Hasanaginica

JANKO

Mitglied
HASANAGINICA
Ein SazGesang aus dem Morlackischem Karst

Što se bjeli u gori zelenoj?
Al’ su sneži, al’ su labudovi?
Da su sneži, već bi okopnuli,
labudovi, već bi poletjili;
nit’ su sneži, nit’ su labudovi,
nego Šator age Hasan-age:
on boluje u ranama ljutim.


Oblazi ga mater i sestrična,
a ljubovca od štida ne mogla.
Kad li mu ranama bolje bilo,
ter poruča vjernoj ljubi svojoj:
„Ne Čekaj me u dvoru bjelomu,
ni u dvoru, ni u rodu momu!“

14 Kad kaduna r’ječi razumjela,
još je jadna u toj misli stala,
jeka stade konja oko dvora,
i pobježe Hasanaginica,
da vrat lomi kuli niz pendžere.
Za njom trču dvi čeri djevojke:

„Vrati nam se mila majko naša,
nije ovo babo Hasan-aga,
već daidža Pintorović beže!“
I vrati se Hasanaginica,
ter se vješa bratu oko vrata:
„Da, moj brate velike sramote,
gdi me šalje od petero dice!“

Beže muči, ne govori ništa,
već se maša u džepove svione,
i vadi njoj knigu oproščenje,
da uzimlje potpuno vjenčanje,
da gre s njime majci uzatrage.

Kad kaduna knigu proučila,
dva je sina u ćelo ljubila,
a dvje čeri u rumena lica;
a s malahim u bešići sinkom,
od’jeliti nikako ne mogla,
već je bratac za ruke uzeo
i jedva je sinkom rastavio,
ter je meče k sebi na konjica,
s njome grede dvoru bijelomu.

U rodu je malo vr’jeme stala,
malo vr’jeme, ni nedelju dana,
dobra kada i od roda dobra,
dobru kadu prose sa svih strana,
da največe imo(t)ski kadija.

Kaduna se bratu svomu moli:
„Ah, tako te ne želila, braco!
Nemoj mene davat za nikoga,
da ne puca jadno srce moje,
gledajuči sirotice svoje!“

Ali beže ne hajaše ništa,
već nju daje imo(t)skim kadiji.
Još kaduna bratu se moljaše,
da njoj piše listak b’jele knige,
da je šalje imo(t)skom kadiji:

„Djevojka te l’jepo pozdravljaše,
a u knizi l’jepo (te) moljaše.
kad pokupiš gospodu svatove,
dug polduvak nosi na djevojku,
kad bude agi mirno dvora,
nek’ ne vidi sirotice svoje!“

Kad kadiji b’jela kniga dođje,
gospodu je svate pokupio,
svate kupi, grede po djevojku.
Dobro svati došli do djevojke,
i zdravo se povratili s njome.

A kad bili agi mirno dvora,
dvije čerce s pendžera gledahu,
a dva sina prid nju izadjahu,
tere svojoj majci govorahu:
„Svrati nam se, mila majko naša,
da mi tebim užinati damo!“

Kad to čula Hasanaginica,
starišini svatov’ govorila:
„Bogorn brate, svatov’ starišina,
ustavi mi konje uza dvora,
da darujem sirotice moje!“

Ustaviše konje uza dvora,
svoju dicu l’jepo darovala:
svakom sinku nože pozlačene,
svakoj čeri čohu do poljane,
a malomu u bešici sinku,
njemu šalje u bosći haljine.

A to gleda junak Hasan-aga,
ter dozivlje do dva sina svoja:
„Hod’te amo, sirotice moje,
kad se neće smilovati na vas,
vaša majka srca ardjaškoga.

Kad to čula Hasanaginica,
b’jelim licem u zemlju udarila,
uput je se s dušom rastavila,
od žalosti, gledajuč’ sirota.

HasanAginica
Übersetzung eines SazGesangs aus dem Morlackišen KarstGebirge

Was ist leuchtend weiß auf grünen Bergen?
Ist es Šnee noch, sind’s gar weiße Šwäne?
Wär’s noch Šnee, er wäre längst gešmolzen.
Šwäne wären längst šon fort geflogen.
Šnee ist’s nicht und’s sind auch keine Šwäne.
Zelte sind’s des Aga-Hasan-aga,
den dort šwere Wunden bitter quälen.

Ihn umsorgen Mutter und Cousine,
was aus Šam die Liebste ja nicht konnte.
Als die bitt’ren Wunden besser waren,
ließ er seiner treuen Lieben sagen:
„Warte nicht auf mich im weißen Šlosse,
nicht am Hof, noch im FamilienKreise!“

Als die Hohe Frau verštand die Worte,
štand sie elend štarr, štill in Gedanken,
da šallt HufLärm rauf vom weißen Hofe
und die Hasanše flieht hin zum Fenster,
um turmabwärts sich den Hals zu brechen.
Ihr nach rennen rufend die zwei Töchter:

„ Kehre um zu uns, geliebte Mutter,
s’ist nicht unser Vater Hasan-Aga,
sondern Pintorović, unser Onkel!“
Und die HasanAginše hält inne,
hängt alsbald am Halse ihres Bruders:
„Ja, mein Bruder, groß ist solche Šande,
fortzušicken mich von den fünf Kindern!“

Doch der Beg šweigt, will nichts šprechen, aber
langt in seine SeidenHemdBrustTaše,
zieht für sie heraus das ŠeidungsŠreiben,
und er fordert nun legale Heirat,
daß sie kehrt mit ihm zurück zur Mutter.

Als die Edle das gelesen hatte,
küßte sie die Štirnen der zwei Söhne
und zwei Töchtern rosigrote Wangen,
doch vom Sohn, dem Winzling in der Wiege,
konnte sie sich keineswegs so trennen,
bis sie packte fest behänd der Bruder,
der sie kaum vom Söhnchen reißen konnte,
setzte sie sodann zu sich auf’s treue Pferdchen,
das vom weißen Hof mit ihr fort trabte.

Wenig Zeit nur, nicht mal eine Woche,
wenig Zeit verging zuhause für die
gute Dame, bis von guter Herkunft
allseits werben Edle um die Gute,
doch am meisten Imotskas GerichtsHerr.

Ihren Bruder bittet dann die Fürstin:
„Bruder, ach, ich wollt dir niemals solches!
Gib mich nur nicht hin für einen and’ren,
würd mir dies das elend Herz doch šprengen,
wenn ich meine armen Kinder sehe.“

Pintorovič-Beg beachtet’s gar nicht,
sondern gibt sie dem ŠariaRichter.
Nochmals bittet die Edle den Bruder,
ihr ein weißes BriefBlättchen zu šreiben
und es Imotskas Richter zu senden:

„Hiermit begrüßt dich die Braut nun recht šön,
aber sie bittet dich auch im Šreiben,
daß du, wenn du die BrautWerber sendest,
für die Braut ’nen dichten Schleier mitbringst,
wenn es ruhig wird am Hofe Hasans,
daß mich seh’n nicht meine armen Kinder.“

Als das weiße Briefchen kommt zum Richter,
ruft er Gäste zur HochZeit zusammen,
geht im HochZeitsZug, die Braut zu holen.
Gut erreicht der Zug die Braut zuhause,
macht sich mit der Guten (, gut veršleiert)
auf den RückWeg (feiernd).

Als es ruhig war am Hofe Agas,
šauten doch zwei Töchter aus vom Fenster,
als zwei Söhne plötzlich vor sie traten
und zur Mutter heftig drängend šprachen:
„Kehr zu uns zurück, geliebte Mutter,
daß mit dir wir froh zu abend essen!“

Als die Hasanše das hörte, sprach sie
an den Leiter der Hochzeit gewendet:
„Gott vergelts dir, Bruder Brautführer!
Laß beim Hof die Pferde für mich halten,
daß ich meine Armen noch bešenke!“

Nah beim Hofe die Pferde anhaltend,
šenkte sie Šönes den armen Kindern:
Jedem Söhnchen vergoldete Dolche,
jeder Tochter bodenlang ein PrachtKleid,
aber dem Kleinen in der BabyWiege
šickt sie für špäter beštickte Kleider.

Doch der Held sieht alles. Hasan-aga
ruft dann zu sich seine beiden Söhne:
„Kommt nur zu mir, meine Ärmsten beide,
denn für euch will nie sich jeh der Mutter
Herz erweichen, das hart wie Eisen ist!“

Als die HasanAginše dies hörte,
šlug sie weiß im Gesicht zu Boden,
trennte sich im Šturz von ihrer Seele,
traurig šauend noch auf ihre Armen.


In der SekundärLiteratur ist davon die Rede, daß
in unserem KulturKreise die Dramatik des Volks-
Epos’ Hasanaginica kaum verštanden wird, weil
die Šamhaftigkeit der Heldin unbegründet šeint
(Z8/9). Wenn aber „Ljubovca“ (Z9) und „ljubo“
(Z11) als Geliebte, Liebste,Mätresse, Buhle über-
setzt worden wäre, anstatt mit Gattin, Gemahlin,
EheFrau, EheWeib, ergäbe sich ein besseres Ver-
štändnis für das Verhalten der ‚HasanAginšen’,
die eine Hochwohlgeborene, Edle, Fürstin, Hohe
Frau ist, wie „kaduna“ (ab Z14) übersetzt werden
sollte. (im orig.Text div.betont: KAduna, kaDUna )
Ihr Štatus war vllt. dem unserer mittelalterlichen
‚FriedelFrauen’ sehr ähnlich, allerdings in einer
sehr, sehr patriachališen Ordnung, die dem wahr-
šeinlich christlichen Bruder, dem Pintorovič Beg
(nicht islamisierter Name),lt. ŠariaRecht Verfü-
gungsGewalt einräumte und er fordert (Z34), daß
sie nun eine korrekte, legale, vollwertige Heirat
akzeptiert, annimmt: ,da uzimlje potpuno vjenćanje
>, daß (sie) annimmt eine vollständige Heirat. (Z52
ist nicht =WiederVerheiratung gegen ihren Willen!)
Nur wegen der Trennung von den fünf Kindern, die
nach islamišem Recht beim Vater verbleiben, bittet
sie ihren Bruder, sie unverheiratet zu lassen (Z48).
Ich habe versucht den Text Zeile für Zeile unter Bei-
behaltung der slav.Epität, des VersMaßes (trochäiš.-
deseterac),der dem Original entšprechenden Hebun-
gen(meißt 5,seltener 4),der gram.Fälle, Zeitwechsel
usw. möglichst direkt zu übertragen, sodaß es keine
NachDichtung ist (Ausnahme z.B.Z52 > „, sondern
gibt sie zu Imotskas Richter.“)
Zwangsläufig ergeben sich erhebliche Unteršiede
gegenüber NachBildungen. Die NagelProbe für
Übersetzungen wäre eine RückÜbersetzung und
deren Vergleich mit dem Original.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Što se bjeli u gori zelenoj?
Al’ su sneži, al’ su labudovi?

Dieses habe ich eigenartigerweise verstanden. Dabei kenne ich nur eine slawische Sprache ein wenig, das ist Russisch, und Russisch unterscheidet sich doch relativ stark.

Danke für das Werk und die Übersetzung sowie die Gedanken zur Übersetzung.

Ich habe mich viel mit Übersetzungen befasst, und es gibt keine einfache wahre Antwort.

Rückübersetzung kann ein Mittel zur Kontrolle sein, ich denke aber, dass das bei lyrischen Übersetzungen eher weniger klappt.

Ich denke, bei einer lyrischen Übersetzung spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

1. Inhalt.
(Der kann bedeutsam sein, aber auch vollkommen unterschiedlich.)
2. Form
(Hier gibt es den größten Streit.)
3. Kultur: Beachte ich vorrangig die Zielkultur, sodass möglichst wenig zu erkennen ist, woher es stammt, oder die Ursprungskultur?
4. Damit verbundene Sitten.

In einem ROman kam ein Gedicht vor, dass es wirklich gab, aber 1000 Jahre alt war. Der Übersetzer nahm ein anderes ähnlich altes Gedicht.

Hier in unserem Fall haben wir aber eher eine inhaltliche Übersetzung, die zugleich Formfaktoren einbezieht.

Janko schrieb über kulturelle Unterschiede zwischen Original und Übersetzung.
 

JANKO

Mitglied
Danke, Bernd, für den Kommentar!
Am Wichtigsten šeint mir bei ÜberTragungen aus einer
anderen Šprache der Unteršied zwišen NachBildung und
ÜberSetzung zu sein. Weil J.W.v.Goethes, dem ital.und
franz.Übersetzungen vorlagen, "Klaggesang von den edlen
Frauen des Asan Aga" GrundLage für Übertragungen in fast
alle Šprachen wurde, kam es bei den Interpretationen
gegenüber dem Original zu erheblichen Unteršieden.
Die "H..." war uršprünglich ein mündlich überlieferter Gesang
mit SazBegleitung, dem ein GrundMelos zugeordnet war,
weshalb die Form möglichst beibehalten werden sollte, wenn
ein Eindruck vom fremden KulturKreis vermittelt werden soll.
Beštehen andere Ziele, dann gibt es natürlich viele Möglich-
keiten, nur sollte dann m.E. das Werk als NachDichtung oder
NachBildung,-Emfindung, nicht aber als Übersetzung deklariert
werden.
Eine RückÜbersetzung ergäbe nicht den UrText, könnte aber
vllt.Mängel betreffs der von Dir angeführten Punkte aufzeigen.
FG
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Umberto Eco hat es auf den Punkt gebracht: Quasi dasselbe mit anderen Worten.

Er hat dort auch ausgiebig die Rückübersetzungen betrachtet.

Icch finde (meist) Nachdichtungen bzw. Übersetzungen dann gut, wenn sie zugleich Inhalt und Stimmung übertragen. Dazu gehören auch Formelemente wie Reime, Vokale, Rhythmik.

Die Rhythmik ist dabei noch am ehesten wandelbar, sofern sie sich daran hält, ob fester oder freier Rhythmus verwendet wird.
 

JANKO

Mitglied
Danke für die RückMeldung!
Die inhaltliche Genauigkeit sollte aber m.E.
vor allem anderen gewahrt bleiben.
Wenn aus der Geliebten, Liebsten, dem Lieb-
ling usw. eine EheFrau, Gemahlin wird, dann
wird doch eine ganz andere Story erzählt,
besonders dann, wenn die Begriffe, wie 'Ehe',
in diversen Kulturen veršiedenwertig sind.
Es bleibt ein schwieriges Thema, Lyrik über-
setzen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist wahr, hängt aber auch von der jeweiligen Kultur ab. Wie übersetze ich Ehefrau in einer Kultur, die keine Ehe kennt?
Es bleibt ein schwieriges Thema, Lyrik über-
setzen.
Wenn aber „Ljubovca“ (Z9) und „ljubo“
(Z11) als Geliebte, Liebste,Mätresse, Buhle über-
setzt worden wäre, anstatt mit Gattin, Gemahlin,
EheFrau, EheWeib, ergäbe sich ein besseres Ver-
štändnis für das Verhalten der ‚HasanAginšen’,
Stimmt.
 



 
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