Gierschlündin
Bevor ich zur Uni muss, radle ich schnell zu den Gaberndorfern Walnussbäumen. Mal eben eine Handvoll Walnüsse ernten. Mitten auf dem Gaberndorfer Feldweg steht da ein Auto mit Erfurter Kennzeichen. Ein Bursche, eingepennt auf dem Fahrersitz, einen Arm und den Kopf halb aus dem Fenster. Sein Mund ist geöffnet. Der Bursche sieht aus wie tot. Ich, Panikmacherin, fürchte immer gleich das schlimmste oder verharmlose die Dinge. Also fahr ich erst nach Gaberndorf, Walnüsse holen. Komm ich zurück und der Bursche liegt immer noch so da, rüttel ich ihn. Ich radle nun weiter den Walnüssen entgegen durch diesen Bilderbuch-Herbsttag. Voll die Sonne und wenn Wind, dann angenehm mild.
Nicht viele Walnüsse finde ich. Muss wohl schon wer anders da gewesen sein. Egal, umso schneller bin ich zurück.
Das Auto steht tatsächlich noch auf dem Feldweg. Aber der Arm und der halbe Kopf sind von der Autotür verschwunden. Die Frontscheibe spiegelt den Himmel mit seinen weißen Wattewolken. Was hinter der Frontscheibe ist oder vor sich geht, kann ich nicht erkennen. Ich radle heran und nehme erwartungsfroh die Sonnenbrille ab. In Gedanken wähle ich schon die Einseinsnull. Und genauso sehr wie ich aufgeregt bin, ahne ich schon die sichere Enttäuschung. Kein Arm, kein halber Kopf zu sehen. Aber unmittelbar davor erkenne ich, die beiden Vordersitze sind hochgeklappt und der Bursche aufgewacht. Er hat es sich auf der Rückbank bequem gemacht, Füße hoch. Klar doch, ist ja sein Auto.
Unverhohlen gaffe ich ihn an. Er ist hübsch, sorgenfrei, neunzehn.
Tja, nix mit Mordkommission, nix mit Zeugenaussage und so. Aber ich muss dem Kommissar auch nicht erzählen, dass ich in Gaberndorf Walnüsse genommen habe. Womöglich hätte man dort nach Zeugen gefragt. Und so käme das mit den Walnüssen ans Licht. Und dann nähmen vielleicht noch andere von den Walnüssen, die ich verdammt noch mal (Pfui, schäm dich) alle für mich haben will.
Jetzt muss ich nur noch zur Uni.
Bevor ich zur Uni muss, radle ich schnell zu den Gaberndorfern Walnussbäumen. Mal eben eine Handvoll Walnüsse ernten. Mitten auf dem Gaberndorfer Feldweg steht da ein Auto mit Erfurter Kennzeichen. Ein Bursche, eingepennt auf dem Fahrersitz, einen Arm und den Kopf halb aus dem Fenster. Sein Mund ist geöffnet. Der Bursche sieht aus wie tot. Ich, Panikmacherin, fürchte immer gleich das schlimmste oder verharmlose die Dinge. Also fahr ich erst nach Gaberndorf, Walnüsse holen. Komm ich zurück und der Bursche liegt immer noch so da, rüttel ich ihn. Ich radle nun weiter den Walnüssen entgegen durch diesen Bilderbuch-Herbsttag. Voll die Sonne und wenn Wind, dann angenehm mild.
Nicht viele Walnüsse finde ich. Muss wohl schon wer anders da gewesen sein. Egal, umso schneller bin ich zurück.
Das Auto steht tatsächlich noch auf dem Feldweg. Aber der Arm und der halbe Kopf sind von der Autotür verschwunden. Die Frontscheibe spiegelt den Himmel mit seinen weißen Wattewolken. Was hinter der Frontscheibe ist oder vor sich geht, kann ich nicht erkennen. Ich radle heran und nehme erwartungsfroh die Sonnenbrille ab. In Gedanken wähle ich schon die Einseinsnull. Und genauso sehr wie ich aufgeregt bin, ahne ich schon die sichere Enttäuschung. Kein Arm, kein halber Kopf zu sehen. Aber unmittelbar davor erkenne ich, die beiden Vordersitze sind hochgeklappt und der Bursche aufgewacht. Er hat es sich auf der Rückbank bequem gemacht, Füße hoch. Klar doch, ist ja sein Auto.
Unverhohlen gaffe ich ihn an. Er ist hübsch, sorgenfrei, neunzehn.
Tja, nix mit Mordkommission, nix mit Zeugenaussage und so. Aber ich muss dem Kommissar auch nicht erzählen, dass ich in Gaberndorf Walnüsse genommen habe. Womöglich hätte man dort nach Zeugen gefragt. Und so käme das mit den Walnüssen ans Licht. Und dann nähmen vielleicht noch andere von den Walnüssen, die ich verdammt noch mal (Pfui, schäm dich) alle für mich haben will.
Jetzt muss ich nur noch zur Uni.