Haiku "Katze, wartend"

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P

Peter Waldnacht

Gast
Liebes W.

[blue]ich würde beide die streichen:[/blue]

[strike]Die[/strike] Regentropfen
Rauschen hoch im Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Katze wartet

[blue]Da sie nix zur Gesamtaussage beitragen. [/blue]

Regentropfen müsste in jedem Fall durch Wolkensaft ersetzt werden: Viel lyrischer!

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
Rauschen hoch im Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Katze wartet

[blue]Hoch würde ich auch streichen, da Blätterdach das hoch oben enthält.[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
Rauschen [strike]hoch[/strike] im Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Katze wartet

[blue]Im würde ich auch streichen, da die Blätter selbst rauschen.
Rauschendes einfügen.[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
Rauschendes [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Katze wartet

[blue]Rauschendes würde ich ganz streichen, weil Blätter schon von alleine rauschen, wenn der Regen drauf fällt:[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
[strike]Rauschendes[/strike] [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Katze wartet

[blue]Katze würde ich ebenfalls streichen.[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
[strike]Rauschendes[/strike] [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] [strike]Katze[/strike] wartet

[blue]Und durch Hund ersetzen. Hunde warten mehr als Katzen.[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
[strike]Rauschendes[/strike] [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Hund wartet

[blue]Wartet würde ich ganz streichen, da Hunde auch wieder nicht soooo viel warten.[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
[strike]Rauschendes[/strike] [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Hund [strike]wartet[/strike]

[blue]Und durch wedelt ersetzen, weil Hunde mehr wedeln als warten:[/blue]

[strike]Die[/strike] [strike]Regentropfen[/strike] Wolkensaft
[strike]Rauschendes[/strike] [strike]hoch[/strike] [strike]im [/strike]Blätterdach –
[strike]Die[/strike] Hund wedelt

Haiku: "Hund wedelt"

Wolkensaft
Blätterdach
Hund wedelt

So, jetzt hast du ein brauchbares Haiku!

Es grüßt dich herzlich
PW
 

R. Herder

Mitglied
Jetzt weiß ichs!
PW ist ein Teckel!
Darum, Walther, rammelt er dir dauernd ans Bein!


PS: Ob der Text nicht eher Quasi-Experiment ist? Nicht im Sinne von: experimentelle Literatur. Eher im Sinne von: Studie, die sich erst durch Kommentare komplettiert.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Hallo Peter,

bitte betreibe Deine putzigen Trollereien dort, wo sie entsprechend gewürdigt werden.

In den Werkeforen jedoch nicht.

cu
lap
 

Walther

Mitglied
Hi René,

ein Haiku ist genau das, was Du so nett beschreibst. Es schafft seine Bilder mit wenigen (Pinsel-)Strichen im Kopf des Lesers. :)

Sollte das bei Dir evtl. eingetreten sein, dann habe ich es vielleicht geschafft, ein ordentliches Exemplar dieser Gattung zu verfassen. Das kommt nicht nur bei mir eher selten vor.

Haikus haben das Scheitern sozusagen eingebaut. Denn in der Kürze liegt nicht Würze, sondern auch die Gefahr des gnadenlosen Absturzes. :D

Gruß W.
 

R. Herder

Mitglied
Für mich der interessanteste Part ist die menschlicherseits interpretierte Katze, die zugleich im Haiku - das ja ähnlich einem Stilleben eine recht unbewegliche, soll heißen starre und objektbezogene Kunstform darstellt - einen seltsamen Kontrast zur vorangehenden Naturschilderung bildet. Eben auch im Wissen um die sonstige Naturlastigkeit der Haikus.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Zeilenform 5-7-5 im Deutschen irgendwas bringt. Und ob mir die Regentropfen nicht irgendwie ... zu flach sind. Ich hätte den Text wohl mit "Im Blätterdach" begonnen. Das scheint mir konzentrierter.

Bis denn,
René.
 

Walther

Mitglied
Hi René,

das "Warten" der Katze ist keine Interpretation, das ist Beschreibung. Es gibt eine bestimmte Haltung von Katzen, denen man dieses Verhalten eindeutig zuordnen kann. Anders wäre es gewesen, wenn ich das Warten sozusagen "erläutert" hätte, also dem Warten das Ende des Regens zugeordnet.

Interessant ist, daß gerade dieses Bild an anderer Stelle das ausgelöst hat, was ich oben beschrieben habe, eine ganze Reihe von Assoziationen. Nun, hier ist das wohl anders.

Über einen Textvorschlag Deinerseits würde ich mich freuen. Danke.

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Der wedelt im Nirwana, der Hund. Der hat bei Katzen sowieso per se das Thema verfehlt. Da holt er sich eine blutige Nase. :D
W.
 

R. Herder

Mitglied
die Katze wartet
hoch im Blätterdach
rauschen Regentropfen
Das ist ehrlich gesagt die einzige Variante, die mir einfällt, behalte ich deinen Wortlaut bei. Der zweite Vers verknüpft den voranstehenden und den letzten. Durch diese Umstellung gewinnen nach meinem Empfinden auch die zuvor bekrittelten Regentropfen. Mir gefällt zudem das Bild von der Katze im Baum bei gleichzeitigem Regenfall. Das Silbenkorsett 5-7-5 ist freilich nicht mehr gegeben, was auch daran liegt, dass ich den Sinn dieser Vorgabe, im Deutschen jedenfalls, nicht recht verstehe. Ich weiß nicht, wie wichtig dir die per Spiegelstrich angedeutete Pause nach dem Blätterdach ist. Da sie in meinem "Vorschlag" nicht vorhanden ist, ergibt sich ein vielleicht einheitlicheres Bild, ein momentaneres, wenn man so will - aber vielleicht ging es dir um eben jenen Kontrast, den ich vorher angesprochen hab.

Hab ich dein Haiku jetzt verhunzt? Vermutlich ist das Teil zu erklärend, wa?


Grüße,
René.
 

mitis

Mitglied
blöde frage, aber trotzdem ernst gemeint:
ist das wort "blätterdach" für ein haiku nicht viel zu interpretierend? ich finde, es ist für eine momentaufnahme ein zu starkes wort, das zu viel ausdrückt.
und können regentropfen rauschen? bzw. ist das in einem haiku zulässig? ich weiß es wirklich nicht.

mir fällt zur szenerie spontan folgendes ein:

die katze wartet
hoch oben in den blättern
bewegt sich der wind

lg mitis
 

Druidencurt

Mitglied
die katze wartet
hoch oben in den blättern
bewegt sich der wind

bewegt sie der wind--< wind bewegt sich immer

und! die katze lauert

Mfg
DC
 

mitis

Mitglied
@druidencurt

die blätter hoch oben
bewegt der wind
die katze lauert

oder

der wind bewegt
die blätter
die katze lauert
(nicht so gut mit den ganzen artikeln)

allerdings geht aus meiner sicht auch "der wind bewegt sich in den blättern", weil es zwar stimmt, dass wind sich immer bewegt, aber nur dadurch, dass er sich (in dem fall) in den blättern bewegt, wird er irgendwie "sichtbar".

aber naja, es ist ja walthers gedicht, nicht meines...
 

Walther

Mitglied
Danke, René,

das ist ein sehr bedenkenswerter Vorschlag. Wobei damit die Katze ins Zentrum rückt, mir war bei der Erstellung der Baum wichtiger, weil durch das Blätterdach unter ihm ein fast trockener Kreis entsteht, in dem man sogar bei einem Gewitter fast geschützt ist.

Der schwarzweiße Kater des Nachbarn weiß das und nützt dieses Situation bei seinen Streifzügen klug aus. Wobei er sicherlich auch immer ein Auge auf die Meisen wirft, die das ebenfalls ausnützen. Das Sonett dazu steht hier: http://www.leselupe.de/lw/titel-Meisen-so-nett-88951.htm

Letztlich sind meine Haikus alle reale Betrachtungen, kein Gedankenkonstrukt. Damit befinde ich mich auf dem Boden der Haikutradition.

Die 5-7-5 Formvorschrift halte ich zwar gerne (und meistens ein), sie ist aber, das ist inzwischen gängige Ansicht, nicht (mehr) konstitutiv für das Haiku als solches. Daher ist Dein Text in Ordnung - und aus meiner Sicht eine sehr gelungene Variante, die eine neue Sichtweise auf das beschriebene Bild eröffnet.

Letztlich ist es genau das, was ein Haiku tun soll: Bilder schaffen, Diskussionen anregen. Dann war mein erstes Statement doch nicht so ganz falsch und mein Text nicht wirklich schlecht.

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Hi mitis,

auch das ist ein interessante Variante, die aber die Naturbeobachtung nicht mehr abbildet, sondern ein anderes Bild aufgreift. Ich will sie daher nicht rundweg als nicht gelungen ablehnen, aber das ist nicht mehr "mein Haiku".

Wie gesagt: Die Variante ist ein eigenständiger, durchaus gelungener und interessanter Haiku.

Jetzt sind wir, wie ich das bereits sagte, dabei einen solchen typischen Haikufaden zu spinnen. Daher bin ich über meinen Eintrag eigentlich immer zufriedener. Denn selbst wenn er nicht optimal war, so hat er doch eine fruchtbare Diskussion mit vielen Teilnehmern und Varianten in Gang gesetzt, und dafür danke ich allen, die ich hier auf die Fährte locken konnte.

@ DC

Ja, die Katze lauert, aber nur, wenn sie ein Freßopfer entdeckt hat. Das tut sie hier nicht. Hier wartet sie, weil sie nicht nass werden werden will.

Der Wind bewegt in der Tat die Blätter immer, dennoch ist das eine stimmige Beschreibung des Naturereignisses, aber ein Doppel, das man im Haiku vermeiden sollte. Das Bewegen der Blätter setzt den Wind implizit voraus, so daß er nicht mehr genannt werden sollte.

Richtig gut wäre also diese Variantenvariante:

Die Katze wartet
Die Blätter im Kirschbaum
Rascheln

Aber das ist, wie gesagt, nicht mehr mein Haikubild sondern ein anderes, dennoch sehr interessantes und fesselndes.

Gruß W.
 

Joh

Mitglied
Interessante Diskussion, ich stimme dir zu Walther, das ist es, was ein Haiku wie Deines ausmacht. Deines gefällt mit zwar immer noch am besten, doch auch Renes Variante hat etwas. Freue mich auf mehr Haikus von Dir.

ein Gruß, Johanna
 

NewDawnK

Mitglied
das "Warten" der Katze ist keine Interpretation, das ist Beschreibung. Es gibt eine bestimmte Haltung von Katzen, denen man dieses Verhalten eindeutig zuordnen kann.
Hallo Walther,

das sehe ich etwas anders. Nur das bewegungslose Sitzen einer Katze ist beobachtbar. Im Verb „warten“ steckt dagegen noch mehr: darin steckt die Aussage, dass dieses Verhalten der Katze einem Zweck zuzuordnen ist. Die „wartende Katze“ ist demnach mehr als nur die verbale Abbildung einer reinen Beobachtung. Soll heißen, Du gibst hier anhand Deiner eigenen Erfahrungswerte, die ich nicht in Frage stellen will, eine Deutung des beobachtbaren Verhaltens vor - genau so etwas sollte man bei der Haikudichtung i.e.S. meiner bescheidenen Ansicht nach vermeiden.

Mir ist außerdem nicht klar geworden, um welche Jahreszeit es hier geht: Regen und Katzen sind ganzjährige Phänomene, und auch die Blätter würde ich nicht auf eine bestimmte Jahreszeit beziehen. Konkret gefragt: Was ist in diesem Fall „kigo“, was ist „kidai“?

Schöne Grüße, NDK
 

mitis

Mitglied
@newdawnK

ich gebe dir recht, was das warten betrifft - ist eine interpretation
alternativ:
eine katze im gras?

ergänzen möchte ich meine früher gestellten zusätzlichen fragen:
ist das wort "blätterdach" für ein haiku nicht viel zu interpretierend? ich finde, es ist für eine momentaufnahme ein zu starkes wort, das zu viel ausdrückt.
und können regentropfen rauschen? wind rauscht oder regen rauscht eventuell. aber regentropfen erzeugen in meiner vorstellungswelt akustisch andere laute
 

Walther

Mitglied
Hi NDK,

danke, daß Du hier reinschaust. Wir hatten ja schon kräftig um das Haiku eo ipso und per se gerungen. Klar, daß deshalb die spitzen Federn der Kritik ausgepackt werden.

Zum Kigo: Das ist hier der Sommer. Baumblätter zeigen das an. Das Frühjahr ist vorüber, sonst wären die -blüten im Spiel.

Das Kidai: Baumblätter im Regen; es entschlüsselt das Kigo und ist sein Bedeutungsträger

Mehr unter http://www.haiku.de/haiku2/fudo07/index.php?action=vtopic&forum=16

Leider muß ich wiederum widersprechen. Es gibt ein klare Haltung einer Katze, wenn sie wartet. Dann ist das ein Beschreibung dessen, was man sieht, und keine Wertung. Ebenso "Blätterdach": Die Blätter bilden ein Dach über der Erde, das ist ein Tatsache und keine Interpretation.

Der Text ist und bleibt ein regelkonformes Haiku, wenn vielleicht auch kein besonders gutes.

Gruß W.
 

mitis

Mitglied
einspruch, euer ehren ;)

schon klar, was blätterdach sagen will
aber die tatsache dass du als autor in den blättern ein dach siehst, ist doch eine "interpretation", es könnte auch heißen "blätter-zelt" oder blätter-wirrwarr oder baumkrone oder blätterkrone oder so ähnlich. ich meine, ein blätterdach kommt in der natur nicht vor - außer wir sehen es als menschen so.
meine ich halt.
 



 
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