Haiku Kirschblütenschnee II

4,10 Stern(e) 7 Bewertungen

MarenS

Mitglied
Äste schütteln sich

würde mir besser gefallen. Ansonsten ist die Folge Schnee auf Regen sehr schön.

Maren
 

Walther

Mitglied
Die Äste schütteln -
Nach dem Frühlingsregen
Fällt Kirschblütenschnee

Variante:

Äste schütteln sich -
Nach dem Frühlingsregen
Fällt Kirschblütenschnee
 

Walther

Mitglied
hallo Maren,

ich habe die Variante oben eingefügt. Äste können sich selbst eigentlich nicht schütteln, allenfalls der Wind könnte das. Es müssen also Dritte im Spiel sein.

In meinem Falle taten es Kinder und ihr Vater. Es war ein schönes Bild, die fröhlichen Menschen in der Kirschbaumallee.

Danke und Gruß

W.
 

Paloma

Mitglied
Hallo Walther,

mir gefällt die zweite Variante auch besser. Ein wirklich schönes Bild.

Liebe Grüße
Paloma
 

Rhea_Gift

Mitglied
vielleicht:

Wind schüttelt Äste

??

Würde das Problem lösen - nun, ich könnte auch mit den sich schüttelnden noch leben... ;)

Magst du es auch in meinem Kirschblüten-Thread quoten? Sammle da ja eifrig... :)

LG, Rhea
 
B

Beba

Gast
Hallo Walther,

Die Äste schütteln -
Nach dem Frühlingsregen
Fällt Kirschblütenschnee

Variante:

Äste schütteln sich -
Nach dem Frühlingsregen
Fällt Kirschblütenschnee
wenn es denn ein Haiku sein soll, so ist gewiss die erste Variante die passendere. Und: mit gefällt sich auch besser! Wie du schon sagst, können sich Äste nicht schütteln. Und das müssen sie ja auch nicht, siehe 1. Variante. :)

Ciao,
Bernd

p.s. Meine Wertung gilt der ersten Variante
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ich vote für 1 - mein Vorschlag klingt zu abgehackt, daher eher schlechter - und der "Täter" muss ja nicht genannt werden... 2 ginge auch - aber 1 finde ich besser, wenn schon...

LG, Rhea
 

MarenS

Mitglied
wer noch nie sah, wie Äste sich schütteln sollte sich einmal mehr Zeit nehmen...*schmunzelt

Ich vermute, dass die beiden Versionen einfach mehr oder weniger persönlichen Zugang finden.

Maren
 
Lieber Walther,

auch ich gab meine Bewertung für die 2. Version ab. Man muss der Fantasie (dichterischen Freiheit) doch auch Spielraum geben, oder muss alles berechenbar sein?

Lieben Gruß,
Estrella
 
I

Ivor Joseph

Gast
Ich will nicht schon wieder meckern, weil ich es kaum genau bezeichnen kann, aber bei einem guten Hailu schwingt etwas nach, was hier nicht vorhanden ist. Allein schon die schüttelnden Äste ...

Etwas näher dran kämen mir z.Bsp. vor ...

Nach dem Frühligsregen
Unter blühendem Kirchbaum
Ein erster Schnee ?

Ein erster Schnee ist gefallen
nach dem Frühligsregen
unter dem blühenden Kirschbaum

LG, Ivor
 

Walther

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

ich war mal wieder in der Arbeit vergraben und habe die Antworterei schleifen lassen. Seid alle bedankt.

Beide Varianten haben etwas für sich. Mir liegt die erste näher, aber das ist wohl ein stückweit Geschmacksache.

LG W.

Lb. Ivor,

Du darfst, und Du sollst meckern. Wenn wir nicht anhand von Beispielen Grundsatzdiskussionen anstoßen, kommen wir in unserem Handwerk nicht weiter. Also muß ein solcher Kardinalverriß sein, um unseren Blick für das, was man Haikumoment nennt, zu schärfen.

Ich sehe diesem Fall diesen gegeben. Das liegt zum Einen daran, daß aus dem Bild die Situation wie ein bewegtes Bild vor einem aufscheint. Die Debatte hier zeigt das, ich habe das Haiku auch privat vorgetragen, alle wußten sofort etwas damit anzufangen und fanden das Bild überzeugend.

Zum Anderen ist im Text nur das wirklich Erforderliche beschrieben. Es wird kein Aufhebens gemacht, und es wird nicht, was wir Europäer gerne tun, gleich auch noch unsere Sicht dieses Bilds mit gegeben. Wir geben gerne unseren Senf zu allem und jedem. Hier ist nichts davon zu sehen.

In einem anderen Forum nannte eine Leserin diesen Text "japanisch". Ich war natürlich erstmal platt, habe dann aber die Grundlagen des traditionellen Haikuschreibens noch mal mir vor Augen gerufen. Danach mußte ich der Leserin in Einen recht geben: Ich habe mich oft bemüht, "japanisch" zu schreiben. Dies ist einer meiner seltenen Versuche, bei dem dies wenigstens näherungsweise gelungen ist.

LG W.
 
I

Ivor Joseph

Gast
[ 4]Ja, mit dem "original japanisch" ist das nicht leicht. Und doch so einfach sich zurückzunehmen.

[ 4]Deutlich zu sehen ist das in den Texten von: "Toyotama Tsuno: Gelöstes Haar", deren meiste Gedichte überhaupt nicht "japanisch" wirken, obwohl sie lange dafür gehalten wurden. Bis sich rausstellte, dass es Manfred Hausmanns Pseudonym war und die Biographie der Autorin eine Erfindung.

[ 4]Das wohl bekannteste Gedicht daraus ist:

[ 4]Im Ungesagten
[ 4]das Unsagbare
[ 4]sagen


[ 4]Auch mir gefällt deine erste Version besser. Aber das Nachschwingen ist mir zu kurz.

[ 4]Nicht zum Vergleich, nur aus Genuss, zwei Meisterwerke von Arakida Moritake, in denen das Geheimnis und Nachschwingen so wunderschön sind:

[ 4]Neujahrstag -
[ 4]Wie er heraufbeschwört
[ 4]Das Zeitalter der Götter

[ 4]Am Ende der Reise
[ 4]Zum Gipfel des Berges Kajimi,
[ 4]Der Wind in den Pinien, der Wind in den Pinien

LG, Ivor
 

Walther

Mitglied
Lb. Ivor,

mit den Meistern soll man sich nicht messen wollen. :)

Was wir hier machen, wenigstens meine Wenigkeit, ist der Versuch, gelegentlich so etwas wie solides Handwerk abzuliefern. Daran will ich mich ausrichten und auch messen lassen. Alles Andere wäre der Griff nach den Sternen.

Nun muß das Haiku nicht unbedingt ein Geheimnis haben. Es soll vielmehr anhand der Betrachtung eines Ereignisse Platz für das Nachhängen der Gedanken schaffen. Es mag sein, daß meine Art, dieses zu versuchen, Dir und Deinen Vorstellungen nicht genug entgegenkommt. Es mag ebenfalls sein, daß meine Texte wirklich so dünn sind, wie Du sie beschreibst. Ich selbst bin mir nicht meiner Sache sicher genug, um hier den Finger heben zu können.

Jedenfalls bin ich dankbar, daß Du für mich und alle Mitlesenden wieder aus Deinem Fundus etwas Wesentliches zum Haikuschreiben eingebracht hast. Das allein ist, wie ich meine, die Sache bereits wert. Selten habe ich mit so viel interessanten Aspekten dieses Thema hier beleuchtet gesehen.

Lieben Dank!

LG W.
 
I

Ivor Joseph

Gast
Walther,
danke für deinen Kommentar; ich mag deine Texte, das weißt du ja. Aber egal wie gut ein Gedicht ist, der Sinn einer Mitarbeit liegt primär im Kritisieren, also sucht man überall nach Etwas.

Loben tun dann die Endverbrauchsleser :)
LG, Ivor
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

diesmal möchte ich mich Ivor`s Kritik anschließen.

Mir fehlt die Aussage in deinem Gedicht, sei dieser Wunsch nun europäisch oder nicht. - Du schilderst etwas - ok - doch was ist die Essenz des Ganzen?

Insgesamt bin ich der Meinung, dass dir Haiku und Konsorten ;) nicht unbedingt liegen - ist aber vielleicht Geschmackssache. Den meisten Kommentatoren gefallen diese Texte ja ...

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb Ivor,

Deine Gedanken sind sehr wichtig für uns alle. Nur mit solchen Anmerkungen können wir an unseren Haikus arbeiten und besser werden.

LG W.

Lb. Heidrun,

ich will Dir nicht widersprechen. Das Thema ist nur, daß diese Texte die Leserschaft irgendwie spalten: Die einen lieben sie, die anderen grummeln, und ich stehe dazwischen und rätsele. Aber gut, irgendwann wird der Groschen bei mir schon fallen. Wie heißt es doch? Übung macht den Meister! :D

LG W.
 
B

Beba

Gast
Hallo Heidrun,

heute teilst du aber aus. ;)

Insgesamt bin ich der Meinung, dass dir Haiku und Konsorten ;) nicht unbedingt liegen
Einspruch: ich habe schon viele Haikus von Walther gelesen, die durchaus und gerade in Haiku-Kreisen bzw. anderen Foren ankamen.
Aber ein gutes Haiku ist auch immer ein wenig Glückssache, da man in dem Moment, in dem es entstehen will, ganz gegenwärtig und aufmerksam da sein muss.

Ciao,
Bernd
 



 
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