Gestrandet

Vierzehn Gräber auf einer Insel und das Meer spült tote Fische ans Ufer. Menschen tragen Sonnenbrillen, gehen blass auf den Straßen. Die Zeit lässt sie vergessen. Tote stehen nicht mehr auf, Tote liegen brav, vierzehn Mal am Tag. An einem Sonntag spielten Kinder und es wurde auf einmal still im Wind. Soldaten ohne Uniformen, Patrioten ohne einen Fetzen Land. Wo ist sie geblieben, die Heimat, von der sie träumten? Sie krochen, windeten sich, wie die Würmer und grüßten die fremde Brut, unsere Schwestern und Brüder. Mit den eigenen Händen erschlugen sie ihren Traum. "Hinfort mit dem Blut, der Sonntag vergeht, wie das Licht am Himmel, wenn sich die Nacht über uns verbreitet."
In Galway, in einer Bar, steht sie da und stellt ihre Schönheit zur Schau. Sie nimmt mich ins Gebet und ich sie mit zu mir, für den Augenblick. Nackt liegt sie vor mir und ich nehme ihr die Sonnenbrille aus dem Gesicht. Sie sieht die Toten in einem Meer aus Blut und die Knochen in der Erde und meinen Fluch. Sie hält meine Hand und ein Stück meiner Seele und dann fängt sie an zu zittern und zu weinen. "Das Blut geht nicht weg, es wird nie vergehen", sage ich, und schicke sie wieder fort, zu den anderen, die ich nicht mehr sehen kann.


 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
wandelst du auf bluefins spuren, jetzt mit einen klick auf "youtube"?
zwischen dem ersten und zweiten absatz deines textes sehe ich nicht unbedingt einen zusammenhang.
lg suzah
 
hallo liebe suzah, ich hab dich schon ein bisschen vermisst (wo warst du nur?).

So Musikeinlagen von youtube machte ich schon zu bluefins Zeiten immer mal wieder.
Hab dafür ja auch manchen Rüpel von ihm einstecken müssen.

Galway liegt in Irland, ich war da mal ne Zeitlang, aber Zusammenhang hat es nur für mich einen, da hast du recht.

schöne Grüße

Gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
wer hat schon täglich zeit für die lelu?
also ich habe deine früheren texte mit musikeinblendungen leider nie gesehen, einmal mit bildeinblendung jedoch.

lg suzah
 
wer hat schon täglich zeit für die lelu?
weißt du, ich lebe im Schattenreich einer Eishöhle auf der Rückseite des Mondes und lutsche den ganzen Tag nur an den Eiszapfen herum. Die einzige Verbindung, die ich zu menschlichen Wesen habe, ist mein Pc und die Leselupe.

es grüßt der Eisbär, der rote Hugo und Enya
 
Hallo Gernot,

habe eben deine interessante Geschichte gelesen und stolperte über das "sie krochen, windeten sich. Wenn mich nicht alles täuscht, heißt es "wanden" sich.

Lieber Gruß,
Estrella
 
Vierzehn Gräber auf einer Insel und das Meer spült tote Fische ans Ufer. Menschen tragen Sonnenbrillen, gehen blass auf den Straßen. Die Zeit lässt sie vergessen. Tote stehen nicht mehr auf, Tote liegen brav, vierzehn Mal am Tag. An einem Sonntag spielten Kinder und es wurde auf einmal still im Wind. Soldaten ohne Uniformen, Patrioten ohne einen Fetzen Land. Wo ist sie geblieben, die Heimat, von der sie träumten? Sie krochen und wanden sich wie die Würmer und grüßten die fremde Brut, unsere Schwestern und Brüder. Mit den eigenen Händen erschlugen sie ihren Traum. "Hinfort mit dem Blut, der Sonntag vergeht, wie das Licht am Himmel, wenn sich die Nacht über uns verbreitet."
In Galway, in einer Bar, steht sie da und stellt ihre Schönheit zur Schau. Sie nimmt mich ins Gebet und ich sie mit zu mir, für den Augenblick. Nackt liegt sie vor mir und ich nehme ihr die Sonnenbrille aus dem Gesicht. Sie sieht die Toten in einem Meer aus Blut und die Knochen in der Erde und meinen Fluch. Sie hält meine Hand und ein Stück meiner Seele und dann fängt sie an zu zittern und zu weinen. "Das Blut geht nicht weg, es wird nie vergehen", sage ich, und schicke sie wieder fort, zu den anderen, die ich nicht mehr sehen kann.


 

Ofterdingen

Mitglied
"die Knochen in der Erde und meinen Fluch" für diesen Text! Und eine langgezogene Klage um den verblichenen Mentor bluefin. Habe versucht, dem Text etwas abzugewinnen, aber vermutlich bin ich noch nicht so weit, etwas derart Hochkarätiges zu verstehen.

Glückauf für die Dichtung aus Vorarlberg!

Bis (vielleicht) bald,

Ofterdingen
 
Ich weiß jetzt gar nicht, was ich auf deinen Kommi schreiben soll.

Hm, naja, du findest den Text eben fürchterlich und ein bisschen Spott vertrag ich doch auch.
Ja, mehr fällt mir dazu nicht ein.

Gernot grüßt
 
wegen dem "lyrischen Ich", ich geb dir die Antwort unter meinem Text:

Wenn man einen Text kommentiert Ofterdingen, dann sollte es auf den eingestellten Text bezogen sein und nicht auf einen vorherigen Kommentar.
Immer wieder fällt es mir auf, auch in anderen Foren, dass viele User unterwegs sind, die am liebsten andere Kommentare kommentieren.

Wie hättest du es denn gerne, "prosaisches ich" oder "der Erzähler" oder vielleicht "der Sprecher" ...

ich werde auch in Zukunft "Lyrich" schreiben unter Prosatexten, denn man weiß, wer gemeint ist.

Überhebliche Belehrungen hab ich sehr gerne, ich hab's auch gerne, wenn Geier am Himmel kreisen.

Gernot grüßt
 

Ofterdingen

Mitglied
Mein lieber Gernot,

Es gehört zum Grundwissen der Beschäftigung mit Literatur, dass sich "lyrisches Ich" auf Lyrik bezieht, wie ja schon der Name sagt. Um das zu verstehen, muss man nicht studiert haben, und das eine oder andere hat sich ja vielleicht sogar schon in Vorarlberg herumgesprochen. Und unter Lyrik fallen zwar Gedichte, aber keineswegs Prosatexte. Bei selbigen unterscheidet man den auktorialen Erzähler vom personalen und dem Ich-Erzähler. Wenn du Genaueres wissen willst, schau doch bei Wikipedia ein bisschen unter dem Stichwort Literatur nach.

Mit ganz lieben Grüßen,

Ofterdingen
 

Ofterdingen

Mitglied
Und noch ein Nachtrag, mein lieber Gernot,

„Wenn man einen Text kommentiert Ofterdingen, dann sollte es auf den eingestellten Text bezogen sein und nicht auf einen vorherigen Kommentar.“

Wer sagt das? Warum sollte man außer auf den Ordnertext nicht zusätzlich auch auf einen Kommentar eingehen dürfen, z.B. um ihm zuzustimmen, ihn zu ergänzen oder korrigierend einzugreifen, wenn der Vorgänger einen Haufen Blech schreibt und man das so nicht stehen lassen will?

„Immer wieder fällt es mir auf, auch in anderen Foren, dass viele User unterwegs sind, die am liebsten andere Kommentare kommentieren.“

Dir fällt also etwas auf? Das ist schön und freut mich für dich. Nur darfst du auch gern etwas genauer hinsehen, dann wirst du nämlich vielleicht entdecken, dass so mancher das keineswegs „am liebsten" tut, sondern überhaupt nicht gern und quasi nur aus Notwehr, weil ihn der Bockmist nervt, den andere verzapfen.

„ich hab's auch gerne, wenn Geier am Himmel kreisen“
Geier fliegen immer dort hin, wo ein Aas ist. Das sollte dir zu denken geben.

„ich werde auch in Zukunft "Lyrich" schreiben unter Prosatexten, denn man weiß, wer gemeint ist.
Überhebliche Belehrungen hab ich sehr gerne, ich hab's auch gerne, wenn Geier am Himmel kreisen.“

Du willst uns also deine fauligen Holzäpfel als Tafelbirnen verkaufen und findest es überheblich, wenn man dich auf gewisse Unterschiede hinweist? Was sagt eigentlich deine Landwirtschaftliche Erzeugergenossenschaft Vorarlberg dazu, wenn du ihnen so kommst?

Selbstverständlich darf sich jeder bei der Leselupe blamieren, soviel er will, und eine Zeitlang wird man auch darüber lachen, aber irgendwann ist es nicht mehr lustig, sondern nur noch öde.

Vielleicht solltest du dich mal informieren, ob es in deinem Dorf oder in der Nähe nicht einen Volkshochschulkurs „Literatur für Anfänger“ gibt oder etwas in der Art. Du wirst staunen, wie viel völlig Neues du da zu hören bekommst.

Mit den besten Wünschen,

Ofterdingen
 



 
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