Geschütztes Leben

Angelika D.

Mitglied
Seit knapp 5 Monaten war die Crew bereits auf der Forschungsstation Alpha-Alpha-13 in der Antarktis. In vier Wochen sollten sie von neuen Forschern abgelöst werden. Sie hatten Höhen und Tiefen zusammen erlebt, das enge Aufeinanderhängen war nach der Euphorie am Beginn der Mission schlechter Laune und dem Überdruss an der Gemeinschaft gewichen. Es gab zu wenige Möglichkeiten sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen.
Gemeinsam hatten sie noch eine Aufgabe zu erledigen auf dem Planquadrat Süd Ost 63(SO 63). Hier sollte das Forscherteam eine Sprengung im ewigen Eis vornehmen. An dieser Stelle war die Eisschicht zum darunter befindlichen Erdreich am dünnsten, so hatten es die Messdaten ergeben. Hier sollten Erdproben entnommen werden. Man hoffte dort noch Kleinstlebewesen, Pflanzenrückstände von vor 38 Millionen Jahren der hier beginnenden Eiszeit bergen zu können.
Die dafür abgestellte Forschungsgruppe bestand aus vier Forschern. Dem Geologen Heinrich Steinhauer, leitende Forscherin, Ornithologin und Biologin Isabella Darwin, Peter Rauch dem Vulkanologen, Hans Miles dem Computerfachmann sowie zwei eingeflogenen erfahrenen Helfern aus Feuerland.
Die Crew wartete darauf, endlich ihre letzte Forschungsaufgabe in Angriff nehmen zu können. Der ungewöhnlich starke Sturm der letzten Wochen wollte nicht aufhören. Die Zeit wurde immer knapper. In vier Wochen würden sie die Forschungsstation verlassen. Die Forscher hatten ihre Vorbereitungen für die Operation SO 63 schon vor längerer Zeit abgeschlossen.
Endlich, 25 Tage vor der Abreise hatte der Sturm aufgehört und die Forscher konnten mit dem Helikopter zum SO63 fliegen. Die ersten drei Flüge waren nur für Material. Beim vierten und letzten Anflug zu ihrem Zielort konnten sie endlich mit ihrer geplanten Arbeit beginnen. Heinrich Steinhauer, der gleichzeitig eine Ausbildung zum Sprengmeister hatte und einen Helfer aus Feuerland, der schon expeditionserfahren war, bereiteten die Sprengung an dem dafür ausgesuchten Ort vor. Isabella Darwin dagegen blieb an der Basisstation, die etwa 3 km von dem zu erforschenden Ort entfernt lag, um sich nochmals ihre Unterlagen anzusehen und gedanklich ihr Vorgehen an dem Sprengloch durchzugehen. Peter Rauch der Vulkanologe, wartete ebenfalls.
Isabella hatte eine dunkle Vorahnung, dass es irgendwelche Schwierigkeiten geben würde. Es war schon schwierig für die Crew den richtigen Platz für ihre Forschungsarbeiten zu finden. Ihre Geräte zeigten erst bei der vierten Messung den richtigen Ort, an dem das Loch für ihre Forschung entstehen sollte. Sie konnte sich nicht erinnern, dass die Geräte schon mal versagt hatten. Es könnte natürlich auch daran liegen, dass sich in etwa 10 km Entfernung der Wostoksee befand. Man hatte bei früheren Kernbohrungen herausgefunden, dass der See bereits Millionen von Jahren alt war und Lebensformen enthielt. Diese sollten aber erst erforscht werden, wenn es bessere Forschungsgeräte dafür gab, damit der Lebensraum nicht unnötig kontaminiert wurde.
Keiner sollte an diesem Tag ahnen, welche Ereignisse die bevorstehende Sprengung noch nachziehen würde. Endlich hörten sie das Signal für die Sprengung, kurz darauf eine überlaute Explosion. Das war für Isabella und Peter Rauch das Zeichen sich auf die Schneeschlitten zu schwingen und zu dem Sprengloch zu fahren. Als sie sich dem Loch näherten, bemerkten sie, dass sich viele kleine Risse in der Schneeoberfläche gebildet hatten. Das konnte eigentlich nicht sein. An einer Stelle hatte sich sogar das Eis gesenkt. Das ungute Gefühl vom Morgen verstärkte sich in Isabell immer mehr. Je näher sie dem Sprengloch kamen, konnten sie sehen, dass es größer war als geplant. Sie sahen nur Steinhauer, von dessen Helfer war weit und breit nichts zu sehen. Bei ihrem Kollegen angekommen stellten sie ihre Schneeschlitten ab und gingen zu dem Rand des Riesenloches, um nachzusehen, was passiert war. An einer Stelle war eine breite Spur zu sehen, als wäre dort etwas fortgeschleift worden. Das Loch maß etwa 8 × 8 m und war mindestens 20 m tief. Man konnte einen Eingang zu einer Felsenhöhle sehen, aus der Rauchschwaden aufstiegen. Isabella drehte sich zu ihrem Kollegen um und fragte nach dem Helfer. Heinrich war käseweiß im Gesicht und machte einen verwirrten Eindruck. An die Chefin gewandt berichtete er ihr stockend und stotternd, dass aus dem Loch ein etwa 2,50 m großes braunes Wesen herauskam, das sich den Feuerländer geschnappt und ihn weg geschleppt hatte. Daher also die Schleifspuren. Erschrocken wies Isabella Peter an, sich um Heinrich zu kümmern. Sie wollte die Verfolgung alleine aufnehmen. Die Frau nahm das Gewehr von der Schulter und folgte den Spuren. Isabella war eine gute Schützin und würde sich ihrer Haut schon zu wehren wissen, wenn es nötig war. Nicht umsonst war sie Europameisterin als Sportschützin und passionierte Jägerin. Sie wollte sehen, ob sie dem Verschleppten helfen konnte. In 50 m Entfernung sah sie zwei Gestalten im Schnee liegen. Als sie näher kam, erkannte sie, den Helfer der tot vor ihr lag. Sein Gesicht war gezeichnet von Entsetzen und Schmerz. Daneben lag ein 2,50 m großes Tier, das aussah wie ein Pinguin. Allerdings trug dieser hier ein braunes Gefieder statt einem schwarzen Frack, der Schnabel war verhältnismäßig groß und besaß scharfe spitze Zähne, in denen sich ein herausgerissener Arm seines Opfers verkeilt hatte. Das Urtier, röchelte stark, bäumte sich noch ein letztes Mal auf und verstarb vor den Augen der Forscherin. Isabella schaute sich um, ob sie noch etwas Verdächtiges in der Nähe sehen konnte. Anschließend machte sie sich auf den Rückweg zu ihrem Team. Dort angekommen berichtete sie den beiden Männern von dem grausigen Fund. Sie setzte sich auf ihren Schneeschlitten, um zurückzufahren, um von der Tierleiche Proben zu nehmen und es zu fotografieren. Außerdem barg sie den Feuerländer, damit dieser zurück in seine Heimat überführt werden konnte. Diese Tätigkeiten machte sie alle komplett automatisch, innerlich war sie total aufgewühlt und zittrig. Auf Heinrich konnte sie sich nicht verlassen, weil dieser immer noch unter Schock stand. Peter allein konnte ihr nicht helfen um in die Tiefe hinabzusteigen. Zurück am Sprengloch versuchte, sie über Funk auf der Forschungsstation jemanden zu erreichen, der ihnen zur Hilfe kam. Mit dem Vulkanologen und dem Geologen sprach sie ab, was anschließend zu tun war. Isabella wollte, dass sie sich abseilten, um die Höhle zu erforschen. Genug Seile hatten sie mit. Heinrich sah seine Chefin verängstigt an, und gab zu bedenken, dass es sicher noch mehr von den Riesenpinguinen gab. Die Biologin konnte sich das nicht so recht vorstellen, da sonst bereits mehr Tiere aus dem Loch gekrabbelt wären. Außerdem vermutete sie, dass die Luft außerhalb des Eises für die Pinguine lebensgefährlich war. Der erste Pinguin war bereits gestorben. Diese Fragen würde aber sicher die Forschungsergebnisse genau beantworten.
Nach etwa 1 Stunde waren Hans Miles der Computerfachmann und ein Helfer bei ihnen eingetroffen. Sie hatten noch Materialien mitgebracht, um sich in die gesprengte Tiefe zu begeben. Die vier Forscher seilten sich nacheinander ab. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, die Millionen von Jahren unter dem Eis liegenden Gefilde zu erkunden. Teilweise wurde ihnen die Sicht von dicken Rauchschwaden genommen. Es lag ein Hauch von Schwefel in der Luft. Sie tasteten sich langsam vorwärts. Trotz der Lampen, die sie bei sich hatten, war die Sicht sehr schwierig. Vor ihnen tat sich plötzlich ein Feld von einem Dutzend Blubberlöchern auf. Heinrich ging an eines von ihnen, um zu sehen, was für eine Flüssigkeit sich in ihnen befand. Erstaunt drehte er sich zu seinen Kollegen um. »Leute kommt her, das müsst ihr sehen, das sind heiße Quellen. Es ist erstaunlich, dass das Eis über der Höhle, trotz der Wärme darunter nicht geschmolzen ist.« Peter Rauch wendete dagegen ein, dass hier die Eisschicht sehr dünn sei, im Gegensatz zu den bis zu 3000 Meter dicken Schichten. Sie umrundeten vorsichtig die heißen Wasserlöcher, um weiter in das Innere zu gelangen. Isabella sah etwa 10 m vor sich undeutlich etwas auf dem Boden liegen. Es schien kein Gestein zu sein. Sie machte ihre Kollegen darauf aufmerksam und ging darauf zu. Vor ihr lag ein Kadaver, der so aussah wie der Pinguin oben auf dem Eis. Sie tastete das Tier ab, um festzustellen wie lange es wohl schon dort lag. Der Tod musste erst vor Kurzem eingetreten sein. Das stützte die These, dass die Tiere den Sauerstoff nicht vertrugen. Die Forscherin entnahm dem Tier einige Proben. Anschließend gingen sie gemeinsam tiefer in die Höhle hinein. Nun kamen sie auf eine Abzweigung, auch hier lag ein totes Tier. Hier zapfte Isabella ebenfalls Blut ab, nahm etwas von dem Gefieder mit, kratzte etwas von der Haut ab und machte Fotos.
Anschließend trafen sie auf ein Nest, in dem vier Eier lagen. Diese Tiere hatten aus Gestein und Daunen eine weiches Unterlage gebaut. Die Eier fühlten sich warm an. Isabella nahm eins und hielt ihr Ohr daran, um zu prüfen, ob aus dem Inneren etwas zu hören war. Das Oval war recht schwer, hatte wie das Gefieder eine bräunliche Färbung und wies eine Marmorierung auf. Die Biologen schaute sich jedes Ei genau an, bevor sie ihren Begleitern mitteilte, dass die Küken kurz vor dem Schlüpfen standen. Sie wollte diese Eier mitnehmen. Isabella war total aufgeregt. Wie würden die Küken aussehen? Werden sie überleben? Vertragen sie die Sauerstoff? Sie, Isabella würde als Entdecker einer neuen Spezies gelten.
Sie packten die Fundstücke sicher und warm ein, fotografierten das Nest, die Höhle und die Quellen. Auf dem Rückweg begegneten sie keinem Pinguin oder anderen Lebewesen. Unterwegs zum Aufstieg nahm Heinrich noch viele Gesteinsproben und Wasserproben mit. Der Vulkanologe nahm Messungen an den Quellen und an der Luft vor. Außerdem stellte er ein Gerät auf, welche seismologische Tätigkeiten aufzeichnen sollte.
In der Forschungsstation zurück, schrieben sie ihre Berichte und sandten diese per Mail an ihre Institute.
Ihr sechsmonatiger Aufenthalt auf Antarktika war beendet. Isabella hoffte, dass sie die Pinguine ausbrüten und für die Nachwelt erhalten konnte. Die Forscherin hatte genug Material in Form eines der Kadaver mit, mit dem man die Spezies genau erforschen konnte.
Alle vier Forscher sowie der überlebende Helfer aus Feuerland saßen zufrieden in dem Flugzeug, das nachdem es die neue Crew abgesetzt hatte, sie auf dem Rückflug, in ihrer Heimat brachte. Sie sahen die Forschungsstation immer kleiner werden.
Keine der Insassen des Flugzeuges sah, wie mehrere watschelnde Gestalten sich auf den Weg zu der neu besetzten Südpolstation machten. Vier Wochen später, es gab keinerlei Lebenszeichen von Alpha-Alpha-13 machte sich einen Rettungstrupp auf den Weg nach Antarktika, um zu sehen, was mit den Forschern passiert war.
Sie fanden eine völlig verwüstete Station vor mit sechs übel zugerichtete Leichen.
Ende
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Angelika D., herzlich Willkommen in der Leselupe!

Vorab eine Entschuldigung für die arg lange Wartezeit: Die zuständige Redakteurin liegt derzeit mit Glühkopf und Triefnase danieder und hat mich schlussendlich jetzt gebeten, ihr Eingangskörbchen aufzuarbeiten.
Also herein mit Dir und viel Freude auf der Leselupe! Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Stakste steif nach Norden
ganz blau vom kalten Morden

Rumpelsstilzchen, Redakteur in Reserve
 

Angelika D.

Mitglied
Seit knapp 5 Monaten war die Crew bereits auf der Forschungsstation Alpha-Alpha-13 in der Antarktis. In vier Wochen sollten sie von neuen Forschern abgelöst werden. Sie hatten Höhen und Tiefen zusammen erlebt, das enge Aufeinanderhängen war nach der Euphorie am Beginn der Mission schlechter Laune und dem Überdruss an der Gemeinschaft gewichen. Es gab zu wenige Möglichkeiten sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen.
Gemeinsam hatten sie noch eine Aufgabe zu erledigen auf dem Planquadrat Süd Ost 63(SO 63). Hier sollte das Forscherteam eine Sprengung im ewigen Eis vornehmen. An dieser Stelle war die Eisschicht zum darunter befindlichen Erdreich am dünnsten, so hatten es die Messdaten ergeben. Hier sollten Erdproben entnommen werden. Man hoffte dort noch Kleinstlebewesen, Pflanzenrückstände von vor 38 Millionen Jahren der hier beginnenden Eiszeit bergen zu können.
Die dafür abgestellte Forschungsgruppe bestand aus vier Forschern. Dem Geologen Heinrich Steinhauer, leitende Forscherin, Ornithologin und Biologin Isabella Darwin, Peter Rauch dem Vulkanologen, Hans Miles dem Computerfachmann sowie zwei eingeflogenen erfahrenen Helfern aus Feuerland.
Die Crew wartete darauf, endlich ihre letzte Forschungsaufgabe in Angriff nehmen zu können. Der ungewöhnlich starke Sturm der letzten Wochen wollte nicht aufhören. Die Zeit wurde immer knapper. In vier Wochen würden sie die Forschungsstation verlassen. Die Forscher hatten ihre Vorbereitungen für die Operation SO 63 schon vor längerer Zeit abgeschlossen.
Endlich, 25 Tage vor der Abreise hatte der Sturm aufgehört und die Forscher konnten mit dem Helikopter zum SO63 fliegen. Die ersten drei Flüge waren nur für Material. Beim vierten und letzten Anflug zu ihrem Zielort konnten sie endlich mit ihrer geplanten Arbeit beginnen. Heinrich Steinhauer, der gleichzeitig eine Ausbildung zum Sprengmeister hatte und einen Helfer aus Feuerland, der schon expeditionserfahren war, bereiteten die Sprengung an dem dafür ausgesuchten Ort vor. Isabella Darwin dagegen blieb an der Basisstation, die etwa 3 km von dem zu erforschenden Ort entfernt lag, um sich nochmals ihre Unterlagen anzusehen und gedanklich ihr Vorgehen an dem Sprengloch durchzugehen. Peter Rauch der Vulkanologe, wartete ebenfalls.
Isabella hatte eine dunkle Vorahnung, dass es irgendwelche Schwierigkeiten geben würde. Es war schon schwierig für die Crew den richtigen Platz für ihre Forschungsarbeiten zu finden. Ihre Geräte zeigten erst bei der vierten Messung den richtigen Ort, an dem das Loch für ihre Forschung entstehen sollte. Sie konnte sich nicht erinnern, dass die Geräte schon mal versagt hatten. Es könnte natürlich auch daran liegen, dass sich in etwa 10 km Entfernung der Wostoksee befand. Man hatte bei früheren Kernbohrungen herausgefunden, dass der See bereits Millionen von Jahren alt war und Lebensformen enthielt. Diese sollten aber erst erforscht werden, wenn es bessere Forschungsgeräte dafür gab, damit der Lebensraum nicht unnötig kontaminiert wurde.
Keiner sollte an diesem Tag ahnen, welche Ereignisse die bevorstehende Sprengung noch nachziehen würde. Endlich hörten sie das Signal für die Sprengung, kurz darauf eine überlaute Explosion. Das war für Isabella und Peter Rauch das Zeichen sich auf die Schneeschlitten zu schwingen und zu dem Sprengloch zu fahren. Als sie sich dem Loch näherten, bemerkten sie, dass sich viele kleine Risse in der Schneeoberfläche gebildet hatten. Das konnte eigentlich nicht sein. An einer Stelle hatte sich sogar das Eis gesenkt. Das ungute Gefühl vom Morgen verstärkte sich in Isabell immer mehr. Je näher sie dem Sprengloch kamen, konnten sie sehen, dass es größer war als geplant. Sie sahen nur Steinhauer, von dessen Helfer war weit und breit nichts zu sehen. Bei ihrem Kollegen angekommen stellten sie ihre Schneeschlitten ab und gingen zu dem Rand des Riesenloches, um nachzusehen, was passiert war. An einer Stelle war eine breite Spur zu sehen, als wäre dort etwas fortgeschleift worden. Das Loch maß etwa 8 × 8 m und war mindestens 20 m tief. Man konnte einen Eingang zu einer Felsenhöhle sehen, aus der Rauchschwaden aufstiegen. Isabella drehte sich zu ihrem Kollegen um und fragte nach dem Helfer. Heinrich war käseweiß im Gesicht und machte einen verwirrten Eindruck. An die Chefin gewandt berichtete er ihr stockend und stotternd, dass aus dem Loch ein etwa 2,50 m großes braunes Wesen herauskam, das sich den Feuerländer geschnappt und ihn weg geschleppt hatte. Daher also die Schleifspuren. Erschrocken wies Isabella Peter an, sich um Heinrich zu kümmern. Sie wollte die Verfolgung alleine aufnehmen. Die Frau nahm das Gewehr von der Schulter und folgte den Spuren. Isabella war eine gute Schützin und würde sich ihrer Haut schon zu wehren wissen, wenn es nötig war. Nicht umsonst war sie Europameisterin als Sportschützin und passionierte Jägerin. Sie wollte sehen, ob sie dem Verschleppten helfen konnte. In 50 m Entfernung sah sie zwei Gestalten im Schnee liegen. Als sie näher kam, erkannte sie, den Helfer der tot vor ihr lag. Sein Gesicht war gezeichnet von Entsetzen und Schmerz. Daneben lag ein 2,50 m großes Tier, das aussah wie ein Pinguin. Allerdings trug dieser hier ein braunes Gefieder statt einem schwarzen Frack, der Schnabel war verhältnismäßig groß und besaß scharfe spitze Zähne, in denen sich ein herausgerissener Arm seines Opfers verkeilt hatte. Das Urtier, röchelte stark, bäumte sich noch ein letztes Mal auf und verstarb vor den Augen der Forscherin. Isabella schaute sich um, ob sie noch etwas Verdächtiges in der Nähe sehen konnte. Anschließend machte sie sich auf den Rückweg zu ihrem Team. Dort angekommen berichtete sie den beiden Männern von dem grausigen Fund. Sie setzte sich auf ihren Schneeschlitten, um zurückzufahren, um von der Tierleiche Proben zu nehmen und es zu fotografieren. Außerdem barg sie den Feuerländer, damit dieser zurück in seine Heimat überführt werden konnte. Diese Tätigkeiten machte sie alle komplett automatisch, innerlich war sie total aufgewühlt und zittrig. Auf Heinrich konnte sie sich nicht verlassen, weil dieser immer noch unter Schock stand. Peter allein konnte ihr nicht helfen um in die Tiefe hinabzusteigen. Zurück am Sprengloch versuchte, sie über Funk auf der Forschungsstation jemanden zu erreichen, der ihnen zur Hilfe kam. Mit dem Vulkanologen und dem Geologen sprach sie ab, was anschließend zu tun war. Isabella wollte, dass sie sich abseilten, um die Höhle zu erforschen. Genug Seile hatten sie mit. Heinrich sah seine Chefin verängstigt an, und gab zu bedenken, dass es sicher noch mehr von den Riesenpinguinen gab. Die Biologin konnte sich das nicht so recht vorstellen, da sonst bereits mehr Tiere aus dem Loch gekrabbelt wären. Außerdem vermutete sie, dass die Luft außerhalb des Eises für die Pinguine lebensgefährlich war. Der erste Pinguin war bereits gestorben. Diese Fragen würde aber sicher die Forschungsergebnisse genau beantworten.
Nach etwa 1 Stunde waren Hans Miles der Computerfachmann und ein Helfer bei ihnen eingetroffen. Sie hatten noch Materialien mitgebracht, um sich in die gesprengte Tiefe zu begeben. Die vier Forscher seilten sich nacheinander ab. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, die Millionen von Jahren unter dem Eis liegenden Gefilde zu erkunden. Teilweise wurde ihnen die Sicht von dicken Rauchschwaden genommen. Es lag ein Hauch von Schwefel in der Luft. Sie tasteten sich langsam vorwärts. Trotz der Lampen, die sie bei sich hatten, war die Sicht sehr schwierig. Vor ihnen tat sich plötzlich ein Feld von einem Dutzend Blubberlöchern auf. Heinrich ging an eines von ihnen, um zu sehen, was für eine Flüssigkeit sich in ihnen befand. Erstaunt drehte er sich zu seinen Kollegen um. »Leute kommt her, das müsst ihr sehen, das sind heiße Quellen. Es ist erstaunlich, dass das Eis über der Höhle, trotz der Wärme darunter nicht geschmolzen ist.« Peter Rauch wendete dagegen ein, dass hier die Eisschicht sehr dünn sei, im Gegensatz zu den bis zu 3000 Meter dicken Schichten. Sie umrundeten vorsichtig die heißen Wasserlöcher, um weiter in das Innere zu gelangen. Isabella sah etwa 10 m vor sich undeutlich etwas auf dem Boden liegen. Es schien kein Gestein zu sein. Sie machte ihre Kollegen darauf aufmerksam und ging darauf zu. Vor ihr lag ein Kadaver, der so aussah wie der Pinguin oben auf dem Eis. Sie tastete das Tier ab, um festzustellen wie lange es wohl schon dort lag. Der Tod musste erst vor Kurzem eingetreten sein. Das stützte die These, dass die Tiere den Sauerstoff nicht vertrugen. Die Forscherin entnahm dem Tier einige Proben. Anschließend gingen sie gemeinsam tiefer in die Höhle hinein. Nun kamen sie auf eine Abzweigung, auch hier lag ein totes Tier. Hier zapfte Isabella ebenfalls Blut ab, nahm etwas von dem Gefieder mit, kratzte etwas von der Haut ab und machte Fotos.
Anschließend trafen sie auf ein Nest, in dem vier Eier lagen. Diese Tiere hatten aus Gestein und Daunen eine weiches Unterlage gebaut. Die Eier fühlten sich warm an. Isabella nahm eins und hielt ihr Ohr daran, um zu prüfen, ob aus dem Inneren etwas zu hören war. Das Oval war recht schwer, hatte wie das Gefieder eine bräunliche Färbung und wies eine Marmorierung auf. Die Biologen schaute sich jedes Ei genau an, bevor sie ihren Begleitern mitteilte, dass die Küken kurz vor dem Schlüpfen standen. Sie wollte diese Eier mitnehmen. Isabella war total aufgeregt. Wie würden die Küken aussehen? Werden sie überleben? Vertragen sie die Sauerstoff? Sie, Isabella würde als Entdecker einer neuen Spezies gelten.
Sie packten die Fundstücke sicher und warm ein, fotografierten das Nest, die Höhle und die Quellen. Auf dem Rückweg begegneten sie keinem Pinguin oder anderen Lebewesen. Unterwegs zum Aufstieg nahm Heinrich noch viele Gesteinsproben und Wasserproben mit. Der Vulkanologe nahm Messungen an den Quellen und an der Luft vor. Außerdem stellte er ein Gerät auf, welche seismologische Tätigkeiten aufzeichnen sollte.
In der Forschungsstation zurück, schrieben sie ihre Berichte und sandten diese per Mail an ihre Institute.
Ihr sechsmonatiger Aufenthalt auf Antarktika war beendet. Isabella hoffte, dass sie die Pinguine ausbrüten und für die Nachwelt erhalten konnte. Die Forscherin hatte genug Material in Form eines der Kadaver mit, mit dem man die Spezies genau erforschen konnte.
Alle vier Forscher sowie der überlebende Helfer aus Feuerland saßen zufrieden in dem Flugzeug, das nachdem es die neue Crew abgesetzt hatte, sie auf dem Rückflug, in ihrer Heimat brachte. Sie sahen die Forschungsstation immer kleiner werden.
Keine der Insassen des Flugzeuges sah, wie mehrere watschelnde Gestalten sich auf den Weg zu der neu besetzten Südpolstation machten. Vier Wochen später, es gab keinerlei Lebenszeichen von Alpha-Alpha-13 machte sich einen Rettungstrupp auf den Weg nach Antarktika, um zu sehen, was mit den Forschern passiert war.
Sie fanden eine völlig verwüstete Station vor mit sechs übel zugerichtete Leichen.
 



 
Oben Unten