Große Sau /Kurzerzählung

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Anonym

Gast
Eine große Sau

Die heute besichtigte Wohnung ist leider zu klein für uns. Die Lage gefällt mir: Nur drei Meter vor dem Wohnzimmer-Fenster beginnt schon die unter Landschaftsschutz stehende Wiesenlandschaft und im Hintergrund sieht man einen Wald. Das Gebiet gehört einem Öko-Landwirt und mein erster Blick aus dem Fenster war auf eine große Sau gleich vorne am Wiesenrand gefallen, die mir liegend ihre Bauchseite zustreckte. Richtiger: Ihre Brustseite, denn die ganze Strecke zwischen Vorder- und Hinterbeinen zeigte „Busen“ und zwar sieben Zitzen-Paare hintereinander.

Zum Glück bekommen Frauen nie so viele Kinder auf einmal. Oder wie wäre der Anblick mit zwei oder gar vielen Brustpaaren untereinander?

Bei dieser eigentlich auch ganz interessanten gedanklichen Vorstellung mit diversen neuen Möglichkeiten gleiten meine Gedanken ab:

In meiner Jugend musste man schon heimlich im Doktor-Buch der Eltern blättern, um mal einen unbedeckten Busen zu sehen. Eine Illustrierten-Flut wie heute konnte man sich nicht einmal vorstellen und erst recht nicht mit den vielen nackten Tatsachen innen oder gar auf den Titelseiten.
Während der Lehrzeit teilte ich mein Zimmer im Hause des Lehrherrn mit meinem ein Jahr jüngeren Kollegen. Entsprechend unserer damals normalen Erziehung zeigten wir uns möglichst nicht einmal gegenseitig nackt.
Als ich heiratete, hatten meine Frau und ich kaum Vergleichsmöglichkeiten gehabt bei den wesentlichen Unterschieden zum anderen Geschlecht.
Mädchen und Frauen trugen lange Hosen äußerst selten und fast nur beim Skilauf oder gelegentlich an kalten Wintertagen. Aber der Minirock war noch nicht erfunden und schon unter dem Rockrand sichtbare Knie waren ungewöhnlich.

Bernd und Ruth, ein befreundetes Ehepaar, hatten festen Zelt-Stellplatz auf einem Campingplatz mit Schwimmbecken und luden uns ein, mit ihnen als Gäste dort hin zu fahren. Gern nahmen wir an, waren aber völlig unvorbereitet, als wir am bewachten Eingang und dann auf dem Platz feststellten, dass es sich um einen für uns völlig neuen FKK-Platz handelte. Und man anschließend Nacktheit sogar von uns erwartete.

Das Gelände lag entfernt von Ortschaften und wir waren ohne Fahrzeug – sonst wären wir sicher schnell wieder verduftet.
O ja, mich interessierten die so selbstverständlich offen herumgetragenen Busen und Pobacken durchaus sehr, aber ich traute mich kaum, mehr als nur mit kurzen heimlichen Seitenblick hinzusehen. Meine verklemmte Erziehung stand meinen tatsächlichen Wünschen doch sehr im Wege und alles war auch zu unvorbereitet und plötzlich über mich gekommen.
Im Verlauf des Nachmittages steckte die herrschende Ungezwungenheit zwar auch mich an und ich bemühte mich um Anpassung.
An meine eigene Nacktheit jedoch musste ich mich erst langsam gewöhnen. Die anwesenden über vierzig Frauen und Mädchen aber hatten meine volle - wenn auch sehr heimliche - Aufmerksamkeit.

Innerlich überwog weit die Dankbarkeit gegenüber Bernd für dieses neue Erlebnis. Äußerlich – ein wenig auch tatsächlich – war ich sauer, weil man uns so ungefragt und unvorbereitet in dieses Abenteuer gelockt und gestürzt hatte. Irgendwann würde sich bestimmt eine Gelegenheit zur Revanche ergeben. – Bernd konnte übrigens meinen zur Schau getragenen Ärger überhaupt nicht verstehen, hatte er doch nur uns auch den Weg in eine Welt öffnen wollen, die für ihn längst ganz selbstverständlich war.

Wären wir mitgefahren, hätten wir die Art des Zieles vorher gekannt? – Ich weiß es einfach nicht! Aus heutiger Sicht bin ich dankbar für diese „Aufklärung“, die mich sicherlich etwas freier von meiner Erziehung zum übertriebenen Schamgefühl machte.

Im Januar darauf hatten wir neben Ruth und Bernd noch zwei weitere junge Ehepaare und zwei Skatkollegen zu Gast. Während des späteren Abends fiel mir plötzlich die noch „offene Rechnung“ und eine Gelegenheit zur Retourkutsche ein.

Ich ging von hinten zur gerade aufgestandenen Ruth, half ihr aus ihrem Bolero, welchen sie eigentlich gar nicht ausziehen wollte und sagte ihr, sie möge sich doch bitte jetzt weiter entkleiden.
Die übrigen Gäste informierte ich, dass Ruth einen so wunderbaren Busen habe und diesen jetzt als Höhepunkt des Abends allen vorführen werde.

Nun, Bernd zeigte sich körperlich als sehr sportlich und stand blitzartig neben uns, um diese Vorstellung zu verhindern. Offensichtlich ging seine FKK-Einstellung doch nicht bis ganz in die Tiefe.

Und damit schließt sich der Kreis der Geschichte, denn ich erfuhr aus seinem Munde, dass ich ein – seine genauen Worte entsprachen mehr der Überschrift dieser Erzählung – sehr ausgewachsenes Ferkel sei.
 



 
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