Geschichte einer Blume

ElisabethH

Mitglied
Mein Name ist Rosa……..

….. und ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erwachte.

Ein Traum schien in die Ferne zu entschwinden, ein Traum von Sonne und Himmel und Blütenduft. Jetzt fand ich mich wieder in Dunkelheit, Kühle und Feuchtigkeit, in einer festen Hülle, die mich schützend umgab. Ich fühlte mich umarmt, geborgen, am Ziel meiner Wünsche? Die Feuchtigkeit ließ meine Hülle weich werden, machte mich größer, voller, runder und schon bald wurde die „Umarmung“ eng, fast erdrückend. Da stieg die Sehnsucht in mir auf nach dem Traum, ein Hoffen, ihn noch einmal zu träumen, ihn vielleicht sogar zu leben?! Also streckte ich mich und durchbrach die Hülle, wuchs erst in die eine, dann in die andere Richtung, immer weiter durch die krümelige, dunkle Erde. Der eine Fühler gab mir Halt, gab mir Wasser und Nahrung, damit der andere dem Licht und der Wärme entgegen wachsen konnte.

Wie wird es sein, nicht mehr in der Dunkelheit und in der Ruhe geschützt zu sein? Ich ließ mir Zeit, genoss noch einmal das Gefühl von Gelassenheit und FürSichSein. Eines Tages spürte ich eine lockende Wärme von oben. Ich streckte mich ein letztes Mal, durchbrach die Erde und öffnete meine ersten Blätter. Sonnenlicht durchflutete mich und schenkte mir Energie und Lebenslust. Um mich herum summte, schwirrte, zwitscherte und raschelte es. Ein Windhauch strich sanft über mich und aus meinem ersten Spross bildeten sich immer neue Triebe, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Blätter wuchsen und der Wind spielte mit ihnen. Kleine Tiere huschten an mir vorbei, streckten ihre Nasen in meine Richtung. Auf der Suche nach Fressbarem? So war ich dankbar, dass ich einige spitze Dornen gebildet hatte, abschreckend und wehrhaft zugleich. Noch kleinere Wesen krabbelten über meine Äste und Blätter, bohrten Löcher und zapften meinen Lebenssaft ab. Doch wurden sie wiederum von anderen Krabbeltieren gefressen oder von Vögeln abgezupft. Vögel waren es auch, die sich im regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht auf mir niederließen. Mit ihren Liedern dankten sie mir für ihre Mahlzeiten und erfreuten mich.

Immer wieder wurde es kühler, manchmal richtig kalt. Regen fiel auf mich nieder, hart und schwer, Windböen zerrten an meinen Blättern. Wenn die Sonne schien, brachte sie meine Lebensfreude zurück. Als der Regen seltener kam, wuchs die Kraft der Sonne und ihre Wärme strahlte aus in die kurzen Nächte. Nun fehlte nur noch mein eigener Blütenduft zur Erfüllung des Traumes, der mein Erwachen begleitet hatte… Doch der Sommer verging und ich fühlte, ich war noch nicht reif für das Blühen, seinen Duft und das Hervorbringen von neuem Samen. So wurden die Tage kürzer, kühler, feuchter, der Wind wehte häufiger und heftiger. Müdigkeit breitete sich in mir aus und die Lebensenergie zog sich in mein Innerstes zurück. Meine Blätter wurden erst gelb und dann trocken. Alles Leben wich aus dem Blattwerk und ich ließ es fallen. Ich sah zu, wie der Wind mit meinem Sommergewand spielte, bevor der Regen es nass und schwer am Boden hielt. Mein erster Sommer war vorüber. Dankbar, dass er mich stark und wehrhaft hatte wachsen lassen, erwartete ich die winterliche Ruhe und versank tief in Entspannung und Traum.

Ohne zu wissen, wie viel Zeit vergangen war, spürte ich eines Tages ein Kribbeln wie von kleinen Beinchen. Es war die Sonne, die mich weckte! Die Sonne, die meine Energie erneut zum Fließen brachte. Rasch bildete ich Blätter und neue Triebe, immer dem Licht entgegen. Wieder wechselten kalte und warme, trockene und feuchte, ruhige und windige Tage einander ab. Eines Tages durchströmte mich ein ganz neues Gefühl. Ich ordnete meine Kräfte und es war so weit: Die erste Knospe meines Lebens war gewachsen und öffnete sich! Fünf rote Blütenblätter wendeten sich der Sonne zu und verströmten den zarten Duft, von dem ich so lange geträumt hatte. Den ganzen Sommer über lockte dieser Duft Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten an. Sie alle labten sich an meinem Nektar und sorgten dafür, dass ich Früchte bilden konnte. Im Herbst hingen sie prall und rot an meinen Ästen und leuchteten noch lange, nachdem ich wieder alle Blätter abgeworfen und mich zur Ruhe zurückgezogen hatte. Ob es wohl genug Futter war für all die Vögel, die den kalten Winter überstehen mussten?

Seit dieser Zeit sind viele Jahre gekommen und gegangen. Ich bin zu einem stattlichen Busch gewachsen. Viele meiner Samen wurden von Vögeln und anderen Tieren fortgetragen und konnten hoffentlich keimen, wurzeln und wachsen. Einmal brach einer meiner Äste in einem Sturm ab und ich war sehr traurig. Doch es war wie ein Wunder: Mein Ast lag am Boden und bildete erst Wurzeln, dann Blätter und Triebe. Nun steht er neben mir als eigenes Wesen und wir blühen im Sommer gemeinsam. Wir freuen uns auch gemeinsam an der Bewunderung der Zweibeiner. Wenn sie sich über unsere Blüten beugen und mit geschlossenen Augen den Duft einatmen, spüre ich immer wieder neu: dieser Duft ist das größte Geschenk, das mir gegeben wurde.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ElisabethH, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Ralph Ronneberger

Redakteur in diesem Forum
 

JonesD

Mitglied
Eine nette, wenn auch nicht innovative Idee.
Einige Stellen sind sprachlich etwas wackelig, wie etwa die vielen Fragezeichen, die keine sein müssten. Das Vokabular könnte vielfältiger sein, damit die Faszination, die der Text für die Blume vorgibt, auch beim Leser ankommt. Auch fehlen mir ein paar Stationen in der Entwicklung, denn plötzlich ist von Ästen die Rede, während ich noch eine kleine Blume im Sinn hatte. Warum schert sich die Blume überhaupt um die Dinge um sie herum und wie sieht sie diese? Davon ist auch noch etwas wenig in der Erzählung. Für eine Erzählung könnte der Spannungsbogen etwas geladener sein.
 



 
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