine Frau.

Tobias: „Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, wer dir da die Füße gemacht hat und vor allem wie? Horst hatte eine Polsterei. Die ist doch abgebrannt, weil er seine Zigaretten nie richtig ausgemacht hat.“
Er sieht seine Frau herausfordernd an.

Mein Vater schaltet sich wieder ein: „Der hatte aber die Nase. Ich habe mich immer gewundert, warum die Frauen so hinter ihm her waren.“

Ich: „Hinter dem Imker?“

Mein Vater entnervt: „Nein, dem Podologen. Nein“, stöhnt, „ ach, ich meine doch den Polsterer.“

„Wer war hinter dem her?“, interessiert sich nun auch Kerstin, die Frau meines Bruders, für das Gespräch.

Mein Vater: „Auf den sind doch die Frauen geflogen wie Fliegen auf den Mist.“

Tobias zu seiner Frau: „Nun sag doch mal. Wollte der Horst ein Rezept von dir oder hat er das mit den Füßen gratis gemacht? Vielleicht auch noch die Beine und den Rest?“
Maria rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Sophias Mutter versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Wart ihr schon mal beim Endokrinologen?“

„Macht der auch Füße?“, will Oma Anneliese nun wissen.

„Nein, Oma. Auch keine Nasen“, erwidere ich.
„Und Imker ist er auch nicht“, wirft meine Mutter ein.

Ich hake bei Schwiegermutter nach: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“

Sie beugt sich über den Tisch und flüstert mir zu: „Na wegen der Pickel.“ Dabei nickt sie mit dem Kopf in Richtung unserer Tochter. Das arme Kind hat das natürlich mitbekommen, schmeißt die Kuchengabel auf den Tisch und rennt heulend auf ihr Zimmer.

„Du bist ja wieder so taktvoll wie der Elefant im Porzellanladen“, tadele ich Schwiegermutter.
„Ich wollte doch nur helfen“, trotzt sie zurück.

„Was bitteschön wolltest du denn damit helfen?“, lässt meine Mutter nun ihrem Unmut freie Luft: „Das ist wieder typisch für dich. Als wenn es das arme Kind nicht schon schwer genug hat.“ Dabei blickt sie in Richtung ihrer Schwiegertochter.

Sophia, schon lange in Halbachtstellung: „Was soll das heißen? Fängst du jetzt wieder damit an, dass dein Sohn was Besseres verdient hat?“
Mein Vater zieht Mutter wieder auf ihren Stuhl und meint beschwichtigend: „Sie hat heute ihre Pillen vergessen. Das war nicht böse gemeint.“

Mutter knurrt ihn an: „Stimmt doch gar nicht. Was erzählst du denn für einen Stuss. Und schmeckt dir der Kaffee etwa? Die Katrin, das wäre die Richtige gewesen. Aber die war ihm ja zu fett.“

Vater sieht Sophia an und macht ein heimliches Zeichen mit der Hand vor dem Gesicht, das so viel heißen soll wie: „Lass sie doch erzählen. Die alte Nebelkrähe hat manchmal nicht mehr alle Saiten an der Harfe.“

Sophia, obwohl auf den üblichen Streit vorbereitet, ist tief getroffen: „Dann hol ich dir ein Glas Essig.“ Sie schiebt ärgerlich ihren Stuhl zurück und verschwindet in Richtung Küche. Sophias Vater wirft meinen Eltern böse Blicke zu, so wie Opa Handgranaten im zweiten Weltkrieg.
Ich rieche den Zigarettenqualm aus der Küche.
Wenn sie sich sehr aufregt, raucht Sophia eine Zigarette am Küchenfenster. Meist schon nach dem zweiten Zug, schmeißt sie den Glimmstengel angewidert in den Blumentopf vor dem Fenster. Erfreulicherweise kam das für uns und die arme Pflanze nur selten vor. Danach macht sie sich immer Vorwürfe und trinkt einen selbstgemachten Eierlikör. Der hat drei Mal so viel Promille wie der Handelsübliche.

Meinen Bruder interessiert nun das Liebesleben unserer Tochter: „Hat sie schon einen Freund?“

Worauf Oma Anneliese sofort erwidert: „Hast du nicht gesehen, dass sie schwanger ist?“

Diesmal bleibt mir das Essen im Hals stecken: „Wie bitte?“

„Na das sieht doch ein Blinder mit Krückstock“, spricht sie und knufft ihren Alten dabei in die Seite, „mindestens vierter Monat.“ Der Gatte hustet, als wenn ihm ein überalterter Keksriegel quer im Hals steckt. Ich würde gern fragen, ob wir einen Arzt rufen sollen oder ihn lieber gleich einschläfern können.

Mein Blutdruck droht ins Unermessliche zu steigen: „Sag mal, hast du sie noch alle? Wie kannst du so etwas sagen? Das ist jetzt aber wirklich zu viel.“

„Na gut, dritter Monat.“

Jetzt reicht es mir. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so scheppert. Uroma Liselotte
steht der Mund offen. Ihr Gebiss hängt nur noch auf halb neun. Etwas mehr Haftcreme hätte ihr heute gut gestanden.
Söhnchen schaut interessiert und alle anderen erschrocken.
„Lukas, geh bitte nach oben. Zum Abendessen rufen wir dich.“
Ohne irgendeinen Anflug von Widerworten erhebt sich das Kind und gehorcht. Schau an, denke ich, es geht doch.

Ich röchele hervor: „Noch so ein Spruch und ihr könnt gehen.“

„Du musst uns fahren.“

„Es hat sich ausgefahren. Weder zum Schnäppchenmarkt noch zum Bingo bringe ich euch. Nehmt Euch ein Taxi. Rente bekommt ihr ja genug. Und schönen Dank für den ausgesucht hässlichen Pullunder zum Geburtstag. Einen billigeren gab es wohl nicht? Den hat jetzt der Hund als Schlafdecke bekommen.“
Jetzt fällt Uromas Gebiss in ihr Stück Torte.

Schwiegervater wagt es, das Wort an mich zu richten: „Junge, nun ist aber mal gut. Oma Anneliese ist halt schon ein bisschen senil.“

„Waaas, ich soll senil sein? Du alter Stiesel hast ja nicht mal mitgekriegt, wie deine ach so vorbildliche Gisela mit dem Postmann rumgemacht hat“, erwidert Oma daraufhin.

„Das war doch nicht der Postmann, das war unser Nachbar“, Gisela bereut sofort das Gesagte.

Mit Entsetzen in Augen und Stimme schnappt Peter nach Luft: „Wie konntest du nur? Du weißt genau, wie ich den Idioten hasse.“ An seine Schwiegermutter Anneliese gewandt: „Und ich weiß genau, dass du damals was mit Helenes Bruder angefangen hast. Kurz danach warst du ja schwanger. Ich bin auch nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.“

„Ach, das ist schon so lang her“, erwidert Anneliese.

In meinem Kopf kreisen lauter kleine Rädchen: „Moment mal. Helenes Bruder ist doch mein Opa.“

Walther ist mittlerweile ganz blass um die Nase. Er setzt mit zittriger Hand sein Glas an und stürzt den Weinbrand in einem Zug hinunter: „Dann können wir es endlich zugeben. Nach so vielen Jahren ist es doch nun auch egal.“

Helene fragt bei Hedwig nach: „Hatte der Herbert was oder warum ist er so früh gestorben?“

„Mein Gott, er war dreiundneunzig, da ist es doch wurscht, egal was er hatte“, meint meine Oma.

„Eh, hallo!!“, beschwert sich Kerstin, meine Schwägerin,
„Können wir mal wieder zum Thema kommen. Walther, was könnt ihr jetzt zugeben?“

Anneliese fasst ihren Walther beschwörend am Arm: „Stürz dich nicht ins Unglück. Ich warne dich.“
„Du hast mich schon viel zu lange klein gehalten. Ich habe die Nase voll. So richtig voll.“ Er schnäuzte sich und spricht in den Raum, als wenn er leer wäre: „Sonja ist nicht meine Tochter, sondern die von Eberhard.“

Mein Vater zuckt zusammen, als er den Namen von seinem Vater hört.
Helene schreit: „Also doch. Hab ich‘s doch gewusst.“ An Anneliese gerichtet: „Du Flittchen.“
Anneliese verteidigt sich: „Damals war er doch noch alleinstehend.“
„Aber du nicht“, gibt Helene zurück.

„Dreiundneunzig ist aber auch ein schönes Alter. Da kann man sich nicht beschweren“, lässt Kerstin nicht locker.

Die Rädchen in meinem Kopf werden langsam heiß. Wenn Sonja die Tochter von Eberhard und Anneliese ist … dann ist sie doch die Cousine von meinem Vater. Panik ergreift mich. Dann hätte ich Sophia überhaupt nicht heiraten dürfen. Und was ist mit unseren Kindern? Dann sind sie nicht nur mit der buckligen Verwandtschaft gestraft, sondern eventuell mit genetischen Defekten. Oh mein Gott. Wie bringe ich das Sophia bei? Oooooh mein Gott. Ich reiße Walther sein Glas aus der Hand und kippe den Weinbrand in mich rein. Der anschließende Hustenreiz bringt mich wieder zurück aus meinen panischen Hirngespinsten von verwachsenen Monsterkindern.

Jetzt heult Anneliese. Meine Schwiegermutter nimmt sie in die Arme und beginnt ebenfalls zu weinen. Walther nimmt derweil den siebten oder achten Weinbrand.

„Ich will noch ein Stück Kuchen“, Uroma Lieselotte streckt mir ihren Teller entgegen.
„Stachelbeeren“, gibt Hedwig zum Besten.
„Lieber den Erdbeerkuchen.“
„Stachelbeeren waren es“, Hedwig zeigt dabei mit dem Finger auf Kerstin.
„Was soll das denn jetzt?“, fragt mein Bruder.
„Die Kerstin hat doch gefragt. Stachelbeeren“, sie macht eine kleine Pause zum Luftholen, „Stachelbeeren haben ihn umgebracht.“
„Wer wurde umgebracht?“
„Na der Herbert. Hör doch einfach mal richtig zu.“
„Vergiftete Stachelbeeren?“, Kerstin ist Feuer und Flamme.
„Ach ne. Er wurde von einem Glas Stachelbeeren erschlagen.“
Das übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen. Kerstin hat schon richtig rote Bäckchen. „Wie ist das denn passiert?“
„Es gab Streit zu Hause. Er schreit seine Mutter an, sie schreit seine Frau an, die schreit ihn an, er nimmt sich eine Zigarre und will vor die Tür. Seine Frau brüllt noch ‚Wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wiederkommen!‘ und greift das Nächstbeste, was ihr in die Finger kommt, um es Herbert nachzuwerfen. Der Schwamm hat aber keine große Wirkung erzielt. Also schnappt sie sich die eingeweckten Stachelbeeren, die eigentlich das Kompott fürs Abendbrot sein sollten, und schmeißt sie demonstrativ aus dem Fenster. Na ja, und nun ist der Herbert halt tot.“

Ich schreie in den Raum: „Ist Euch eigentlich klar, was das bedeutet?“
„Na ja, die Frau vom Herbert ist jetzt wieder frei“, flüstert Walther.

„Neeeiin“, brülle ich, „Sophia und ich, ich meine, wir hätten doch gar nicht, wir dürften doch eigentlich nicht, ich meine …“
Meine Mutter legt mir beruhigend ihre Hand auf den Arm. „Ach, da kannst du ganz beruhigt sein. Du bist doch adoptiert.“

Sophia kommt aus der Küche zurück. Mir wird schwarz vor Augen und ich falle vorn über in den Stachelbeerkuchen.
Ach nein, Erdbeerkuchen.
 



 
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