Hanna

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anbas

Mitglied
Hanna

Im Schlafzimmer in einer Ecke
lebt Hanna schon seit läng'rer Zeit
und kann dort gerne weiter wohnen,
weil sie von Viehzeug mich befreit.

So mancher Mücke, mancher Motte,
hat sie den Gar schon ausgemacht.
Ich schlafe seit dem sehr viel besser,
weil Hanna mich so gut bewacht.

War einst sie nur so eine Spinne,
wie ich sie oft beseitigt hab,
wurd' sie allmählich eine Freundin,
der ich auch einen Namen gab.

Sie ist ein neugieriges Wesen,
geht gerne auf Entdeckungstour.
Erkundet meine ganze Wohnung,
sogar das Klo und auch den Flur.

Doch nachts ist sie nicht gern alleine,
das findet sie wohl ziemlich trist.
Weshalb sie heute, wie fast immer,
bei mir in meiner Nähe ist.

Sie schwingt sich an 'nem dünnen Faden
ganz lautlos von der Decke ab.
Wo ich sie unbemerkt im Schlafe
mit einem Atemzug mir schnapp.

So wach' ich auf und suche Hanna.
Ich kann die Welt nicht mehr versteh'n.
Wie konnte sie mich bloß verlassen?
Werd' ich sie jemals wiedersehn?


* Es ist vermutlich eine Urban Legend (moderne Sage, unter anderem duch Bücher wie "Die Spinne in der Yucca-Palme" bekannt - dies sind Geschichten, die wahrscheinlich gar nicht oder nur zum Teil wahr sind, aber immer wieder als tatsächlich geschehen weiterverbreitet werden (mündlich aber auch schriftlich, z.T. sogar über die Presse)): Danach isst der Mensch in seinem Leben durchschnittlich 10 Spinnen im Schlaf ... (Mahlzeit!:D). Diese und weitere höchst schrägen Zahlen (sowie anderen Blödsinn) findet Ihr unter anderem hier: http://www.claudiundanny.aio-world.net/stuff_88237847.html
 

Ecki

Mitglied
Guter Jambus, noch origineller die Idee. Solch Gedichte machen doch immer wieder Spass zu lesen. Skuril, versponnen
und nachvollziehbar.
Ein Zehner- gedicht müsste allerdings mehr Gesellschaftskritik
in sich tragen, aber eben genauso bizarr.
So ist`s halt eben nur eine "neun".

LG. Ecki
 

ENachtigall

Mitglied
Gesellschaftskritik

ich lese hier so viel positive Kritik an der Gesellschaft der Spinnne, dass der Protagonist sogar ganz traurig über ihren "Abgang" ist. Also Ecki, lass fünf gerade sein ;-)

Grüße von Elke
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich mag das Hannchen auch sehr gern, insbesondere:

So mancher Mücke, mancher Motte,
hat sie den [blue]Gar schon ausgemacht[/blue].

Das ist sooo klasse! :D

Liebe Grüße
Heidrun
 

anbas

Mitglied
Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Kommentatoren und Punkteverteiler!

Auch dieses Gedicht ist ein Ergebnis aus Heidruns wunderbarem und stetig weiter wachsenden Thread "Komische Lyrik" (schau mal hier).

Was den Namen betrifft, so kann ich den Vorschlag "Thekla" durchaus nachvollziehen. Ich will ihn aber nicht übernehmen. Zum einen ist "Thekla" bereits als Spinnenname bei Biene Maja sehr festgelegt. Zum anderen war "Hanna" eine sehr spontane Idee, über die ich zunächst selber gestutzt habe. Je länger ich nachdachte gefiel es mir aber, für ein skurriles Gedicht einen - zugegebener Maßen - dem ersten Anschein nach nicht ganz so passenden Namen zu verwenden :D.

Liebe Grüße

Andreas

... ach ja, Ecki, über neun Punkte freue ich mich total und kann mit dem nicht gegebenen zehnten Punkt wegen der fehlenden Gesellschaftskritik gut leben ...;)
 



 
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