Geraune

Ralf Langer

Mitglied
Geraune

Was kann man nicht alles raunen.
Einen Satz, zum, Beispiel,
eine halbe Erkenntnis:
unter uns Brüdern, ganz insgeheim,
Hand aufs Herz, ja, ja, und schweigen,
unerhört, schon gehört.
Flüstern wir nicht lüstern
nur von Dingen,
die wir nicht verstehen?
Oder Nachts:
Ein du, ein ich, ein Sternenzelt,
Körpergemunkel, Zungengefunkel,
Genuschel, Einflüsterungen,
ein bischen ach, ein bischen weh,
nur nicht so laut - mach`s leis-e
denk an die Halbwertszeit des Worts
denn schließlich,
hast du ja schon im Morgengrauen,
dies alles nicht gemeint,
gesagt, vertagt und - abgehakt.
Ja, und die Dichter!
Vergiss die Dichter nicht.
Weltmeistergeraune,
man höre und staune.
Aber Verstehen?
Worte kommen näher,
sind es etwa schwankende Gestalten,
verbergen sie in sich Urgewalten,
oder öffnen sie den Schoss,
das Schloss, die Frucht, was schreibt die Presse?
Halt einfach mal die Fresse!
Und dann den Ginsberg nehmen:
lesen, lesen, lesen...
und heulen, zähneknirrschend leben
mit Hyänen.
 
H

Heidrun D.

Gast
Im Augenblick geht vieles unter, Ralf. Warum das so ist? Darüber möchte ich mich besser jeder "Spekulation" enthalten. -
Die Nichtbeachtung deines Gedichts liegt m. E. aber (auch) daran, das es falsch gepostet ist und im Ungereimten besser aufgehoben wäre. -
Zum Text selber:
Was kann man nicht alles raunen.
Einen Satz, zum, Beispiel,
eine halbe Erkenntnis:
unter uns Brüdern, ganz insgeheim,
Hand aufs Herz, ja, ja, und schweigen,
unerhört, schon gehört.
Flüstern wir nicht lüstern
nur von Dingen,
die wir nicht verstehen?
Hier sprichst du ein Phänomen an, das man vielleicht im "Dummschwätzen" zusammenfassen könnte, wogegen selbst Poeten nicht gefeit sind. Leider.
Oder nachts:
Ein du, ein ich, ein Sternenzelt,
Körpergemunkel, Zungengefunkel,
Genuschel, Einflüsterungen,
ein bischen ach, ein bischen weh,
nur nicht so laut - mach`s leis-e
denk an die Halbwertszeit des Worts
denn schließlich,
hast du ja schon im Morgengrauen,
dies alles nicht gemeint,
gesagt, vertagt und - abgehakt.
Alles ist schon gesagt worden. Nicht immer gut. Die Themen sind sich gleich geblieben: Es gibt eben nicht viel, was Menschen anrührt und aufgrund der täglichen Reizüberflutung wird es tendenziell weniger.
Ja, und die Dichter!
Vergiss die Dichter nicht.
Weltmeistergeraune,
man höre und staune.
Aber Verstehen?
Worte kommen näher,
sind es etwa schwankende Gestalten,
verbergen sie in sich Urgewalten,
oder öffnen sie den Schoss,
das Schloss, die Frucht, was schreibt die Presse?
Halt einfach mal die Fresse!
Dem is nix hinzuzufügen. :D
Und dann den Ginsberg nehmen:
lesen, lesen, lesen...
und heulen, zähneknirrschend leben
mit Hyänen.
Das macht für mich das eigentliche, das tiefste Leid der Kunstbesessenen aus: mit Werken konfrontiert zu werden, die einfach vieltausendmal besser sind als die eigenen. Hierbei handelt es sich ja nicht um Neid, sondern um echte Verzweiflung.
Liebe Grüße
Heidrun
 



 
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