Heimat

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H

Heidrun D.

Gast
Hallo Ralf,

ein sehr schönes Poem! :)

Ein (überflüssiges) Wort würde ich allerdings noch rausstreichen. Dass es sich um "zwei" handelt, geht eindeutig aus dem Vorherigen und Nachfolgendem hervor.
Heimat

Ich wuchs auf im Paradies:
Nicht zwischen Euphrat und Tigris.
Nicht zu Füßen des Berges Sinai.
Es gab nur eine Halde aus Stein.
Mein Zweistromland lag bescheiden
zwischen [strike]zwei[/strike] endlosen Geraden,
die heißen Emscher und Ruhr.
Doch war ich immer wohl beschattet,
von dem Kühlturm zweier Kokereien,
und den Schloten der Petrochemie.
(Und nach "beschattet" und "Kokereien" solltest du die Kommata streichen.)

Heimatgedichte sind schwierig zu gestalten, wenn sie nicht zum Kitsch verkommen sollen. - Diese Klippe hast du wunderbar umschifft und präsentierst uns ein kritisches Gedicht, das von leiser Melancholie getragen wird und diesmal besonders klangschön (!) auftritt.

Zudem ist es dir gelungen, den eigenartigen Zauber dieser Industrielandschaft einzufangen, die mittlerweile nur noch in musealem Rahmen zu betrachten ist.

Gelungen, denke ich.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,
hab dank fuer die warmen worte.
dies stueck und das andere mit namen bergbau sind sozusagen die essenz aus einem kurzprosastueck, das ich neulich eingestellt hatte.
es freut mich sehr, das hier die melodie gelungen ist und ,das ich die gefahren von herz-schmerz umschifft habe.
mit dem wort 'zwei' hast du recht. ich werde es streichen.
lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Heimat

Ich wuchs auf im Paradies:
Nicht zwischen Euphrat und Tigris.
Nicht zu Füßen des Berges Sinai.
Es gab nur eine Halde aus Stein.
Mein Zweistromland lag bescheiden
zwischen endlosen Geraden,
die heißen Emscher und Ruhr.
Doch war ich immer wohl beschattet
von dem Kühlturm zweier Kokereien
und den Schloten der Petrochemie.
 

revilo

Mitglied
Ein Stück Ruhrpott-Heimat liebevoll und ohne Pathos eingefangen...........Kokereien können ganz schön kokett sein............gerne gelesen von revilo
 

Ralf Langer

Mitglied
Heimat

Ich wuchs auf im Paradies:
Nicht zwischen Euphrat und Tigris.
Nicht zu Füßen des Berges Sinai.
Es gab nur eine Halde aus Stein.
Mein Zweistromland lag bescheiden
zwischen endlosen Geraden,
die heißen Emscher und Ruhr.
Doch war ich immer wohl beschattet
von dem Kühlturm zweier Kokereien
und den Schloten der Petrochemie.


http://www.welt.de/multimedia/archive/1261497662000/00982/steinkohle_DW_Polit_982601g.jpg

http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoramio.com/photos/original/16937158.jpg
 

Rhea_Gift

Mitglied
Gefällt auch mir - die Zechen und Kokereien boomen ja grad zur Kulturhauptstedt- da würde sich dein Gedicht als Graffiti-Kunst an nem Mäuerchen im Consolgarten oder an ein Maschinenhaus gesprüht oder so gut machen... ;)

LG, Rhea
 

Lena Luna

Mitglied
Kindheit

lieber Ralf, dein Gedicht gefällt mir sehr, hast du es doch geschafft mit deinen poetischen Worten mir ein anders Bild vom Ruhrgebiet zu vermitteln, als ich es hatte.
Meine Erinnerung :
Besuch bei Tante Irmchen:
dunkle Häuserzeile mit stumpfen Fensterscheiben,
sieh mal deine Hände sind ganz schwarz, wenn du das Fensterbrett anfasst!!
LG
Lena
 

Ralf Langer

Mitglied
Liebe lena luna,
schön das es dir gefällt.

mit deinem text wecktest du eine vergessene Erinnerung
in mir.
Deine Tante Irmchen. Bei der verkleinerungsform mußte ich
an meine Tante- eine Großtante - denken.
Die wurde nur Tante Mariechen gerufen.

Ob wohl alle Tante mit einem Diminuativ belegt waren im Pott ?

lg
ralf
 

Perry

Mitglied
Hallo Ralf,

mir gefällt dein "Ruhrpott-Paradies-Gedicht" auch sehr gut, auch wenn es für mich sehr laut nach einer Komprimierung und einem anderen Titel ruft.

Selbstverständlich völlig unverbindlich hier mein Kondensat:

Paradies

Ich wuchs auf
zwischen Emscher und Ruhr,
nicht zu Füßen des Berges Sinai.
Es gab nur Halden aus Stein
in meinem Zweistromland,
doch war ich immer wohl beschattet
von Kühltürmen und Schloten.

LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo perry,
mir gefällt dein entwurf.
allerdings bin ich auf der suche nach einem
sich reimenden heimatsstück.
das war ein anfang
aber ich bin auf der suche nach dem widerspruch
in heimat und heimatgefühl.
ich glaube heimat ist möglicherweise nur etwas
das man liebt wenn die entfernung stimmt.
lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Paradies

Ich wuchs auf im Paradies:
Nicht zwischen Euphrat und Tigris.
Nicht zu Füßen des Berges Sinai.
Es gab nur eine Halde aus Stein.
Mein Zweistromland lag bescheiden
zwischen endlosen Geraden,
die heißen Emscher und Ruhr.
Doch war ich immer wohl beschattet
von dem Kühlturm zweier Kokereien
und den Schloten der Petrochemie.


http://www.welt.de/multimedia/archive/1261497662000/00982/steinkohle_DW_Polit_982601g.jpg

http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoramio.com/photos/original/16937158.jpg
 



 
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