Gustav

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wondering

Mitglied
Gustav

Der Gustav ist als Mann mal ehrlich
für Frauen eigentlich entbehrlich.
Doch schätzt man im Kollegenkreise
die pflichtbewusste Arbeitsweise.

Dies brachte ein für ihn unmerklich
ein deutlich Mehr an Arbeit täglich.
Doch war er still und auch stets dankbar,
wenn die Belegschaft nur recht zahm war.

Diese sah die Gunst der Stunde,
es machte rasend schnell die Runde:
"Der Gustav hat nicht Frau noch Kind,
wodurch wir aus dem Schneider sind,
wir können Gustav machen lassen
und es selbst richtig krachen lassen."

Der Gustav erntet Lob und Tätscheln.
Den ganzen Tag ihn zu verhätscheln,
empfindet er nur als gerecht,
und außerdem tut's ihm nicht schlecht.

So hat er nie die Nas' gerümpft
wenn alle gehen auf leisen Strümpf
zu früh, auch als sie später kamen
wollt' Gustav's Tun kein Stück erlahmen.

Bis eines Tages, das war herbe,
dem Chef bestimmt war, dass er sterbe.
Und nach der angemessnen Trauerzeit
machte sich das Team bereit,
mit verbaler Faust und Ellenbogen
den Stuhl des Chefs sich selbst zu holen.
Der Gustav merkte nichts vom Ganzen,
sein Haupt geneigt über Bilanzen.

Nach Tagen böser Rangelei
und dubioser Schieberei
bezog ein neuer Chef sein Zimmer,
an dessen Tür stand: "Chef für immer".

Bevor ich mit Details jetzt quäle
den Schluss ich kurz und knapp erzähle:

Als der Chef den Gustav erblickt,
und sah, wie der in Akten erstickt,
nimmt er den Untertan gnädigst sich vor,
und leiht dem Geplagten verständig sein Ohr:
Er fragt ihn: "Na, wie geht's uns denn heute?"
Und Gustav meint schüchtern: "Öhm, wir sind pleite!"
 
P

polarjogger

Gast
Die Tiere werden grösser

Aha,
jetzt kommen nach Fröschen, Spinnen und anderem Getier wir Menschen dran. Wenngleich doch als "Intellektuelle" unter den Säugetieren bekannt, führst Du Deinen Lesern vor, dass die Alltäglichkeiten des Menschen nicht weniger absurd und menschlich, pardon, tierisch sind, als die der Krabbeltiere und kleinen Säuger.

Vielleicht solltest du irgendwann einmal eine Anthologie herausgeben unter dem Titel: Vom Menschen und anderen Tieren". Sicherlich ein Genuss zum Lesen, genauso wie dieses Gedichtete hier.
lg. /pj
 

aboreas

Mitglied
Halo wondering.

Das überraschende Ende entbehrt nicht einer gewissen Logik. Habe meinen Spaß dran gehabt. Einziger Wehrmutstropfen: dass wohl der brave Gustav einer der erste wäre, der gehen müsste.

Auch durch die Logik des wirtschaftlichen Aspekts wird die Sozialkritik ins Licht gerückt, die ja schon ins Spiel kommt durch das Fernhalten des Fleißigsten vom Chefsessel.

Sehr gut durchdacht!

Gruß, aboreas
 

wondering

Mitglied
Hallo aboreas,
danke für dein Lob.
Siehste, und weil es so gehen kann, bin ich mein eigener Chef UND mein fleißigster Mitarbeiter ;-)

Schöne Feiertage
-ich habe mir Dienstag noch frei gegeben...
Wondering
 

karlkarl

Mitglied
ein hoch auf alle gustavs dieser welt, ohne sie würden wir weniger zu feiern haben. deine schreibe macht laune
gruss karlkarl
 

B.Wahr

Mitglied
Hallo wondering,

Der Gustav ist ein Ass
Hat immer Freude an der Kass´
Und schafft auch ganz behende
Das bitt´re Ende...

Mir hat´s gefallen, obwohl tragisch...
LG
B.Wahr
 



 
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