Gewalt

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gefangen
in der Spirale
des Irr-Sinns
drehen sie an der
Schraube der Gewalt
und vergessen dabei
das jedes Gewinde
einmal ein Ende hat




Am 24.12.2001 wurde Jesus geboren. In einer Stadt namens Bethlehem. Vater und Mutter waren stolz auf ihren Sohn. Zweifel nagten an Ihnen. Zehn Jahre lang der Wunsch nach einem Kind. Aber die Zeiten waren dunkel. Krieg und Hass beherrschten die Seelen der Menschen. Immer wieder stellten sie sich die Frage, was aus ihrem Kind einmal werden würde, in einer Welt, die dass Lächeln verloren hatte. Die Straßen, die einst einmal das Leben bedeuteten, waren mit Blut gepflastert. Es war nicht mehr schön, das Haus zu verlassen.
Gewiss! Man hatte ihr Land erobert. Sogenannte Kolonialherren waren gekommen, um ihnen den Weg zu weisen. Einen dornenreichen Weg. Die Herren verschenkten ihr Land an andere Herren. Ihre Heimat war zum Spielplatz der Macht verkommen. Keiner fragte nach Recht oder Unrecht. Siedler begannen ihr Land zu kultivieren und dabei, so nebenher, ihre Kultur zu begraben. Doch die Menschen wollten weder Land, Kultur noch Herkunft aufgeben. In ihnen wuchs der Traum nach Heimat und mit ihm der Hass auf die Herren.
Der Mann und seine Frau gingen nicht mehr auf die Straße. Sie war ein verdorbener Platz des Hasses. Zu oft hatten die Zwei dort in die Augen der Wut geblickt. Sie waren zutiefst friedfertige Menschen und davon überzeugt, dass das Gute irgendwann siegen werde, auch wenn sich die rasenden Blicke der Kinder in ihre Herzen eingebrannt hatten. Immer wenn die Panzer kamen, rissen sie (die Kinder) die blutgetränkten Pflastersteine aus der Erde, um ihre Herren zu erschlagen. Der Kreislauf des Lebens war zum Kreislauf des Todes geworden.

Wenn die beiden abends in der Küche saßen, sprachen sie oft über die Kinder und ihre Eltern. Sie konnten nicht verstehen,das Eltern den Dorn des Hasses in die Augen der Kinder pflanzten, anstatt die Blüten der Liebe zu säen. Beide glaubten fest daran, dass nur der Weg der Liebe zum Ziel führt. Aus diesem Grund entschlossen sie sich, Eltern zu werden. Ein Kind der Liebe, der Hoffnung und der Zukunft. Am 24.12.2001 wurde er geboren. Jesus sollte er heißen. Der Name der Zuversicht auf das Leben und die Liebe.
Kurz nach der Geburt kamen die Panzer wieder. Steine und Geschosse. Tagelang. Die Granate schlug ein, während Mutter und Vater in der Küche saßen. Beide rannten ins Schlafzimmer und sahen ihr von der Zimmerdecke erschlagenes Kind. Sie schauten sich in die Augen und erkannten darin den Hass der Kinder.
 
A

annabelle g.

Gast
hallo otto,

das gedicht finde ich gut - trifft den nagel auf den kopf - und die sprache auch.
auch wenn ich deine pointe verstehe, so ist sie mir angesichts der vorgänge in israel nicht mehr als eine pointe.
die taliban haben in afghanistan die musik verboten und
jesus christus hat nie in seinem leben gelacht. bei allem respekt zeigt sich das in seiner religion, mit der ich nicht einmal über eine pointe etwas anfangen kann.
"jesus died for somebody else but not me." (patti smith)
aber das gedicht, otto.
annabelle
 

ingridmaus

Mitglied
hi Otto,
ein duesterer Text, der nicht viel Platz fuer Hoffnung laesst - aber wo ist schon Hoffnung in all den Nachrichten aus Israel? Also gut eingefangen.
hi annabelle,
ich weiss ja nicht, von welchem Jesus Du sprichst, aber meiner hat eigentlich schon ziemlcih oft gelacht... ;)
Gruss
ingrid
 

Zefira

Mitglied
???

Liebe Annabelle,
als nicht bibelfester, aber interessierter Mensch würde ich ernsthaft gern wissen, ob es irgendeine konkrete Quelle gibt, die belegt, daß Jesus nie gelacht hat.
Vor vielen, vielen Jahren las ich mal Rudolf Augsteins "Jesus Menschensohn". Der hat sogar eine Quelle aufgetan (leider habe ich vergesen welche), die belegt, daß Jesus gern auf Hochzeiten geschunkelt habe. :p
Gönnen wir's ihm von Herzen....
"People what have you done,
locked Him in His golden cage." (Ian Anderson)

Liebe Grüße,
Zefira
 
A

annabelle g.

Gast
auch nicht bibelfest

(ich sehe otto nicken)

nein, keine konkrete quelle, ich werde es gelesen oder gehört haben, aber vielleicht gibt es ja einen teilnehmer, der uns den satz ..., lachte Jesus. zeigen kann.
vielleicht lese ich im sommer mal ein evangelium, da müsste es ja drin stehen.
ich weiß nur, dass die genesis furios geschrieben ist, kann man sich so manches scheibchen von abschneiden.
und wie findest du, liebe zefira, deine anteilnahme nicht versagend, ottos text? herzliche montagsgrüße annabelle
 

Zefira

Mitglied
Also, ganz ehrlich gesagt...

... da Du mich danach fragst: ich bin eine reine Geschichtenerzählerin und möchte lieber auch nur reine Geschichten bewerten. Das ist die einzige Plattform, auf der ich mich zu Hause fühle.

Texte wie dieser, die mehr ein Statement als eine Story vorstellen, rezensiere ich nicht so gerne. Damit will ich nicht sagen, daß ich nichts davon halte. Nur, daß ich sie nicht so gern bespreche, da ich im Hinblick auf die anzulegenden Maßstäbe unsicher bin, genauso wie etwa bei Gedichten.

Es ist schon merkwürdig, daß mir in diesem Text genau das Thema wiederbegegnet, das vor zwei Wochen auf einer anderen Site (http://195.58.162.90/textwelt/) leidenschaftlich diskutiert wurde: die Frage, ob in einer Welt, in der das Töten bereits industrialisiert ist, das göttliche Versprechen auf Erlösung und Sinn im Leiden noch als gegeben angenommen werden kann. Irgendwie scheint das Thema in der Luft zu liegen....

Liebe Grüße,
Zefira
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wer war Jesus? Ein Mensch wie du und ich. Nicht mehr und nicht weniger. Ich kenne keinen Menschen, der in seinem Leben nicht schon einmal gelacht und geweint hat. Würde dieser Friedensstifter heute leben, hätte er allerdings wenig Grund zum Lachen.

"jesus died for somebody else but not me." (patti smith)

Nach all ihrem "Erleben" würde Patti heute andere Worte wählen.

Gruß Otto
 
A

annabelle g.

Gast
hallo zefira,

verstehe. verstehe es vor allem in bezug auf lyrik und poesie; es tut mir immer so leid, wenn mir ein lyriker oder poet auf meine geschichten antwortet und ich das nicht zurückgeben kann, weil ich eine SOLCHE null in gedichten bin.
schade, annabelle
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe annabelle,

ich bin weder Lyriker noch Poet. Vielleicht ein Versuchender. Wollte dich nicht kränken. Sorry!

Otto
 
A

annabelle g.

Gast
mensch otto,

du hast mich doch nicht gekränkt, das hatte jetzt gar nichts mit dir zu tun, dein gedicht da oben gefällt mir doch.
ich meine nicht, wenn /lyriker poeten mir auf meine kommentare antworten, sondern auf meine KURZGESCHICHTEN!!! dann kann ich nix zu ihren sachen sagen ...
herzlichen gruß annabelle
 

ingridmaus

Mitglied
Hi Annabelle,
dann beantworte ich Deine Frage aus einem anderen Threat halt doch hier, wenn eh schon drueber diskutiert wird. ;)
Ich unterschreibe hiermit, was Otto Lenk schon gesagt hat, Jesus, ein aussergewoehnlicher MENSCH, muss mal gelacht haben, sonst haette er es gar nicht bis zum Kreuz geschafft, sondern haette sich vorher in den See Getsemanee (?) gestuerzt (und dabei geflucht "Verdammte auf-dem-Wassser-Lauferei!" :D oh-oh, Blasphemie, ich hoffe ich verletze niemandens Gefuehle...). "Mein" Jesus, also der Jesus mit dem ich was anfangen kann, war ein cooler, emotionaler Typ (siehe wie er die Leute aus dem Tempel rausstaubt), und da gehoert Lachen einfach dazu.
Das davon kaum (oder nichts?) in der Bibel steht, liegt vornehmlich daran, dass die Genesis zwar gut geschrieben ist, die spaeteren Evangelisten aber leider diesen Standard nciht halten konnten, und ganz schlecht dabei sind, ihre Charaktere dreidimensional zu beschreiben. ;)
Wenn Du mal eine Idee von Jesus als Mensch kriegen willst, dann schau Dir die Verfilmung von "Jesus Christ Superstar" an - die halten zwar auch manche fuer Blasphemie (vielleicht gefaellt denen die Musi nicht ;)), aber fuer mich triffts die ziemlich genau.
Ich diskutiere da immer gern weiter drueber, aber vielleicht lieber per mail, damit nicht alle anderen genervt werden: ingridmaus@yahoo.de
Gruesse
Ingrid
 

ingridmaus

Mitglied
Hi annabelle,
na gut, wenn nicht mal eine Drohung Dich in eine Privatemailerei mit mir stuerzen kann, dann muss halt Ottos thread dran glauben (vertipper sind doch was schoenes - war aber wirklcih keine freudscher; glaub ich jedenfalls! ;))
Ich will Dir den guten Jesus auch gar nicht aufdraengen, der Mann ist Geschmacksache, dass ist mir schon klar, und ich finde ihn halt gut. Ich wuerde ihn auch nicht wirklich als Friedensaktivist bezeichnen, mehr als Menschenaktivist. Das ist ja was ich so symphatisch an ihm finde, er kuemmert sich um die Menschen, um deren soziale Umstaende und hat versucht, in seinem begrenzenten Lebensfeld einen Unterschied zu machen - und das sollten wir doch alle tun, oder nicht? Mit unserem kleinen Leben etwas kleines besser machen. Dazu braucht es weder grosse Parolen noch grosse Leute.
Philosophische Gruesse
Ingrid
P.S.: Das -maus ist uralt, hat sich so eingebuergert, seit ich beim erstellen der Emailadresse meinen Vornamen mit dem duemmsten Kosenamen fuer mein Schatzi verbunden habe (ja, er ist mein Mausi, ich steh dazu! Wenns mich ganz schlimm trifft, dann sogar mein Mausebaer! :D Und dann bin ich halt dabei geblieben. In einem Forum war ich mal Kara vom Schild wie meine Rollenspielfigur, aber nachdem die dann gestorben ist, kam mir der Name irgendwie morbide vor... Und ingriddragon klingt nicht...
 
A

annabelle g.

Gast
hey dragon,

he he he, eben, während ich auf ottos seite wartete, dachte ich schon, ich hätte eine antwort von jesus bekommen "du würdest mir auch auf den geist gehen, annabelle."
entschuldigung, dämlicher kalauer. Aber ich bin sicher die Anstrengung würde auf gegenseitigkeit beruhen.
Deinen Dragon Spruch finde ich sehr schön; ich habe schon versucht, ihn bei dir zu löschen und ihn stattdessen bei mir einzusetzen, but leselupe wouldn´t let me.
schönen abend noch, leselupe out of some reson doesnt transmit this thread to my e-mail-adress, ich soll otto nicht ärgern wahrscheinlich, und deswegen lasse ich ihn glaube ich besser in ruhe.
a´belle
 

Zefira

Mitglied
Es hat zwar mit Ottos Text nichts zu tun...

... aber da hier so viel über "Jesus Christ Superstar" geschrieben wird, muß ich auch noch meinen Senf dazustreichen: Ich habe diesen Film vor mindestens 25 Jahren einmal im Kino gesehen und habe es jetzt noch vor dem inneren Auge, wie Jesus im Garten Gethsemane sang "Take this cup away from me" und sich dabei bei den langen lauten Tönen sein Hals aufblähte und knallrot wurde vor Anstrengung und Begeisterung. Sucht mal so ein Engagement, so eine Hingabe unter den heutigen "Sängern", die stellen sich in die Landschaft und klappen den Mund auf und zu, das muß reichen.
Eure musikliebende Zefira
 



 
Oben Unten