Gibt's das?

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Haarkranz

Mitglied
Gibt’s das?
„Du, Ferdi ich bin schwanger.“
„Hör mal zu Zenzi, heut Abend gehen wir aufs Schweinschwanzzupfen beim Herbert. Da freu ich mich schon die ganze Woch drauf. A Pfundsgaudi wird das.“
„Ist gut Ferdi, könn wir hingehen, aber hast mir auch zugehört? Ich bin schwanger.“
„Ja, ja, hab schon verstanden, das macht doch nix, ist noch nix zu sehen. Von wem ist‘s denn?“
„Von dir, Ferdi!“
„Von mir? Ja bist denn du völlig narrisch? Seit wann wollt ich ein Kind? Ich wollt kein Kind, wer sagt, dass es überhaupt mein Kind ist? Heul nicht! Beweise, ich will Beweise! Ich will kein Kind! Will nicht! Klar? Ob das klar ist? Schlampe! Heul nicht, mach es weg!
Zieh kein Gesicht! Ist das Beste, wird alles wieder gut! Komm, ich mag dich, wir alle sterben, mach kein Wesens, jährlich 600 beim Verkehr, beim Autofahrn. Ohne die, die sich aufhängen, erschießen, ertränken, vergiften, vor Kummer sterben, oder einfach so eingehen.
Also das Balg muss weg! Egal wer‘s gemacht hat, ich war‘s nicht, das steht mal fest, aber egal, ich steh zu dir! Nächstens pass besser auf beim pudern. Ist ja auch dein Vergnügen, sonst täts nicht so schreien, wie a Katz a raunzige. Also in welchem Monat sind wir? Ah geh, das kriegen wir doch spielend weggemacht, da brauchen wir gar keine Indikation.
Wen hast denn sonst noch drüber gelassen, außer mir? Der muß rüberkommen mit die ganzen Kosten, komm zier dich nicht, wer war‘s?
Wie ich? Du meinst, ich als Einziger? Wie du liebst mich? Eine schöne Liebe, andere in Verdrückung bringen. Du hast doch die Pille genommen? Wie kann ich dich dann geschwängert haben? Außerdem bin ich impotent, wie das wüsstest du? Wird mal nicht frech, sonst kannst dir eine fangen, bei all dem Elend. Quatsch nicht, ist doch zuerst mein Elend! Ich muss zahlen für das Balg, das elendige, nur weil du nicht treu bist, oder schlampert, vergißt die Pille zu fressen!
Was glaubst denn du, was es bedeutet einem die Zukunft kapput zu machen? Wenn die Anderen mit dem Motorrad, grad bin ich fast mit dem Sparen fertig, ne 450er tät mir schon langen, ich könnt sie mir kaufen, die Maschin, da kommst du mit dem Bankert!
Wenn wir auf die Kirchweih fahrn, ja was weißt denn du, was da abgeht, wenn wir aus der Stadt da ankommen, auf unsere Feuerstühl. Was da die Maderln für uns bereit stehen, was die auf uns spannen. Du hast da gar keine Vorstellung von, was mir entgeht, aber das sag ich dir, mir entgeht nix, gar nix, überhaupt nix, eher schlag ich dir und deinem Bankert dazu, eins drüber das nimmer aufstehst, das merk dir, Schlampe, verwahrloste!
Die Mutter hat‘s gewusst, die hat immer schon gesagt, a verwahrloste Schlampe, a geile wärst, wo ein Mann sofort zwischen lasst! Bub hat sie gesagt, die Mutter. Ein Weib was aus eigener Geilheit, einem Mann sich hingibt, ist nix als a Hur, a gottlose! So hat sie gesagt.
Da hilft fei gar nix, dass du sie die letzten Wochen gepflegt hast, wo meine Schwester den Gestank von der Mutter, wo sie da so hinverreckt ist, nicht aushalten konnt. Da bist eingesprungen, aber glaub ja nicht, die Mutter hat nicht gewusst weshalben! Ein Kreuz ist‘s, hat sie gesagt, ich verreck hier hilflos, muss mich von deiner gottlosen Schlampe anlangen lassen, von wegen, dass deine schöne Schwester so eine feine Nase hat. Nachherts will sie dich heiraten, oder schiebt dir einen Bankert unter, blöd wied bist. Das hat sie gesagt die Mutter, die hat an Durchblick gehabt, die Frau, jetzt ist sie hin.
 
O

Orangekagebo

Gast
Na das ist ja ´ne richtige Schweinebacke :)
Lustig geschrieben, Haarkranz. Gefällt mir.

Gruß, Karsten
 

Balu

Mitglied
Das ist dir richtig gut gelungen.
Die Figuren nehmen Gestalt und Farbe an.
Ich bin eh ein Fan von Schattendialogen, und hier kommt
wirklich das schmerzhafte der Situation rüber.

Anerkennung vom Bären
Knut
 



 
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