Gespräch mit Paula

van Geoffrey

Mitglied
Gespräch mit Paula

Paula und ich sitzen auf einer Wiese. Während ich über eine Wolke nachsinne, die das Profil von Abraham Lincoln zu zeigen scheint, blickt Paula ernst und ein wenig schmerzlich in die Ferne.
Paula: Du, Roman.
Ich: Hmm...?
Paula: Was denkst du von der Liebe? Wen man liebt, bekommt man nicht, und wer einen liebt, der passt nicht. Das ist irgendwie verwirrend.
Ich: Ja, das sind schmerzhafte Erfahrungen. Das ist dir jetzt kein Trost, aber leider müssen da fast alle Menschen durch.
Was ich von der Liebe denke? Nun, was denkst du würde es für ein Feuer geben, wenn man ein Holzscheit an das Feuer legen würde, bis es angekohlt ist, es dann wieder wegnähme und wieder ans Feuer legen würde? Das gäbe viel Rauch - aber Feuer wäre das keines.
Und so denke ich, ist es auch mit der Liebe. Das Holzscheit kann nur einmal verbrennen. Es gibt seine Existenz für dieses Feuer her - und so tut auch ein Mensch, der ehrlich und wahrhaftig liebt. Er gibt für den geliebten Menschen sein Leben, ohne nach dem Preis zu fragen, und ohne abzuwägen, was für ihn selbst das Beste wäre.
Wenn man den Menschen gefunden hat, mit dem man das Leben teilen will, so ist das ein großer Schatz. Etwas von der Liebe zu diesem Menschen überträgt sich dann auf alle übrigen Menschen. Und wenn diese auch niedrig gesinnt wären und schlechter Handlungen schuldig geworden wären, so würde man ihnen, die durch ihr Menschsein dem geliebten Menschen ähnlich sind, um dieses einen Menschen willen verzeihen wollen. Man findet dann in jedem Menschen einen kleinen Anteil dessen, was man in diesem einen geliebten Menschen sieht. Und so würde man Welt und Menschheit gewissermaßen in diesem einen Menschen wiedergespiegelt finden.
Paula: Dann ist die Liebe also eine so ernste und heilige Sache?
Ich: Ja, so denke ich darüber. Sie ist jedenfalls kein Spiel und keine Kinderei.
Paula seufzt und ich füge mich in die Vorstellung, dass das Leben und die Zeit ihr das Wesen der Liebe selbstverständlicher und deutlicher enthüllen würden, als Worte das je könnten.
 



 
Oben Unten