Gundolf und Alena. Alena.

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Ein grauer, wohlriechender Sommer. Am Abend, wenn alle sich wieder verstecken kommt Gundolf hinaus, und setzt sich an den Strand des großen städtischen Badeteiches. Er spürt die Wärme des Bodens, und genießt den angenehmen Anblick des kultivierten Wassers. Die Stadt, dieser pulsierende Moloch ist dann so weit weg, dass es ihm fast gut geht.

An diesem Abend war er sehr gebrochen und müde. Er überließ sich der Atmosphäre. Unerwartet stand eine nasse junge Frau vor ihm. Gundolf spürte sofort, dass ihm hier ein außergewöhnliches Wesen begegnet war.

Mit einer aufrüttelnd reinen und ehrlichen Stimme bat sie ihn um ein Pflaster. In ihren unglaublich tiefen Zigeuneraugen war so viel Verletzlichkeit und so viel Leid, dass Gundolf nicht anders konnte als alles für sie zu tun.

Er bedeckte ihre glatten und stolzen Schultern mit einer Decke und schwang sich mutig und bereit auf sein festes und lauffreudiges Pferd, und holte ein Pflaster aus seinem armseligen und unpersönlichen Versteck.

Sie sagte, sie heiße Alena. Ihr Hund Djuro war auf einen Rosendorn gestiegen und blutete. Sie waren schon vor Jahren voller Hoffnung aus Südserbien in die Alpen gezogen.

Sie führte ihn in ihr Haus, wovor Djuro, der traurige Hund Emmigrant auf dem ungeliebten Boden lag und es ablehnte in diesem politischen System zu bellen.

Alena hatte sich ein gutes Leben aufgebaut, nur Djuro’s Zustand bedrückte sie.

Gundolf versprach ihr zu helfen, jede erdenkliche Mühe auf sich zu nehmen. Er wollte nur, dass Alena glücklich sein kann.

Er ging tief in den finsteren und guten Alpenwald, fällte den besten Baum und baute ein schnelles und sicheres Boot. Alena verabschiedete ihn mit einer liebevollen und zärtlichen Berührung, als er ins Boot stieg.

Gundolf trieb die braune und mächtige Donau flussabwärts, bis das Boot aus Alpenholz ihn in das flache und laute Zigeunerland brachte.

Er fand seinen Weg durch die Gänse und das Schilf und traf Schabban, den mächtigen König der Donauzigeuner. Schabban liebte Alena, so wie er alle liebte, und war gewillt ihr zu helfen.

Schabban, der mächtige König der Donauzigeuner rief Hatidje, die leidensfähige und schöne Schamanin und ersuchte sie um Hilfe.

Hatidje ging zu einem Haufen getrockneten Schafdunges, und holte mit bloßer Hand 4 schwarze Schlangen heraus. Sie suchte die größte aus, und vollführte ein zuckendes und energisches Ritual.

Sie badete einen Albinohasen in unschuldigem Kuhblut und lies die Schlange den zitternden Hasen verschlingen. Der Hase war sehr groß und die Schlange weinte und blutete.

Nach drei Tagen nahm Hatidje die Schlange und küsste sie in ihr Maul. Sie saugte das ganze Schlangengift heraus und spuckte es dann in ein Fläschchen.

Djuro solle dieses Gift trinken, dieses würde seine Traurigkeit töten und seinen Trotz brechen.

Schabban ließ die wertvollsten Geschenke für die geliebte Alena in der Fremde bereit machen. Schinken, Tücher, Spiegel, Federn und Brot, gesundes und weiches Heimatbrot.

Gundolf ließ sich von einem rostigen rumänischen Tanker die trübe Donau aufwärts ziehen, bis er im Land der Alpen war. Während seiner Rückreise dachte er fast ohne Pause an Alena. Diese drei Tage im Reich de Zigeuner hatten ihn nachdenklich gemacht.

In den Alpen angekommen wurde er herzlich von Alena empfangen. Er spürte kaum die Sehnsucht nach seinem Versteck.

Alena lachte so ansteckend und ehrlich als sie ihm die Geschenke präsentierte.

Djuro, der Hund Emigrant, wurde geheilt, und bellte und bellte.

Alena umarmte ihren treuen und felligen Freund. Wie lang hatte sie ich nicht mehr bellen gehört, endlich konnte sie ohne schlechtes Gewissen ihr Glück ausleben, im aufregenden und ordentlichen Land der Alpen.

Gundolf saß auf dem saftigen Alpengras in Alenas Garten und fühlte eine warme Genugtuung. Alena schien glücklich.

Das was er anfangs für Verletzlichkeit in ihren Augen hielt, erkannte er jetzt als die tiefe, unerschütterliche Offenheit die alle Kinder der Zigeunerdonau in sich trugen.

Gundolf blieb bei Alena, und sie lebten so bewusst wie man nur leben kann.

Im Garten bellte Djuro, der gute und gute Hund Emmigrant.
 



 
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