Hausfrauenweihnacht

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Intonia

Mitglied
Hausfrauenweihnacht
(gilt auch für Hausmänner)

Nun senkt sich Stille über's Land,
denn heilig wird die Nacht genannt,
in der Frau müde und gestresst,
herniedersinkt zum Weihnachtsfest.

Doch kaum sitzt sie im Lichterglanz,
springt sie schon auf - die Weihnachtsgans
hat sie vergessen abzutauen.
Es überkommt sie kaltes Grauen.

Die Kinder nörgeln nur und zanken,
anstatt der Gabenflut zu danken.
Der Gatte will zu Abend speisen,
die Oma Gott und Engel preisen.

Das Herz der Mutter schlägt zu schnelle,
sie kämpft mit Gans und Mikrowelle.
Das Vieh will einfach nicht hinein,
die Mikrowelle ist zu klein.

Der Vater ruft schon ungehalten:
‘mein Magen hängt in lose Falten'
und 'hast den Wein du kalt gestellt?'
Worauf die Gans zu Boden fällt.

Doch fällt sie nicht direkt auf diesen,
denn Mutters Fuß steht auf den Fliesen
genau dort, wo die Gans einschlägt,
was Mutters Fuß nicht gut verträgt.

Sechs Kilo Fleisch, so hart wie Stein,
bohrt sich ins Hühnerauge rein,
was fortan keine Pein mehr macht,
weil auch der Knochen drunter kracht.

Gar furchtbar schrill der Schmerzschrei schallt,
im Fallen sucht die Mutter Halt
und findet diesen auf der Stelle
an der Tür der Mikrowelle.

Deshalb gehen nun auf Reisen
dreizehn Kilo Blech und Eisen,
fallen, mit der Hand verbunden,
auf den Fuß, den noch gesunden.

Mutter hört die Engel singen:
‘Süßer nie die Glocken klingen
Stille Nacht, O Tannenbaum'
Frohe Weihnacht? Aus der Traum!
 

Heidrun

Mitglied
Hallo Intonia

Ich habe mich sehr amüsiert obwohl vielleicht nicht ganz so wild aber genügend Wahrheit darin steckt.
Toll ist aber, wenn man der etwas stressigen Angelegenheit Weihnachten Humor abgewinnen kann.
Ich finde das hast Du gut gekonnt.
Noch ein frohes Fest
wünscht Heidrun


"Das Universum ist erfüllt von grenzenloser Kreativität.
Ich ziehe sie an wie ein Magnet.
Mein Geist und meine Träume öffnen sich ihr.
Sie fließt in mich wie ein Strom klaren Wassers."
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Intonia :)
ich sehe hier endlich wieder einen Dichter, der nicht
nur dichten kann, sondern genau so viel zu sagen hat,
wie all die anderen ;)

Liebe Grüße
von Klopfstock ;)
 

Intonia

Mitglied
Gut verpackt

Klopfstock, das hast Du wirklich sehr dezent zum Ausdruck gebracht. Sozusagen in Seidenpapier eingewickelt, was zum Weihnachtsfest natürlich angemessen ist. ;)

Dir noch einen schönen zweiten Feiertag und liebe Grüße
Intonia
PS! Wenn jeder genauso viel zu sagen hat, wie jeder andere, warum machen so wenige davon Gebrauch?
 
K

Klopfstock

Gast
Lieber Intonia :)
ich zitiere aus Deinem Kommentar unter Gareths Gedicht
"Ein Rat":
original Intonia:
"Endlich mal wieder ein Dichter, der nicht nur dichten kann,
sondern auch was zu sagen hat."

Da ich diesem Kommentar entnommen habe, daß die meisten hier
zwar dichten können, jedoch "nichts zu sagen haben" bin ich mal probeweise zu Intonia geschlüpft, weil ich dachte, jemand der so die Backen voll nimmt, der hat auch viel zu sagen - aber siehe da, der liebe Intonia, hat auch nicht mehr zu sagen, als die anderen ;)

In diesem Sinne
wünsche ich Dir noch
einen schönen, zweiten
Weihnachtstag;) -
und nimm es mir nicht übel
hier spricht nur eine
die eh nichts zu sagen hat ;)

Klopfstock :)
 

Intonia

Mitglied
ohne Seidenpapier

Liebe Irene,

ich stimme Dir voll zu, dass ich auch nicht mehr zu sagen habe, als die meisten anderen. Das habe ich auch nie behauptet. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Gareth meiner subjektiven Meinung nach etwas zu sagen hat. Mehr habe ich nicht damit sagen wollen, auch nicht mit vollen Backen.;).
Du hast wahrscheinlich mehr daraus gelesen als geschrieben steht und bist beleidigt. Trotz der ;) ;). Wenn das so ist, tut es mir Leid (ehrlich!). Ich will niemand vor den Kopf stoßen oder seine Leistungen herabwürdigen.

Ich war eben nur spontan erfreut, dass jemand der Leselupe beigetreten ist, der es versteht, die Erfahrung und Weisheit seiner Jahre so herzerfrischend in seinen Texten zu verarbeiten. Das ist ja wohl die Ausnahme - bei allem Respekt und aller Objektivität gegenüber den meisten anderen Dichtern. "Alter" zeigt sich hier eben als positiver Faktor. Ich habe auch schon anderen Dichtern Lob ausgesprochen. Wenn ich mich richtig erinnere, auch Dir. Also nimm es mir nicht übel, wenn ich Gareth großes Lob zolle, wenn auch mit Worten, die vielleicht besser hätten gewählt werden können.

Natürlich nehme ich Dir Deine Meinung nicht übel, auch wenn sie etwas mit hämischem Unterton verfasst ist (jetzt habe ich's ihm gegeben! - ohne Seidenpapier ;)) Ebenso würde ich auch nie Kritik übel nehmen, sondern immer versuchen daraus etwas zu lernen.

Ein lieber, kollegialer Gruß von Lothar
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Intonia :)
ich muß hier etwas gerade stellen. Hierbei ging es mir gar nicht um mich, ob Du es nun glaubst oder nicht. Es ging mir um die vielen anderen hier - es hatte sich nämlich so gelesen, als ob hier nur Nichtssager am Werk sind und es drängte mich förmlich Dir zu widersprechen. Also, das war der einzige Punkt an dem ich Dir "böse" war. Wenn Du es nicht so - auf die anderen bezogen- gemeint hast, dann ist die Sache für mich erledigt ;) Ich habe nämlich vor jedem hier enormen Respekt, denn jeder versucht auf seine Weise
Qualität abzuliefern, auch wenn es dem Einzelnen Leser nicht immer zusagt.

In diesem Sinne
wünsche ich Dir
noch einen schönen Abend
und sende liebe Grüße
Klopfstock ;)
 

LuMen

Mitglied
Weihnachtsüberraschung...

Hallo intonia,

eine tragikomische, gut gereimte Gechichte aus dem weihnachtlichen Hausfrauenalltag, hoffentlich nicht "auf einer wahren Begebenheit beruhend"!
Eine kleine kritische Anmerkung zum Versmaß:
Du hast die beiden letzten Strophen wahrscheinlich absichtlich nicht im bisherigen Jambus, sondern im Trochäus abgefaßt (vielleicht um die Schlußpointe besser zu betonen, was ja auch Sinn macht). Der Trochäus steht aber auch schon in der letzten Zeile der drittletzten Strophe, wo er nicht zum vorhergehenden Jambus paßt. Man könnte dort sagen,"..am Tür-Scharnier der Mikrowelle.." Vielleicht fällt Dir aber noch ein besseres in der Betonung und Silbenzahl passendes Wort ein - oder Du läßt "in dichterischer Freiheit" alles so stehen.

Beste Grüße
LuMen
 



 
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