Glück gehabt

Bonaventura

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Hitze. Staub. Stockender Verkehr. Nachmittags. Airport Road. Die Straße zum Flughafen. Mein Weg nach Hause. Der Kofferraum voller Einkäufe. Wie lange noch? Mein Bauch drückt gegen das Steuerrad. Eine Welle bewegt ihn etwas nach links. Ich streiche über die kleine Ausstülpung. Vorne löst sich der Stau. Ein großer Lastwagen steht quer auf der Straße. Ich fahre schneller. „Madame, Madame“ rufen die Jungen am Straßenrand und winken mir zu, machen das Stopzeichen. Was haben sie nur? Ich blicke in den Rückspiegel. Eine breite schwarze Linie zieht sich auf der Straße hinter dem Heck her, wird immer län-ger und hört gar nicht mehr auf. Eine feuchte Schlange. Jetzt hupt der Wagen hinter mir mehrmals. Was will er denn? Ich fahre nicht zu schnell, 60 Stunden-kilometer, aber was bedeutet der Strich auf der Straße? Die Benzinuhr vor mir fängt meinen Blick. Der Zeiger bewegt sich langsam aber stetig nach unten. Ich verstehe. Benzin läuft aus. Aber wo? Noch mehr Schweiß bricht mir aus. Was soll ich tun? Der Weg nach Hause ist noch weit. Wieder rufen andere Jungen am Straßenrand mir zu. „Madame, Madame, Stop, stop”. Wo soll ich bloß stoppen? Ich fahre langsam weiter, die Nadel in der Benzinuhr sinkt ste-tig. Ich spüre, wie mir die Kehle eng wird, mein Herz ist wohl nach oben ge-rutscht. Was soll ich bloß tun?
Vielleicht schaffe ich es noch bis zur Werkstatt an der Kreuzung auf meinem Weg. Jeder scheint zu sehen, was los ist. Leute winken wieder und zeigen auf mein Auto. Da vorne ist die Werkstatt. Ich stoppe, die Mechaniker kennen mich alle. Meko kommt ans Fenster.
„Meko, my petrol is leaking, please help“ rufe ich. Ich stelle den Motor ab. Steige aus.
„Oyinbo, Oyinbo“, rufen jetzt die Kinder und winken. Immer müssen sie ru-fen, Weiße, Weiße, das hört nie auf. „Madame, you need to weld moto“ sagt Meko jetzt in seinem Pidgin English. Oh Gott, auch das noch, denke ich. Was das wieder kosten wird. „Madame, you no go now, it is dangerous“ sagt er wieder. “Car can burn”. Erst jetzt merke ich, wie gefährlich alles war. Ich fan-ge an zu zittern. Mein Auto hätte in Flammen aufgehen können und ich mitten drin. Und nun muß ich auch noch zu Fuß nach Hause gehen.
„Ok, Meko, please weld the tank“ sage ich. Ich kann mich auf Meko und seine Mechaniker verlassen. „I will do it, Madame, don’t worry“ sagt er. Ich brauche das Auto, es ist lebensnotwendig. In dieser Stadt ohne organisiertes öffentli-ches Verkehrssystem. Die Kinder warten. Maria ist noch da. Auch sie wartet, damit sie dann nach Hause gehen kann, zu ihren eigenen Kindern.
Was mache ich jetzt mit den Einkäufen? Ich muß doch ein Taxi nehmen, es sind sechs Tüten.
Da kommt schon ein Taxi. Die stoppen automatisch, wenn sie Europäer am Straßenrand stehen sehen. Immer ein schnelles und gutes Geschäft. Aber ich weiß, wie man hier den Preis aushandelt. „Madame, where you want go?“ fragt er mich. “How much ?” erwidere ich. Wir einigen uns, ich lade meine Tü-ten in sein Taxi und wir fahren.
 

Bonaventura

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Antwort auf Anregungen

Liebe Zefira,

vielen Dank für diese Anregungen. Es freut mich, daß Dir die Geschichte gefällt. Ich habe die Anregungen sogar schon umgesetzt!
Mein Pseudonym ist beides - männlich und weiblich - weil ich da genau recherchiert habe.
Ich bin eine Frau...
Liebe Grüße
Bonaventura
 



 
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