Hättet Ihr Lust weiterzulesen?

Emma Roth

Mitglied
Wüßte gerne, ob ich die Geschichte richtig aufgebaut habe. Dafür brauche ich eure Hilfe. Vielleicht Verbesserungsvorschläge oder ...
Hättet Ihr Lust, weiterzulesen?
Danke für Eure Hilfe Emma


Im Zwiespalt der Gefühle

Wenn mich jemand vor fünf Tagen gefragt hätte, ob ich mit meinem jetzigen Leben zufrieden wäre, hätte ich ihn verdutzt angeguckt und gesagt: „ Klar, mir könnt’s nicht besser gehen.“ Schließlich hatte ich alles, was man als 37 jährige, junggebliebene, vollemanzipierte Frau besitzen konnte. Ich hatte eine sieben Zimmer Wohnung mit Blick auf den Baldeneysee, einen wohlgeratenen Sprössling, der mir an manchen Tagen schon bald zu wohlgeraten erschien und einen alles wissenden Ehemann, der nicht nur belesen war, sondern ganz nebenbei auch noch einem geregelten und gutbezahlten Job nachging. Was wollte ich mehr?
Wie gesagt, so sah mein Leben noch vor gut fünf Tagen aus. Geordnet, geregelt, vollkommen. Aber jetzt, seit dieser dämliche Einladung von Hannah, war plötzlich alles anders. Hannah, eine ehemalige Schulkameradin, an deren lyrischen Ergüsse wir uns vor Jahren ergötzten, trieben mir heute den Angstschweiß aus jeder einzelnen Pore.
Ob du es nun glaubst oder nicht, stand da geschrieben, Hannah bringt es für dich jetzt ans Licht. Vor zehn Jahren, wer hätt’ es gedacht, hat unser Jahrgang das Abi gemacht. Denkst auch du, das ist ein Grund, bist nicht krank, das heißt gesund, würd ich mich freuen, dich wiederzusehen, ich hisse die Fahnen – du wirst schon sehen.
Meine Hände zitterten. Ich musste mich setzen, und fühlte zum ersten Mal in meinem Leben eine wahre Flut von aufsteigenden Depressionen tief in meinem Innersten. Hatte Hannah es wirklich nach zehn Jahren fertig gebracht, ein Stufentreffen zu organisieren?
Ich rief sofort bei Frieda an. Frieda wusste immer einen Rat. „ Megageil, Anne. Ich versteh nur nicht, warum du so zurückhaltend bist und deiner Freude nicht Ausdruck verleihst?
„ Also als ich letztens.....“
„ Frieda,“ meine Stimme überschlug sich fast vor aufkommender Freude. „ Du verstehst scheinbar gar nichts. Ja, ich weiß, dein Treffen vor einem Jahr war klasse. Du hast Armin wiedergesehen und ihr habt euch zum hundertsten Mal ineinander verliebt. Und ...“, jetzt kam ich zum Knackpunkt, „du warst eine von denen, die einen interessanten Lebenslauf vorzuweisen hatte.“
Frieda schwieg einen Moment. „ Ja und? Mein Gott Anne, was ist denn los mit dir? So kenne ich dich ja gar nicht. Hast du etwa nichts aus deinem Leben gemacht?“ – „Mmh“. Ich ahnte. Was gleich kommen würde. „ Sag bloß, du hast Angst zuzugeben, dass aus all deinen Illusionen nichts geworden ist?“ „Kann schon sein.“ Langsam wurde mir immer mulmiger. „ Existierst du eigentlich nur, weil dein Mann sich so rührend um dich kümmert?“
Mir stockte der Atem. Das war einfach zu viel für mich. Mit voller Wucht landete der Hörer auf der Gabel. Frieda hatte ja recht. Ja, ja, ja. Und trotzdem war ich sauer auf sie.
Das Telefon klingelte. Frieda entschuldigte sich und ich zeigte mich versöhnt. So sehr versöhnt sogar, dass ich prompt ihre Einladung ins Café Overbeck annahm. Frieda kam natürlich wie immer zu spät. Zwanzig Minuten glotzte ich gequält zur Eingangstür, dann zog ich verlegen mein Handy, ein Weihnachtsgeschenk meines Mannes, hervor und tippte wild auf den Tasten herum. Endlich tauchte Frieda auf. „ Wartest du schon lange?“ wie immer frohgelaunt, setzte sie sich mir gegenüber auf den Stuhl. Benommen sah ich auf. „ Sorry, aber wer sind sie?“ ...
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

die Frage möchte ich vorweg beantworten: nein, ich habe keine Lust, den Text weiter zu lesen.

Aber ich möchte versuchen, diese meine Antwort auch zu begründen:

Der Anfang ist gut aufgebaut - mit klassischen Elementen wie der Einführung der Protagonistin, der Erklärung, wer/was/wie sie ist, dem Hinweis darauf, daß ihr normales Leben plötzlich geändert wurde. Und dann kommt der Absatz mit der Einladung zum "Jahrgangstreffen" - hier stutzte ich zuerst: wenn die Protagonistin (Hanna/Anna/Anne/Frieda - zu viele gleich aufgebaute Namen!) 37 Jahre alt ist - wieso hat sie dann erst vor 10 Jahren ihr Abitur gemacht? Das wird nicht erklärt (ich vermute: Abendschule). Dann _freut_ sich die Erzählerin mit hektischer Aufregung im Gespräch mit Frieda - es wird nicht erklärt, worüber sie sich so dramatisch aufregt, daß sie fast einen Herzanfall zu bekommen scheint, zumal Frieda eher den Eindruck erweckt, die Erzählerin hätte Grund zur Ablehnung des Treffens... überhaupt: was ist das Problem mit einem Jahrgangstreffen?

Für mich wäre die Antwort auf die Frage, ob ich Leute aus meinem Abitur-Jahrgang wieder sehen möchte, einfach: Nein, keinesfalls. Andere mögen anders reagieren - aber das ist eigentlich ziemlich egal, solange in der Geschichte nicht vorher ein bestimmtes Verhältnis, eine Panik (vor einem Klassenkameraden?) oder sonst ein Dilemma aufgebaut wurde. Ein Klassentreffen ist einfach zu banal, um als Katastrophe angesehen zu werden... es sei denn, es gibt eine Erklärung.

In diesem Zusammenhang denke ich, fehlt es zu sehr an Charakterisierung, an Hintergrund, an "Plot" (um was geht es ingesamt) - und am Schluss verstehe ich gar nichts mehr ("wer sind sie" - welche sie?)
 

gladiator

Mitglied
Hallo Emma,

im Gegensatz zu mact hätte ich schon Lust, weiter zu lesen. Die Idee eines KLassentreffens und die damit verbundenen Vergangenheitswühlereien und Träumeerinnerungen sind ja nicht neu, aber warum nicht?
Auch den Aufbau finde ich ganz gelungen, wobei es nach der Hälfte ziemlich abfällt. Die rasch erzeugte Spannung mit den "Depressionen" hält sich nicht und zerfasert etwas.

Was mich vom Lesen am meisten abhalten würde, sind einige Formulierungen, sowohl sprachlich als auch inhaltlich:

Hannah, eine ehemalige Schulkameradin, an deren lyrischen Ergüsse wir uns vor Jahren ergötzten, trieben mir heute den Angstschweiß aus jeder einzelnen Pore.

"ergötzt hatten"

Meine Hände zitterten. Ich musste mich setzen, und fühlte zum ersten Mal in meinem Leben eine wahre Flut von aufsteigenden Depressionen tief in meinem Innersten.

Wenn sie so etwas zum ersten Mal fühlt, wie kann sie dann wissen, dass es sich um eine Depression handelt? In der auktiorialen Erzählhaltung hätte das Sinn, in der personalen allerdings weniger. Die meisten Menschen, die unter Depressionen leiden, wissen es gar nicht, bis sie es in langer Behandlung selbst erkennen - im Idealfall.
Was ich sagen will: Es wäre viel spannender, die Empfindungen der Erzählerin zu beschreiben, als einfach mit dem Wort "Depression" alles erklärt haben zu wollen. Hätte Dostojewski seine Texte auf das reduziert, was sie letztlich aussagen, der Weltliteratur wären einige dicke Schinken verloren gegangen :D.

Hatte Hannah es wirklich nach zehn Jahren fertig gebracht, ein Stufentreffen zu organisieren?

Passt nicht in den Zusammenhang. Jetzt geht es darum, warum das Klassentreffen solche Gefühle auslöst.

Die Dialogzeilen sind - Sorry, aber so ist mein Gefühl - weitgehend aus der Spur. Lies Dir die Zeilen mal laut vor, oder noch besser, lese sie mit Freunden und verteilten Rollen. Du wirst überrascht sein, über wieviele Stellen die Leute stolpen werden.

So, ich muss jetzt weg, vielleicht schreibe ich später mehr.

Gruß
Gladiator
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Emma,

ich sag immer: Für jeden Text gibt es auch einen Leser. So gesehen ist jede Meinung zu Deinem Text ein subjektives Empfinden, genau wie meine folgende Meinung:

Der Anfang war wirklich spannend und ich sagte mir sofort, klar will ich weiterlesen. Doch zur Mitte hin flaute mein Interesse stark ab. Das Thema klang sehr gewöhnlich und recht spannungsarm.
Ist meine persönliche, aber ehrliche Empfindung beim Lesen gewesen.

LG
Volkmar
 

Emma Roth

Mitglied
Danke, danke, danke

Sorry, es war ein rascher Versuch, mal etwas ganz anderes zu schreiben, aber ich habe gemerkt, so einfach läßt sich doch nichts unübliches schreiben. Werde mich wohl lieber weiterhin der Dichtkunst widmen. Eure Kritik war trotzdem sehr lehrreich und ich danke Euch für die Zeit und Mühe, die Ihr dafür aufgebracht habt. Nehme die Geschichte lieber so schnell wie möglich raus, um nicht der Gefahr zu unterliegen, als völliger Döskopp hier zu enden. Vielleicht hätte ich zu Beginn der Geschichte kurz den Inhalt erläutern sollen. Die Misere ist nämlich, das Anne, Zeit ihres Lebens, ihren anderen Mitschülern immer eine "Wahnsinnskarriere" voraus - bzw. vorgegaugelt hat, deshalb die aufkommenden "Depressionen" (die ich aus Erfahrungsmangel nicht näher beschrieben habe). Alles andere ... war halt ein Versuch.

Bis dahin.

Emma
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Emma,

fänd ich aber schade, wenn Du jetzt so schnell die Flinte ins Korn wirfst. Warum denn? Eine gute Schreiberin wie Du, weiß doch, dass der "Bestseller" nicht vom Kopf auf's erste Blatt Papier fällt. Da steckt immer ein bisserl Arbeit dahinter. Da hab ich aber wirklich selbst schon dürftigeres hier fabriziert, und liebe User haben mir aus der Patsche geholfen mit ihrer Kritik und mit ein wenig Arbeit sind dann ansehnliche Geschichten daraus geworden.

LG
Volkmar
 

rabi

Mitglied
Hi Emma,
am Anfang war ich auch sehr gespannt auf Deine Geschichte, aber wie schon meine Vorredner erwähnten: es fehlt irgendwie der rote Faden. Man weiß nicht so recht, worauf Du hinaus willst.

Aber Du hast Deinen Gedanken dann ja erklärt. Dieses Thema gibt doch bestimmt eine Menge her: „Die Misere ist nämlich, dass Anne Zeit ihres Lebens ihren anderen Mitschülern immer eine Wahnsinnskarriere vorgegaugelt hat, deshalb die aufkommenden Depressionen"

Ich würde mich wirklich freuen, wenn Du das noch einmal aufgreifst und daraus eine spannende Geschichte machst. Vielleicht solltest du sie vorher mal einem „Unbeteiligten“ vorlesen. Dann merkst Du, ob er den Plot erkennt.
 

Emma Roth

Mitglied
Also gut

Hallo Volkmar,

also gut, überredet, ich lasse den Anfang der Geschichte noch ein paar Tage drinstehen. Hast ja Recht, je mehr konstruktive Kritik, desto besser. Warten wir ab, was noch alles kommt - bin schon gespannt und werde mich dann gleich ans Werk machen.

Liebe Grüße Emma
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Emma,

das finde ich prima, so soll es doch auch sein. Ob mal was daraus wird steht momentan auch nicht im Vordergrund, es ist zumindest eine prima Übung. Deswegen steht der Text ja auch in der Werkstatt.

Die Geschichte beginnt also abzuflauen ab:
"Ob du es nun glaubst oder nicht, stand da geschrieben,..."

Vielleicht wäre es sinnvoll die bereits spannende Einleitung noch etwas mehr auszubauen, dadurch dem Leser auch etwas zeigen wo die Reise hinführen wird. Die Vorschläge von mact und Gladiator sind doch auch noch da. Nun beginne einnfach mal an dem Text zu basteln und dann stellst Du ihn als Antwort neu ein. Den Originaltext würde ich so stehen lassen, so lässt sich gut vergleichen. Vielleicht haben ja andere User noch andere Vorschläge.

Aber ich finde es gehört noch ein wesentliches Spannungselement hinein. Depressionen hat doch heutzutage jeder, darüber will man nichts mehr lesen. Aber wird die Protagonistin durch die Depressionen selbst über sich hinauswachsen, wird sie superstark werden, oder werden die Depressionen sie töten??? Das sind schon Punkte die einen mehr interessieren. Ich will sagen, Du brauchst einfach noch einen kleinen Aufhänger für die Geschichte. Wo geht die Reise hin?

Also dann hau mal in die Tasten.
LG
Volkmar
 

Brigitte

Mitglied
Hallo Emma,
Ich finde auch, Du solltest nicht gleich aufgeben, denn die Geschichte schien doch recht gut anzufangen, aber wie schon erwähnt, ließ sie in der Mitte doch nach.
Was mich am Anfang stutzig machte war, dass Anne, jetzt 37, vor 10 Jahren ihr Abi machte, recht spät denke ich, aber es gibt dafür ja sicher einen Grund (Abendschule z.B.), aber es wäre vielleicht gut, dies zu erwähnen.
Also probiers weiter, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wies so schön heisst.

Lieben Gruß
Brigitte
 

gladiator

Mitglied
Löle!

Wenn der Text nicht einen guten Ansatz hätte, hätten wir uns gar nicht die Mühe gemacht, uns damit zu beschäftigen. So geht es mir zumindest. Von daher wäre es Quatsch, gleich aufzugeben. Die Idee mit dem Vorgaukeln der Karriere ist doch gut.
Zudem bin ich der Meinung, dass dieses "Würdest Du weiterlesen?" ziemlicher Unfug ist. Ein Leser, der sich ein Buch gekauft hat, wird es nicht nach drei Absätzen hinwerfen, dazu hat es ja viel zu viel Geld gekostet :D. Wenn das Thema interessant ist, liest er auch ein bisschen weiter.

Gruß
Gladiator
 



 
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