Harry redet am Tresen mit mir

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hibou

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Harry redet am Tresen mit mir: (53. aus der Serie 99 & eine Kneipe)

Die Lücken in der Zeit und auch im Raum machen mir zu schaffen. Ein Entschluß zum Beispiel verwandelt mich und ändert meine lokale Zeit. Über die Möglichkeit, sich unsichtbar oder auch sichtbar zu machen. Überlege dir mal, wer sich wirklich an dich erinnert. Ich kann durch eine belebte Halle so gehen, daß mich von all denen, die doch mit vollen Sinnen ausgestattet sind, keiner bemerkt. Soziale Mimikry: sich konform zu verhalten. Was ungewöhnlich, sticht voll ins Auge. Die ersten Piercings zum Beispiel. Heute fallen sie einem kaum noch auf.
Aber was meinst du mit Lücken im Raum?
Tja das sind auch Stellen, die keiner sieht. Dabei sind sie die wahren, vollkommenen Übergänge in andere Dimensionen. Die Unterführung nach Toon-Town, erinnerst du dich, in \"Roger Rabbit\"? Das Tor in der \"Unendlichen Geschichte\"? Oder auch die Flasche des Flaschengeistes. Davon zu schweigen, daß unsere Computerspiele von solchen Eingängen wimmeln...
Das ist ja Märchen.
Harry hat nicht etwa zu viel getrunken wenn er so redet. Man glaubt ihm, daß er viel darüber nachdenkt. Immer wieder streicht er sich seine langen und ziemlich fettigen Haarsträhnen hinters Ohr.
Ich vermute, diese Passagen ins andere Land liegen im Kopf! Die gewöhnlich sichtbare Welt ist Gewöhnung, wahrhaftig. Kennst du den Witz vom Besoffenen, der sich immer an der Litfaßsäule entlangtastet, und schließlich schreit: Hilfe!!! ich bin eingemauert. Eine Frage der Sichtweise. Für sein augenblickliches Bewußtsein hat er völlig recht, klar.
Und, als er nach seinem Glas greift, fragt er mich eindringlich: Bist du wirklich völlig sicher, daß die Erde eine Kugel ist? Auf welcher Erfahrung beruht diese deine Überzeugung?
Nein, nenne mich nicht Phantast. Ich bin ja Physiker, also der Ausbund eines irdisch denkenden Wissenschaftlers. Bloß, aus meiner Wissenschaft weiß ich ganz genau, daß die Verfeinerung meiner Beobachtung ganz neue und total überraschende Sichtweisen meiner Wirklichkeit ergibt. Ich weiß auch heute schon, daß ich meinen methodischen Apparat innerhalb von Jahren sehr viel wirksamer werde ausbauen können. Ich bin also auf eine Menge neuer Welten gefaßt.
Das kommt mir vor wie im Fantasy-Roman.
Ach ja, Fantasy...gutes Stichwort. In der Physik hat seit sich vielen Jahren das platt Materialistische unmittelbar ans Phantastische gelagert. Lies beliebige Forschungsberichte des letzten Jahrzehnts
Ich dachte so etwas, bemerke ich, als zum erstenmal von Computerviren die Rede war....
Es ist eine Sache der Wahrnehmung. Nicht gilt: das gibt es nicht, sondern: ich nehme es nicht wahr....du könntest auch sagen: ich sehe, was ich sehen will!
Er ist ein Typ wie Onno in Mulischs \"Entdeckung des Himmels\", ziemlich wuchtig und groß aber völlig unagressiv, steckt in einem zerknitterten braunen Jackett, grauschwarzen Jeans und ausgetretenen Wildlederlatschen. Anstatt einer Krawatte baumelt ein beige-roter Seidenschal um seinen Hals. Sein massiger Kopf, die zwinkernden Augen hinter der ovalen Nickelbrille, sind von etwas fettiger Lockenpracht umstrahlt. bestimmt hält er in diesem Aufzug auch seine Vorlesungen...Es gilt das gesprochene Wort!!
Jetzt aber zündet er sich einen Zigarillo an.
Die Art der Wahrnehmung hat schon immer disziplinierend gewirkt. Nicht umsonst zeichnete Haeckel seine wunderbaren Einzellerskelette in der Zeit de Jungendstils. Und das Eingangstor zur Weltausstellung 1900 in Paris sah dann einem dieser Radiolarien verblüffend ähnlich!
Ich fragte, ob denn damals schon retuschiert worden sei?
Oh, das Foto war noch nie objektiv, das mikroskopierte Bild aber noch viel weniger. Hier wird erst recht die Interpretation zur entscheidenden Komponente der Wahrnehmung.
Also hat wohl nach dem Pariser Beispiel das Mikroskop auch die makroskopische Wahrnehmung verändert?
Mit Sicherheit. Man schaue sich nur die Darstellung von Tier- und Pflanzenwelt in den Büchern dieser Zeit an. Es findet ein entscheidender Sprung statt.
Mir fällt die Anatomie-Ausstellung in Mannheim mit den menschlichen Ganzpräparaten ein.
Ja, sagt Harry. Manierismus ist das! Wie kann man annehmen, daß ein Längsschnitt durch eine Leiche den Menschen zeigt...Es ist der Schatten einer Vorstellung der inneren Mechanik und deshalb eine Art Negativ der Wirklichkeit. Also ganz klar, was gesehen wird, ist Artefakt.
Ich denke an Avatare
Wie weiter?
Wir müssen jedenfalls weg von der Reduktionskiste. Die Lösungen liegen in der Matrix!

Harry spielt die ganze Zeit mit einer Streichholzschachtel, dreht und wendet sie in den Fingern seiner Rechten.
Für mich, sage ich, ist schon über die Straße zu gehen oft zu viel. Die Häuser vergrößern sich, nein, das ist noch nicht richtig gesagt, sie werden farbiger, glänzender, bedeutender, entfernungsloser? Ich spüre förmlich, wie schwer sie auf dem Untergrund lasten. Sie lehnen sich auch ein wenig zurück, es ist bedrohlich, als würden sie gleich auf mich losgehen. Dann bin ich am anderen Ufer , schnell nehme ich die Stufe des Bürgersteiges, meine Sohlen sind so dünn, daß ich die verstreuten Kieselsteinchen am Fuß spüre. Weit oben sitzt jemand auf der Bank der Bushaltestelle, am Horizont fast, im scharfen Profil sich abzeichnend.
Ja, so etwas meine ich zum Beispiel. Welcher Mensch kann dem anderen schon auch nur in etwa? ganz sage ich ja bewußt gar nicht....nur in etwa klarmachen, wie er die Welt wahrnimmt?
Das schönste Erlebnis für mich war, wie das Hochhaus am Millerntor gesprengt wurde.! Innerhalb von Sekunden war es zu einem Haufen Schutt verwandelt, der überdies schon nach Tagen weggeräumt war. Entlastung für die Sinne. Mal eines weniger!!
Wie unspektakulär ist dagegen - Harry zündet ein Streichholz an - der Bau eines Hauses. Zwar wuseln die Arbeiter rum....
Wuseln? Eher gemessen sieht das doch aus, und ich lächle und denke jetzt nicht an Bau, sondern an die Erntearbeiter, die nur einmal die Saison einige Wochen im Akkord arbeiten, die sich schier kaputtmachen dabei. Eine Mark pro Gemüsekiste bekamen sie...
......aber das Ganze wächst unmerklich heran, zuerst wird’s sogar weniger, es beginnt mit einem Loch im Boden, Erde wird weggeschafft. Komme ich abends von der Arbeit sieht\'s ganz gleich wie am Morgen aus, und das jeden Abend, und irgendwann sind die dreißig Stockwerke gerichtet.
Auf dem Richtfest: die Damen in schwarzem Glitzerkleid oder Kaschmirpullover nippen ganz wenig an ihrem Sektglas. Ihnen sind die großen Sünden ja immer möglich und ganz selten geben sie ihnen nach ...der Zimmermann aber, ein phantastischer Handwerker, der es noch nie weiter gebracht hat im Leben, als sein Konto unangemessen zu überziehen, besäuft sich so sinnlos mit Korn, daß er auf dem rauhen Beton-Estrich herumkriecht, laut und unverständlich lallend...( \"ich bin ein Mensch...und bleibe ein Mensch\" und er stöhnt in der Tat wie kein Bär es könnte)
Nimm \'ne normale Tageszeitung, antworte ich, darin sind Welten! gestern abend ging ich bei bleiblauem Himmel, um Friederike die Zeitungen zu bringen, ich hatte sie fest unter den rechten Arm geklemmt und dachte auf dem Weg: was sie wohl daraus lesen wird? Die Buchstaben sind doch auf jedem Quadratzentimeter eindeutig fixiert, und doch...Ich las von der falschen Todesmeldung des Popmusikers Les Humphries, von Gunda Röstel und ihrem roten Kleid in den Koalitionsvehandlungen, von der Pipelinekatastrophe in Nigeria und von Kohls Ausspruch zu seiner Zukunft (\"Ich werde mich jetzt auf das Leben eines ganz normalen Parlamentariers einstellen, nämlich nichts zu tun\"). Sie wird den Essay über Casanova aufschlagen - sie hat sich ja grade die Memoiren von mir ausgeliehen - , was ihr sonst noch ins Auge fällt? ich weiß es nicht, jedoch wird daraus ein fundamental verschiedenes Weltbild entstehen.
Ein Wunder, grummelt Harry, wie überhaupt eine so schmiegsame Koordination der Milliarden Weltsichten eintritt. Denn schließlich sage ich ja: Ein Pfund von dem hellblauen Kaffee! und die Verkäuferin gibt es mir wunderbarerweise....

Eines anderen Tages.
Harry fängt sofort wieder von Nichterdenbürgern an.
Wenn wir nun Aliens begegneten...Frage: werden sie dieselbe Physik wie wir entwickelt haben, die selben Gesetzmäßigkeiten erforscht? Und wenn, ist das Aliensch, daß sie sprechen, unseren Sprachen überhaupt so ähnlich, daß die Gesetzmäßigkeiten, währen sie ähnlich, entsprechend ausgedrückt werden könnten?
Ich sitze hier wirklich eher unter Methanatmern als beim morgendlichen Großen Braunen....
Wieso? - für Harry ist das eine Anknüpfung an die Gedanken gestern, an die beim Einschlafen oder die, während er die Treppe fegte und dem Schornsteinfeger die Tür öffnete, er ist ganz Ideenwandler - kennst Du die Kontroverse zwischen Hochenergiephysikern und Konstruktivisten? ich meine, darum, ob Quarks die einzig möglichen Materiegrundlagen sind oder doch vielleicht soziale Konstrukte? Er lacht mich an. Das ist doch spannender als deine lähmenden systemischen Theorien, was??
Inzwischen war seine Freundin Yetta gekommen, bei der einem nie auffiel, wie klein sie war. Sie schob sich neben ihn auf die Bank, hatte eine rote Nasenspitze und ich sah förmlich vor mir, was sie grade erlebt hatte: in der U-Bahn war ein jüngerer Herr auf dem Sitz am Mittelgang eingeschlafen, eben hatte sie seine zylinderförmige Kurzhaarfrisur ungeniert gemustert, als er mit einer gleichmäßigen Bewegung, wie eine resignierte Bahnschranke, seitüber von seinem Platz fiel, dabei erwachend den Arm als Stütze ausstreckte und sich verlegen wieder aus seiner 95°Lage hochstemmte. Sie hatte so das Lachen verbeißen müssen, daß es ihr fast wehtat. Ihre Lippen dicht aufeinandergepreßt und doch in Gefahr, loszuprusten, ihr ganzer Körper innerlich geschüttelt, oh, es wäre gewiß ansteckend gewesen, das mitzuerleben.
Sie küßte ihn zart, aber nicht flüchtig auf die ihr naheliegende Wange, viel zu spät war sie dabei, Christa Wolf zu lesen, dennoch verfolgte sie dieses bereits begonnene Gespräch aufmerksam.
Gut ist zwar auch, dachte sie noch gerade schnell nebenbei, wenn du Leute aus einiger Entfernung reden siehst, so das nur die Bewegungen von Lippen, Kiefern und Zähnen, aber nicht die Worte selbst wahrgenommen werden. Als ob ein ununterbrochener Strom aus ihnen herausquillt, dem sie mit Gesicht und Gesten einen Rhythmus verleihen, der aber aus dem Nichts scheinbar nimmerendend hervorsprudelt. Das Was bedenke, mehr bedenke Wie?
Verstehst Du? so Harry jetzt fortfahrend, es wird nicht behauptet, daß die Quarks nicht schlüssig entwickelt worden seien, sondern daß eine ganz andere Physik ebenfalls möglich wäre, die in sich fundiert sein könnte, aber vielleicht gar nicht in den Bahnen der Quarks verliefe!
Niklas Luhmann ist gestorben, bemerkte Yetta, den versteht ihr doch auch nicht?? Er sagt, den Menschen nehme er aus seiner Gesellschaftstheorie aus! Alles ist Kommunikation, und nur die Kommunikation kommuniziert. Individuen dagegen sind operativ berührungslos nebeneinander lebende Monaden.
Man sagt, er habe fast sein ganzes Leben lang Kopfschmerzen gehabt, sage ich.
Schrecklich! Harry rutscht auf seinem Hocker hin und her. Da lob ich mir meine Physiker.
Er ist Jurist und Verwaltungsbeamter gewesen, Yetta legt ihre Hand auf den Tresen, die Finger wie tastend ausgestreckt, und er hat ein sechshundertseitiges Vorwort geschrieben! Ist das nicht Wahnsinn..? Jetzt schaut Harry zum erstenmal Außenwelt, sein Blick wandert behutsam über Yettas Gesicht.
Hast Du Erfolg gehabt mit deinem Beamten? fragt er sie.
 
H

HFleiss

Gast
Mit dieser Geschichte komm ich nicht ganz klar. Handlung: Das Ich (von ihm erfahre ich absolut nichts) steht mit Harry am Tresen, jemand quatscht ununterbrochen von Dingen, von denen ich als Leserin nicht weiß, wie das Ich dazu steht, endlich begreife ich: Es handelt sich um den besoffenen Harry. Dann kommt Yetta, gibt Küsschen und liest Christa Wolf. Ein bisschen mager die Handlung. Dafür wird ununterbrochen abgehoben geredet. Harry scheint ein naturwissenschaftlich "Gebildeter" zu sein, er redet von solchen angelernten Dingen, an die ich als durchschnittliche Mitteleuropäerin nur aus Versehen denken würde, und dann vielleicht auch ganz anders, vielleicht plastischer, erdverbundener. Ich frage mich ehrlich, welchem Leser deine Geschichte zusagen könnte? Dem Physiker, der sich einen Spaß macht mit einem halbgebildeten Berufskollegen, oder dem Psychologen, der gerade die Studie "Besoffener am Tresen" betreibt, wobei er kaum auf seine Kosten kommt, denn der besoffene Harry quatscht ihn so voll, dass er sich danach in Behandlung geben muss. Ich wüsste ernstlich nicht, weshalb ich diesen Text lesen müsste - es fehlt ihm alles: eine durchgehende Handlung, interessante Figuren, Zeit und Ort (obwohl Tresen) usw. Nun kann es ja sein, dass es sich um einen Abschnitt aus einem längeren Text handelt, aber auch dann, muss ich ganz ehrlich sagen, würde ich ihn mir nicht antun, sondern schnell drüber wegblättern.

Gruß
Hanna
 

Mumpf Lunse

Mitglied
@HFleiss
Harry hat nicht etwa zu viel getrunken wenn er so redet.
natürlich muss man nicht niklas luhmann gelesen (verstehen tut man's eh kaum) oder was von konstruktivismus oder systemtheorie gehört haben, aber zumindest sollte man der erkenntnis etwas raum gewähren, dass nicht jeder, der etwas sagt das du nicht schon mal auf einem plakt gelesen oder von einem FDJ-Sprechchor oder auf einer parteiversammlung gehört hast, liebe hanna, betrunken ist.
philosophie endet nicht mit marx und engels, auch nicht mit lenin und stalin. ich hätte hier gern einen weiteren namen angfügt. leider sind honecker und konsorten ungeeignet. es gibt einfach keine erwähnenswerten gedanken von ihnen.

bete und arbeite, resp. glaub jeden mist und arbeite, ist eben nicht für jeden eine erstrebenswerte lebensweise.

@hibou
ein stück boheme, ich kann es mir gut vorstellen. harry, die kneipe, (sowas gibts ja kaum noch), das familiere klima.
ich kann mir sogar vorstellen mit harry darüber zu diskutieren ob die methanatmer uns die tachionen technik überlassen werden, irgendwann, damit wir zurück ins jahr 2006 können um ein paar hirntransplationen durchzuführen. beim nächsten mal hat dann jeder eine kanditatenliste dabei (für spender und empfänger)

ich habs mit einem schmunzeln und genuss gelesen, aber ich versteh auch, dass den meisten lesern missbrauchte kinder und verhungernde obdachlose mehr in der realität angesiedelt scheinen.

irgendwie hat man da mehr das gefühl,man wüsste worum es geht.
das sage ich ohne ironie!
insofern ist der text schon ein wenig 'abgehoben'.

eine schönen tag
mumpf
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo

mumpf lunse, dein kommentar an hfleiss hat nichts mit dem werk zu tun. wenn du dich mit ihr fetzen möchtest, dann bitte privat und nicht auf der lupe.
zum werk: es ist meiner meinung nach keine erzählung. eher eine szene aus einem theaterstück für spezielles publikum.
insgesamt zu mager für otto normalverbraucher.
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

der text natürlich.
aber nur vordergründig hat die antwort was mit dem text zu tun. in wahrheit scheint sie mir ein unerlaubter tiefschlag zu sein.
lg
 

Mumpf Lunse

Mitglied
Harry, in hibous Text, sagt nichts, aber auch gar nichts, das weltfremd oder an den Haaren herbeigezogen ist. Er bewegt sich als 'Ideenwandler' in Gefilden, die philosophisch, naturwissenschaftlich Realität sind.
Mit 'der text ist zu mager für ottonormalverbraucher', flammarion, ist dir ein netter Gag gelungen. Das hat das Potenzial zum geflügelten Wort zu werden.
Ich kann mir aber vorstellen, dass du den scheinbaren Mangel an Handlung meinst. Etwas in der Art: Hündchen läuft weg, böse Kinder finden und quälen ihn, libanesischer Asylbewerber verhindert das Schlimmste, darf von nun an zu Weihnachten mit unter dem Baum hocken und bekommt sogar ein paar warme Socken bei der Gelegenheit geschenkt.

Für alle die den Text nicht verstehen eine kurze Zusammenfassung:
Der Erzähler berichtet von Harry. Harry ist Physikprofessor, legt wenig wert auf sein aussehen, "bestimmt hält er in diesem Aufzug auch seine Vorlesungen ... Es gilt das gesprochene Wort!!", steht ergo etwas außerhalb der Konvention.
Der Erzähler schildert wie er durch Harry dazu gebracht wird seinen Blick auf die Wirklichkeit zu relativieren und wie er Harrys Einladung zu intellektuellen Spaziergängen nicht widerstehen kann. In einer atemberaubenden Dichte werden naturwissenschaftliche, ethische, literarische und philosophische Themen gestreift.
Dabei gelingt es dem Erzähler, mit wenigen Sätzen essenzielle Fragen aufzuwerfen und sogar mögliche Antworten anzubieten. Dass Harry kein weltfremder Spinner ist, wird deutlich als Yetta seine Freundin, auftaucht. Wir erfahren das Yetta eine humorvolle, intelligente Frau ist, welche gerade ein amüsantes Erlebnis in der U-Bahn hatte. Die Figuren, Harry und Yetta werden mit wenigen gekonnten Sätzen gut charakterisiert. Wir erfahren das die Beziehung warmherzig und liebevoll ist.
Der Text ist auch eine Hommage an eine Kneipenkultur, der wir wahrscheinlich einen Großteil der neueren Literatur und Ideengeschichte zu verdanken haben. (Künstler und Intellektuellen Cafés des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts.)
Resümee:
Ein sehr dichter, intelligenter und warmherziger Text. Sprachlich gekonnt und nie langweilig.
Wer sich der Mühe unterzieht, sich auf diese geistreiche Berg und Talfahrt einzulassen, wird den Text mit Genuss und Gewinn lesen.

Prädikat: Empfehlenswert

@flammarion, zu deiner Ansicht über meinen Kommentar:
aber nur vordergründig hat die antwort was mit dem text zu tun. in wahrheit scheint sie mir ein unerlaubter tiefschlag zu sein.
Dem möchte ich entgegensetzen:
… oder dem Psychologen, der gerade die Studie "Besoffener am Tresen" betreibt, wobei er kaum auf seine Kosten kommt, denn der besoffene Harry quatscht ihn so voll, dass er sich danach in Behandlung geben muss.
Das, flammarion, hat nicht mal was mit dem Text zu tun.

Interessant daran ist, dass genau das – Wahrnehmung und Wirklichkeit – über weite Strecken das Thema zwischen den Protagonisten von hibous Text ist.

Einen schönen Tag

mumpf
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
danke,

mumpf lunse, dass du mir die geschichte so nett erklärt hast. deine erklärung ist beinahe besser als die geschichte selbst. aus dem rest allerdings werde ich nicht klug.
lg
 



 
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