Glioblastom

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Anonym

Gast
Gestrauchelt. Die Schlehe blinzelte mir zu, grinste mit ihrem Blättermund. Dornen bohrte sie in meine Arme. Gravierten das Wort ‚Glioblastom‘ in die tiefen Hautschichten. Mit Absicht. Mit voller Absicht. Blaue Kugeln kullerten vor meinen Augen. Hin und Her. Auf und Ab. Spielte sie Murmeln? So wie ich als Kind auf dem Kopfsteinpflaster vor den Backsteinhäusern. Dieser aufsässige Strauch.
Ich rappelte mich hoch. Der Feldweg lag verlassen da. Eine karstige schorfige Kruste. Er schwankte. Betrunken. Wie verfaulte Zahnstümpfe standen Zaunpfähle am Wegesrand.
Weiße Luft hüllte mich ein wie ein Leichentuch. Unentschlossen benetzten feine Tropfen meine Stirn. Die Baumstämme blass. Ranken klammerten sich leidenschaftslos an den schwarzen Stamm.
Verdorrte Grashalme streckten ihre Finger nach mir aus. Sie umschlangen meine Knöchel und hielten mich fest. Sie raunten: ‚Glioblastom‘.
Das Monster in meinem Kopf hüpfte auf und nieder. Es hatte freie Bahn. Es hatte Geburtstag. Tränen flossen wie eine Stromschnelle. Ich stolperte durch die brackige Pfütze.
Die Furchen des abgeernteten Feldes verliefen ins Nichts. Sie lösten sich auf im Dunst des Novembermorgens. Eine vertrocknete Sonnenblume schüttelte kraftlos den Kopf. Flügellahm. Verzweifelt gurgelten die Krähen: ‚Glioblastom‘.
Die Stimme des Arztes war rau und sonor. Schmeichelnd. Verführerisch. Sein Blick auf die Röntgenbilder. Ein langer schweigsamer Blick.
Eine zerfressene Bank. Ich taumelte, setzte mich. Kalte Stunden. Braune pergamentene Blätter. Brüchiges Klagen, wenn der Wind sie rucken und rollen ließ.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Ein berührender Text! Die Zahl der Zugriffe und Antworten zeigt wieder einmal: Unangenehme Dinge blendet der Leser aus. Er möchte lesen, was er erwartet, wovon er träumt, woran er denkt...

Trotzdem noch ein kleiner Vorschlag: Vielleicht könnte man das "flügellahm", das sich ja wohl auf die Sonnenblume bezieht, durch ein anderes Adjektiv ersetzen?

P.
 

Anonym

Gast
Hallo Penelopeia, danke für deinen positiven Kommentar!
Ich versuche gerade, meine ausgetretenen Kurzgeschichten-Pfade zu verlassen... Das „Flügellahm“ hatte ich als Überleitung zum „Krähensatz“ gedacht. Vielleicht platziere ich das Wort hinter diesem, ich denke darüber nach.
Viele Grüße
Ano.
 

revilo

Mitglied
guten Morgen.....mich "berührt" der Text überhaupt nicht......ich hoffe zunächst nicht, dass er authentisch ist.....ansonsten ist er eine geradzu lehrbuchhafte Jammerode....einige gute Ansätze, aber das Thema, was dem Leser mehrfach ungeschickt angekündigt wird, wird hemmungslos ausgewalzt und mit immergleichen Metaphern geschmückt.....der Text eignete sich allerdings gut für ein kurzes,lyrisches Stück.....so leider nur Dutzendware für den Grabbeltisch...
LG revilo
 

Anonym

Gast
Danke revilo für die Textkritik, hilft mir weiter, LG Anonymus
 

Anonym

Gast
Die Stimme des Arztes, rau und sonor
Schmeichelnd
Verführerisch
Sein Blick auf die Röntgenbilder
Ein langer schweigsamer Blick
Im Park
Ich strauchle
Die Schlehe blinzelt mir zu
Grinst mit ihrem Blättermund
Dornen tätowieren Worte in meine tiefen Hautschichten
Dieser aufsässige Strauch
Ich rapple mich hoch
Der Weg liegt verlassen da
Eine karstige schorfige Kruste, eine brackige Pfütze
Er schwankt
Betrunken
Krähen
Flügellahm
Weiße Luft hüllt mich ein wie ein Leichentuch
Novembermorgen
Die Baumstämme blass
Ranken klammern sich leidenschaftslos an den Stamm
Verdorrte Grashalme strecken ihre Finger nach mir aus
Sie umschlingen meine Knöchel und halten mich fest
Das Monster in meinem Kopf hüpft auf und nieder
Es hat freie Bahn
Es hat Geburtstag
Eine zerfressene Bank
Kalte Stunden
Braune pergamentene Blätter
Brüchiges Klagen, wenn der Wind sie rucken und rollen lässt
 

Anonym

Gast
Die Stimme des Arztes, rau und sonor
Schmeichelnd
Verführerisch
Sein Blick auf die Röntgenbilder
Ein langer schweigsamer Blick
Im Park
Ich strauchle
Die Schlehe blinzelt mir zu
Grinst mit ihrem Blättermund
Dornen tätowieren Worte in meine tiefen Hautschichten
Dieser aufsässige Strauch
Ich rapple mich hoch
Der Weg liegt verlassen da
Eine karstige schorfige Kruste, eine brackige Pfütze
Er schwankt
Betrunken
Krähen
Flügellahm
Weiße Luft hüllt mich ein wie ein Leichentuch
Novembermorgen
Die Baumstämme blass
Ranken klammern sich leidenschaftslos an den Stamm
Verdorrte Grashalme strecken ihre Finger nach mir aus
Sie umschlingen meine Knöchel und halten mich fest
Das Monster in meinem Kopf hüpft auf und nieder
Es hat freie Bahn
Es hat Geburtstag
Eine zerfressene Bank
Kalte Stunden
Braune pergamentene Blätter
Brüchiges Klagen, wenn der Wind sie rucken und rascheln lässt
 



 
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