Gerettete Weihnachten

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zeitzi

Mitglied
Gerettete Weihnachten

Es war kurz vor Weihnachten in einer Zeit, als es die DDR noch gab. Ich war einfach noch nicht dazu gekommen, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Es war allerhöchste Zeit. Ab 14.00 Uhr wurden die Bäume zu den Verkaufsplätzen angefahren. Ich war kurz vor 14.00 Uhr auf dem Verkaufsplatz. Es waren schon mehr Menschen als Leute da, die in einer langen Schlange warteten. Mit einer ¾ Stunde Verspätung kam endlich der LKW mit Hänger, und sogleich begann das Abladen. Es brach ein völlig chaotisches Greifen, Zerren und Streiten um die begehrten Bäume. Von einem normalen Abladen der Fichten konnte keine Rede sein. Sie wurden auf die Leute herabgeworfen, da der LKW völlig von den Menschenmassen eingekesselt war. Mit Kampfspuren an Kleidung, Gesicht und Händen, aber strahlend, verließen die ersten des Platz. Ich konnte nach einiger Zeit einen halbwegs vernünftigen Baum ergattern. Es brauchten höchstens 1 oder 2 Zweige in den Lücken eingebohrt zu werden. Einen zweiten Baum für meine Großmutter zu bekommen war unmöglich. Als ich Großmutter erzählte, dass ich für sie keinen Baum hatte, sagte sie: „Eck hebbe nie Weihnachten ohne en Boom vorrbrocht!“ Das traf mich sehr. Heiligabend nach der Messe zog ich meinen jüngeren Bruder zur Seite und erklärte ihm, dass wir noch einen Baum schlagen müssen. Mit einem Sack, Beil und Taschenlampe ging`s in den Wald. Die Angst ging mit uns. Als wir bei Großmutter zu später Stunde dann mit dem Baum auftauchten, strahlten ihre Augen. Weihnachten war gerettet.

Helmut Zeitzmann
 
A

Arno1808

Gast
Gerettet!

Hallo zeitzi,

na, da hat die Oma aber nochmal Glück gehabt! ;-)

Die Geschichte ist kurz und bündig und - auch in der heutigen Zeit gar nicht so absurd.

Schön fand ich, wie Du so ganz nebenbei die Sache mit den fehlenden Zweigen eingebunden hast.

Es brauchten höchstens 1 oder 2 Zweige in den Lücken eingebohrt zu werden.
Etwas gestolpert bin ich über folgende Stellen:

Es waren schon mehr Menschen als Leute da, die in einer langen Schlange warteten.
... scon mehr Menschen als Leute?

Es brach ein völlig chaotisches Greifen, Zerren und Streiten um die begehrten Bäume.
... aus?

Mit Kampfspuren an Kleidung, Gesicht und Händen, aber strahlend, verließen die ersten des Platz
Du meinst 'den' Platz?

Gruß

Arno
 

Rainer

Mitglied
hallo zeitzi,

es wäre vielleicht hilfreich, eine ungefähre jahreszahl einzufügen, denn so lange wie meine erinnerungen zurückreichen (bis ca. 1975) gab es zwar von allem wenig, (z. b. von schönen weihnachtsbäumen) aber an sich gab es schon welche, und bei uns (gera) hat sich niemand um die grünen dinger prügeln müssen. wir haben immer zwei exemplare gekauft, um daraus einen vernünftigen zusammenzubasteln.

was willst du mit deiner geschichte eigentlich ausdrücken? daß ihr in den wald gegangen seid, um einen weihnachtsbaum zu schlagen? warum habt ihr euch dann überhaupt mit bäumen bewerfen lassen, ihr hättet ja auch gleich zwei holen können? ist die angst bei zwei bäumen größer als bei einem?

gruß

rainer
 

Archetyp

Mitglied
Hallo Zeitzi, es kling zwar ein wenig nach einer Kurzgeschichte, vielmehr jedoch nach einem interessanten Tatsachenbericht. Im großen und ganzen würde ich mal sagen"Solides Werk" Klar geschrieben und schnörkellos.

liebe grüsse Archetyp
 



 
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