Haiku - Kirschblüte

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NewDawnK

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Hallo Walther,

ein wunderbares Stimmungsbild für den Frühling. Nach meinem Empfinden eines der besten Haikus (oder heißt es Haikühe? ;)), die ich bisher gelesen habe.

Respekt! :)

Schöne Grüße, NDK
 

Walther

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Hallo, NewDawnK,

die Hei-Kühe machen "muh", ein Haiku jedoch schweigt dazu. :) Im Ernst: Das Haiku ist sächlich, die Haiku(s) Streitgegenstand. Aber ist das relevant? ;) Ich finde, nein.

Die Gedichtform aus dem japanischen Kulturkreis benutze ich in ihrer strengen Form: 5-7-5 Silben, Kidais in diesem Fall "Kirschblüte" und "Südwind", der Frühling (Kigo) mit einem ersten Erinnern an den Sommer (Kigo, Kidai: Südwind). Gestern habe ich das Bild in der Tat im Garten selbst erlebt, heute morgen ist unter der Zierkirsche ein zartrosa Blütenblätterteppich. Der Südwind war ein Westwind, aber die Poesie erlaubt ja kleine Kunstgriffe.

Das Haiku ist in seiner ursprünglichen Form ein Naturgedicht. Der Mensch tritt in diese Stimmungen im Senryu ein, wenn man es genau nimmt. Heute verwischen diese Formen immer mehr, was man beklagen kann (oder auch nicht). Ebenso heben sich die strengen Formen (Dreizeiligkeit / Silbenzahl) immer mehr auf. Die Debatte will ich hier weder eröffnen noch führen. Das soll jeder Haijin (Haikudichter) für sich selbst entscheiden.

Ich glaube, daß die Form durchaus über ihre Disziplinierung eine Schärfung der Lyrik und eine Transzendierung der Aussage bewirken kann. Und wenn dies hier gelungen sein sollte, dann sei es der Form und dem gestrigen "Augenblick" geschuldet. Haikus sind immer Rahmen, Durchgang, Ewigkeit. Sie bieten Platz für die Imaginationen des Lesers, für Erinnern und Déjà-Vues. Sie rühren Empfindungen und Gedankenketten an. Wenn das gelingt, dann haben sie ihr Ziel erreicht: einen Raum zu schaffen für das Wesentliche, das Sosein.

Frühlingsgrüße

W.
 



 
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