Heimatsuche

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katha

Mitglied
Schnell nahm Jonas noch seine Schultasche mit. Fast hätte er sie wieder vergessen. Das ist ihm schon mal passiert und seine Mutter hat ihm unangenehme Fragen gestellt. Er sagte dann, dass sie an diesem Tag Projekttag hatten und er seine Tasche nicht brauchte. Seitdem ist er vorsichtiger geworden.

Endlich war er raus aus der miefiegen, kleinen Wohnung. Er war in einem Element: die Stadt, das Leben.

Er hatte klare Ziele. Er wusste genau, wohin er an diesem Tag noch gehen wollte. Als erstes ging er zu der Siedlung in der Nähe des Stadtparks. Dort hatte er eine Stammwohung. Er beobachtete den alten Mann, der dort wohnte, schon seit drei Monaten. Diese Wohnung war ideal. Denn genau vor dem Fenster zum Wohnzimmer stand eine Parkbank. Seine Parkbank.

Er konnte dort Stunden verbringen und den Mann hinter den Fensterscheiben beobachten. Mittlerweile kannte er seinen kompletten Tagesablauf. Er wusste, wann er aus der Küche ins Wohnzimmer kam und Kreuzworträtsel löste. Jonas wusste, dass er sich jeden Tag das "Familienduell" ansah, und dass er sich auch sonst gerne von drittklassigem Fernsehprogramm berieseln ließ.

Jonas wusste auch, dass der alte Mann ihn schon öfters bemerkt hatte, es ihn aber nicht störte. Es hatte sogar den Anschein als gefiele es ihm, da er sich, seitdem Jonas ihn beobachtete, auf einen anderen Sessel setzte. Einer, der näher beim Fenster stand.

Manchmal bekam der Mann auch Besuch, doch dann schloß er immer die Vorhänge. Jonas hätte gerne gewusst, wer ihn jeden Donnerstag um 13 Uhr besuchte.

Heute war Jonas schon sehr schnell gelangweilt, von dem was dort sah. Er hatte schon seit einigen Tagen den Eindruck, dass er sich langsam wieder eine neue Wohnung suchen sollte. Natürlich würde er hin und wieder bei dieser Wohnung vorbeischauen, aber irgendwann wird alles langweilig.

Langsam stand er von der Bank auf und Jonas bemerkte, wie ihn der Mann aus den Augenwinkel sah und sich wohl wunderte, warum er an diesem Tag schon so früh ging. Normalerweise tat er das erst kurz vor "Arabella".

Jonas wählte den linken Häuserblock und begab sich auf die Suche. Er hatte ganz bestimmte Kriterien an "seine" Wohungen: Sie mussten natürlich im Erdgeschoss sein und keine oder kaum Vorhänge haben, schließlich wollte er auch etwas sehen. Ganz gut gefielen ihm auch Wohnungen auf deren Fensterbänken ganz besondere Dinge standen. Einmal hat er eine gesehen, auf der ganz besondere Statuen aus Afrika aufgebaut waren. Er dachte allerdings nicht, dass sie echt waren, denn es war eine miese Gegend und er glaubte nicht, dass die Leute, die hier wohnten, jemals über die Stadtgrenzen hinausgekommen waren.

Er wurde langsam ungeduldig. Er fand einfach nicht das, wonach er suchte. Eigentlich wusste er auch nicht genau, wonach er suchte. Oder doch: Er suchte Heimat. Ein Gefühl von normalem Leben. Ein Leben, in dem sich Eltern wirklich für ihn interessierten, nicht nur für seine Noten und sein Erscheinen nach Außen hin. Eltern, die für ihn da waren.

Das war es wohl, was ihn Tag für Tag in die Stadt hinaustrieb. Vor ein paar Jahren sah er sich jeden Tag Soaps an, die ihm das Gefühl von Heimat vermittelten. Dort sah er Leute, die er zu kennen schien. All ihre Gefühle, ihre Geheimnisse.
Doch bald erkannte er, dass das alles Fake war. Jetzt hatte er seine eigene Soap. Er ist Regisseur, Ausstatter, Drehbuchautor. Nur die Schauspieler waren die Leute in den Wohnungen.
Er lief nun schon seit einiger Zeit durch die Wohngebiete. Früher hatte es auch mal bei Bürogebäuden versucht, doch das war nicht seine Welt. Alles so geordnet, geschniegelt, perfekt und vor allem so stressig. Er wollte Alltagsleben. Einen geordeten Tagesablauf.

Er sah von einer Wohnung in die nächste. Auf der einen sind Gartenzwerge auf den Fensterbank. Ein großer mit weißem Schnurrbart, eine Frau, mit etwas zuviele Kilos auf den Hüften, und ein kleiner Zwerg mit einem hämischen Grinsen. Die der Person wohl fehlende Familie.

Jonas wollte für diesen Tag schon aufgeben und zu seinem alten Mann zurückkehren, als er sie sah. Seine Fensterbank. Seine Wohnung. Es waren frische Rosen auf der Fensterbank. Keine billigen Plastikimitate wie in den vielen anderen Wohnungen. Er versuchte jemden hinter den Vorhängen auszumachen. Zwar lief immer wieder eine Person hin und her, jedoch konnte er nicht erkennen ob Mann oder Frau.

Gott sei Dank war gegenüber dem Fenster eine kleine Steinmauer, auf die Jonas sich setzen konnte. Er machte sich auf einen langen Tag gefasst, den er wollte unbedingt wissen, wer sich hinter den Vorhängen verbarg, wer wohl die Person sein mag, die ihn schon fasziniert, ohne sie zu kennen oder sie gar jemals gesehen hatte.

Er malte sich die Person aus. Wie würde sie, er war sich sicher, dass es eine Frau war, aussehen?

Er beschloss, so lange zu warten, bis sich er die Frau besser erkennen kann.
Nachdem er bereits fast eine Stunde lang konzentriert in die Wohnung schaute, aber immer nur einen Schatten erkennen konnte, tat er etwas, das er sonst eigentlich verpönte. Er ging zur Haustür uns suchte die Klingeln. Es gab nur einen Frau, die in dem Haus wohnte. Frau Barbara König.

Zur Sicherheit las er sich auch noch die restlichen Namen durch, denn vielleicht war es ja doch ein Mann, der in dort wohnte.

Jonas dachte, dass das wohl die sogenannte weiblich Intuition ist. Bei ihm halt die männliche. Er wusste einfach, dass es eine Frau war.
Er wollte es sich nicht eingestehen, aber langsam wurde er ungeduldig. Und wütend. Doch nicht auf Barbara König, sondern auf sich selbst, weil er so ungeduldig wurde.

Jonas spielte mit dem Gedanken zu klingen, aber was dann?
"Hallo, mein Name ist Jonas König. ich beobachte sie seit einer Stunde von der Straße aus und würde sie gern kennenlernen?"
Nein, das ist doch lächerlich, denkt er.
Als er es fast aufgegeben hatte, dass er an diesem Tag noch etwas erreichen würde, geschah es.

Barabara König ging ans Fenster. Das erste was er dachte war: Hexe. Sie hatte graue, lange Haare, die verstrubbelt vom Kopf hingen. Ein knallrote Pulli umhülte den massigen Körper. Das von Falten übersehte Gesicht strahlte ihn an. Jonas konnte nicht anders, er musste zurückgrinsen.
"Hey, Junge, willst du reinkommen? Hab' grad Tee gemacht."
"Äh, ja...ja gerne."
Was war das? Hat sie ihn wirklich eingeladen? Das war eigentlich gegen sein Prinzipien, die er sich selbst für eine Beobachtenungen aufgestellt hatte: Kein persönlicher Kontakt. Jetzt aber hatte er ja gesagt. Einmal konnte man ja eine Ausnahme machen.
Barbara sagte, er solle reinkommen, die erste Tür links. Als er ankam stand die Tür bereits offen und sie wartete auf ihn.

"Hallo, ich heiße Barbara wie du ja schon weißt."
Als sie sein verdutztes Gesicht sah, fügt sie hinzu, dass sie ihn vorher gesehn habe, wie die Namen an den Klingeln studiert hatte.
"Ich bin Jonas.", sagte er bloß.
Sie gingen zusammen in die Wohnung und er fühlte sich wie im Fantasieland. Die Wände waren orange und rot gestrichen. Tücher hingen an der Decke wie Wolken und der Duft von Grünem Tee durchflutete die Räume.
"Ich dachte eigentlich, du würdest mal klingeln, aber irgendwie hast du nur auf dieses Fenster gestarrt."
Jonas' Wangen färbten sich dunkelrot. Er fühlte sich ertappt.
"Äh, wieso wissen sie, dass ich da draussen, äh...", stammelte er.
"Dass du von da draussen meine Wohnung beobachtet hast? Weil ich immer wieder kurz ans Fenster daneben gessen habe, aber du nur ein Blick auf dieses eine gehabt hast.Wieso machst du das? Hab ich dir etwas getan?"
"Nein, nein...nein. Ich, ich beobachte öfter Leute in ihren Wohnungen. Weiß nicht genau warum, warum eigentlich."
Doch Jonas wusste es ganz genau, hatte aber Angst die Wahrheit zu erzählen. Jemandem zu vertrauen.
"Jonas, das glaub' ich dir nicht. Wenn du nicht willst, brauchst du es mir nicht zu erzählen, aber ich finde es bestimmt nicht komisch."

Und da erzählte er. Von einen verkorksten Familiensituation. Von seinem Vater, der ihn und seine Mutter vor fünf Jahren verließ. Von seiner Mutter, die hart dafür arbeitete, damit sie einigermaßen um die Runden kamen, doch immer mehr in der Kneipe als zu war. Von ihm selbst, eigentlich nur eine normale Familie wollte. Oder das was er unter einer normalen Familie verstand: Vater, Mutter, Kind.
Er erzählte auch von seinem Hobby, von den vielen verschieden Wohnungen. Seiner Suche nach Geborgenheit und Heimat.
Barbara hörte ihm geduldig zu. Tätschelte ihm hin und wieder die Hand. Sie konnte ihn verstehen. Auch sie hatte nicht die normalsten Familienumstände: Ihre Mutter verließ ihren Vater und ihre 3 Geschwister als sie 12 Jahre alt war.

Irgendwann nach der dritten oder vierten Tasse Tee verabschiedete er sich. Er musste nach Hause, denn seine Mutter wollte sonst wieder genau wissen, wo er war. Und dass er nicht in der Schule war, sollte sie nicht unbedingt mitbekommen.
Er ging an dem Haus vorbei, als Barbara ihm nachrief, er könne morgen gerne wieder kommen.
"Ja, ich komme gerne!", rief Jonas und drehte sich noch einmal um.

Er hatte sie gefunden. Geborgenheit.
Seine Heimat.
 

Zarathustra

Mitglied
@katha

Hallo Katha,
deine Geschichte hat mir gefallen. Besonders der Schluß. Weil für das Finden der Heimat eigentlich nicht gar so viel notwendig ist.
Ein paar Tassen Tee, eine nicht mal sypathische Frau und ein Gespräch.

Schade allerdings, dass du so viele Flüchtigkeitsfehler stehen gelassen hast.
Auch die vielen Wortwiederholungen musst du eigentlich nicht machen.
 

katha

Mitglied
Du hast recht, es waren noch viele Fehler drin, die ich jetzt (hoffentlich) alle ausgebessert habe.
danke für den Hinweis und auch danke für deine Kritik.

MfG Katha :)
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

habe beim festplatte aufräumen deine schöne geschichte gefunden und bin mal mit m stift drübergegangen. alle veränderHeimatsuche
Schnell nahm Jonas noch seine Schultasche mit. Fast hätte er sie wieder vergessen. Das ist ihm schon mal passiert und seine Mutter hat ihm unangenehme Fragen gestellt. Er sagte dann, dass sie an diesem Tag Projekttag hatten und er seine Tasche nicht brauchte. Seitdem ist er vorsichtiger geworden.

Endlich war er raus aus der miefi()gen, kleinen Wohnung. Er war in (s)einem Element: die Stadt, das Leben.

Er hatte klare Ziele. Er wusste genau, wohin er an diesem Tag ()gehen wollte. Als erstes ging er zu der Siedlung in der Nähe des Stadtparks. Dort hatte er eine Stammwoh(n)ung. Er beobachtete den alten Mann, der dort wohnte, schon seit drei Monaten. Diese Wohnung war ideal. Denn genau vor dem Fenster zum Wohnzimmer stand eine Parkbank. Seine Parkbank.

Er konnte dort Stunden verbringen und den Mann hinter den Fensterscheiben beobachten. Mittlerweile kannte er seinen kompletten Tagesablauf. Er wusste, wann er aus der Küche ins Wohnzimmer kam und Kreuzworträtsel löste. Jonas wusste, dass er sich jeden Tag das "Familienduell" ansah, und dass er sich auch sonst gerne von drittklassigem Fernsehprogramm berieseln ließ.

Jonas wusste auch, dass der alte Mann ihn schon öfters bemerkt hatte, es ihn aber nicht störte. Es hatte sogar den Anschein(,) als gefiele es ihm, da er sich, seitdem Jonas ihn beobachtete, auf einen anderen Sessel setzte. Einer, der näher beim Fenster stand.

Manchmal bekam der Mann auch Besuch, doch dann schloss er immer die Vorhänge. Jonas hätte gerne gewusst, wer ihn jeden Donnerstag um 13 Uhr besuchte.

Heute war Jonas schon sehr schnell gelangweilt, von dem(,) was (er)dort sah. Er hatte schon seit einigen Tagen den Eindruck, dass er sich langsam wieder eine neue Wohnung suchen sollte. Natürlich würde er hin und wieder bei dieser Wohnung vorbeischauen, aber irgendwann wird alles langweilig.

Langsam stand er von der Bank auf und Jonas bemerkte, wie ihn der Mann aus den Augenwinkel sah und sich wohl wunderte, warum er an diesem Tag schon so früh ging. Normalerweise tat er das erst kurz vor "Arabella".

Jonas wählte den linken Häuserblock und begab sich auf die Suche. Er hatte ganz bestimmte Kriterien an "seine" Woh(n)ungen: Sie mussten natürlich im Erdgeschoss sein und keine oder kaum Vorhänge haben, schließlich wollte er ()etwas sehen. Ganz gut gefielen ihm auch Wohnungen(,) auf deren Fensterbänken ganz besondere Dinge standen. Einmal hat er eine gesehen, auf der ganz besondere Statuen aus Afrika aufgebaut waren. Er dachte allerdings nicht, dass sie echt waren, denn es war eine miese Gegend und er glaubte nicht, dass die Leute, die hier wohnten, jemals über die Stadtgrenzen hinausgekommen waren.

Er wurde langsam ungeduldig. Er fand einfach nicht das, wonach er suchte. Eigentlich wusste er auch nicht genau, wonach er suchte. Oder doch: Er suchte Heimat. Ein Gefühl von normalem Leben. Ein Leben, in dem sich Eltern wirklich für ihn interessierten, nicht nur für seine Noten und sein Erscheinen nach Außen hin. Eltern, die für ihn da waren.

Das war es wohl, was ihn Tag für Tag in die Stadt hinaustrieb. Vor ein paar Jahren sah er sich jeden Tag Soaps an, die ihm das Gefühl von Heimat vermittelten. Dort sah er Leute, die er zu kennen schien. All ihre Gefühle, ihre Geheimnisse.
Doch bald erkannte er, dass das alles Fake war. Jetzt hatte er seine eigene Soap. Er ist Regisseur, Ausstatter, Drehbuchautor. Nur die Schauspieler waren die Leute in den Wohnungen.
Er lief nun schon seit einiger Zeit durch die Wohngebiete. Früher hatte (er) es auch mal bei Bürogebäuden versucht, doch das war nicht seine Welt. Alles so geordnet, geschniegelt, perfekt und vor allem so stressig. Er wollte Alltagsleben. Einen geord(n)eten Tagesablauf.

Er sah von einer Wohnung in die nächste. Auf der einen sind Gartenzwerge auf de® Fensterbank. Ein großer mit weißem Schnurrbart, eine Frau (kein Komma) mit etwas (zu vielen) Kilos auf den Hüften, und ein kleiner Zwerg mit einem hämischen Grinsen. Die der Person wohl fehlende Familie.

Jonas wollte für diesen Tag schon aufgeben und zu seinem alten Mann zurückkehren, als er sie sah. Seine Fensterbank. Seine Wohnung. Es waren frische Rosen auf der Fensterbank. Keine billigen Plastikimitate wie in den vielen anderen Wohnungen. Er versuchte(,) jem(an)den hinter den Vorhängen auszumachen. Zwar lief immer wieder eine Person hin und her, jedoch konnte er nicht erkennen(,) ob Mann oder Frau.

Gott sei Dank war gegenüber dem Fenster eine kleine Steinmauer, auf die Jonas sich setzen konnte. Er machte sich auf einen langen Tag gefasst, den(n) er wollte unbedingt wissen, wer sich hinter den Vorhängen verbarg, wer wohl die Person sein mag, die ihn schon fasziniert, ohne sie zu kennen oder sie gar jemals gesehen hatte.

Er malte sich die Person aus. Wie würde sie, er war sich sicher, dass es eine Frau war, aussehen?

Er beschloss, so lange zu warten, bis ()er die Frau besser erkennen kann.
Nachdem er bereits fast eine Stunde lang konzentriert in die Wohnung schaute, aber immer nur einen Schatten erkennen konnte, tat er etwas, das er sonst eigentlich verpönte. Er ging zur Haustür un(d) suchte die Klingeln. Es gab nur eine() Frau, die in dem Haus wohnte. Frau Barbara König.

Zur Sicherheit las er sich auch noch die restlichen Namen durch, denn vielleicht war es ja doch ein Mann, der ()dort wohnte.

Jonas dachte, dass das wohl die sogenannte weiblich Intuition ist. Bei ihm halt die männliche. Er wusste einfach, dass es eine Frau war.
Er wollte es sich nicht eingestehen, aber langsam wurde er ungeduldig. Und wütend. Doch nicht auf Barbara König, sondern auf sich selbst, weil er so ungeduldig wurde.

Jonas spielte mit dem Gedanken(,) zu klingen, aber was dann?
"Hallo, mein Name ist Jonas König. ich beobachte sie seit einer Stunde von der Straße aus und würde sie gern kennen lernen?"
Nein, das ist doch lächerlich, denkt er.
Als er es fast aufgegeben hatte, dass er an diesem Tag noch etwas erreichen würde, geschah es.

Barabara König ging ans Fenster. Das erste(,) was er dachte(,) war: Hexe. Sie hatte graue, lange Haare, die verstrubbelt vom Kopf hingen. Ein knallrote® Pulli umhül(l)te den massigen Körper. Das von Falten übers(ä)te Gesicht strahlte ihn an. Jonas konnte nicht anders, er musste zurückgrinsen.
"Hey, Junge, willst du reinkommen? Hab' grad Tee gemacht."
"Äh, ja...ja gerne."
Was war das? Hat sie ihn wirklich eingeladen? Das war eigentlich gegen sein(e) Prinzipien, die er sich selbst für (s)eine Beobacht()ungen aufgestellt hatte: Kein persönlicher Kontakt. Jetzt aber hatte er ja gesagt. Einmal konnte man ja eine Ausnahme machen.
Barbara sagte, er solle reinkommen, die erste Tür links. Als er ankam(,) stand die Tür bereits offen und sie wartete auf ihn.

"Hallo, ich heiße Barbara(,) wie du ja schon weißt."
Als sie sein verdutztes Gesicht sah, fügt sie hinzu, dass sie ihn vorher geseh(e)n habe, wie (er)die Namen an den Klingeln studiert hatte.
"Ich bin Jonas.", sagte er bloß.
Sie gingen zusammen in die Wohnung und er fühlte sich wie im Fantasieland. Die Wände waren orange und rot gestrichen. Tücher hingen an der Decke wie Wolken und der Duft von Grünem Tee durchflutete die Räume.
"Ich dachte eigentlich, du würdest mal klingeln, aber irgendwie hast du nur auf dieses Fenster gestarrt."
Jonas' Wangen färbten sich dunkelrot. Er fühlte sich ertappt.
"Äh, wieso wissen sie, dass ich da drau(ß)en, äh...", stammelte er.
"Dass du von da drau(ß)en meine Wohnung beobachtet hast? Weil ich immer wieder kurz a(m) Fenster daneben ge(se)ssen habe, aber du nur ein Blick auf dieses eine gehabt hast. Wieso machst du das? Hab ich dir etwas getan?"
"Nein, nein...nein. Ich, ich beobachte öfter Leute in ihren Wohnungen. Weiß nicht genau warum, warum eigentlich."
Doch Jonas wusste es ganz genau, hatte aber Angst(,) die Wahrheit zu erzählen. Jemandem zu vertrauen.
"Jonas, das glaub' ich dir nicht. Wenn du nicht willst, brauchst du es mir nicht zu erzählen, aber ich finde es bestimmt nicht komisch."

Und da erzählte er. Von eine® verkorksten Familiensituation. Von seinem Vater, der ihn und seine Mutter vor fünf Jahren verließ. Von seiner Mutter, die hart dafür arbeitete, damit sie einigermaßen um die Runden kamen, doch immer mehr in der Kneipe als zu (Hause) war. Von ihm selbst, (der) eigentlich nur eine normale Familie wollte. Oder das(,) was er unter einer normalen Familie verstand: Vater, Mutter, Kind.
Er erzählte auch von seinem Hobby, von den vielen verschieden(en) Wohnungen. Seiner Suche nach Geborgenheit und Heimat.
Barbara hörte ihm geduldig zu. Tätschelte ihm hin und wieder die Hand. Sie konnte ihn verstehen. Auch sie hatte nicht die normalsten Familienumstände: Ihre Mutter verließ ihren Vater und ihre (drei) Geschwister(,) als sie (zwölf) Jahre alt war.

Irgendwann nach der dritten oder vierten Tasse Tee verabschiedete er sich. Er musste nach Hause, denn seine Mutter wollte sonst wieder genau wissen, wo er war. Und dass er nicht in der Schule war, sollte sie nicht unbedingt mitbekommen.
Er ging an dem Haus vorbei, als Barbara ihm nachrief, er könne morgen gerne wieder kommen.
"Ja, ich komme gerne!", rief Jonas und drehte sich noch einmal um.

Er hatte sie gefunden. Geborgenheit.
Seine Heimat.

ungsvorschläge sind in klammern gesetzt.
 



 
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