Generation Hartz 4

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Generation Hartz 4

Wie ist die Jugend denn von heute?
Eigentlich doch alles schlaue Leute.
Sie sind wissbegierig und auch tüchtig,
doch was ist denn alles wichtig?
Und sie stellen tausend Fragen,
oft hört man sie auch nur klagen:

" Was will ich lernen oder wissen,
der Arbeitsmarkt ist so beschissen.
Überall verdient man ja zu wenig,
bin seit Geburt ein kleiner König.
Lehre oder doch studieren?
Das muss ich erst mal sortieren "

Zuhaus bei Vater und auch Muttern,
kann man relaxen,schlafen oder futtern.

" Ey Alter, red mir bloß nicht rein,
ich mach mein Ding schon ganz allein.
Wenn ich euch brauch, dann sag ich´s schon,
dann steig ich kurz von meinem Thron."

Und sie haben keinen Drive,
am Handy werden Finger steif.
Ja, sie haben schon den Willen,
aber erst mal eine Runde chillen,
dann noch mit den Freunden zocken
und am Abend in der Disko rocken.
Alles macht man - Irgendwann,
am besten fängt man gar nicht an.
Möglichkeiten gibt´s so viele,
teils auch einige subtile.

"Keine Ahnung, Bock, Vision,
Arbeitsamt, ich komme schon."

Und während sie sich drehten,wanden,
ist Generation Hartz 4 entstanden.

Und wo kommt das Geld dann her?
Die Post bringt´s pünktlich, im Kuvert.
 

Tula

Mitglied
Hallo Angela

Für mich ein sehr oberflächlicher Text. "Null Bock" gab es lange vor Hartz 4 und ich wage auch zu behaupten, dass es vor 20 Jahren 'leichter' war, von irgendwelchen Sozialleistungen zu leben. Außerdem denke ich bei der von der Reform am meisten betroffenen Gruppe an eine andere, die der Langzeitarbeitslosen, die für den Markt zu alt und die Frührente viel zu jung sind.
Vielleicht solltest du auch mal ein paar Statistiken zum Thema Arbeitslosikeit gerade der jüngeren Bevölkerung lesen, d.h. für Deutschland und andere Länder Europas.

Es sei denn, du mockierst dich gerade über diese Art der Einäugigkeit. In diesem Falle käme diese Ironie allerdings schwer durch, es liest sich wie aus der Sicht des Zyklopen. Die lyrische Qualität trägt zu diesem Eindruck bei.

LG
Tula
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe das Loch schon gerochen. Hatte dann zeitweise noch Glück ...
Hartz IV ist eine große Verängstigungs- und Lohndrückermaschine.

Durch Hartz IV sank der Lohn für Millionen von Menschen unter Sozialhilfeniveau.

Ich selbst erlebte Hartz IV durch Dauerbefristungen und immer wieder Hoffnung auf Verlängerung, und im April ist der letzte Vertrag ausgelaufen.

Und durch Hartz IV vermeidet man nötige Arztbesuche. jetzt bin ich krank.

Zugleich suffliert Politik in hohem Maße: Die sind zu faul zum Arbeiten und zum Lernen.

In Wahrheit ist der Rückzug nach Jahren vergeblichen Versuchens eine Schutzreaktion des Großhirns.


Das Gedicht haut in dieselbe Masche wie damals Schröder: Wir müssen nur den Druck erhöhen durch Harz IV, dann hört die Faulheit auf.

Leider zeigt das Gedicht nicht die satirische Note, die diese Politik darstellt.

In minimalem Umfang gibt es faule Leute. Aber auf keinen Fall "die Jugend", wenn auch die gesamte Jugend von der Angst- und Druckpolitik betroffen ist.
 

James Blond

Mitglied
An die Kommentatoren

Leider recht typisch sind solche Kommentare zum Gedicht. Sobald ein Reizthema angesprochen wird, dreht sich das folgende Gespräch um dieses, nicht etwa um seine lyrische Aufbereitung.

Da werden eigene Erfahrungen und Erwartungen an das Thema aufgegriffen und zur Bemessungsgrundlage für die Güte des Textes, der selbst zum Stichwortgeber wird.

Natürlich könnt ihr auf diese Weise dem Text nicht gerecht werden, aber euch selbst. Reine Meinungsschreibe!

Schämt euch! :p
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe versucht, es lyrisch aufzubereiten. Die Satire reicht nicht aus, um das Thema zu erfassen, die pauschale Verurteilung der Jugend. So denke ich zumindest.
Lyrisch sind es eine Art Knittelverse. Diese passen eigentlich zum Thema.
Die zu starke Verallgemeinerung zerstört es, denke ich. Besser wäre. Sich auf eine konkrete Person als Prototyp zu beschränken.
 

PEEB

Mitglied
Mir gefällt der Text-für einen Spitzenplatz reicht es jedoch nicht.
Da es kein Limerick ist, reichen die Andeutungen voll und ganz, findet meine bescheidene Wenigkeit:)
Gruß P
 
[red]Danke,danke[/red], an alle, die sich mit diesem,
oder auch den anderen Texten, befassen,
für Kritik, Verbesserungsvorschläge,
aber auch für die ein oder andere Ermutigung.
 

James Blond

Mitglied
[Bernd] Das Gedicht haut in dieselbe Masche wie damals Schröder: Wir müssen nur den Druck erhöhen durch Harz IV, dann hört die Faulheit auf.
Nun ja, wenn du das unter "lyrischer Aufbereitung" verstehst ... ;)

Ich meine, das Gedicht ist keine Satire, es befürwortet auch nicht wie seinerzeit Schröder, die Einführung von Harz IV, sondern es zeigt einen Ausblick auf eine Jugend, die sich den Herausforderungen ihrer Zeit nicht gerade gewachsen zeigt und sich in diverse soziale Hängematten zurückzieht. Hotel "Mama" oder Harz IV sind dabei nur Stichworte.
Dabei greift der Text (vermeintliche) Elemente der Jugendsprache auf, um die Überrelaxtheit und oberflächliche Coolness zu verdeutlichen.

Diese Kritik an der Jugend hat übrigens Tradition: Die Jugend macht es sich zu leicht und verfolgt ihre Ziele nicht ehrgeizig genug: Das ist die Rede ihrer Eltern. Hier wird auf recht typische Weise der Generationenkonflikt nachgezeichnet, wobei die unausgesprochene Angst dominiert, die erwachsenen Jungen werden ihre Alten später nicht ernähren können. Auch nicht gerade neu, aber vermutlich richtig. Doch hat das andere Gründe.

Was ich dem Text vorwerfe, ist, das Thema nur angekratzt zu haben, den Elternsprech ungefiltert in den Text einfließen zu lassen. Ein wenig Ironie und kritische Selbstsicht hätten ihm gut getan: Wir waren damals auch nicht anders - und wo junge Menschen anders wurden, da waren es die Umstände, die 18-Jährige in die Schützengräben befahlen.

Aber vielleicht folgt ja noch Teil 2 ...

Grüße
JB
 

Tula

Mitglied
Hallo

Wäre ja alles noch verständlich, die ewige Kritik an der Jugend usw. Die Verbindung zwischen 'die Jugend' und Hartz 4 ist aber höchst unglücklich und zeugt von gedanklicher Oberflächlichkeit.
Oder Angela versucht, gerade diese zu ironisieren, was dann in sprachlicher Hinsicht nicht gelingt. Leider bekamen wir darauf noch keine Antwort.

LG
Tula
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, es ist eine fiktive Jugend, die sich in eine fiktive Hängematte legt. Berechtigt ist es.
Jedoch würde ich es konkreter machen.
Nicht die Jugend, nimm eine konkrete Person. Das wird plastischer.

(Ich habe auch solche Gedichte geschrieben mit starker Verallgemeinerung. Den Hinweis, konkreter zu schreiben habe ich auch bekommen.)

Mit einer konkreten Person kann man mitfühlen, oder sie verspotten.
Mit "die Jugend" ist die Verallgemeinerung so stark, dass das Gedicht eher wirkt, wie Jammern.

Anders ist es, wenn das Gedicht sich gerade um diese Art von Berichten dreht.

Dann ist der Held des Gedichtes die Person, die über die Jugend jammert.

Dafür ist es nicht scharf genug.

Die heutige Jugend liegt ebensowenig in der Hängematte, wie die vorhergehende Jugend. Für einen Teil mag es zutreffen.

Und die Hängematte, in der dieser Teil hängt, ist hart. Zumal man verspottet und ausgeschlossen wird.



---

PS: Wenn wir auch scheinbar weit auseinanderliegen, habe ich das Gefühl, das James Blond und ich nicht wirklich so weit auseinander liegen.

"Diese Kritik an der Jugend hat übrigens Tradition: Die Jugend macht es sich zu leicht und verfolgt ihre Ziele nicht ehrgeizig genug: Das ist die Rede ihrer Eltern."

Und schon in der Antike. Die Anklage gegen Sokrates ist "Verderber der Jugend". Das setzt natürlich die Idee einer "verdorbenen Jugend" voraus.
 

James Blond

Mitglied
Nein,
da liegen wir ganz sicher nicht auseinander. Der Chor der Alten ja auch für das Lebensdrama der Moderne unentbehrlich! ;)

Grüße
JB
 
Zuerst einmal vielen lieben Dank, besonders an James Blond,
aber auch an PEEB, die sich nicht auf Statistiken etc.etc.etc.
gestürzt haben und somit dem Gedicht als solchem, eine Chance
gegeben haben.

Als Mutter von zwei Kindern, im Jugendalter, bin ich ziemlich
vertraut mit den unzähligen Schwierigkeiten und Unsicherheiten
der heutigen Jugend und es ist und war mir nicht im geringsten daran gelegen, irgend jemanden zu be- oder verurteilen.
Andereseits kenne ich aber auch die Versuche, der Jugendlichen
den Weg des geringsten Widerstandes, bzw. des geringsten
Arbeitsaufwandes zu gehen.

Und es ist nicht im geringsten so, das ich mich nicht mehr
an meine Jugendzeit erinnern könnte und vermutlich jeder
so seine Erfahrungen gemacht hätte. Und auch wir sind das
ein oder andere Mal gerade so am Arbeitsamt vorbeigerutscht.
Grundsätzlich kann jeden, zu jeder Zeit, die Arbeitslosigkeit
treffen und deshalb sollte man dankbar sein, das es eine
Unterstützung gibt.
Wenn ich denn überhaupt etwas verurteile, dann sind es
diejenigen, die gar kein Interesse haben, zu arbeiten.

Lieber James, Teil 2 von Generation Hartz 4 wird es wohl
eher nicht geben, denn dann müsste ich vermutlich erst
tausend Informationen einholen, Statistiken studieren, mit
Langzeitarbeitslosen diskutieren etc. und das würde
dem Text, als solchem, auch nicht den letzten Schliff geben.
Also konzentriere ich mich lieber auf die Textarbeit.

Trotzdem allen danke, die sich mit dem Text befasst haben.

Liebe Grüße
Angela
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Angela,

eine Beziehung habe ich noch nicht beachtet:
Es ist die Beziehung zu anderen Werken dieser Art: Generation X, Generation Y usw.
Dort wird auch pauschalisiert.
Und das Gedicht ist insofern ebenfalls gut, dass es sofort zum Meinungsstreit anregt.
Du hast hier einen Konfliktstoff gebracht.

Die Form passt zum Thema, denn sie zeigt die Unausgeglichenheit, die Verwirrtheit und den Trotz.

Die Pointe ist sehr gut.

Die Geschichte, Die Du im Kommentar geschrieben hast, ist sehr interessant.

Mir war nicht klar, dass "die Jugend" eine Verallgemeinerung zweier Kinder ist.
In diesem Sinn -- "die Jugend" = die eigenen Kinder -- wird das Wort oft verwendet. Das kenne ich und habe es auch schon so verwendet.

Daraus kann vom Konkreten ohne große Probleme beim Lesen zur Verallgemeinerung geschritten werden.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Angelaschnichels,

die Verallgemeinerung ist störend und auch gar nicht nötig. Denk Dir irgendwelche Namen aus und schreibe über die von Dir beobachteten Jugendlichen.

In meiner Wohngegend sind solche Jugendliche die Ausnahme. Hier wird das Arbeitsamt für eine intensive und persönliche Berufswahl genutzt.

Auch die angerissene Lebenssituation innerhalb einer Familie ist sehr konkret und mir drängt sich sofort der Gedanke auf, dass da in der Erziehung etwas falsch lief.

Wenn der Text eine Satire sein soll, braucht er erst recht mehr Biss und ein brauchbares Ziel.

cu
lap
 
Hallo Bernd,

es freut mich, das meine Erklärung den Text, bzw. die
Verallgemeinerung, etwas verständlicher gemacht hat.
Dieser Text ist auch völlig spontan, aus dem Miteinander,
der Familie des Freundes- und Bekanntenkreises entstanden.

Ich habe versucht, ihn als lustig und leicht erscheinen zu
lassen, auch wenn das Thema als solches natürlich Zündstoff
bietet.
Danke, das du dem Text eine ( kleine ) Chance gibst, auch wenn
ich noch so einiges zu lernen habe.
Deshalb habe ich mich ja auch bei der LL angemeldet.

Hallo lapismot

auch noch einige Worte zu dir.
Die Verallgemeinerung "Die Jugend" aus dem Text herauszunehmen
und konkret Namen zu nennen, würde meiner Meinung nach den
Lesefluss stören. Ich mache mir aber ein paar Gedanken dazu,
vielleicht fällt mir ja etwas ein. (oder hättest du eventuell
eine Idee?)
Deinen Verdacht, das bei den Kindern etwas schief gelaufen ist, kann ich so gar nicht bestätigen. Sie sind halt ganz
normale Jugendliche, wie Millionen andere auch, mit den
selben Stärken, Schwächen, Unsicherheiten, Schwierigkeiten
etc.
Ich kann und will mich weder über meine, noch über andere
Kinder ( Jugendliche ) beklagen, ganz im Gegenteil, ohne
sie würde ( im Allgemeinen ) die Welt irgendwann nicht mehr
existieren und ( konkret ) meine, keinen Sinn ergeben.

Liebe Grüße
Angela
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Vorschlag:

Wie ist die Jugend denn von heute?
Eigentlich recht schlaue Leute,
wissbegierig und auch tüchtig,
doch was ist denn alles wichtig?

Das lässt die Liste offen und ist trotzdem allgemein. Es gibt mehrere solche Möglichkeiten und soll hier nur ein Beispiel sein, das "alle" als Einleitung des Gedichtes vermeidet.
 
Generation Hartz 4

Wie ist die Jugend denn von heute?
Eigentlich recht schlaue Leute.
Wissbegierig und auch tüchtig,
doch was ist denn alles wichtig?
Und sie stellen tausend Fragen,
manchmal hört man sie auch klagen:

" Was will ich lernen oder wissen,
der Arbeitsmarkt ist so beschissen.
Überall verdient man ja zu wenig,
bin seit Geburt ein kleiner König.
Lehre oder doch studieren?
Das muss ich erst mal sortieren "

Zuhaus bei Vater und auch Muttern,
kann man relaxen,schlafen oder futtern.

" Ey Alter, red mir bloß nicht rein,
ich mach mein Ding schon ganz allein.
Wenn ich euch brauch, dann sag ich´s schon,
dann steig ich kurz von meinem Thron."

Und sie haben keinen Drive,
am Handy werden Finger steif.
Doch, sie haben schon den Willen,
aber erst mal eine Runde chillen,
dann noch mit den Freunden zocken
und am Abend in der Disko rocken.
Alles macht man - Irgendwann,
am besten fängt man gar nicht an.
Möglichkeiten gibt´s so viele,
teils auch einige subtile.

"Keine Ahnung, Bock, Vision,
Arbeitsamt, ich komme schon."

Und während sie sich drehten,wanden,
ist Generation Hartz 4 entstanden.

Und wo kommt das Geld dann her?
Die Post bringt´s pünktlich, im Kuvert.
 



 
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