Gerettete Weihnachten
Es war kurz vor Weihnachten in einer Zeit, als es die DDR noch gab. Ich war einfach noch nicht dazu gekommen, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Es war allerhöchste Zeit. Ab 14.00 Uhr wurden die Bäume zu den Verkaufsplätzen angefahren. Ich war kurz vor 14.00 Uhr auf dem Verkaufsplatz. Es waren schon mehr Menschen als Leute da, die in einer langen Schlange warteten. Mit einer ¾ Stunde Verspätung kam endlich der LKW mit Hänger, und sogleich begann das Abladen. Es brach ein völlig chaotisches Greifen, Zerren und Streiten um die begehrten Bäume. Von einem normalen Abladen der Fichten konnte keine Rede sein. Sie wurden auf die Leute herabgeworfen, da der LKW völlig von den Menschenmassen eingekesselt war. Mit Kampfspuren an Kleidung, Gesicht und Händen, aber strahlend, verließen die ersten des Platz. Ich konnte nach einiger Zeit einen halbwegs vernünftigen Baum ergattern. Es brauchten höchstens 1 oder 2 Zweige in den Lücken eingebohrt zu werden. Einen zweiten Baum für meine Großmutter zu bekommen war unmöglich. Als ich Großmutter erzählte, dass ich für sie keinen Baum hatte, sagte sie: „Eck hebbe nie Weihnachten ohne en Boom vorrbrocht!“ Das traf mich sehr. Heiligabend nach der Messe zog ich meinen jüngeren Bruder zur Seite und erklärte ihm, dass wir noch einen Baum schlagen müssen. Mit einem Sack, Beil und Taschenlampe ging`s in den Wald. Die Angst ging mit uns. Als wir bei Großmutter zu später Stunde dann mit dem Baum auftauchten, strahlten ihre Augen. Weihnachten war gerettet.
Helmut Zeitzmann
Es war kurz vor Weihnachten in einer Zeit, als es die DDR noch gab. Ich war einfach noch nicht dazu gekommen, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Es war allerhöchste Zeit. Ab 14.00 Uhr wurden die Bäume zu den Verkaufsplätzen angefahren. Ich war kurz vor 14.00 Uhr auf dem Verkaufsplatz. Es waren schon mehr Menschen als Leute da, die in einer langen Schlange warteten. Mit einer ¾ Stunde Verspätung kam endlich der LKW mit Hänger, und sogleich begann das Abladen. Es brach ein völlig chaotisches Greifen, Zerren und Streiten um die begehrten Bäume. Von einem normalen Abladen der Fichten konnte keine Rede sein. Sie wurden auf die Leute herabgeworfen, da der LKW völlig von den Menschenmassen eingekesselt war. Mit Kampfspuren an Kleidung, Gesicht und Händen, aber strahlend, verließen die ersten des Platz. Ich konnte nach einiger Zeit einen halbwegs vernünftigen Baum ergattern. Es brauchten höchstens 1 oder 2 Zweige in den Lücken eingebohrt zu werden. Einen zweiten Baum für meine Großmutter zu bekommen war unmöglich. Als ich Großmutter erzählte, dass ich für sie keinen Baum hatte, sagte sie: „Eck hebbe nie Weihnachten ohne en Boom vorrbrocht!“ Das traf mich sehr. Heiligabend nach der Messe zog ich meinen jüngeren Bruder zur Seite und erklärte ihm, dass wir noch einen Baum schlagen müssen. Mit einem Sack, Beil und Taschenlampe ging`s in den Wald. Die Angst ging mit uns. Als wir bei Großmutter zu später Stunde dann mit dem Baum auftauchten, strahlten ihre Augen. Weihnachten war gerettet.
Helmut Zeitzmann