Gott

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Gott


Am Anfang war Dunkelheit
und Gott und Langeweile,
und Tod und Teufel
schufen die Welt.


Vor lauter Eifersucht
warf Gott sie aus dem Himmel
und schrieb ein Buch darüber.


Auf diese Weise
wurde er auch seinen Sohn los,
schrieb eine Fortsetzung,
und veröffentlichte beide Teile
in einem Band.
Es wurde das meistverkaufte Buch
aller Zeiten.


Gott wurde reich
und trank nur noch Blut,
aber seine Langeweile
wurde er nicht los.


Er plagte sich ein weiteres Jahrtausend,
klebte sich einen Schnurrbart an,
und ging nach Deutschland.


Alle Deutschen mussten an ihn glauben
und Heil statt Amen sagen.
Dort schrieb er, unter anderem,
ein drittes Buch.
Viele fanden es gut.
Die Kritiken waren schlecht.
Nach dem Krieg wurde es verbrannt.


Der Krieg war nicht heilig, aber total,
und auf die Frage, warum er sowas mache,
antwortete Gott:
Ich habe Hunger und werde nicht satt,
ich hatte eine unglückliche Kindheit
und fühle mich so leer.


So beschloß Gott,
ein Buch über seine Kindheit zu schreiben,
aber Gott ist krank.
Gott hat Schreib- und Ladehemmung.
Er fürchtet, daß ihm keiner glaubt.
Er ist sich nicht mal des Titels sicher.
Kultur und Krieg, irgendwas mit K.
Gott mag Wörter mit K.
Und Worte mit T,
und R, aber am liebsten
irgendwas mit K...
 

Renee Hawk

Mitglied
*gg* Er sollte einen Schreibzirkel besuchen, um seine Blockade zu lösen *gg* (fiel mir spontan ein)

Hallo Black,

ich musste schmunzeln und fand es neben dem Amüsement, auch sehr gut geschrieben.

liebe Grüße
Reneè
 
P

Parsifal

Gast
Hallo black sparrow,

es kommt ganz auf meine Stimmung an, ob ich Gedichte wie Deins mag. Wenn man die Bibel als "Gottes Wort" nimmt (was ich nicht tue), müßte Gott sich an deren Aussagen messen lassen, als da wäre, daß kein Vogel vom Himmel und kein Haar von unserem Kopf fällt, ohne daß Gott es will. Die Kirchen winden sich ja auch mehr oder weniger gekonnt, wenn sie z.B. mit diesem Satz konfrontiert werden.

Manchmal kommt Gott mir vor wie jemand, der in einem Ameisenhaufen stochert und zuschaut, was passiert. - Ernst Barlach stellt im "Blauen Boll" die Frage, ob wir Gott brauchen, oder er uns. Man kann sehr lange darüber nachdenken.

Im ganzen möchte ich aber eher Mephisto zustimmen, der sagt:

„Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd' er leben
hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
er nennt's Vernunft und braucht's allein,
nur tierischer als jedes Tier zu sein.“

Viele Grüße
Parsifal
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hallo ersteinmal aus dortmund nach dortmund ;-)
mit dem text kann ich echt nix anfangen, den finde ich zu platt, zu sehr auf provokation konstruiert (vielleicht ganz nett für die poetryslam bühne im subrosa - für alle dortmunder hier). klar über gott herziehen, kann ja erstmal kreativ sein, aber ich glaube (nachdem ich mir auch noch den einen oder anderen text von dir hier angesehen hab), daß du das besser kannst... die analogie hitler - gott find ich ganz spannened und als du dann mit dem heiligen krieg anfingst, hätte ich mir gewünscht, daß auch etwas zur aktuellen politischen situation im nahen osten kommt... und vor allen dingen, wer ist gott denn da? bush? oder saddam? osama? irgendein palästinenser mit zehn kilo semtex um den bauch geschnürt? sharon?
wie gesagt... nette idee, aus der man was machen könnte, so wie sie da steht allerdings nicht viel mehr als brainstorming...
ach ja... und das ende... das hab ich nicht verstanden ;-)
gruß mirko
 
Oh Mann!

Tja,
ich weiß gar nicht so recht, was ich alles sagen möchte
zu euren Kritiken...
Zunächst mal, parsifal, ich denke nicht dass es von der
eigenen Stimmung abhängen sollte, wie ein Gedicht rezipiert wird, aber vielleicht meinst du auch nur das Thema.
Im übrigen stimme ich Mephisto ebenfalls zu, besonders
seiner Darstellung im Faust, die ihn nicht als böse zeigt,
sondern als jemand, der von den Menschen genervt ist,
so dass er ihnen in den Hintern tritt, damit sie was
merken, ein Lichtbringer eben.Und wenn schon der Teufel an den Menschen verzweifelt..
Und Mirko ( Gruß aus Dortmund zurück), ich glaube es ist
genau das was ich mit meinen Gedichten erreichen möchte,
ein Brainstorming, und warum sagst du "nur" ?
Ich bestehe schließlich auf der Freiheit meiner Leser,
und darum geht es in dem Gedicht.
(Der nächste slam ist übrigens am 15.09. Vielleicht
sehen wir uns da ja, fänd ich spannened)
Das Gedicht ist nicht blasphemisch gemeint, also keine Kritik an Gott, eher an den Menschen.
Ich denke wir können ohne Glauben nicht leben, aber Gott
bedeutet Freiheit, und Menschen tragen den Mechanismus in sich, einen Papa oder großen Bruder zu suchen, dem sie ihre
Freiheit vor die Füße werfen können, ungeachtet des Preises, den sie dafür zahlen müssen.
Der Weg führt zwangsläufig zu Katastrophen.
Wir haben hier alles was wir brauchen, und doch sind wir zu blöd für diese Welt..
Renee, schön dass wenigstens du dich amüsiert hast!
Und stoffel, mir gehts genauso. Ich verstehe nicht,
warum Menschen sich überhaupt bekriegen.
Passt auf euch auf

black sparrow
 



 
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